Der Fehlfarben-Empfänger - Ein Batterieaudion in der Zigarrenkiste

Das Radio hat sich heute so eingebürgert, daß viele Leute auch bei Touren oder Wanderungen nicht darauf verzichten möchten. Besonders an Regentagen bringt ein Kofferradio Abwechslung ins Zelt. Man kann sich nun so einen kleinen Koffer kaufen, aber der kostet 100 DM oder mehr. Das ist besonders für die jüngeren - doch dafür nicht minder begeisterten Hörer - eine Menge Geld. Wenn man sich einen einfachen Einkreiser für Kopfhörerempfang selbst baut, kommt man ohne weiteres mit weniger als einem Fünftel der Kosten aus.

Meistens sind solche Bastelgeräte mit mindestens zwei Röhren bestückt; damit lassen sich schon recht leistungsfähige Apparate aufbauen. Doch wenn man sich mit den nächsten 3 bis 4 Sendern begnügt und eine gute Schaltung verwendet, reicht auch eine Röhre. So ein Einröhren-Gerät ist sehr einfach zu bauen, kaum schwieriger als ein Detektorapparat.

In der hier beschriebenen Schaltung läßt sich jede beliebige Batteriepentode verwenden; sehr günstig sind die modernen Miniaturröhren der 91er oder, noch besser, der 96er Serie. DF 96 zeichnet sich durch besonders sparsamen Heizstromverbrauch aus: 1,4 V 25 mA. DF 91 und DAF 91 brauchen den doppelten Strom: 1,4 V 50 mA. Diese drei Röhren lassen sich alle mit gleichem Erfolg verwenden; die zusätzliche Diode bei den DAF-Typen bleibt unberücksichtigt. Ebenso können die äquivalenten amerikanischen Röhren mit Erfolg eingebaut werden. Auch die RV 2,4 P 700 wäre verwendbar, doch hat sie keine so günstigen Heizdaten.

Die Schaltung selbst ist sehr einfach. Die von der Antenne kommende HF-Energie gelangt über den Abstimmkreis und die Audionkombination (100 pF - 3 MOhm) an das Steuergitter der Röhre, wo sie demoduliert und verstärkt wird. Ein Teil der an der Anode vorhandenen restlichen HF wird auf den Abstimmkreis rückgekoppelt, wodurch Empfindlichkeit und Trennschärfe steigen. Die im Anodenzweig vorhandene NF wird über den Transformator ausgekoppelt und dem Kopfhörer zugeführt.
Der NF-Trafo sorgt für eine günstige Anpassung des Kopfhörers an die Röhre. Sein Übersetzungsverhältnis soll 3:1 bis 5:1 betragen. Da es solche Trafos nicht gibt, nimmt man einen normalen NF-Übertrager, der so geschaltet wird, daß die hochohmige (Sekundär-) Wicklung im Anodenkreis liegt und der Kopfhörer an die niederohmige (Primär-) Wicklung angeschlossen wird.
Die Polung der ersten Wicklung ist bei manchen Typen kritisch und muß ausprobiert werden.
Als Heizbatterie kann grundsätzlich jede Batterie mit 1,5 Volt Spannung verwendet werden.
Das Gerät entfaltet seine volle Leistung erst bei verhältnismäßig hohen Anodenspannungen. 50 Volt sind ausreichend, 75 Volt sind besser. Da die Batterie nur sehr schwach (mit ca. 3 mA) belastet wird, hält sie sehr lange. Sie reicht für mehrere hundert Stunden, d. h. bei normaler Beanspruchung des Gerätes mindestens ein Jahr lang.

Ein sehr bewährtes 'Gehäuse' für Apparate dieser Art sind Zigarrenkisten. Ihre Stabilität ist aus reichend, sie sind sauber gearbeitet, und - das wichtigste - sie kosten nichts. Für das Gerät mit Anoden-Batterie und großer Heizzelle reichen die Maße 5 x 12 x 17 cm gut aus; für eine größere Anodenbatterie steigen die Maße auf 5 x 12 x 21 cm.

Die einzelnen Teile werden mit Schrauben auf der Innenseite des Deckels befestigt. Es vereinfacht die Verdrahtung, wenn keine Teile an den Seitenwänden des Kistchens befestigt werden.
Alle Einzelteile müssen so eingebaut werden, daß nachher der Deckel noch zugeklappt werden kann.
Die Anodenbatterie befestigt man mit einem Streifen Alu- oder Büchsenblech, oder man klebt sie einfach fest. Die Drähte kann man anlöten, oder man benützt die Druckknopfleiste aus einer alten Batterie. Auf die gleiche Weise wird die Heizbatterie angeschraubt. Auch bei ihr sollte man die Drähte anlöten, da der Zinkbecher stark an der Luft oxydiert. Bei Klemmkontakten kommt dann kein einwandfreier Kontakt mehr zustande, und der Apparat rauscht.
Um den Einfluß der Handkapazität abzuschwächen, wird beim Einbau der beiden Drehkondensatoren eine Metallplatte eingeklemmt. Sie soll etwas größer sein als die Drehkos und wird mit Masse verbunden. Sie hat die Aufgabe, die Drehkos gegen die Bedienungshand abzuschirmen.
Die Röhre wird in einen passenden Sockel gesteckt, der auf einem Blechwinkel so montiert ist, daß die Röhre parallel zum Kistchendeckel in einem Abstand von 1 bis 2 Zentimeter liegt. Man wird die einzelnen Teile so zueinander anordnen, daß die Leitungen möglichst kurz ausfallen. Besonders Spulensatz, Drehkos und Antennenbuchsen gehören dicht zusammen.


Da die Leistung des Gerätes auch von guten Lötstellen abhängt, muß sehr sorgfältig und immer mit gut heißem Kolben gearbeitet werden. Ist die Verdrahtung, die man zweckmäßig mit Litze ausführt, fertig, und hat man sich überzeugt, daß kein Schaltfehler vorliegt, können die Batterien angeschlossen werden, und der Empfang kann beginnen.
Um höchste Empfindlichkeit zu erzielen, muß die Rückkopplung bis kurz vor den Schwingungseinsatz angezogen werden.

Das Gerät hat zwei Anschlüsse für Antenne. Hat man draußen nur eine kürzere Antenne zur Verfügung, steckt man sie in '1'. Ist man dagegen zu Hause und hat eine Hochantenne, ist '2' der richtige Anschluß. Da trennt der Apparat besser.
Mit dem Eisenkern wird der Spulensatz so eingeregelt, daß beim Durchdrehen des Abstimmkondensators der ganze Mittelwellenbereich erfaßt wird. Hinterher wird der Kern mit Kerzenwachs festgelegt, damit er sich bei Erschütterungen nicht verstellt.

  
(Der hier verwendete Spulensatz ist der gleiche der auch im RIM-Piccolo verwendet wurde.)

Das Mustergerät mit 50-V-Anode ist zwei Wochen lang auf einer Radtour erprobt worden. Als günstige Antennenlänge haben sich 7 m erwiesen. Damit war es immer möglich, einige Sender lautstark zu empfangen. Je höher die Antenne aufgehängt wird, um so besser ist der Empfang. Eine Erdung ist nicht nötig.
Abends kann man auf Wellenfang gehen, da sind überall 20 bis 30 Stationen gut hörbar. Alles in allem haben wir hier ein Gerät, das wenig kostet und dem Bastler viel Spaß macht.

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