Wie Phönix aus der Asche,
oder welchen Aufwand man treiben kann, um eine Philetta 54V zu restaurieren.
- von Bernd Meier


Angaben zum Gerät: Philetta BD234U, mit Mittelwelle und UKW-Empfang, Tonabnehmer-Eingang und umschaltbarer Tonblende.

In der Rückschau betrachtet (gegenteilig äußerten sich meine Freunde) hatte sich ein Aufarbeiten des Gerätes aus meiner Sicht trotzdem gelohnt.

Zur Geschichte des Gerätes: Es wurde von einer Nachbarin, einer Frau Schmidt wohl um das Jahr 1955 erworben. Jeder kennt so eine "Frau Schmidt", zum Dank für einige Handreichungen (Aufräumarbeiten) wechselte das Gerät Ende der sechziger Jahre in unseren Familienbesitz.
Ab 1970 begleitete das Gerät aktiv den ersten in Eigenhilfe entstandenen Hausbau. Ein weiterer folgte Anfang der achtziger Jahre. Vage erinnere ich mich an den Zusammenbruch eines Baugerüstes, wobei das Gerät damals wohl einige Meter in die Tiefe stürzte, was der Gesamtperformance sichtlich abträglich war. Ende der achtziger Jahre verschwand das Gerät - gezeichnet durch die vielen rauen Baueinsätze - ungeschützt im Keller.

Der Befund ergab folgendes: Das Gehäuse war vollständig zertrümmert (s. Bilder vom Gehäuse). Auch fehlten abgeplatzte Teile. Teilweise war das Gehäuse schon mal geklebt worden (mit Pattex o.ä.).








Das Innenleben war vollständig verstaubt und von eingetrockneten Mückenlarven besiedelt (s. Bilder vom Innenleben).
Da ich das Gerät einige Jahre aus den Augen verloren habe, war mir nicht mehr bewusst, in welchem außerordentlich desolaten Zustand es weggestellt wurde.








Was für eine Reparatur sprach: Alle Bedienelemente und die Skala waren unversehrt und vollständig. Die Elektronik war teilweise i.O. (UKW mit nur schwachem Empfang).

Reparatur: Als erstes wurde von mir die Elektronik Instand gesetzt. Dazu gehörten das Auswechseln von mehreren Kondensatoren und der Austausch der Skalenglühbirne. Großen Erfolg für den Empfang brachte der Austausch der UC92 (Bild 1) im UKW-Teil (Beschaffung über BTB-Elektonik war kein Problem).
Alle Spannungen waren in der Toleranz, das Netzbrummen hält sich in Grenzen. Ein neues Netzkabel wurde auch installiert.
Einige Probleme brachte das Aufarbeiten des Lautsprechers. Vorsichtiges Kleben und Absprühen mit Klarlack brachte hier den nötigen elektromechanischen wie auch optischen Erfolg.


Im Nachhinein betrachtet bestand die größte Schwierigkeit darin, dass total verdreckte Chassis mit seinen Röhrensockeln und elektronischen Bauteilen zu reinigen.

Und nun zum Gehäuse: Unentbehrliche Hilfsmittel waren ein Schwingschleifer größerer Bauart, Füllkleber und Gips mit Schweißdraht.
Zuerst wurden alte Klebungen aufgesägt und der alte Kleber entfernt. Dann wurde mit dem Füllkleber die alten Gehäuseteile zusammengefügt und zum Teil mit kupferkaschierten Pertinax armiert. Dann wurde das gesamte Gehäuse von den Klebeteilen her bündig geschliffen.
Da auf der rechten oberen Seite ein Loch im Gehäuse war, musste über Gips - bewehrt mit Schweißdraht - eine Form auf der anderen Seite des Gehäuses abgenommen werden (Bild 2).
Über diese Form (Bild 3) ist es mir gelungen die "runde Ecke" mit dem Füllkleber von der Gehäuseinnenseite her nachzumodellieren (Bild 4).






Schwierig war noch die Farbauswahl des Lackes, der natürlich beim Originalgerät nicht vorhanden war. Nur durch Mischen der dunkelsten Braunstandardfarbe (schokoladenbraun) im Verhältnis von 1:1 mit Schwarz des gleichen Lackfabrikats konnte der tiefdunkelbraune Farbton erzielt werden. So kam leider die bequeme Sprühdose nicht zum Einsatz und es musste mit einer Farbsprühpistole (bei mehreren Arbeitsgängen sprühen und schleifen) gearbeitet werden.






Nach der Behandlung mit Revell-Goldlack präsentiert sich das Radio wie ich meine im vollen Glanz und ist von einem damaligen Neugerät kaum zu unterscheiden.

Die Nachteile liegen auf der Hand. Von einem Originalgehäuse kann nicht mehr gesprochen werden. Außerdem muss abgewartet werden, wie sich auf Dauer die Klebungen am Gehäuse bei der doch relativ hohen Innentemperatur verhalten.

Schreibt mir gerne Eure Meinung zu diesem Beitrag unter : Bernd.Meier-Trittau@t-online.de



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