Blitz- und Stroboskop-Röhren - die Blitzröhre XEHS 19/35

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Die Fotos und Daten der hier auf dieser Seite gezeigten Röhre stellte mir freundlicherweise Torsten Matthes aus Leipzig zur Verfügung. Torsten hatte 1983 im Betrieb VEB ESR, früher DGL Pressler, als Lehrling angefangen und wurde dort zum Apparateglasbläser ausgebildet.
Bis zur Schließung des Betriebes im Jahr 1991 hatte Torsten dort gearbeitet und eine Vielzahl von Fotozellen und Blitzröhren hergestellt.
Bei der Zerschlagung des Betriebes (im wahrsten Sinne des Wortes) konnte er viele alte Muster und einige Datenblätter vor der Mülltonne retten und hat diese "Schätze" bis heute als Andenken aufbewahrt.


Die stabförmige Xenon - Blitzröhre XEHS 19/35 der VEB ESR


Die XEHS 19/35 wurde im VEB ESR zu Hunderttausenden hergestellt.
Es handelt sich um ein Elektonenblitzröhre, die in Blitzgeräten für Fotoapparate zum Einsatz kam. ESR lieferte die Blitzröhre an VEB ELGAWA Plauen, die sie in ihren Blitzgeräte (z.B. N 128) einbaute.




Die Elektroden waren aus Wolfram gefertigt, wobei anfangs die Kathode aus eine Wendel bestand, die in späteren Jahren durch einen Sinterkörper ersetzt wurde.

Das folgende Bild zeigt die Blitzröhre mit Wolframwendel als Kathode :


- und hier mit Sinterkörper als Kathode :


Das Herzstück in der Blitzröhrenproduktion der XEHS 19/35 bildete ein Einschmelzautomat.
Da in der DDR nichts weggeworfen wurde, hatte man von irgend woher einen ausrangierten Ampullenabfüllautomaten ausfindig gemacht. Dieser wurde in vielen Arbeitsstunden um- und ausgebaut und aufgemöbelt. So entstand ein Industrieroboter, der von den Kollegen liebevoll "Robbi" genannt wurde.
Wer sich jetzt aber vorstellt, das vorn die Einzelteile rein-, und hinten die fertige Blitzröhre heraus kam, der irrt.
Dieser Industrieroboter schmolz nur die Wolframkathoden ein, fügte die Anode lose hinzu und machte zwei Verengungen in das Glasrohr, die zur späteren Weiterverarbeitung benötigt wurden.


Die XEHS ging noch durch viele Hände auf dem Weg zur fertigen Blitzröhre.
So wurde sie nun zu jeweils 15 Stück an eine Pumpgabel angeschmolzen. Diese Gabeln wurden zu zweit an einen Pumpstand angesetzt und dort in mehreren Arbeitsschritten gepumpt und an der ersten Glasrohrverengung abgeschmolzen.


(Wenn es die Leser dieser Seite interessiert, kann ich mal später den Aufbau so eines Pumpstands und den Pumprozess erläutern. Ich habe mal als "Jugendobjekt" eine Dokumentation darüber geschrieben.)

An der Zweiten Verengung wurde nun, von Hand, die Anode eingeschmolzen und auf Maß gebracht.




Auf diese Weise erhielt man eine pumpstutzenlose Blitzröhre.
- Dies wurde nach Leistung bezahlt und ein Anodeneinschmelzer mußte am Tag mindestens 520 Stück schaffen.

Bis ca. Mitte der Achtziger Jahre wurde die Blitzröhre mit einer Leitsilberschicht versehen. Diese wurde mit einem feinen Pinsel per Hand aufgetragen und in einem kleinen Ofen eingebrannt.
Anschließend wurde die Leitsilberschicht noch mittels Skalpell auf Maß gebracht.




Ab ca. 1985 wurde als Ersatz für diese aufwendige Prozedur eine ultradünne Schicht aus dem Element Indium, in einer neugebauten Vakuumbedampfungsanlage, aufgebracht. Anschließend wurde ein 0,2 mm dünner Nickeldraht als Zündhilfe (Außenelektrode) über die Kathodenseite gewickelt und fest verdrillt.


Zum Schluß wurden die Nickelstifte der Elektroden auf Maß gekürzt und, zum späteren einlöten, verzinnt.


Das folgende Datenblatt zeigt die Daten der XEHS 19/35 sowie der kugelförmigen XEHS 5-100 :



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