Auf meine entsprechende Frage
in Jogis-Röhrenforum
"Warum
funktioniert die DM 300(N) auch in Schirmgitterschaltung ebenfalls auch
schon mit 12 Volt"? antwortete Wolfgang
Holtmann:
Ich muss zugeben, Detailkenntnisse über die internen
Systemkonfigurationen der Elektronenröhren fehlen mir. Erschwerend in diesem
Fall ist noch: trotz intensiver Suche, für diesen Röhrentyp (mit dem runden
Stempel) besteht scheinbar kein Datenblatt! Dass die alte DM 300 mit der
Neufertigung DM 300(N) wenig gemeinsam hat, wurde schon an anderer Stelle
erwähnt.
Die Frage könnte auch lauten:
„Welche Voraussetzungen muss eine
Schirmgitterröhre erfüllen, um bei 12 Volt Bertriebsspannung noch einen
nennenswerten Anodenstrom zu erzielen?“
Bekanntlich kann man schon mit dem Auge eine grobe Einschätzung der
Eigenschaften einer Röhre machen, natürlich nur, wenn das System einigermassen
sichtbar ist!
In Abb.1 habe ich eine Gegenlichtaufnahme von der alten und der
neuen DM 300 von Radio-Record gemacht.
Deutlich zu erkennen ist die unterschiedliche Höhe des Anodenkastens! Im
Klartext:
Die Elektrodenabstände sind bei der rechten DM 300(N) geringer als
bei der linken Ausführung. Das ist schon mal eine wichtige Voraussetzung für
eine effektive Funktion bei niedrigen Spannungen!
Ein weiterer Anreiz für die Elektronen sich Richtung Anode zu bewegen ist
dadurch gegeben, dass das 1.Gitter (= neu als Steuergitter, direkt über dem
Heizfaden) bei den Versuchen im RADIOMANN positiv(!) vorgespannt ist und damit
(gewissermassen ähnlich einem Raumladegitter) die Elektronen aus der
Raumladewolke lockt.
Diese positive Vorspannung ergibt sich aus dem
Spannungsgefälle (ca. 4 Volt) entlang des Heizfadens (= Kathode)
Da das
1.Gitter (über den Gitterableitwiderstand) mit dem positiven Heizfadenende
verbunden ist, ist an d i e s e m Punkt gegenüber dem g1 kein
Potentialunterschied, also 0 V.
Dahingegen hat das negative Heizfadenende
einen Spannungsunterschied von -4V gegenüber dem 1.Gitter. Anders ausgedrückt:
Das 1.Gitter ist an d i e s e m Punkt +4 V gegenüber dem negativen
Heizfadenende! Um die Sache zu vereinfachen, wird die Vorspannung dieses 1.
Gitters auf +2 V gemittelt. Man kann noch daraus ableiten, dass die
Elektronenverteilung ungleichmässig sein muss.
EMPFANGSVERBESSERUNGEN OHNE EXTRA AUFWAND
Das Spannungsgefälle entlang
des Heizfadens bei den direkt geheizten Doppelgitter-Röhren, kann man
vorteilhaft zu einer kleinen Aufstockung der Anoden-Betriebsspannungen nutzen!
Bei den sowieso geringen Spannungen ist doch jedes zusätzliche Volt
willkommen.
Bei KOSMOS hat man davon leider keinen Gebrauch gemacht. In
der FUNKGESCHICHTE Nr.139 (GFGF) habe ich in der Vergangenheit Näheres hierzu
geschrieben.
Die ganze Sache ist so logisch, dass ich mich frage:
"hatte nicht früher schon jemand die Idee, um auch beim RADIOMANN einen Teil der
Heizspannung der Betriebsspannung hinzu zufügen?" Man braucht nur die
Heizbatterie umzupolen und den Gitterableitwiderstand wieder an das positive
Heizfadenende zu bringen. Mehr nicht.
Anmerkung:
Wer aber das Optimum
aus den Schaltungen herausholen möchte und noch 1 Euro investieren will, der
sollte mal den Trick mit dem 470-Ohm-Poti parallel zum Heizfaden ausprobieren.
Der Gitterwiderstand wird dann an den Schleifer angeschlossen, wodurch sich der
Arbeitspunkt in gewissen Grenzen variieren lässt.
