Das Röhren-Prüfgerät Funke W19, Herstellungsjahr 1951

Besonderheiten: Mit diesem Prüfgrät kann man - von den meisten Militär-Röhren abgesehen - fast alle je hergestellten Röhren prüfen.

Links neben der Haupttafel mit den diversen Röhrensockeln erkennt man die Prüfkarten - es sind weit über 1000 Stück. Im Deckel erkennt man, ganz oben, drei verschiedene Adapter-Röhrensockel, die es ermöglichen, auch solche Röhren zu prüfen, für die sich kein eigener Sockel im Gerät befindet - diese sind z.b. Miniatur-Röhren oder die Röhren mit Magnoval-Sockel wie die PL500, etc.
Rechts daneben das Röhren-Prüfbuch, welches zum jeweiligen Funke-Prüfgerät gehört, darunter schön säuberlich gesteckt : Prüfkabel, die von Fall zu Fall benötigt werden.
Hinter all diesen, in der gesamten Deckelgrösse (leider im Bild kaum zu erkennen) : Eine Hauptübersichtskarte über die am häufigsten vorkommenden, zu testenden Röhren.


Im nächsten Foto sieht man deutlich die Schalttafel des Prüfgerätes.
In der obersten Reihe erkennt man die Prüfstecker (es sind die 13 schwarzen "Knöpfe"), die in das Steckerfeld, nach Angabe der jeweiligen Prüfkarte, gesteckt werden.
Darunter sowie links und rechts des Steckerfeldes die diversen Röhrensockel. Unterhalb des Steckerfeldes befindet sich das Meßgerät - rechts daneben der Prüfschalter.


Im nächsten Foto eine der Prüfkarten für den Funke W19.


Leider liegt beim Funke W19 keine Universalkarte bei - hier eine nachträglich angefertigte Karte im Originalmaßstab. Diese Karte wird zur anfertigung von weiteren, fehlenden Karten benötigt. - Sie sollte auf festem Karton (180 - 200 g/qm) ausgedruckt werden - mit einem 4-mm-Locheisen oder einer Lochzange die Löcher ausstanzen.


Mit Hilfe des jeden Röhrenprüfgerätes beiliegenden Handbuches und des darin befindlichen Schalt-, bzw. des Sockelbelegungsplanes kann sich jeder sehr leicht und effizient eigene Karten anfertigen.

Beispiel: Die Röhre EL95. Diese besitzt eine 7-polige Miniaturfassung, im Sockelbelegungsplan (Funke- Handbuch) unten rechts eingezeichnet - eine Kopie dieses Funke-Sockelplanes siehe nächstes Bild, "Miniatur".


Bei der für die EL 95 in Frage kommenden Miniaturfassung sind laut Funke's Sockelbelegungsplan die Anschlüsse als Elektrode 1, 2, H1, H2, 3, 4 und 5 geschaltet. Als Vergleich dagegen das "echte" Sockelschaltbild der EL95 :

