Meine Spulenwickelmaschine

von Franz Gysi, Schweiz

Diese wunderschöne Spulenwickelmaschine, genau eben eine Kreuzspulenwickelmaschine, habe ich am 2.11.2002 vom Erbauer, Oskar Schafheitle, persönlich erhalten. Ich habe ihn an dem Radioflohmarkt "Surplus Party" vom 26.10.02 in Zofingen kennengelernt.

Links ist die eigentliche Wickelvorrichtung mit Handkurbel und Zählwerk. Rechts der Spulenhalter mit der genau einstellbaren Bremse. Daneben liegt die (ebenfalls selbstgefertigte) Federwage, mittels derer das Zugewicht am Draht auf 80 - 100 g eingestellt wird.

Oskar Schafheitle hat damals im Jahr 1952 einen kleinen Röhren-Reflexempfänger im Seifenschalenformat entwickelt (mit zwei winzigen DL 67 Röhren). Er hat eine Serienproduktion für diesen Empfänger ins Auge gefasst und dazu diese Wickelmaschine gebaut. Der Empfänger hat damals auch Aufsehen beim Militär erregt, aber in der Zwischenzeit war die Information um die neue Erfindung des Transistors auch in der Schweiz durchgedrungen und dieser Empfänger existiert heute nur als Prototyp (mit 22,5 Volt Batterieattrappe).

Die Wickelmaschine wurde ursprünglich mittels Kupplung von der hauseigenen Drehbank angetrieben.. Die Kurbel hat Herr Schafheitle extra für den Handbetrieb (e.g. für mich) angebaut!

Sensationell ist natürlich auch der Vorrat an (heute kaum mehr erhältlicher) seidenumsponnener HF-Litze! Es handelt sich um einige hundert Gramm 10 x 0.05 (Durchmesser 0,25 mm). Dazu noch die Adresse um zwei weitere Rollen "zu beziehen": 15 x 0,05 (0,25) und 45 x 0,04 (0,4).

In der Anleitung, die sorgfältig unten im Bodenbrett verstaut ist, steht, dass die Maschine nur für seidenumwickelten Draht oder Litze geeignet sei. Da aber die verfügbaren Vorräte begrenzt sind, denke ich aber, dass das Problem mit dem Verrutschen nur bei der ersten Lage gelöst werden muss und werde das sicher auch versuchen (z.B. ein Papierröllchen mit doppelseitigem Klebband oder ganz einfach Rubber-Cement).

Weitere Detailansichten:

Franz Gysi schrieb mir zu diesen Fotos:
Ich habe mit Hr. Schafheitle noch den Unterschied zwischen Taumelscheibensteuerung gegenüber der herzförmigen Steuerscheibe besprochen. Er hat den Effekt dabei ganz genau beschrieben: Bei einer Taumelscheibe werden die Wicklungen sinusförmig angelegt, bei der Herzscheibe aber im "Zick-Zack", also mit jeweils geradem Drahtverlauf und einem Knick am Rand. - Viel stabiler so!

Die ganze Maschine ist hochpräzis und robust aufgebaut. Sie ist wirklich funktionell und kann auch bei recht hohen Drehzahlen zuverlässig funktionieren. Ich gehe davon aus, dass da Stunden von Feinarbeit drinstecken, z.B. allein in der Kerbe der Drahtführung.

Bei meinen ersten Versuchen zuhause musste ich allerdings, wegen zu grossem Hub (Spulenbreite), einige Stunden zusätzlicher Einstellarbeit leisten. Trotzdem, dass die Maschine am Vortag perfekt funktionierte! So lernte ich sie aber wirklich gründlich kennen...
Die Kupfervorräte sind dabei etwa um 100 gr geschwunden.

Ich habe meine ersten Wickelversuche durchgeführt:

Danach habe ich Hr. Schafheitle nochmals angerufen, um Angaben über die Induktivität der so gewickelten Spulen zu erhalten (ich habe keine Messbrücke).

Er hat mir dazu sehr gute, nützliche Tabellen, Formeln und einen Grundlagentext geschickt.

Aufgrund dieses Wissens hier mein erster Spulensatz für einen Detektorempfänger Ich habe für L1 3x65 Wdg, ca. 270 uH, L2 4x21 Wdg, je 10 uH, L3 114 Wdg, 290 uH gewählt. (Siehe beiliegende Excel-Tabelle.)

Anhang 1: Foto meines Standes, meiner Ware und mir in Zofingen 26.10.02 (Scan ab Polaroid)

Anhang 2: Schaltbild des Röhrenempfängers für Beromünster


(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Schaltbild

Anmerkung: C7 wurde weggelassen.

Anhang 3: Anleitung

  

Anhang 4: Tabellen, Grundlagen

Die Anwendung dieser Tabelle ist ganz einfach: einfach eine gewünschte Frequenz in der Mitte suchen, eine Kapazität rechts, durch beide Punkte eine Linie nach links ziehen. Das ergibt die nötige Selbstinduktion in uH.


(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Anhang 5: Schaltbild des Detektorempfängers als erstes Spulenprojekt von mir.

(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)
Schaltbild des Detektorempfängers

Anhang 6: Excel-Tabelle Windungszahlen

Angewandte Formel: Windungszahl = K x Wurzel aus L (uH)

K = 6,6 (Mittelwert)

K = 5 (bessere Ferrite)

uH

Windungszahl

uH

Windungszahl

10

21

10

16

20

30

20

22

30

36

30

27

40

42

40

32

50

47

50

35

60

51

60

39

70

55

70

42

80

59

80

45

90

63

90

47

100

66

100

50

120

72

120

55

140

78

140

59

160

83

160

63

180

89

180

67

200

93

200

71

220

98

220

74

240

102

240

77

260

106

260

81

280

110

280

84

290

112

290

85

300

114

300

87

320

118

320

89

340

122

340

92

360

125

360

95

380

129

380

97