Die folgenden
Ausführungen haben nur Gültigkeit für die Versuche mit den Doppelgitter-Röhren
RE 074d (Raumladeschaltung) und DM 300 (N) (Schirmgitterschaltung), jedoch nicht
für die indirekt geheizte EF 98 im späteren Radiomann!
In der Abbildung links habe ich in Rot diese
änderungen für Versuch 74 eingezeichnet. Das ist für die anderen
Röhrenexperimente gleichermassen gültig.
Woher kommt nun diese
Zusatzspannung? Die Definition der Anoden-, Raumlade- oder Schirmgitterspannung
bezieht sich immer auf die Kathode. Nun ist hier der Heizfaden die Kathode, die
- wie schon erklärt - ein unterschiedliches Potential besitzt. Das macht das
Ganze etwas komplizierter.
In der folgenden Abbildung habe ich mal
versucht, die Einzelspannungen darzustellen. Mit einem (hochohmigen) Voltmeter
kann man das selber nachvollziehen. Gezeigte Spannungsangaben sind in
Volt.
Zunächst wie in der Orginalschaltung mit der DM
300(N) aus den 50er Jahren (Abb.2). Der Minuspol der Heizbatterie ist mit dem
Minuspol der Anodenbatterie verbunden. Dann ergibt sich ein Potentialunterschied
von der Anode zum pos. Heizfadenende von 6,3 V und zum neg. Heizfadenende von
9,3 V. Wir mitteln das auf Ua = 7,8 V. Das Gleiche wiederholen wir für das
Schirmgitter: zum pos. Ende 7,5 V, zum neg. Ende 10,5 V. Die gemittelte Ug2 =
9,0 V.
Nun polen wir die Heizbatterie um. Anm.: Der
Gitterableitwiderstand muss jetzt auch wieder an das pos. Heizfadenende, um die
gleichen Gittervorspannungsverhältnisse wieder herzustellen (Abb.3). Diese
Messungen zeigen die deutlich höheren Spannungswerte weil die Heizspannung (3
Volt) nicht mehr den Bertriebsspannungen entgegenwirkt, sondern sich mehr oder
weniger addiert! Die neuen Mittelwerte sind: für die Ua = 12,4 V und für die Ug2
= 15,0 V!!
Was bringt uns das alles?
Es leuchtet ein, dass das einen günstigen
Einfluss auf die Empfangseigenschaften haben muss. D.h., die HF-Empfindlichkeit
nimmt zu, bzw. die NF-Lautstärke steigt an. Ich habe Messungen nach Versuch 74,
also ohne Rückkopplung (wegen der besseren Reproduzierbarkeit) gemacht.
- Orginalschaltung mit der DM 300(N): Iges = 0,65 mA. Ein 24 mV (700 kHz,
30% mod.) HF-Signal ergibt am Ra von 2,2 kOhm (Kopfhörernachbildung) eine
NF-Spannung von 10 mV. Reduziert man die Ub auf 6 Volt (verbrauchte
Batterien!), fällt die NF-Spannung auf 4 mV ab. (-60%)
- Die geänderte Schaltung, mit Spannungsaufstockung: Bei gleicher
HF-Eingangsspannung erhält man eine NF-Ausgangsspannung von 13,2 mV (+ 32%).
Allerdings ist die Belastung der Anodenbatterien um ca. 1mA gestiegen! Viel
wichtiger erscheint mir die Tatsache, dass bei einer Ub von 6 Volt die
NF-Spannung nur auf 7 mV zurückfällt (-30%).
Ja, wir können sogar die
Anodenbatterien ganz weglassen (Anschlüsse miteinander verbinden) und haben
dennoch (schwachen) Empfang! Eine Beweis der These: Die Heizspannung kann einen
Teil der Betriebsspannung liefern.
Ich möchte noch mitteilen, dass ich
auch auf den Gedanken kam, die RE 074d in der Schirmgitter- sowie die DM 300(N)
in der Raumladegitterschaltung (also verkehrt herum) zu betreiben. Die
Ergebnisse waren in beiden Fällen deutlich schlechter.
