Gitarrenverstärker RIM Solist (1961)


Großer Beliebtheit bei kleineren Tanzkapellen, Trios erfreuen sich sogenannte Gitarrenverstärker. Dem Verwendungszweck entsprechend werden solche Verstärker mit mehreren Eingängen zum Anschluß eines Mikrofons, Gitarrentonabnehmers und mit einem Lautsprecher ausgerüstet.


Diesen Anforderungen entspricht auch unser Gitarrenverstärker "Solist", der u. a. auch noch eine getrennte Höhen- und Baßregelung besitzt und mit einem Zweitlautsprecherausgang und Aussteuerungskontrolle ausgerüstet ist.


Der gesamte Verstärkerteil mit Lautsprecher ist in einem stabilen, überzogenen Holz-Koffer-Gehäuse mit Traggriff untergebracht.


Während des Betriebes wird der Deckel auf der Kofferrückseite abgenommen, so daß bei Dauerbetrieb keine schädliche Wärmestauung innerhalb des Gerätes entstehen kann.
Ferner kann das Netzkabel im Koffergehäuse untergebracht werden, so daß sich der Kofferverstärker leicht transportieren läßt.

Die nachfolgende Beschreibung entstammt dem Buch von Heinz Richter, "Elektroakustik für Alle" :

Zur Verstärkung von Gitarre-Klängen eignet sich die Schaltung des "Solist". Sie ist zum Betrieb mit einem Gitarre-Tonabnehmer bestimmt.
Die Schaltung läßt sich in zwei Gruppen aufteilen: Die Röhren V 1 und V 2 bilden den Vorverstärker mit Klangregelnetzwerk, die Röhren V 3 - V 5 die Nachverstärkung, Phasenumkehr und Gegentakt-Leistungsverstärkung.
Nebenbei sei bemerkt, daß sich bei Gitarrenverstärkern die Unterbringung dieser beiden Gruppen auf einem gemeinsamen Chassis bewährt hat, um zu kleinen und leichten Einheiten zu kommen. Der Transportkoffer enthält fast immer einen fest eingebauten Hauptlautsprecher, weitere Lautsprecher sind über die Ausgangsbuchsen anschließbar. Der Zusammenbau von Verstärker und Lautsprecher im gemeinsamen Gehäuse erfordert federnde Aufhängung der ersten Stufe, um akustische Rückkopplung zwischen Lautsprecher und Vorstufenröhre zu unterdrücken. Wegen der Gefahr der direkten Brummeinstreuung in das Röhrensystem wurde eine Abschirmung angebracht.
In der Eingangsstufe wurde eine Doppeltriode ECC 83 (V 1) als Vorverstärker eingesetzt. Die Eingangsspannung durchläuft zuerst einen Doppelregler, der die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Eingangsspannungen erlaubt. Da am Gitter beider Trioden die gleiche Regelmöglichkeit vorgesehen ist, stehen insgesamt vier Eingänge zur Auswahl, von denen sich je zwei beliebig miteinander mischen lassen. Die Regelung ist durch die dazwischenliegenden Röhrensysteme rückwirkungsfrei.
Die oberen beiden Eingänge im Schaltbild mit einer Empfindlichkeit von 12 mV können zum Anschluß von zwei Mikrofonen (Kristall- oder dynamische Mikrofone, letztere mit Eingangs-Übertrager) ausgenutzt werden. Der Übergang vom ersten auf den zweiten Eingang geschieht durch Drehen am Potentiometer P 1. An den unteren beiden Eingängen (15 mV) können zwei Gitarretonabnehmer angeschlossen werden, von denen jeweils einer zur Verstärkung gelangt.
Die in einem oder beiden Systemen der V 1 verstärkte Tonfrequenz gelangt über C 1 / C 2 zum Gitter der linken Hälfte von V 2, die Rückwirkungen der sich anschließenden Klangregelung auf den Eingang verhindert.
Die beiden Klangregler, P 4 für die Bässe und P 3 für die Höhen, sind die Hauptbestandteile der beiden übereinander angeordneten Klangregel-Netzwerke. Durch Verschieben des Spannungsteilerverhältnisses R 10, P 4 und R 12 an P 4 läßt sich für die Bässe eine Anhebung von 19 dB und eine Absenkung von 20 dB erreichen, während sich an P 3 das Verhältnis R 17, P 3, R 18 für die Höhen von + 15 dB bis - 12 dB verschieben läßt.
