Der Polytronic-Baukasten
- Erfahrungsbericht von Tommes

Hallo Joachim, mich hat es gestern noch gejuckt und ich habe mal ein Audion probiert. Die EF98 sind noch unterwegs, also mussten die EC92 mit den Schulsteckbrettern herhalten. Nachdem ich nun "Radiobasteln für Jungen" von Heinz Richter gelesen habe, ging das recht flott.

Bedingung war, daß ich möglichst die Bauteile aus dem Kasten nehmen kann, bis natürlich auf das Netzteil, die Röhren, die Siebelkos und den Ausgangsübertrager sowie einen Kopfhörer mit Bügel. Die zweite Platte war mal aus einem alten Steckspiel mit bunten Plastebipsen, DDR-Standard sei dank ist es haargenau die gleiche wie im Polytronic. Sie kann prima mit den Klemmen für die Batteriehalter angedockt werden.

Zunächst habe ich nur das HF-Teil ausprobiert und dann eine NF-Stufe mit Ausgangsübertrager angebaut. Der Ausgangsübertrager war nötig, weil ich unbedingt den alten Kopfhörer einsetzen wollte, der aber nur mit 2 x 5Ohm angegeben ist. Mit einer EL95 könnte ich dann aber evtl. auch einen kleinen LS betreiben.

Gesamtaufbau des Trioden-Audions:


Wenn ich mir kleine Grundplatten für die Röhren baue, bekommen die auf alle Fälle aber auch eine Beschriftung mit Schaltzeichen, das Bauen geht so recht flott von der Hand, ohne daß man im Röhrenbuch nachschauen muss.

Hier sieht man den HF-Teil:


Als Netzteil habe ich auf die Schnelle ein altes von einer Telefonanlage (?) aus dem Keller geholt, jedenfalls hat es einen ISDN-Stecker. Einfach eine alte ISDN-Dose ran, fertig ist der Klemmanschluß. Es liefert ca. 40V und 14V DC sowie ca. 55V AC, die ich aber nicht benutzt habe. An den 14V betreibe ich mit einem Vorwiderstand die Heizung. Die 40V für die Anode gehen auch noch als "Schutzkleinspannung" durch.
Weil die Spannung so brummt, habe ich provisorisch ein CRC-Glied drübergehängt. Merkwürdigerweise ist mit dem zweiten Siebelko (10.000µF) auch ein besserer Empfang möglich.

Das Netzteil:


Als Antenne dient ein zweiadriger Draht, den ich möglichst berührungsfrei im Wohnzimmer aufgespannt habe. Die Erde hängt an einem Heizkörper. - Leider fällt mir gerade beim Schreiben ein, daß der Kunststoffanschlüsse hat, es ging aber trotzdem.
Gestern Nacht habe ich einige Sender gehört, u.a. Deutschlandfunk, BBC, Radio Slowenia (oder so ähnlich), was italienisches, Russen etc...
Heute früh war der Empfang dann schon wesentlich schlechter. Leider muss man ständig die Rückkopplung nachregeln, mit dem Kern geht das zwar, aber ein zweiter Dreko wäre, wie schon mal bemerkt wurde, schöner.

Ich Habe jetztden Schaltplan dazu gezeichnet:


Die ganze Geschichte ist rein gefühlsmäßig recht "niederohmig", aber das sind eben die verfügbaren Werte aus dem Kasten.
Die Einstellung der Rückkopplung über einen Trimmer habe ich auch probiert. Man kann entweder den 270k mit dem 100k-Trimmer tauschen oder einen 10k-Trimmer parallel zur Ankoppelspule schalten, dann lässt sich die Rückkopplung auch über den Trimmer einstellen.
Allerdings verändert sich beim Berühren des Trimmers immer der Schwingkreis und die Empfindlichkeit scheint insgesamt zurückzugehen, weshalb ich lieber wieder mit einem langen Schraubendreher den Spulenkern abgestimmt habe.

Der Trimmer als Lautstärke-Regler hat nicht so viel gebracht. Man kann zwar mit dem 100K-Trimmer als Gitterableit-R die NF vom Koppelkondensator auf den Abgriff legen, aber es sollte dann doch besser ein logarithmisches Poti sein. Die Lautstärke lässt sich ohnehin über die Rückkopplung einstellen.

Das Reinigen der Kontakte im Ultraschallbad versuche ich heute Abend, es war nicht viel Zeit am Wochenende, Garten und Freundin waren wichtiger... Die Idee von GS, Shampoo zu verwenden, klingt recht plausibel, das Zeug "quitscht" ja manchmal regelrecht.
Die EF98 sind auch eingetroffen, mal sehn, wann ich da was probieren kann, eine EL95-Endstufe soll ja auch noch getestet werden.
- So viel erst mal von mir zum "Polytronic"-Projekt.

Gruß, Tommes

Wolfgang Holtmann stellte das nachfolgende Schaltbild mit den folgenden Worten ins Forum:

Ich habe heute mal die "Triodon" Audionschaltung mit 2x EC92 und Ub = 42V nachgebaut.
Dabei konnte ich meine bereits vorgeschlagenen Änderungswünsche bestätigt finden. 1. Der Verkürzungskondensator von 100pF ist immer dann wichtig, wenn eine längere Antenne als 1m drangehängt wird. Die von den Japanern beschriebenen Audionschaltungen gebrauchen selbst nur 10pF. 100pF ist ein guter Kompromiss, denke ich!

2. Ein 270k Widerstand der Audionkombination bringt bei mir eine Lautstärkeeinbuße bei Fernsendern. Beim Bezirkssender ist das weniger deutlich.
Besser wären 2,2M. 1MOhm ist auch hier ein Kompromiss.

3. Von einem Parallelkondensator von 0,1 µF dazu ist abzuraten, weil nicht nur die Lautstärke zurückgeht, sondern noch wichtiger, die Brummspannung am Ausgang des Audions ansteigt. Diese wird magn. in die Schwingkreisspule induziert (von schwer zu definierenden Streufeldern) und zum Gitter geleitet. Ein zu niedriger Widerstand ist aus diesem Grund ebenfalls ungünstig.
Fehlt dann auch noch der von mir vorgeschlagene Antennen-Verkürzungskondensator, würde bei 270k // 0,1µF ein kleiner Teil eines eventuell vorhandenen elektrischen Streufeldes (50-100-300Hz + deren Oberwellen) einen Weg zum Gitter finden. Gut, die Gitterspule hat nur 0,18mH und stellt eine äußerst kleine Impedanz für diese Störfrequenzen dar. Andererseits, verstärkt und mit einem Kopfhörer hört man die Flöhe husten, nicht wahr?

4. Der 10nF parallel zum Ra der Audionstufe war viel zu hoch = dumpfe Wiedergabe.

5. Bei +Ub von 42 Volt und einer neuwertigen EC92, ist die verzerrungsfreieste Wiedergabe bei einem Rk von 560 Ohm gegeben. Der Ia ist dann 0,6 mA.
Gruß, Wolfgang Holtmann



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