Röhren-Stereodekoder zum selberbauen, mit Abgleichanleitung
von Leon


So, hier ist nun die Schaltung des dem von mir verwendeten Röhrendekoders.
Wie man auf den ersten Blick sehen kann ist er recht einfach und daher relativ nachbausicher aufgebaut. Wer sich mit der Dekodertechnik schon mal befasst hat, wird sofort erkennen, daß es sich hierbei um einen sogenannten Schalterdekoder handelt.
Die Funktionsweise ist in der Literatur reichlich beschrieben worden so das ich mir hier eine detailierte Funktionsbeschreibung erspare.

Schaltbild Roehren-Stereodekoder
(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Nur soviel sei erwähnt, daß im Filter L2 / L3 (klar, mit Hilfe von V1) der Pilotton verstärkt und durch Zweiweggleichrichtung (D1 / D2) verdoppelt wird. V2 verstärkt den 38 khz - Hilfsträger und stellt ihn mit der erforderlichen Amplitude dem Demodulator zur Verfügung. In diesem wiederrum wird das von der Kathode V1 kommende MPX-Signal im Takt des Hilfträgers auf die Widerstände R13 / R14 geschaltet und bei richtiger Phasenlage des Trägers zum MPX-Signal ergeben sich dann an den Ausgängen die beiden Seitensignale.
L1 mit C2 bilden einen Saugkreis der auf 19 khz abgestimmt wird. Er verhindert das der Pilotton im MPX Signal mit in den Demodulator gelangen kann. S1 ist der Mono/Stereo Umschalter.
Die Germaniumdioden (AA119 / AA116) sollten unbedingt ausgemessen werden sowie auch die Widerstände R8 bis R15.
Da die übersprechdämpfung nicht sehr dolle ist wurde der Kathodengekoppelte Differenzverstärker mit V3 und V4 nachgeschalten. Wie so was funktioniert ist sicherlich bekannt und wurde auch z. B. bei der Schallplattenwiedergabe (da hier die Kanaltrennung ja Systembedingt auch nicht berauschend ist) benutzt.
Für den ders nicht weiß sei so viel gesagt das mit Hilfe von P1 der Übersprechrest mit Hilfe einer gegenphasigen Spannung gleicher Größe aus dem anderen Kanal kompensiert wird. Da die Spannungen um 180 Grad Phasenverschoben (klar, gegenphasig..) sind, heben sie sich auf, usw.

So, kommen wir nun zu den Wickeldaten der Spulen. Wie auf den Fotos zu sehen hab ich sie auf Plastikspulenkörper mit vier Kammern gewickelt. Diese Spulenkörper habe ich schon vor einiger Zeit von Opperman bezogen. Da sie zwei Abgleichkerne haben eignen sie sich auch vorzüglich für unsere Bandfilter im ZF-Verstärker.
Doch bleiben wir beim Dekoder. 1. Spulenkörper ---- für L1 wickelt man 540 Wdg. 0,15 mm Cul Draht in die zweite Kammer von unten.

2. Spulenkörper ---- da L2 900 Wdg. 0,15 Cul hat und nicht in eine Kammer passen würde habe ich sie auf die beiden unteren Kammern verteilt. Man kann auch zum besseren wickeln die Trennwand zwischen Kammer 1 und 2 entfernen und hat dann somit eine große Kammer für L2 zur Verfügung. Weil L3 aus 2 mal 440 Wdg. besteht, die bifilar gewickelt werden müssen und daher auch viel Platz einnimmt, sollte man hier auch die gewisse Trennwand entfernen und L3 sozusagen in Kammer 3 und 4 (ist ja jetzt eine große Kammer geworden) wickeln.

3. Spulenkörper ---- L4 hat 368 Wdg. 0,15 mm Cul, wird unter L5 gewickelt und in die dritte Kammer von unten. L5 wird wieder bifilar und auf L4, in dieselbe Kammer wie L4 gewickelt. L5 hat 2 mal 185 Wdg. 0,15 Cul.
(Für den der nicht weiß was bifilar ist, kommt hier eine kurze Erläuterung : Bifilar bedeutet das man zwei Drähte gleichzeitig (und schön nebeneinander) wickeln muß.)
Nachdem die geforderten Windungszahlen aufgetragen wurden, wird der Anfang der einen Wicklung mit dem Ende der zweiten Wicklung miteinander verbunden und man erhält sozusagen eine Mittelanzapfung welche auch elektrisch genau in der "Mitte" liegt.
Der von mir verwendete Spulenkörper ist 5 cm hoch, hat vier Kammern und Spulenkörperdurchmesser (also da wo der Draht drauf kommt) ist 9 mm stark. Er wird mit zwei Abgleichkernen geliefert welche man bis 15 Mhz verwenden kann.