Der große Regelbereich mit den Möglichkeiten der Anhebung, Absenkung und Linearisierung der Frequenzkurve erlaubt stets eine Anpassung an die jeweiligen Erfordernisse und liefert daher sehr gute Ergebnisse.
Der durch die Klangregelung verursachte Verstärkungsverlust wird durch das rechte System der V 2 wieder ausgeglichen. Über C 6 ist das linke System der V 3 angekoppelt, das die Ausgangsspannung der V 2 auf die notwendige Höhe bringt, um die folgende Phasenumkehrstufe ausreichend anzusteuern.
Die rechte Triode der V 3 dient nur in geringem Maße zur Verstärkung. Ihre Hauptaufgabe ist die Gewinnung zweier Steuerspannungen mit einem Phasenunterschied von 180 Grad zur Versorgung der Gegentakt-Endstufe. Durch gleichgroße Widerstände in der Kathoden- und Anodenleitung (R 27 / 28) lassen sich die gegenphasigen Spannungen gewinnen und über C 13 / 14 an die Gitter der beiden Endröhren bringen.
Durch die Gegentaktschaltung der V 4 und V 5 wird erreicht, daß jede Röhre nur jeweils eine Halbwelle zu verstärken hat, entweder die positiven oder negativen Teile der sinusähnlichen Tonfrequenz, deren Zusammenfügung zu einem geschlossenen Kurvenzug der Ausgangs-Transformator 2469 bewerkstelligt. Für die an die angezapfte Sekundärwicklung angeschlossenen Lautsprecher ist diese Trennung nicht bemerkbar, wenn man von der Verringerung des Klirrgrades absieht.
Im Gerät sind von den 3 Anschlüssen des Ausgangstrafos (5,15 Ohm, 100 V / 800 Ohm) nur zwei an Ausgangsbuchsen geführt. Bei Bedarf läßt sich ein Austausch der herausgeführten Anschlüsse am Ausgangs-Transformator vornehmen. Da es in der Praxis häufig vorkommt, daß bereits vorhandene, im Raum fest installierte Lautsprecher zur Übertragung verwendet werden sollen, erhielt der niederohmige Ausgang des quot;Solistquot; eine Schaltbuchse, die beim Einführen eines Steckers den eingebauten Lautsprecher automatisch abschaltet. Falls nicht gewünscht, läßt sich dieser Schalter auch überbrücken.
Von der 5 Ohm-Anzapfung der Sekundärwicklung führt ein Gegenkopplungskanal über R 23 zurück zum geteilten Kathodenwiderstand der ersten Hälfte von V 3, der wesentlich dazu beiträgt, die nichtlinearen Verzerrungen im Vorverstärker zu unterdrücken. Da eine Maßnahme allein dafür nicht ausreicht, wurden auch die Kathodenwiderstände der Vorröhren V 1 und V 2 nicht mit den üblichen Kathodenkondensatoren überbrückt. Die dadurch entstehende Stromgegenkopplung ergibt ein sehr stabiles und unkritisches Arbeiten des Verstärkers. Sein geringer Klirrfaktor bis zur Leistungsgrenze ist ebenfalls damit begründet.
Der Netzteil ist normal gehalten und verwendet eine Gleichrichterröhre, deren Abmessungen kleiner sind als die eines entsprechenden Selengleichrichters. Die Siebung wird durch reichlich bemessene Kondensatoren (C 18 / 19) in Verbindung mit einer Drossel (Bv 334) vorgenommen. Für die Vorstufen dient C 16 / 17 als Zusatzsiebung.
Die Aussteuerungsanzeige bildet ein Lämpchen 10 V / 50 mA in der Schirmgitter-Zuleitung der beiden Endröhren. Es leuchtet auf, wenn die Endleistung etwa 8 bis 10 Watt erreicht. Bei Volleistung sollte es in den Lautstärkespitzen, nicht aber dauernd aufleuchten. Ein zweites Lämpchen 7 V / 0,3 A liegt parallel zu den Heizfäden der Röhren und dient als Betriebsanzeige.


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