UKW-Pendelempfänger mit der Röhre RV 2,4 P 700
Aus der "Funk-Praxis", Heft 5 1949

Die gewählte Schaltung will nicht für sich in Anspruch nehmen, daß sie die beste ist, doch hatte sie sich bei den Versuchen amerikanischer Amateure gut bewährt und ist vor allem wegen ihres einfachen und billigen Aufbaues kaum zu übertreffen. Das Gerät stellt in Verbindung mit einem Kopfhörer bereits ein brauchbares UKW - Empfangsgerät dar und macht als Vorsetzer aus jedem normalen Rundfunkempfänger ein vollständiges UKW-Gerät.
Der Aufbau des UKW-Empfängers
Die konstruktive Gestaltung des 3-m-Empfängers soll an Hand des Schaltbildes sowie der Aufbau-Bilder näher erläutert werden.


Von der Antennenbuchse A gelangt die Hochfrequenz über den die Antennenenergie regelnden Drehkondensator C 1 an den Abstimmkreis. Dieser Drehkondensator soll bei Frequenzen um 100 MHz nicht größer als 5 pF sein, da sonst unter Umständen dem Schwingkreis soviel Energie entzogen wird, daß die Rückkopplung nicht mehr einsetzt. Der Abstimmkreis besteht aus einem veränderlichen Kondensator C 2 und der Spule E. In der hier beschriebenen Ausführung wurde für C 2 eine besondere Konstruktion gewählt, deren Einzelheiten aus dem linken Teil des Aufbaubildes hervorgehen. Mit dieser Bauart lassen sich geringe Kapazitätsänderungen leichter einstellen, als es bei einem der üblichen Drehkondensatoren gleicher Maximalkapazität der Fall ist.


Die Kapazitätsänderungen dieses Drehkondensators werden durch Drehen eines mit einer Scheibe versehenen Gewindebolzens erreicht. Jeder normale Kurzwellen-Drehkondensator geeigneter Maximalkapazitat läßt sich, wenn er mit Feintrieb versehen ist, ebenfalls verwenden. In jedem Fall ist aber eine Calit-Isolation zu empfehlen. Die dem Drehkondensator C 2 parallel geschaltete Spule hat zum Empfang des UKW-Bandes 6 Windungen bei einem Windungsdurchmesser von 15 mm und einer Drahtstärke von 1,8 mm. Der Windungsabstand von Lage zu Lage soll etwa 1 mm sein. Bei der Montage der Spule ist auf äußerst kurze Verbindungsleitungen zum Drehkondensator C 2 unbedingt zu achten. Nach Möglichkeit soll bei Anfertigung der Spulen auf einen Wickelkörper ganz verzichtet werden; die Windungen werden am besten aus stabilem Draht (Kupfer, versilbert) freitragend gewickelt.


Die Audionröhre, eine RV 2,4 P 700, wird ohne Fassung unmittelbar in die Schaltung eingelötet. Bei der Auswahl von für die hohen Frequenzen noch geeigneten Röhren konnte die RV 2,4 P 700 als sehr gut beurteilt werden. Sie hat, wie schon aus den geringen äußeren Abmessungen ersichtlich, nur geringe innere Röhrenkapazitäten. Nach bisherigen Versuchen ist mit einer Schwingfähigkeit bis unter 2m zu rechnen. Um den Schwingungseinsatz leicht optimalen Bedingungen anpassen zu können, ist im Heizkreis der Röhre der Drehwiderstand R 1 angeordnet, der es ermöglicht, die Heizspannung in bestimmten Grenzen zu verändern. Da die Einstellung auf den günstigsten Wert jeweils nur einmal erforderlich ist, wurde auf einen besonderen Drehknopf für den Heizregler verzichtet. Parallel zum Heizfaden der Röhre befindet sich der Kondensator C 4, der hier auftretende Hochfrequenz unmittelbar kurzschließt. Der für den Einsatz der Pendelrückkopplung erforderliche Hochohmwiderstand R 2 liegt parallel zum Gitterkondensator C 3, führt also auf kürzestem Wege zu dem in dieser Lage der Röhre oben befindlichen Steuergitteranschluß. Für die Hochfrequenzdrossel DR sind zwei Buchsen vorgesehen, so daß verschiedene Drosseln eingesetzt werden können, ohne in die Schaltung weiter eingreifen zu müssen. Die Dimensionierung der Drossel ist bekanntlich abhängig von der jeweils eingestellten Empfangsfrequenz. Die Drossel ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Schaltung. Von ihrer Güte und Wirksamkeit hängt vor allem die Schwingfähigkeit der Anordnung ab. Sie ist so zu wickeln, daß ihre Eigenkapazität sehr gering bleibt, da andernfalls die Sperrwirkung mehr oder weniger verloren geht. Man wickele daher nicht wahllos übereinander, sondern mit etwa 1 mm Abstand Windung an Windung. Die in dem hier beschriebenen Gerät verwendete Drossel hat 14 Windungen bei einem Windungsdurchmesser von 35 mm und ist auf einen keramischen Isolierkörper mit 1 mm Abstand aufgewickelt. Von 5 Versuchsdrosseln hat sich diese Ausführung als die günstigste erwiesen und arbeitet im gesamten Bereich von 3 ... 8 m einwandfrei. Als Faustregel kann gelten, daß 1/4 der Wellenlänge die erforderliche Drahtlänge in Metern angibt, welche auf die Drossel aufgewickelt werden muß. Man benötigt also für den Wellenbereich von 3 ... 4 m eine Drahtlänge für die Drossel von mindestens 1 m. Um den Schwingungszustand der Röhre unmittelbar zu erkennen, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, hinter der Drossel die Einschaltmöglichkeit für einen Strommesser in den Anodenkreis vorzusehen. Im Abschnitt 'Inbetriebnahme' wird zu diesem Punkt noch Näheres gesagt. Der in die Anodenleitung geschaltete NF-Übertrager sowie das Potentiometer R 3 sind unterhalb der Aufbauplatte montiert. Der den NF-Übertrager primärseitig überbrückende Blockkondensator C 5 ist sehr wichtig. Von seinem Kapazitätswert hängt vielfach das einwandfreie Arbeiten des Empfängers ab. In den meisten Fällen wird dieser Kondensator zu 5000 pF Kapazität gewählt werden müssen, es ist jedoch vorteilhaft, den optimalen Wert jeweils durch Versuch zu ermitteln.

