Neumann-Mikrofon-Restauration
von Jan Lafrenz



Hallo, Jogi !
Ich hoffe, Du oder die Leser Deiner Seiten kannst (können) mir bei einem kleinen Problem irgendwie helfen:

Ich restauriere gerade ein altes Flaschenmikrofon. Es war ein ziemlicher heruntergekommener Müllhaufen, ich glaube, nicht besonders wertvoll. Aber ich habe beschlossen, daraus wieder ein schönes, funktionierendes Stück zu machen.


Anscheinend stammen einige Gehäuseteile (z.B. oberer Deckel) von Neumann und entsprechen Vorkriegsware, andere sind wahrscheinlich nach dem Krieg angefertigt worden. Der obere Deckel trägt die Firmenbezeichnung von Neuman sowie eine Typenbezeichnung ELA MZ 027/1. Dieser Typ ist nach meinen Recherchen recht alt, aber bei meinem Mikrofon scheint es sich eher um ein nach dem Krieg aus irgendwelchen (Rest-)Teilen ziemlich liederlich zuammengeschraubtes Industrie-Mikro, und nicht um ein Studio-Mikrofon zu handeln.
Es war auch nachträglich mit einer wirklich häßlichen grün-grauen Hammerschlaglackierung versehen worden (eingetaucht, überall waren noch Tropfnasen vom Lack), die nur mit professionellen Entlackern zu entfernen war.
In der Elektrik ist in den letzten 50 Jahren sichtbar gebastelt worden, es finden sich zahlreiche RFT-Bauelemente aus den 50-60iger Jahren. Wahrscheinlich lag es auch einige Zeit in irgendeiner Pfütze, in der Schaltung war allerhand korrodiert, einige Bauelemente völlig zerstört. Die Röhrenbestückung ist 2 x EF12K.


Ich habe jedenfalls alles dokumentiert, aus den noch vorhandenen Fragmenten die Schaltung rekonstruiert, mir einige Verbesserungen ausgedacht (z.B. sinnvollere Nullpunkte), das ganze Gehäuse entlackt, alles auseinandergebaut, das Chassis etwas solider wieder aufgebaut und werde jetzt mit möglichst zeitgemäßen Originalteilen und Drähten aus meinen Bastelkisten den Verstärker wieder aufbauen.
Ich will allerdings kein neuwerig aussehendes Hochglanz-Produkt produzieren. Das Mikrofon soll einigermaßen funktionieren, mechanisch solide sein, und man soll, abgesehen von einigen Verbesserungen und eher bescheidenen Verschönerungen, ruhig sehen können daß es sich um ein liebenswertes altes Stück Technik mit Geschichte handelt...
Ob die Kapsel noch funktioniert, weiß ich im Moment noch nicht, die war nämlich völlig verrottet. Die Kapsel ist vermutlich älter als der Rest, die Membran lässt sich mittels eines verschraubbaren Halteringes einspannen.
Da die goldene Originalmembran natürlich zerstört war, habe ich provisorisch ein Stück Alu-Folie von der Haushaltsrolle (in der Anfangszeit der Kondensatormikrofone hat man anscheinend sowieso nur Alu-Folie verwendet) eingespannt. Sieht ganz gut aus, offenbar besteht auch kein Kontakt zwischen Membran und Gegenpol in der Kapsel, so daß es eigentlich funktionieren müsste. Mal sehen, oder besser: hören, was passiert.

Hier ein Bild des alten Mikrofon-Chassis:


So hats zwischendurch bei mir ausgesehen:


Und hier ein Bild des neuen Chassis:


Ein kleiner Kondensator-Trick:


Bevor aber irgendetwas zu hören sein wird, muß ich nun folgendes Problem lösen: Die Pin-Belegung im Anschluß-Stecker:


Im Sockel des Mikrofons befindet sich ein 6-poliger Anschlußstecker (männlich), an den mittels Überwurfmutter eine entsprechende Buchse (weiblich) des Mikrofon-Ständers verschraubt werden kann. Am Ende des Kabels ist wiederum ein dicker 6-Pol-Stecker (mänlich) für das Netzgerät (was ich ntürlich erst noch bauen muß).

Meine Frage ist nun: Kennt jemand diese Stecker, gibt es eine Norm für die Pin-Belegung ?
Ich muß folgende Leitungen unterbringen: + Anode, + Heizung, - Anode/Heizung/Abschirmung, Ton, Ton (symm.). Vielleicht hat ja auch noch irgendwo jemand eine geeignete weibliche Einbaubuchse für das Netzgerät, die er mir verkaufen kann.

Es handelt sich bei den Steckern und Buchsen um alte RFT-Bauteile. Leider kennt sich in meinem Umkreis niemand damit aus, selbst traditionelle Radio-Fachgeschäfte in den neuen Bundesländern versagen in diesem Punkt. Auch im Internet wurde ich noch nicht fündig. Vielleicht kannst Du oder die Leser Deiner Seiten mir helfen. Ich würde mich wirklich sehr freuen; es wäre einfach zu schade wenn so ein schönes altes Stück Zeitgeschichte vergessen bliebe (deshalb auch diese Fotos) und wenn es irreparabel bliebe.

Vielen Dank erstmal und Gruß aus Potsdam,
Jan

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