Der RADIOMANN mit der EF 98
Ende der 50er Jahre wurde die DM 300(N)
durch die neu entwickelte Autoradio-Röhre EF 98 ersetzt. Diese benötigt ebenso
eine Betriebsspannung von nur 12 Volt. Allerdings ist durch die indirekt
geheizte Kathode die aufzubringende Heizleistung deutlich höher. Obwohl die
nominale Heizspannung dieser Röhre 6,3 V beträgt, wird in den Versuchen wieder
eine 4,5 V Flachbatterie benutzt. Man hatte damals eben keine andere Wahl. Meine
Experimente haben bestätigt, dass kaum ein Rückgang der Empfangseigenschaften
bei dieser Unterheizung eintritt. Auf die Dauer kann das zu einem vorzeitigen
Emissionsverlust der Kathode führen. Ich würde das aber nicht überbewerten, weil
die Gesamtbetriebszeit doch relativ gering ist.
Anm.: Bei Uf = 4,5 V und
If = 0,25A ist ein Netzteil sehr empfehlenswert!
Umstellungsschwierigkeiten:
Bei den RADIOMANN-Kästen bis etwa 1963 hatte
Kosmos das Schirmgitter der EF 98 fest mit der vollen Betriebsspannung (max.
13,5 V) verbunden. Das ist aber für diesen Röhrentyp nicht zulässig. Durch die
ungewünschte Stromübernahme des G2 bei schwankender Anodenspannung kommt es zu
Unlinearitäten, wo doch gerade Audionschaltungen mit niedriger Ug2 betrieben
werden. Damit wird zwangsläufig eine bessere Linearität im oberen Teil der
Ia/Ug1 Kennlinie erreicht. In diesem Bereich wird ja bekanntlich die - durch
Gittergleichrichtung - gewonnene NF verstärkt. Mehr dazu weiter unten.
1)
Hier zunächst der Empfangsversuch 104 aus der 13. Auflage von 1960:
Hinweis: Der Telefonkondensator parallel zum
Kopfhörer ist im Anleitungsheft nicht eingezeichnet, ist jedoch für guten
Empfang unerlässlich. Nur bei Versuch 110 "Rückkopplung mit Regelung durch
Kondensator" muss dieser entfallen, weil sonst die HF-Reste für die ‚kapazitive'
Regelung der Rückkopplung kurzgeschlossen werden.
Messwerte zur obigen Schaltung:
Zunächst die Messung bei Ub = 12 V wobei
hier G2 noch an der vollen Ub liegt! Ich messe einen Iges = 5,5 mA. Um wieder
die 10 mV NF am Ra von 2,2kOhm zu erhalten, ist 13 mV HF-Spannung erforderlich.
Also empfindlicher als der Vorgänger mit der DM 300(N).
1a) Vorschlag einer Sparschaltung:
Man kann in den Röhrenversuchen die
Betriebsspannung problemlos auf 4,5 Volt senken! Wir benutzen einfach die
Heizbatterie auch als Lieferant für die Anoden- und Schirmgitterspannung. Damit
können drei(!) Flachbatterien eingespart werden! Ein weiterer Vorteil: bei einer
Spannungsversorgung mit einem seperaten Netzteil, ist nur eine (Gleich-)
Spannungsquelle erforderlich!
Anm.: Die Schirmgitterspannung braucht bei
dieser Anordnung nicht reduziert werden. Untenstehende Abbildung (Versuch 104)
zeigt die minimalen Anpassungen. Man beachte die umgekehrte Polung der
Heizbatterie!
D i e g r o s s e ü b e r r a s c h u n g !
Wer nun glaubt, mit der
geringen Betriebsspannung von nur 4,5 V - also einem Drittel der ursprünglichen
Spannung - seien die Ergebnisse entsprechend schlechter, dem kann ich nur sagen:
Die NF-Ausgangsspannung hat sich sogar um 140% verbessert!" Ich dachte zuerst an
einen Messfehler. Aber auch eine andere EF 98 und ein anderer 2000 Ohm Kopfhörer
ergeben etwa das gleiche Resultat!
Messwerte:
Bei Ub = Uf = 4,5 V
sinkt Iges auf nur 1,3 mA!! Aber, schon 8 mV HF erzielen eine NF von 10 mV!
