Reparatur eines Lautsprechers
von Kay Spiecker und Carsten Rauth

Nachdem man sich so eine ganze Weile mit alten Lautsprechern beschäftigt hat, bekommt man den einen oder anderen Lautsprecher in die Finger, der einer 'ärztlichen Versorgung' bedarf. Manche Lautsprecher sehen dank Mottenfrass oder mechanischer Beschädigung so schlimm aus, dass sie oft als irreparabel im Müll landen. Bedenkt man aber, dass diese 'ollen Papptüten' seit Jahrzehnten nicht mehr produziert werden und dadurch nicht mehr frei verfügbar sind, sollte man sich den letzten Schritt doch bitte überlegen.
Wir wollen hiermit den Leuten, die sich mit Alnicos und anderen alten Lautsprechern beschäftigen, zeigen, wie eine Reparatur aussehen kann.
Da wo uns ein Kamera zur Verfügung stand, haben wir es dokumentiert. Ansonsten versuchen wir, den defekt zu beschreiben.

Also, der erste Patient:    Saba 26 cm rund.

Fehlerbeschreibung: 1. Membran und Sicke weisen große Risse auf
2. Membran undSchwingspulenträgereinheit hat sich von Sicke gelöst
3. nach der Reparatur hat der Lautsprecher gekratzt
Nach dieser Fehlerbeschreibung hatten wir eigentlich vor, dieses Chassis in die 'Leitz Rundablage' zu befördern. Die Seltenheit dieses Lautsprechers hat es aber verboten.
Bei Sonnenschein und guter Laune ( fiel schwer angesichts dieser Verwüstung ) machten wir uns im Garten an die Arbeit. Carsten hat repariert und ich photografiert.
Zur Verfügung standen: Tapetenkleister Extra (aka Methylan einfach, immer diese Schleichwerbung...), Seidenpapier, Pinsel und eine Schere.


Zuerst die Membran an den Schadstellen großzügig mit dünnflüssigem Tapetenkleister bestreichen und einweichen lassen.


Die Sicke wird durchgewalkt!


Sieht schlimm aus...


Etwas schlecht zu erkennen: Seidenpapierstreifen werden zur Verstärkung aufgebracht


Dasselbe auch von hinten


Oh Schreck, ob das was gibt ? (Noch mehr Haarausfall, was sonst?!)


Zweifel !!!

Nach dem Trocknen sah alles noch viel schlimmer aus....
Siehe Bild im 'fertigen' Lautsprecher.

Beim Antesten der nächste Fall:    Zentrierspinne lose oder dejustiert.

Hier habe ich leider keine Photos. Der Schreck und die Enttäuschung waren zu groß als das wir jetzt an den Knipser gedacht haben...

Zum Glück hatten wir aber Freunde, bei denen wir uns wieder Rat holen konnten. - Thomas gab uns den Tipp, mit UHU Hart die Schwingspule wieder anzukleben. - Na gut, aber wie ?

Membran und Zentrierspinne sitzen auf Spannung. Die Membran geht nach oben, die Spinne nach unten. Es musste also ein Gewicht gefunden werden, das die Membran nach unten drückt und dabei die Membran nicht beschädigt.
Eine 'Eierkerze' war genau das richtige. Der Lautsprecher wurde mit dem Magneten auf den Tisch gestellt. Die Kerze so positioniert, so das die Membran zentrisch nach unten auf die Spinne gedrückt hat.
Mit UHU-Hart (hm, so langsam müssten wir Angebote seitens der Industrie bekommen...) wird die fragliche Stelle an 3 oder 4 Punkten geheftet. Nach dem Trocknen dann eine saubere Naht mit dem Klebstoff gezogen.

So, der Lautsprecher war fertig !

- Dachten wir. Aber nichts da, der nächste Fehler war da. Schwingspule kratzt. Also zentrieren. Aber wie ?
Beim Saba ist das kein großen Problem, wie sich später rausgestellt hat. Wir haben den Großen mal aufgenommen. Die Sabas haben alle das selbe Prinzip:


Von Oben sind die 2 Schrauben, welche die Zentrierspinne justieren.


Die Spinne ist auf Filz gelagert.

