3-Watt-Verstärker RIM Konzertmeister (1958)
Unser "Konzertmeister" ist ein typischer Vertreter einfacher
NF-Selbstbauverstärker fur die Rundfunk-Schallplatten- oder Tonbandwiedergabe.
Wenn wir jedoch seine elektrische Schaltung betrachten, so sehen wir, daß selbst dieser einfache Verstärker mit
einem gewissen "Komfort" ausgerüstet ist:
Die physiologische Lautstärkeregelung (Stereopotie) sorgt dafür, daß auch bei kleiner Lautstärke der ausgezeichnete
Klangeindruck erhalten bleibt.
Die getrennte Höhen- und Tiefenregelung ermöglicht eine hervorragende Baß- und Höhenanhebung bzw.
Absenkung nach Wunsch.
Die Sprechleistung des Verstärkers ist fur Zimmerlautstärke mehr als ausreichend, so daß der
Verstärker auch noch über eine gewisse Reserve verfügt.
Weitere technische Merkmale, wie verschachtelter Ausgangsübertrager, Gegenkopplung, ausreichend dimensioniertes
Netzteil entsprechen den Anforderungen, die man an einen solchen Verstärker stellen kann.
Der Verstärker ist auf einem Chassis aufgebaut und kann je nach Wunsch mit einem Gehäuse versehen oder in einen
selbstgebauten Musikschrank eingebaut werden.
Die nachfolgende Beschreibung entstammt dem Buch von Heinz Richter, "Elektroakustik für
Alle" :
Ein Selbstbau-Kleinverstärker ("Konzertmeister 58", Radio-Rim)
Für geringere Ansprüche an die Leistung kommt man mit dem hier beschriebenen Kleinverstärker aus.
Die Tonfrequenz-Spannung, mit der sich die volle Ausgangsleistung von 3 Watt am Ausgang einstellt, liegt bei 200 mV (0,2 V).
Jeder Kristalltonabnehmer, die meisten magnetischen Tonabnehmer mit Vorverstärker, viele UKW-Vorsätze und fast
alle Tonbandgeräte liefern diese Ausgangsspannung und sind zur Speisung geeignet.
Wenn wir eine Eingangsspannung dieser Größe an die auf der Chassisrückseite angeordneten Eingangsbuchsen
legen, gelangt sie über den Kondensator C 1, der zur Abriegelung von Gleichspannungen dient, zum Lautstärkeregler
P 1 / P 2. Der normalerweise an jedem Lautstärkeregler bei kleiner Lautstärke auftretende Verlust an hohen
Tönen wird hier durch die Hinzunahme eines zweiten Reglers (P 2) beseitigt. P 1 wirkt hier lediglich als
veränderliche Höhenanhebung, deren Größe zusammen mit dem Lautstärkeregler P 2 geregelt wird, da
beide Potentiometer durch eine gemeinsame Achse verbunden sind. Die durch C 2 und C 3 an den Reglern vorbeigeleiteten hohen
Frequenzen sind durch diesen Schaltungskniff anteilmäßig stets auf den am Höhenregler P 3 eingestellten Wert
gehalten, ohne daß die Regelung der Lautstärke ihren Anteil an der Ausgangsspannung verändern kann. P 2 als
eigentlicher Lautstärkeregler ist gleichzeitig auch Gitterableitwiderstand für das nachfolgende Röhrensystem.
Die erste Verstärkerstufe ist das linke System der Doppeltriode ECC 83. Die Gittervorspannung zur Einstellung des
Arbeitspunktes erzeugt sich die Röhre am Kathodenwiderstand R 2, an dem beim Fließen des Anodenstromes ein
Spannungsabfall entsteht. Die Kathode der Röhre wird um diesen Spannungswert positiver als der Schaltungsnullpunkt, das
über P 2 an Masse liegende Steuergitter folglich um den gleichen Betrag negativer als die Kathode. Das
Überbrücken des R 2 mit C 4 läßt den Tonfrequenz-Wechselstrom am R 2 vorbeifließen und verhindert
einen Verstärkungsrückgang, der sonst am R 2 eintreten würde.
Die vom Netzteil gelieferte Anodenspannung liegt über R 1 an der Anode des Röhrensystems. Die feste
Gittervorspannung (vom R 2) legt die Größe des von der Kathode zur Anode fließenden Anodenstromes fest und
bestimmt auch den Spannungsabfall, der am "Arbeitswiderstand" R 1 entsteht.
Beim Eintreffen der Tonfrequenz am Steuergitter überlagert sie sich der festen Gittervorspannung und
vergrößert und verkleinert sie abwechselnd, entsprechend der Eigenschaft jeder Wechselspannung, laufend zwischen
negativen und positiven Werten zu schwanken. Diese Spannungsschwankungen am Steuergitter führen zu größeren
Änderungen des Anodenstromes und ergeben kräftige Schwankungen der Spannung am R 1. Die verstärkte
Tonfrequenz läßt sich an der Anode abgreifen und über C 5 in das Klangregelnetzwerk einspeisen. Es besteht
aus C 6 / P 3 / C 7 / R 3 / R 5 / R 4 / C 8 / C 9 / R 6 / P 4 und R 7, seine Wirkungsweise ist leicht zu verstehen: Das
über C 5 eingespeiste Tonfrequenzgemisch besteht aus unterschiedlichen Frequenzen innerhalb des Gesamtfrequenzbereiches.