Lasse ich die HF-Eingangsspannung auf die obigen 13 mV stehen, zeigt das
NF-Voltmeter sage und schreibe 24 mV an !
2) Die durch KOSMOS korrigierte Schaltung
Im angeschlossenen FORUM wurde
ich auf die Korrektur des "Fehlers" mit der Schirmgitterspannung, hingewiesen.
Jetzt hat man das Schirmgitter an 2/3 der Betriebsspannung gelegt (8-9 Volt).
Das genaue Datum der Umstellung kann ich noch nicht nennen, sie müsste aber um
1963 stattgefunden haben. Weiterhin wurde die Vermutung ausgesprochen, dass der
angesehene Fachmann und Author vieler Bücher auf dem Gebiet der
Radio/FS-Technik, HEINZ RICHTER, hierauf Einfluss hatte.
Messwerte:
Bei Ub = 12 V und Ug2 = 8 V
ist Iges = 3,8 mA. Die HF-Eingangsspannung von 13 mV, ergibt nun eine
NF-Spannung von 35 mV! Also, das bisher beste Resultat!
Nachbetrachtungen
Wenn ich mir diese "Story" nochmals durch den Kopf
gehen lasse, muss ich an die vielen Besitzer der ersten Experimentierkästen mit
der EF 98 denken. Man darf wohl davon ausgehen, dass diese weder damals, noch
heute, von den ‚Unstimmigkeiten' gewusst haben bzw. wissen. Ich spreche hier von
einer ungenutzten Verbesserungsmöglichkeit von immerhin 250%, dazu auch noch
gratis!
Wie heisst es so schön: "Was ich nicht weiss, macht mich nicht
heiss!"
Wolfgang Holtmann
Nun folgen noch ein paar von mir aufgenommene Ia/Ug-Kennlinien der
typischen Vertreter der drei Röhrengenerationen, welche im RADIOMANN Verwendung
fanden.
Anmerkung:
Mit Absicht habe ich nicht die statischen Kennlinien
aufgenommen, sondern die praxisnahen dyn. Kennlinien mit einem Ra = 2kOhm und
(abweichend von der Norm) -Ub mit dem positiven(!) Heizfadenende verbunden! Das
ist auch der Bezugspunkt für die Steuergitterspannungen.
1. Bis etwa 1945 wurden Doppelgitter-Röhren in Raumladeschaltung verwendet.
Oftmals auch „Raumladegitter-Röhren“ genannt. Die RE 074d (Abb.2) war sehr
verbreitet.
2. In den 50er Jahren wurde auf die schon erwähnte Doppelgitter-Röhre DM
300(N) -aber in Schirmgitterschaltung- umgestellt (Abb.3). Trotz der geringeren
Gesamtemission, schneidet sie im Empfangsvergleich sogar noch etwas günstiger
als die RE 074d ab. Und das bei einer Gesamtbelastung der Anodenbatterien von
nur 0,65mA!!
3. Ende der 50er Jahre kam dann die (jetzt indirekt geheizte) Autoradio-Röhre
EF 98 zum Einsatz. Abb.4 macht deutlich, dass durch die viel grössere
Heizleistung (plus ein verbessertes Steuergitter) eine höhere Steilheit
erzielbar ist. Kein Wunder, dass sie die besten Ergebnisse liefert. Man beachte
hierbei bitte, dass diese 6,3V-Röhre mit nur 4,5V auch noch stark unterheizt
wurde!!
Die Sendeversuche mal anders betrachtet
Ehrlich gesagt, mir ist es bis heute nicht
gelungen, eine halbwegs vernünftige Musikübertragung mit dem RADIOMANN als
Sender (Versuch 80) zu bewerkstelligen.
Ich spreche jetzt von den Ausgaben
der 50er Jahre, also mit der DM 300 (N).
Anstatt der vorgeschlagenen
damals üblichen ('dynamischen') Grammofondose habe ich mal versucht, einen
Sinuston als Modulation einzuspeisen. Zur Kontrolle wird die ZF-Hüllkurve eines
auf der Radiomann-Sendefrequenz empfangenden Superhets auf einen Oszillografen
sichtbar gemacht.Die Resultate mit dem Original-Schaltungsvorschlag sind
schlichtweg entmutigend! Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass man bei dem
geringen Aufwand nicht viel erwarten darf. Oder mache ich was falsch? Wer hat da
andere Erfahrungen? Ich bitte um Reaktionen im FORUM.