Inbetriebnahme des Empfängers
Bei der ersten Inbetriebnahme ist darauf zu achten, daß die Heizspannung den für die RV 2,4 P 700 vorgeschriebenen Wert von 2,4 Volt aufweist, da bei Unterheizung die Schwingfähigkeit der Röhre sehr rasch sinkt. Die am Potentiometer R 3 einzustellende Anodenspannung muß etwa 50 ... 70 Volt betragen. Der Antennenkondensator C 1 wird zunächst auf seinen geringsten Wert eingestellt, damit der Einsatz der Rückkopplung erleichtert wird. Mit Hilfe des Potentiometers R 3 wird nun versucht, den Einsatzpunkt der Rückkopplung zu finden. Dazu wird bei a b im Schaltbild das Milliamperemeter angeschlossen, das mit einem Kondensator C 7 von etwa 5000 pF Kapazität überbrückt sein muß. Der Schwingungseinsatz macht sich durch eine sprunghafte Änderung des Anodenstrornes bemerkbar. Bekanntlich sinkt dieser spontan, wenn eine Röhre zu schwingen beginnt. Nun ist zu prüfen, ob beim Durchdrehen des Kondensators C 2 die Röhre bei jeder Kondensatorstellung sicher schwingt. Treten sog. Schwinglöcher auf, so lassen sich diese durch geringes Verstellen von C 1 beseitigen. In einem bestimmten Bereich des Reglers R 3 wird nun das charakteristische Rauschen zu hören sein. R 3 wird so eingestellt, daß das erwähnte Rauschen gerade noch nicht abreißt. Ist der Bereich richtig gewählt, und fällt der Empfangsversuch in die Sendezeit des in Frage kommenden UKW-Senders, so wird man beim Durchdrehen des Abstimmkondensators C 2 eine Stelle finden, an der das Rauschen mehr oder weniger unterdrückt wird. Wie stark das Rauschen zurückgeht, hängt von der Entfernung vom Sender, bzw. von dessen Feldstärke am Empfangsort ab. Durch Verändern des Antennenkondensators kann die aus der Antenne kommende Hochfrequenz dann entsprechend dosiert werden. Mit dieser Schaltung wird eine künstliche Verbreiterung der Abstimmung erreicht, die das erstmalige Auffinden eines Senders außerordentlich erleichtert, so daß häufig auch noch entferntere Sender als solche ermittelt werden können. Zu den ersten Versuchen wird man sich zweckmäßig eine Spule für einen höheren Wellenbereich, z. B. für das 10-m-Band anfertigen und mit dieser die ersten Empfangserfahrungen sammeln. Die Pendelrückkopplung ist auch hier wie bei höheren Frequenzen anwendbar, nur ist darauf zu achten, daß eine für diesen Wellenbereich dimensionierte Drossel (für das 10 m-Band etwa 2,5 m Drahtlänge) vorgesehen wird.

Antenne und Erde
Als Antenne eignet sich in jedem Fall ein Stab von der Länge l/2 oder l/4 - oft genügt auch ein Stück Draht. Da bei UKW der kapazitive Widerstand zwischen Chassis und Erde viel geringer ist als der induktive Widerstand einer Erdleitung, ist diese in keinem Fall kritisch und kann darum meistens weggelassen werden. Sie bringt empfangsmäßig keinen Vorteil. Brumm- oder Schwingneigungen im NF-Teil können allerdings eine Erdung erforderlich machen.