- Nach der aufgelegten Universalkarte liegt die Elektrode 1 in der oberen Steckschalterreihe an den ersten 5 Steckschaltern - auf der Universalkarte ist dieses erste Feld als Pin 1 bezeichnet.
Das Schaltbild der EL 95 verlangt, daß fraglicher Röhrenstift als Gitter 1 (G1) zu schalten ist. In der oberen Steckschalterreihe ist daher in Steckschalter 4 ein Stecker einzudrücken. Mit einem der vorhandenen Stecker sticht man einfach an der betreffenden Stelle ein Loch in die unter der Universalkarte gelegten Leerkarte und steckt den Stecker hinein.
Der als Elektrode 2 geschaltete Anschluß der Miniaturfassung ist nach dem Sockelschaltbild der EL 95 als Katode, also als K zu schalten - das ist in der oberen Steckschalterreihe der Steckschalter Nr. 10, dort das nächste Loch einstechen und einen Stecker eindrücken. Die weiter vorhandenen Heizfadenanschlüsse H1 und H2 werden weiter unten im Text besprochen.
Elektrode 3 der EL 95 muß als Anode, also als A1 geschaltet werden, das ist der Steckschalter Nr. 12. Dort wiederum ein Loch in die Leerkarte einstechen und Stecker eindrücken.
Elektrode 4 muß 2. Gitter werden, also als G2 schalten, das ist der Steckschalter 17. Die Elektrode 5 ist wieder G1, braucht aber nicht mehr angeschaltet zu werden, da das G1 bereits durch Elektrode 1 erfaßt wurde.
Damit wäre die Sockelschaltung für die EL 95 hergestellt. - Nun nur noch die Röhrendaten, aus einem Röhrenhandbuch entnommen, auf die Karte übertragen.
Bei dem Beipiel der EL95 erkennt man laut Röhrenhandbuch, daß sie einen Ia-Meßwert von 24 mA hat, also muß im Steckfeld IA...mA der Pin 67 gesteckt werden, = 25mA. Außerdem wird auf der Karte der entsprechenden Wert in 5 mA-Schritten eingezeichnet. Als Gutwert sollte 60% des Sollwertes ( = 14 mA ) an aufwärts eingetragen werden - als unbrauchbar von 40% an abwärts ( = 9 mA ).
Weiterhin erkennt man aus dem Röhrenhandbuch, daß die EL95 eine Heizspannung von 6,3 Volt hat. Entweder legt man die Karte einer anderen Röhre über die beiden aufliegenden Karten (Leerkarte, Universalkarte), von der man weiß, daß sie auch mit 6,3 Volt betrieben wird - dieses ist der einfache Weg. - Will man aber wissen, wie sich der Wert - 6,3 Volt - zusammensetzt, so braucht man sich nur einmal das große Feld mit der Beschriftung H1 + H2 ansehen. Man benötigt jeweils einen Stecker für H1 sowie einen für H2. Die Spannung von 6,3 Volt setzt sich zusammen aus 3,3 + 0,7 + 0,7 + 0,3 + 1 + 0,3 = 6,3 Volt. Die ersten beiden Zahlen, 3,3 und 0,7 sind die zu H1 gehörenden. Zwischen H1 und H2 liegt eine weitere 0,7-Volt-Spannung an. Die weiteren Spannungen, 0,3 und 1 und 0,3 sind die zu H2 gehörenden Spannungen.
Zum Schluß wird nur noch die Anodenspannung angelegt. Da die Röhre mit Gleichspannung arbeitet - nur Gleichrichterröhren arbeiten mit Wechselspannung - und die EL95 im Handbuch mit 250 Volt= angegeben ist, wird im Feld UA...= der Stecker in Pin 54, 200 Volt, gesteckt. (200 Volt Prüfspannung ist, leider, die höchste Spannung, die der Funke W19 zur Verfügung stellt.)
Nach diesem Beispiel dürfte es für jeden ein leichtes sein, fehlende Karten selbst anzufertigen. Soll eine Karte für eine andere Röhre, mit einem zweiten Gitter, angefertigt werden - wie z.B. bei der 9-poligen EL84 - siehe auch im Bild den rechten Sockel, "Noval" - nun, hier liegt das Gitter 2 auf Pin 9 der Röhre (siehe nächstes Bild) - jedoch im Funke-Handbuch ist Pin 9 dieses Sockels die Elektrode 4. Das entsprecht also dem Feld Nr.4 - der Stecker wird also im Feld 4 bei Gitter 2 gesteckt - im Steckschalter 17 also einen Stecker durchdrücken.


Viel Spaß und Erfolg beim Anfertigen eigener Karten !

- Zum Abschluß noch eine Anmerkung zur Stabilisator-Röhre des Funke W19 :

Im Schaltplan des W19 ist, wie in den meisten Funke-Prüfgeräten, eine Glättungs- bzw. Stabilisator- Röhre GR150DA eingebaut. In älteren Prüfgeräten war es die GR150A, diese besitzt jedoch nicht die dritte Hilfs- (Zünd-) Anode. Funke verwendete selektierte Typen, die eine garantierte stabilisierte Spannung von 150 Volt / 50mA abgaben - die unterschiedlichen Exemplare dieses Typs liegen sehr stark gestreut im Spannungsbereich von 135 - 175 Volt.
Wird nun eine Röhre mit hohem Anodenstrom geprüft kann es vorkommen daß die Glättungsröhre erlischt.
Eine Auswahl möglicher Ersatztypen mit gleicher Sockelschaltung und Sockel sind unter anderem:
GR 20-12; KZ 20-212; KZ 20-12.
Mit abweichender Sockelschaltung bzw. abweichendem Sockel(stiften):
GR 20-14; GR 24-22 und GR 28-10 (= StR 150/60).