Betrachten
wir die Originalschaltung, muss die NF über die Eingangsspule und dann via den
(für die NF viel zu kleinen) 200 pF Kondensator zum Steuergitter gelangen. Aber
von einer G1-Modulation an einem Oszillator kann man sowieso nichts Gutes
erwarten. Das räumt Kosmos auch schon selber ein (...ergibt eine wenig reine
Musikwiedergabe...):
Die Sache mit dem Klingeltrafo
Mit ein wenig Einfallsreichtum können wir
doch noch ein hörenswertes "eigenes Rundfunkkonzert" in den äther schicken. Ich
wiederhole an dieser Stelle nochmal die Devise: Keine Veränderungen, die den
Charakter unseres geliebten RADIOMANNES zerstören würde!
Erläuterung des Verbesserungsvorschlages: Wir wissen, dass ein
Rückkopplungs-Empfänger bei enger Kopplung der beiden Spulen zum Sender wird.
Die Stärke dieser ‚Sendewelle' ist auch von der Höhe der zugeführten
Anodenspannung abhängig. Je höher die Spannung, um so stärker wird ausgesendet
(und umgekehrt). Mit anderen Worten, man kann die Amplitude (Stärke) im Rhythmus
der Musik schwanken lassen, wenn man die Anodenspannung entsprechend
‚moduliert'. Das ist mit einem einfachen Klingeltrafo (weil überall erhältlich)
machbar. Dieser Trafo wird hier zur ‚Aufwärtstransformation' der auf die
8-Volt-Niederspannungsseite eingespeisten NF missbraucht. An der
230-Volt-Wicklung erhalten wir dann eine schwankende Wechselspannung von maximal
ein paar Volt, welche mit der Batteriespannung in Reihe geschaltet ist. Somit
wird im Rhythmus der Modulation die durch die Batterie gelieferte Anodenspannung
verstärkt oder geschwächt. Unser Sender wird "amplitudenmoduliert" (AM).
Anmerkungen:
- Mit ähnlichen Kleintrafos oder einem kleinen Ausgangsübertrager hatte ich
auch gute Ergebnisse.
- In meinen änderungsvorschlägen hat sich die Parallelschaltung von Drehko
und Spule (40) als viel günstiger erwiesen!
- Etwas mehr ‚Output' lässt sich erzielen, wenn man die Antenne direkt mit
der Anode verbindet. Wohnt man jedoch in der Nähe eines MW-Senders (wie ich),
so ist mit ungewünschten Rückwirkungen zu rechnen.
- Und bitte die ‚Erdung' nicht vergessen!
Nun stellt sich die Frage: "Womit kann ich modulieren?"
Geeignet sind
alle Audioquellen mit einen niederohmigen Ausgang. Der Kopfhörerausgang eines
tragbaren CD- oder MD-Players, sowie eines ‚Walkmannes' ist möglich.
Die
Ausgänge werden über eine ‚Anpassung' mit der 8V-Wicklung des Klingeltrafos (=
Modulationtrafo) verbunden. Die 10 Ohm Widerstände dienen zur Entkoppelung der
Ausgänge und vereinen ein eventuelles Stereosignal zu Mono. Ich gebe zu, die
genannte moderne Unterhaltungselektronik passt eigentlich nicht zum Stil der
50er-60er Jahre. Sie sollte besser weit weg vom RADIOMANN aufgestellt
werden!
Origineller ist schon ein Plattenspieler mit eingebautem
Verstärker. Sollte es sich noch um einen Röhrenverstärker handeln, muss der
fehlende Lautsprecher durch einen 8 Ohm Lastwiderstand nachgebildet werden. Und
jetzt noch die alten Platten aus dieser Zeit auflegen!
Das Ergebnis kann
sich sehen lassen!
Nebenstehende Abbildung zeigt die (mit einem Sinuston)
60%ig amplitudenmodulierte Trägerwelle, generiert mit einer DM 300 (N). Begrenzt
man die maximale Modulationstiefe auf diesen Wert, bleiben die Verzerrungen
(Klirrgrad) unter 5%. Das ist, in Anbetracht des Schaltungsaufwandes, ein sehr
gutes Ergebnis. Selbst die (ungewünschte) Frequenzmodulation ist dann zu
vernachlässigen. Also, bitte nicht zu weit aussteuern!