Kommen wir zum Abgleich. Dazu wird an C1 mit Hilfe einen Sinusgenerators ein 19 khz Signal angelegt. L1 wird so abgeglichen, daß man an der Kathode von V1 ein Minimum der 19 khz Frequenz erhält. Anschließend wird der Tastkopf des Oszillographen an das Gitter von V2 gelegt. Jetzt werden L2 und L3 so abgeglichen das man an Gitter V2 ein Maximum (ist jetzt schon die 38 khz Trägerfrequenz) erhält. Anschließend wird der Tastkopf an die Anode von V2 gelegt und L4 / L5 so eingestellt das wiederrum ein maximum der 38 khz Frequenz (max. Spitze/Spitze)zu verzeichnen ist.
Damit ist der Vorabgleich beendet und der Dekoder wird in das ensprechende Gerät eingebaut.
Zum weiteren Ableich benutze ich einen Stereomeßsender welchen ich an den Antenneneingang vom Tuner lege. Die Frequenz ist egal, sollte aber natürlich im Empfangsbereich des Tuners liegen... - also zwischen 88 und 100 Mhz. An die Stereoeingänge (rechts und links) des Senders lege ich einen 1 khz Sinus von etwa 1 Volt Spitze/Spitze. An die Gitter von V3 und V4 werden die Tastköpfe eines Zweikanal Oszillographen angelegt.
In Stellung "Mono" (also S1 offen) sollte an beiden Gittern die gleich große 1 khz Schwingung messbar sein. Ist das nicht der Fall stimmt was im Dekoderaufbau nicht, den man dann nachprüfen sollte.
Nun wird die 1 khz Frequenz nur noch in einen Eingang vom Meßsender geschickt (mit welchen man hier anfängt ist egal) und der Dekoder auf "Stereo"(S1 geschlossen) geschaltet. Wenn man den "rechten" Eingang am Sender gewählt hat sollte nun auch am "rechten" Ausgang (bzw am Gitter von V3) dieFrequenz messbar sein. Am Gitter von V4 sollte im Idealfall keine 1 khz Frequenz nachzuweisen sein.
Da aber unser Dekoder kein Idealfall ist wird am Gitter von V4 ein 1 khz Sinus mit (wesentlich kleinerer) Amplitude sichtbar sein. Nun wird durch leichtes verstellen von L4/L5 und eventuell auch von L2, versucht den 1 khz Sinus an V4 auf ein Minimum zu bringen (ganz wird er nicht verschwinden). Hat man das erreicht wiederholt man den Vorgang mit der "linken" Seite. Eventuell ist der Vorgang mehrfach zu wiederholen. Ziel ist es dabei, daß die Ausgangsspannungen der jeweils nicht modulierten Seiten ein gleich großes Minimum (klingt komisch, ist aber so) bekommen.
Hat man das geschafft werden die Tastköpfe nun an den Ausgang des Dekoders gelegt. Ich habe sie im Plan mit "rechts" und "links" bezeichnet. Da der Messaufbau nicht verändert wurde wird P1 nun so weit verstellt, das sich bei den jeweils nicht modulierten "Seiten" das noch vorhandene übersprechen nochmalig minimiert wird.
P1 beeinflußt beide "Seiten" gleichzeitig. Ist das Minimum an übersprechen gefunden ist hiermit auch der Abgleich beendet und der Dekoder ist "betriebsfertig".

Dieser Dekoderabgleich läßt sich natürlich ebenso trefflich mit einem MPX Generator durchführen, doch bin ich der Meinung das der Dekoder im eingebauten Zustand bessere Werte im Gesamtgerät erreichen wird, da sämtliche "Störkomponenten" wie kapazitive Kabel, Ein- und Ausgangswiderstände usw. schon vorhanden sind und in den Abgleichablauf mit eingehen.

Ach so, für die die weder Meßsender oder MPX Generator zur Verfügung haben sei gesagt, daß der Dekoder auch schon mit dem "Vorabgleich" ganz gut funktioniert. Wer allerdings das letzte bißchen Leistung rausquetschen will, kommt um die oben beschriebenen Teile nicht herum.
Übrigens muß das in der Zeichnung "Ausgangsstufe" mit eingezeichnete Korrekturglied beim Röhrendekoder nicht benutzt werden, im Gegenteil, der Dekoder liefert sogar das Stereosignal etwas lauter als das Monosignal, was wiederrum den Effekt hat das sich beim Umschalten auf "Stereo" einem ein sehr schönes Stereopanorama öffnet - und nicht wie bei vielen Hai-End-Geräten älterer Bauart nur die Stereolampe angeht und man den Effekt quasi suchen muß.
Den Spannungteiler, den ich wie beschrieben vor den Si-Dekoder gesetzt habe, muß allerdings auch hier verwendet werden!

Ich habe den Dekoder zweiteilig aufgebaut, da in dem damaligen Gerät das vorhandene Platzangebot es so erforderte. Natürlich kann er in ein gemeinsames Gehäuse eingebaut werden, wobei ich allerdings empfehlen würde eine Abschirmwand zwischen Dekoder und Differenzverstärker einzuplanen.

Gruß Leon.











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