Der Lautsprecher wird auf dem Boden gelegt und am Verstärker angeschlossen.
Die Schrauben werden gelöst. Während Musik spielt, wird die Spinne vorsichtig bewegt, bis sich ein gleichmäßiges Klangbild ergibt. Beim Festziehen der Schrauben darauf achten, daß die Musik weiterspielt. - Etwas zu feste angezogen und die Zentrierung ist nicht mehr optimal. Also, wieder ein bisschen lose gedreht - und alles ist in bester Ordnung.
Genial Einfach, einfach Genial................ Der 26 er Saba spielt wieder einwandfrei.


Ich habe auch Lautsprecher, die von Fachleuten restauriert wurden. Von Hajo habe ich die Fehodor bekommen. Einer von Ihnen war so stark beschädigt, dass ein großes Stück der Membran ausgewechselt werden musste.




Wir waren natürlich neugierig und haben gefragt, wie eine solche Reparatur gemacht wurde.
- Hier die Antwort von Hajo: Der eine war sozusagen mein Versuchskarnickel. Hab ich bekommen mit großem Loch - war mit weichem Leder zugepappt. Wollte die Dinger eigentlich betreiben, deshalb Reparatur.
Eingefärbt nicht mit Wasserfarben, sondern mit geringer Menge Glanzruß, gelöst in Alkohol (kein Schnaps, Spiritus - Schnaps ist zu schade) [Aja, das läst tief blicken..], geringe Menge Latexkleber dazu, färbt gut ein und gibt kein zusätzliches Membrangewicht. Flickstück aus Schrottgrundigspeaker [Mörder!] rausgeschnitten, in 1zu10 Holzleim-Wasserlösung eingeweicht, Form gegeben soweit es ging, trocknen lassen und mit 1 zu 2 Holzleim-Wasser aufgepappt.

Paar Tips zur Reparatur von dem alten Lautsprechergelumpe:

Kleine Risse in der Membran weiche ich einfach ein, zunächst mit Wasser, dann mit Holzleim-Wasser-Lösung - klebt sich von alleine wieder zusammen, sieht man kaum. Aufgerissene Papiersicken nie mit Leim behandeln - Leim wird steinhart, Sicke auch! Hier nehme ich Latexkleber (gibt es als 'Lösemittelfreien Alleskleber' von Pritt in Plastikflasche), der verändert die Härte nicht und gibt eine glänzende, nicht klebende Oberfläche. Den verwende ich in Verdünnung 1 zu 2 mit Wasser. Hab schon Versuche damit gemacht - selbst 2 mm dicke Schicht lässt sich noch ohne weiteres verbiegen. Die Sicken streiche ich ganz einfach mit einem feinen Pinsel ein.
Größere Beschädigungen klebe ich von unten her mit Membranpapier - deshalb auch 'hoffnungslose' Pappen nicht wegschmeißen. Möglichst wenig wegen zusätzlichem Membrangewicht. Bei harten Membranen kleb ich mit verdünntem Holzleim, bei weichen und bei Biegewellenwandlern mit Latexkleber.

Manchmal haben die alten Membranen Wurmlöcher von etwa halbem mm Durchmesser, kreisrund. Die stopf ich mit einer Mischung aus Latexkleber und Zigarettenasche. Sieht man nach Trocknen nur, wenn man es weiß.

Den Latexkleber gibt es in einer 100mL-Flasche, heißt 'PRITT-Alleskleber ohne Lösungsmittel' und wird als Kleber für Pappe, Stoff, Leder u. a. verkauft. Hinten ist ein Vermerk drauf 'kalt auswaschbar'. Hab auch schon andere probiert, ging nicht wegen Aushärtung.

Du siehst, meine ganzen 'Wundermittel' sind Holzleim, Latexkleber, Spiritus und Ruß - äußerst schwer ranzukommen, Geheimtipp usw. - (gibt es in jedem Baumarkt)!
Alsdann mal viele Grüße

Hajo Häußler

Danke Hajo! Wir hoffen, mit diesen Reparaturanleitungen vielen helfen zu können.
Auch von uns viele Grüsse,

Carsten und Kay
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