Die 4 Schaltungsvarianten
Abhängig vom verwendeten Röhrentyp, habe ich
die besten Erfahrungen mit folgenden Einstellungen gemacht:
1. RE 074d
Die Betriebsspannung ist auf 6 Volt reduziert. Das
Raumladegitter ist ebenso auf diese Spannung gelegt. Anmerkung: Frühere Versuche
haben gezeigt, dass die Doppelgitter-Röhren sogar ganz ohne Anodenbatterien auch
in der Senderschaltung funktionieren. Das Spannungsgefälle entlang des
Heizfadens reicht schon aus, um ein schwaches Signal zu erzeugen. Will man aber
Mauern durchdringen, sind die vorgeschlagenen Betriebsspannungen
einzuhalten.
2. RE 084
Die schwer zu beschaffende Doppelgitter-Röhre DM 300 (N) kann
durch eine 4-Volt Triode ersetzt werden. Die RE 084 funktioniert hier
einwandfrei mit 27 Volt.
3. DM 300 (N)
Da es sich um eine Schirmgitterschaltung handelt, muss
eine kleine Anpassung geschehen. Dieses Schirmgitter (besser gesagt:
Schutzgitter) an der Seitenschraube hat ja die Aufgabe, den Gitter-Kathodenraum
vor der ‚schädlichen' Anodenrückwirkung zu schützen. In der Modulationsschaltung
ist jedoch ein ‚Durchgreifen' der schwankenden Anoden- und Schutzgitterspannung
gewünscht. Daher wird G2 mitmoduliert!
4. EF 98
Obwohl Kosmos in den späteren Experimentierkästen keine
Sendeversuche mehr publizierte, will ich zum Schluss noch einen Vorschlag für
diesen Röhrentyp zeigen. Lag sozusagen ‚auf dem Weg'.
Die Schaltung ist
eigentlich mit der vorigen zu vergleichen. Auch hier wird zusätzlich das G2 mit
der Modulationsspannung beaufschlagt. Dieser Röhrentyp verlangt jedoch nach
einem Widerstand vor dem G2 (Anm. Red.:denn für die Anodenmodulation ist ja
ein grosser 'Durchgriff' die Grundlage).
Viel Spass beim
Experimentieren!
Wolfgang Holtmann
Zwei weitere Beispiele für 'Sparschaltungen'
Otto Kappelmayer
zeigt in seinem Büchlein 'Der Mikro-Sender' (1933, DRB 47, Deutsche
Radio-Bücherei) zwei interessante Anordnungen:
1. Ein Sparaudion
Die genaue Wirkungsweise und ebenso die sehr gute
Erklärung der 'versteckten' Rückkopplung bei dieser sog. Negadyn-Schaltung bei:
Jogis Röhrenbude unter
'Wie funktioniert das? Grundlagenwissen für den
Radiobastler'
2. Ein Sender für 'tönende Telegraphie'
Hier sind der 'Modulationstrafo'
und der 'Zerhacker/Spannungsheraufsetzer' vereint, wodurch wieder nur eine
Taschenlampenbatterie benötigt wird:
Günstiger Ersatz für die DM 300 (N) und RE 074d
(Ein Vorschlag um Geld
zu sparen) Es hat sich herumgesprochen, dass die genannten Typen für den
RADIOMANN (ausgegeben bis Ende der 50er Jahre) sehr gefragt sind. Dieser Umstand
hat den Preis der Röhren in die Höhe schiessen lassen. Dazu kommt noch, dass die
gefertigten Stückzahlen rel. gering waren! Und überhaupt, wer kennt denn schon
die Bezugsquellen?
Gerne greife ich obigen Artikel "Gehen auch
Nicht-Raumladegitter-Röhren bei Ua = 12 Volt?" zurück: Bestimmte Röhren ergeben
schon einen Empfang bei einer Ub von 25-30V.
