Das Röhren-Messgerät Grundig / Hartmann & Braun 55a

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Sämtliche Texte und Fotos stammen, mit ausdrücklicher freundlicher Genehmigung, von Hans-Thomas Schmidt, bei dem ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich dafür bedanken möchte !

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Hier möchte ich Ihnen das aufwändigste deutsche Röhrenmessgerät vorstellen, das ich kenne.
Es besteht aus einem Grundgerät 55a und vielen Adaptern zum Messen der einzelnen Röhrentypen. Da nicht für jede Röhre ein Einzeladapter gefertigt wurde, gab es für die Messung von beliebigen Röhren den Universaladapter 6040.


Eingesetzt wurde es ab 1960 von der Deutschen Bundespost, die damit die Eingangskontrolle für die Weitverkehrsröhren und die Überwachung während der Lebensdauer durchführte. Diese Röhren mussten allerhöchsten Qualitätsansprüchen gerecht werden, und ein Ausfall einer Weitverkehrsverbindung durfte nicht vorkommen. Ausserdem musste es, um Messfehler möglichst auszuschliessen, einfach zu bedienen sein.

Das Grundgerät 55a


Das Grundgerät besteht aus einem großen Blechkasten, 45 Kilo schwer.
Es enthält folgende Teile:
Ein Instrument zur Überwachung der Netz- und Heizspannung.


Die Heizspannung wird über einen eingebauten Heiztrafo oder durch Transformation im Adapter erzeugt. Über zwei unabhängigige Stufenschalter können Netz- und Heizspannung genau geregelt werden. Eine defininierte Über- oder Unterheizung ist ebenfalls einstellbar.
Ein Steckerleistenfeld zum Aufnehmen eines Adapters mit 64 Messerkontakten. Im Adapter werden alle röhrenspezifischen Einstellungen vorgenommen.
Vier Kontrollampen, die Elektrodenschlüsse anzeigen und auch signalisieren ob die Zuleitungen zu den Elektroden intakt sind.
Ein Hauptmessinstrument. Die Grundeinstellung zur Messung einer bestimmten Röhrentype wird so vorgenommen, daß das Hauptinstrument bei Erreichen des Sollwertes immer 100% anzeigt. Das hat den Vorteil, daß für jeden Parameter das Messinstrument mit gleicher Genauigkeit abgelesen werden kann. So kann man Heizspannung und -strom, Anodenspannung und -strom, Schirmgitterspannung und -strom, Steuergitterspannung und Steilheit messen. Bei der Klirraktormessung erfolgt die Anzeige in direkten Prozenten. Die Anzeige der Isolationsmessung erfolgt ebenfalls auf geeichten Skalen.
Ein Netzteil zum Erzeugen der stabilisierten Anodenspannung Ua = 100...600 V, Innenwiderstand: <10 Ohm, elektronisch stabilisiert auf <2 %, Ia = max. 120 mA.
Ein Netzteil zum Erzeugen der stabilisierten Schirmgitterspannung Ug2 = 100...600 V, Innenwiderstand: <40 Ohm, elektronisch stabilisiert auf <2 %, Ig2 = max. 20 mA.
Ein Netzteil zum Erzeugen der stabilisierten Steuergitterspannung Ug1 = 0...-50 V, elektronisch stabilisiert auf <2 %, Ig1 = max. 2 mA.


Ein Giga-Ohmmeter für die Isolationsmessung, zwischen den Elektroden mit zwei Bereichen (<1000 MOhm und <5000 MOhm).


Ein klirrarmer Sinusgenerator zur Erzeugung einer 3 kHz (<0,6 %) Messspannung (max. 50V) mit einem Klirrfaktor von unter 0,3 %.
Eine Ausgangspegelmesseinheit zur Messung der Steilheit (Genauigkeit 3...4 %).
Eine Klirrfaktormesseinheit, die die Grundwelle der Meßspannung aussiebt (-53 db) und die Spannung der harmonischen Oberwellen anzeigt (0...14 %).
Diverse Bedienelemente, zum Umschalten der Messungen und Regeln der Spannungen, sowie etliche Eichtrimmer.

Die "Innereien" des Gerätes.

Das ganze Gerät ist mit künstlich gealterten Bauelementen enger Toleranzen aufgebaut. Vorbildlich ist die sorgfältige Verdrahtung (im Bild: Anoden- und Schirmgitterspannungserzeugung).



Die Röhren für die elektronische Stabilisierung von Anoden- und Schirmgitterspannung. Links drei grosse MP-Kondensatoren. Röhren: C3m, E2e, C3m, Ec.