Die tiefen Frequenzen (ca. 50 - 100 Hz) können nicht über C 6 fließen, da seine kleine Kapazität ihnen
einen hohen Widerstand entgegensetzt. Nur hohe Frequenzen (ca. 10 - 15 kHz) läßt C 6 ungehindert zum
Potentiometer P 3 gelangen. Steht der Abgriff dieses Reglers ganz oben, dann ist der Weg zum Steuergitter des zweiten
Triodensystems der ECC 83 frei, hohe Frequenzen kommen ungeschwächt zur Verstärkung. Je weiter wir den Schleifer
nach unten bewegen, desto stärker wird die ableitende Wirkung des C 7, so daß in der untersten Stellung kaum noch
hohe Töne zum Steuergitter kommen können.
Für die tiefen Frequenzen bleibt nur der Weg über R 3 zum P 4 offen. Steht sein Schleifer am oberen Ende, ist der
Weg für die Bässe über R 5 frei. Je weiter der Schleifkontakt nach unten bewegt wird, desto mehr bekommt C 8
Einfluß, dessen Größe für den Durchgang tiefster Töne ein Hindernis darstellt. Da außerdem
C 9 mehr und mehr kurzgeschlossen wird, erfolgt in der untersten Stellung des Schleifers eine Ableitung tiefer Frequenzen
über R 7 nach Masse, so daß ihr Anteil an der Steuerspannung für die zweite Röhre stark absinkt.
Der Bereich der Mittellagen erfährt durch dieses Netzwerk eine Schwächung von etwa 1 : 10. Die Anhebung für
Bässe oder Höhen ist also nichts anderes als ein Aufheben der Abschwächung getrennt nach Höhen und
Bässen. Das nachgeschaltete zweite System der ECC 83 gleicht den Verstärkungsverlust im Netzwerk aus und liefert
darüber hinaus noch eine wirksame Verstärkung der Eingangsspannung; seine Wirkungsweise entspricht dem bereits
beschriebenen ersten System.
Die an seiner Anode mit C 11 abgegriffene Tonfrequenz hat, trotz der Verluste im Klangregelnetzwerk, durch die
Verstärkung in zwei Röhrensystemen bereits eine Größenordnung erreicht, die zur Steuerung der
Endröhre EL 84 ausreicht. Auch die Endröhre arbeitet mit Kathodenwiderstand R 14, überbrückt mit C 14,
zur Vorspannungserzeugung. Sein Wert kann wegen des größeren Anodenstromes dieser Röhre kiemer sein, obwohl
die Endröhre eine höhere Gittervorspannung braucht. Der "Arbeitswiderstand" der EL 84 wird durch die
Primärwicklung des Ausgangs-Transformators EL 62 / 20 R dargestellt. Die Sekundärwicklung besteht nur aus wenigen
Windungen dicken Drahtes und weist das richtige Übersetzungsverhältnis auf, um den kleinen Widerstand (5 Ohm) der
Schwingspule des Lautsprechers an den großen Arbeitswiderstand der EL 84 anzupassen.
Ein Teil der an der Sekundärseite vorhandenen Tonfrequenzspannung wird über R 17 an den Kathodenwiderstand des
zweiten Triodensystems zurückgeführt. Diese "Gegenkopplung" verbessert die Wiedergabe-Eigenschaften.
Die Qualität des Ausgangstransformators hat wesentlichen Anteil an der Breite des übertragenen Frequenzbereiches.
Ist nämlich sein Eisenpaket, über das die Übertragung aller Frequenzen von der Primär- zur
Sekundärseite erfolgt, zu knapp bemessen, dann wird die Übertragung der tiefsten Töne Schwierigkeiten
bereiten, Lautstärkeverlust und Verzerrungen sind die Folge. Hohe Töne lassen sich wiederum auch über kleine
Eisenkerne übertragen, wenn nicht zu hohe Kapazitäten der Wicklung gegen den Eisenkern sie schon vorher nach Masse
ableiten. Wenn die guten Eigenschaften des Verstärkers zur Wirkung kommen sollen, darf nur eine hochwertige
Ausführung (im Bausatz EI 62 / 20 R) mit verschachtelter Wicklung (zur Verringerung der Wicklungskapazität) und
ausreichendem Eisenkern eingesetzt werden.
Die Stromversorgung aus dem Wechselstromnetz benutzt den kräftigen Netztransformator Bv 2525, dessen Primärseite
auf alle üblichen Netzspannungen umschaltbar und durch eine Sicherung gegen Überlastung geschützt ist. Eine
reichlich bemessene Heizwicklung liefert die Heizspannung für die beiden Verstärkerröhren, ihr elektrischer
Mittelpunkt ist am P 5 zur Einstellung des geringsten Brummens veränderlich gehalten. Die Anodenspannung wird durch
einen Selengleichrichter B 250 C 75 gleichgerichtet und mit C 15 gesiebt. Seine große Kapazität (50 uF) erlaubt
die Entnahme der Anodenspannung für die Endröhre ohne weitere Siebung, da hinter der Endröhre keine
Verstärkung mehr nachfolgt. Für die Versorgung des Schirmgitters der EL 84 wirkt R 16, zusammen mit C 13, als
Siebglied. Die Anodenspannung der beiden Verstärkerstufen ist mit R 9 und C 10 zusätzlich geglättet. Eine
Schutzwicklung (zwischen Primär- und Sekundärwicklung des Bv 2525) unterdrückt nicht nur die störende
Netzeinstreuungen in den Verstärker, sie bietet auch mehr Sicherheit gegen gefährliche Schlüsse zwischen Netz
und Chassis.