Ganz wichtig bei diesen
überlegungen ist: Wenn wir schon von ‚Ersatzröhren' sprechen, darf auf keinen
Fall das Erscheinungsbild unseres RADIOMANNES zerstört werden!! Damit fallen
Lösungen wie: D-Röhren, Noval-Röhren (oder gar Transistor-Ersatzschaltungen)
über Zwischensockel in meinen Augen weg. Es sei denn, man kann sie in den
Glaskolben einer alten Batterie-Röhre unterbringen. Ja, solche ‚Künstler' gibt
es wirklich! Selbst mit Verspiegelung! Realistischer erscheint mir folgender
Vorschlag: Man kann noch rel. günstig die 4 Volt -Triode RE 084 auf den
Tauschbörsen der Radiosammler-Vereine kaufen. Gut, bei 12 Volt Batteriespannung
tut sich bei dieser Röhre natürlich nicht viel. Erhöht man jedoch die Spannung
auf 27 Volt, so haben meine Messungen ergeben, ist gleichwertiger Empfang wie
mit einer DM 300 (N) zu erzielen! Siehe die abgebildete Kennlinie.
Diese 27V werden aus einer Reihenschaltung von drei
9V-Batterien gewonnen. Vorteilhaft ist auch hier die angepasste Verdrahtung der
Heizbatterie, wie bereits weiter oben unter "Empfangsverbesserung" beschrieben.
Der Empfangsunterschied ist aber geringer, weil der Spannungszuwachs in Relation
mit der höheren Ub, kleiner ausfällt. Weitere änderungen sind nicht
erforderlich. Die Verbindung zur Seitenschraube wird nicht mehr benötigt.
"Funktioniert die RE 084 auch in der Senderschaltung (Versuch 80)
?"
Auch das ist möglich! Allerdings in einer abgeänderten Form, weil der
ursprüngliche Vorschlag von Kosmos -auch mit der originalen DM 300 (N)- sehr
problematisch ist! Im obigen Beitrag "Die Sendeversuche mal anders betrachtet"
bin ich näher darauf eingegangen.
Zum Schluß noch das Endzitat des erwähnten Artikels:
"Wie man es dreht
und wendet: die 'Jagd' auf DM 300 (N) und Vergleichstypen ist eigentlich
reichlich albern ... ('liegen doch ebenso geeignete Röhren nur so herum...')"
"... nur so herum ..." erscheint mir etwas zu optimistisch dargestellt. Aber die
in den 20er Jahren viel verwendete RE 084 (Telefunken) hat noch folgende,
gleichwertige Schwestern:
A 406 oder A 408 (Valvo), A 415 oder A 416
(Philips), LD 410 (Tungsram). Man muss nur Glück haben, um noch ein
(gebrauchtes) Exemplar mit genügend Emission zu finden. Anderenfalls schalten
wir noch eine, oder gar zwei 9 V-Batterien dazu. Hauptsache, wir bleiben im
ungefährlichen Spannungsbereich!
Wolfgang Holtmann
Die Erklärung der Wirkungsweise des Audion's ist im
Radiomann-Anleitungsbüchlein leider völlig falsch. Aber auch in andern Büchern
und Beiträgen wird das Audion immer wieder falsch erklärt: Oft wird es mit dem
Anodengleichrichter verwechselt. Nur Letzterer nutzt die gekrümmte Kennlinie als
Gleichrichter, das Audion jedoch die als "Diode" wirkende
Kathode-SteuerGitter-Strecke.
Bilder und Kommentar zur DM 300 - Geschichte:
Linkes Bild: ca 1945 bis 1955, rechtes Bild: Letzte Herstellungsserie
1955
© Die folgenden Röhrenbilder entstammen aus http://www.jogis-roehrenbude.de
Weitere interessante Erläuterung eines Einsenders zum
Problem:
Gehen auch Nicht-Raumladegitter-Röhren bei Ua = 12 Volt
?
- Die Anodenspannung in Radiogeräten wird doch in erster Linie von der
Endröhre (!) bestimmt. Typischerweise werden 250 V angenommen; in den
Allstromsupern waren es (für Stromversorgungsnetze mit 110 Volt) dann nur rund
100 V (vgl. UL 41). Die sog. Miniwatt-Röhren fuer Allstromgeraete sind alle
für Anodenspannungen zwischen 100-200 V ausgelegt, wobei der Spannungswechsel
keinen Neuabgleich erforderlich machen darf!