Drei andere MP-Kondensatoren und drei Stabis im Vordergrund (STV 150/20). (Anoden- und Schirmgitterspannungserzeugung)



Die Siebkette der Klirrfaktormesseinheit.



Baugruppe mit sechs Poströhren C3m für die Gittervorspannungserzeugung, den Sinusgenerator, Pegel- und Klirrfaktormesser.



Baugruppe mit dem Gigaohmmeter. Alles sorgfältig mit Keramikisolatoren und viel Abstand aufgebaut (2 Röhren C3m). Im Hintergrund einer der riesigen Netztransformatoren.



Für an diesen Daten Interessierte habe ich hier einen Link auf eine vom Thomas erstellte PDF-Datei mit der Bedienungsanleitung zum Grundig/Hartmann&Braun 55a, incl. Schaltpläne, platziert. (6,1 MByte !)

Die Einzeladapter zum 55a

Für viele zu messende Röhrentypen gibt es einen eigenen Adapter, ein Kästchen das auf das Grundgerät aufgesteckt wird. Darin sind Präzisionswiderstände und -kondensatoren mit denen die spezifischen Messwerte am Grundgerät eingestellt werden. Eine Falsch-Einstellung ist nicht möglich, was die Einfachheit der Bedienbarkeit und somit die Qualität der Messung wesentlich erhöht. Oben befindet sich eine Fassung für den Prüfling. Auf der Vorderseite ist eine Plakette mit den Sollmesswerten für die Röhre angebracht. Manchmal befinden sich seitlich auch noch Eichregler.



Eine Besonderheit bietet das Adapter für die 2C39 Scheibentriode; hier ist das komplette notwendige Druckluftkühlsystem mit eingebaut.


Da es nicht möglich ist, für alle Röhrentypen ein Einzeladapter herzustellen, wurde ein Universaladapter (Universaladapter 6040) gefertigt. Es wird auf das Grundgerät aufgesetzt und erlaubt frei einstellbar die Messung an verschiedenen Verstärker-, Gleichrichter-, Anzeige- oder Stabilisatorröhren. Im Gegensatz zu den Einzeladaptern ist hier zur Bedienung einige Sachkunde nötig. Das Adapter ist voll gestopft mit hochpräzisen Bauelementen, meist mit 0,25-%-Toleranz. Ausserdem ist noch ein kleiner Messverstärker enthalten. Die Masselegung der Heizung kann auf dreierlei Arten umgeschaltet werden. Ebenso zwischen zwei (gleichen) Systemen.


Für die Messung einer beliebigen Röhre stellt man die Schalter und Regler nach einem Einstellblatt ein, das auch selbst erstellt werden kann.
Die Walze unten dient als Umrechenhilfe: Prozent <==> Messwert.
In einem meiner Ordner für Einstellblätter ist eine Verteilerliste angefügt, wonach bei der Bundespost 9 stationäre und 1 mobiler Universaladapter im Einsatz waren. Die mobilen Geräte waren zum Ersatz bei Reparatur oder Wartung der stationären Geräte gedacht.
Innerhalb der Leistungsgrenzen des Grundgerätes ist wirklich alles messbar.


Die Fassungsbeschaltung wird über heraus nehmbare Fassungseinsätze und Steckbrücken hergestellt. Die Fassungeinsätze sind in 90°-Schritten drehbar, was die Messung von Anzeigeröhren ungemein erleichtert.
Externe Bauelemente und Messgeräte können über vier Buchsen angeschlossen werden.
Die Fassungen sind mit Ferritperlen abgeblockt, um HF-Schwingungen zu unterdrücken. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die sich aber sonst kaum irgendwo findet.


Eine interessante Besonderheit. Die Fassungen sind mit Ferritperlen abgeblockt, um HF-Schwingungen zu unterdrücken. - Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die sich aber sonst kaum irgendwo findet. (Für diese Aufnahme wurde ein Fassungseinsatz geöffnet.)



Für an diesen Daten Interessierte habe ich hier einen Link auf eine vom Thomas erstellte PDF-Datei mit der Bedienungsanleitung zum Grundig/Hartmann&Braun Universal-Adapter 6040, incl. Schaltpläne, platziert. (5,4 MByte !)

Ein Detail, dessen Unterlagen auch beim Hersteller nicht mehr vorliegen, hat Hans-Thomas herausgezeichnet, es ist der Schaltplan des Messverstärkers im Universaladapter 6040:



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