GFGF-Vereinsmitgliedern - und nur solchen ! - stellt GFGF-Vereinsmitglied Herr Karl-Friedrich Müller eine gezippte Datei mit allen verfügbaren Prüfkarten für den Funke W19 zur Verfügung.

Von Herrn K.-F. Müller, der auch die soeben beschriebenen Prüfkartensammlung erstellte hatte, bekam ich den nachfolgend beschriebenen Prüfsockel. Es ist ein Adaptersockel, hergestellt aus dem Sockel einer defekten UEL 51 aus ehemaliger DDR-Produktion, deren Glas vorsichtig entfernt wurde. In diesen Sockel wurden 10 halbierte Prüfkabel (Conrad-Electronic) mit Krokodil-Klemmen eingelötet - siehe das nachfolgende Foto :


Mit einem solchen Prüf- oder auch Adaptersockel hat man nun die Möglichkeit, z. B solche Röhren zu testen deren Sockel nicht auf dem W 19 vorhanden sind, dieses sind die meisten Militär-Röhren.
Mit einem Stück Textilklebeband wurden kleine Streifen, numeriert von 1 - 10, an die Prüfkabelenden angebracht. Die Reihenfolge, wie die Kabel einzusetzen sind (anhand der Numerierung) erkennt man aus der folgenden Skizze sowie der anschließenden Tabelle.


(In den Röhrenhandbüchern ist dieser Sockel (ST1 - ST36), der im Normalfall zwei Anschlüsse weniger besitzt, dermaßen numeriert, daß Pin 1 der obere linke ist - und von den oberen Pins gab es nur drei ! - und im Uhrzeigersinn wurde weiter gezählt. Als es dann aber den neueren Typ gab, den Sockel ST37 - ST50, wurden die beiden in der oberen Reihe hinzugekommen zwei Anschlüsse als Pin 9 - links neben Pin 1 - sowie als Pin 10 - rechts neben Pin 3 - bezeichnet.)

Pin 1 = Rot -> an Kkl. 2
Pin 2 = Gelb -> an Kkl. 3
Pin 3 = Grün -> an Kkl. K
Pin 4 = Schwarz -> an Kkl. 4
Pin 5 = Rot -> an Kkl. H1
Pin 6 = Gelb -> an Kkl. H2
Pin 7 = Grün -> an Kkl. 5
Pin 8 = Weiß -> an Kkl. 1
Pin 9 = Schwarz -> an Kkl. 6
Pin 10 = Weiß -> an Kkl. 7
(Kkl. = Krokodilklemme)
Hinweis : Die Klemmenbezeichnung H1 und H2 bedeuten logischerweise Heizungsanschluß1 und 2. Da die zwar sehr gut isolierten - aber dennoch vom Drahtquerschnitt her sehr dünnen Kabel von Conrad nicht allzu sehr belastet werden können, sollte man hierfür unbedingt dickere Kabel verwenden.
Wie ich weiter oben schon beschrieb verwendete die Fa. Funke in ihren Prüfgeräten eine spezielle, sehr logische konsequente Numerierung ihrer Prüflings-Fassungen. Schaut man sich die vorige Skizze an, erkennt man außerhalb eine andere Numerierung als innen eingezeichnet.
Die innere Numerierung ist die wie sie in den Röhrenhandbüchern und -Datenblättern angegeben sind, - die äußere Numerierung in der Skizze bezeichnet die von Funke. Was bedeutet : Der (äußere) Pin 1 ist gleichbedeutend dem Steckplatz 1 in der obersten Lochreihe des Röhrenprüfgerätes, in dem die Stecker gesetzt werden. In der Skizze mit 6 bezeichnete Anschluß bedeutet dann Steckplatz 6, u.s.w.

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