- Wenn also die Anodenspannung der Endröhre die Spannung des Netzteils
bestimmt, werden die übrigen Röhren (Vor-, Misch- und ZF-Stufen) schon aus
Wirtschaftlichkeitsgründen ganz einfach auch dafür ausgelegt - was aber nicht
heisst, dass sie nicht auch noch bei 18 V funktionieren dürfen (einfach etwas
weniger effizient)! Es hätte nur keinen Sinn gehabt, mit 2 völlig abweichenden
Anodenspannungen zu arbeiten.
- Die sog. Batterieröhren (D-Serie) wurden primär auf niedrige Heizleistung
und sekundär auf Kompatibilität zu bekannten Batteriebauformen 'gezüchtet'.
Die Kurven in den Datenblättern zeigen, dass die D-Röhren offenbar ab 25-30
(!!) Volt zu verwenden sind. Von 'Raumladegitter' ist keine Rede. Ratheiser
schreibt in "Rundfunkröhren" zur DL 11: "Da die DL 11 bereits mit
Anodenspannungen von 25-30 V eine gute Kopfhörerlautstärke ergibt, ist sie
auch gemeinsam mit einer DF 11 für Miniatur(Taschen-)Empfänger geeignet."
Aha!!
- Kosmos hatte sich aber seit den 1930er Jahren auf 4.5 Volt-Batterien
festgelegt (die 'guten' für die Heizung, die 'schlechten' für die
Anodenspannung). Ein Umstieg auf D-Röhren wäre wegen der deutlich niedrigeren
Heizspannungen teuer (Spezial-Halterung für 1.5-Volt-Batterien) oder für die
Röhren gefährlich (Herabsetzung von 4.5 Volt mit einem Vorwiderstand o h n e
Messgerät) gewesen.
- Als die RE 074d endgültig auslief, haben Froehlich und die KOSMOS-Leute
sicherlich verschiedene Alternativen ausprobiert und wussten ganz genau, dass
auch eine normale Radioröhre als Audion bei 30 Volt funktionieren kann (und
etwas modifizierte Röhren auch deutlich darunter). Aber: Das Audion sollte
auch bei 9 V (= 2 x 4.5 Batterie) noch zuverlässig laufen. Das geht mit den
meisten Radioröhren nun wirklich nicht mehr. KOSMOS entschied sich offenbar,
bei Radio Record eine DM 300, aber in modifizierter Form als Ersatz für die RE
074d herstellen zu lassen. Diese DM 300 arbeitete jetzt aber als gewöhnliche
Tetrode.
- Bei einer EF 80 hätten schlaue Knaben sicher versucht, nicht nur 15,
sondern 90 oder 150 V anzulegen, um die Lautstärke oder Empfindlichkeit zu
erhöhen ===> Lebensgefahr!
- Die EF 98 konnte die Geschichte einer 'Spezialröhre' für den Radiomann,
die die (modifizierte) DM 300 begründet hatte, fortsetzen. KOSMOS hätte mit
einem 'offenen Modell' (diverse Radioröhren, ggfs. gebraucht aus alten Radios
und Fernsehern) nur Probleme bekommen (abweichende Sockel, Reklamationen
usw.). Man stelle sich nur die Briefe an die KOSMOS-Leute vor:
"Unser
Radiohändler hat mir eine alte Röhre geschenkt; die soll noch gut sein. Ich
bekomme aber gar keinen Empfang. Woran kann das liegen?"
- Die Beschreibungen der Raumladegitter-Röhren stammen überwiegend aus den
1920er und 30er Jahren, also aus Zeiten mit noch recht 'groben'
Röhrenaufbauten. Die besondere Wirkung des Raumladegitters tritt wohl
überhaupt erst ein, wenn Ua unter ca 20 Volt fällt.
- Wie man es dreht und wendet: die 'Jagd' auf DM 300 (N) und Vergleichstypen
ist eigentlich reichlich albern ... ('liegen doch ebenso geeignete Röhren nur
so herum...')
Siehe dazu auch diesen interessanten Artikel: 0 Volt
Anodenspannung
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RADIOMANN