UKW Mischteil mit EF95
- von Jochen Becher

Es hatte mich schon lange gereizt, einen UKW-Röhrentuner mit Batterieröhren zu bauen. So ist der Tuner mit der 1SH29 entstanden. Lange habe ich mit Schaltungsvarianten auch mit Triodenversionen probiert die mich jedoch nicht befriedigten. Besonders die Induktivitäten bereiteten mir Schwierigkeiten, so bin ich dann wieder zur Pentodenschaltung gekommen, so wie sie auf Homepage zu sehen ist.

Eines Tages rief mich Jogi an ob ich diesen Tuner nicht auch mit E-Röhren bauen könnte, ich sagte ihm den Versuch zu.
Bei meinen Recherchen und nach Sichtung meiner Bastelkiste kam ich, so wie Jogi es mir auch bereits vorgeschlagen hatte, dann endgültig auf die 6SH1P (EF95). Laut Datenblatt (Röhrentaschenbuch Band 1 Fachbuchverlag Leipzig 1958) ist diese Röhre besonders für UHF entwickelt worden, diese Röhre ist klein und benötigt eine relativ geringe Heizleistung.
Der Rauschwiderstand ist laut dem Taschenbuch nur geringfügig höher als der der EC92.
Als Ausweichmöglichkeit für die EF95 würde sich sicher auch die EF183 anbieten.
Vorbild für die Schaltung war der Graetzsuper 154W, bei dem zwei Pentoden vom Typ EF42 eingesetzt wurden, nur die Drehkoabstimmung wurde durch Variometerabstimmung ersetzt.

Schaltbild
(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Eine Besonderheit ist der Aufbau des Antenneneingangs welcher eine gute Symmetrie und Störsicherheit aufweisen soll und auch einfach herzustellen ist. Er stellt eine Parallelschaltung von zwei Induktivitäten dar.

Das folgende Bild zeigt den Aufbau und das Wickelschema der Spule:


Im Anodenkreis liegt der abstimmbare Vorkreis, die Abstimmung erfolgt mit einem Alukern welcher in einer Hülse geführt wird. Die Hülse hat die Aufgabe mechanische Schwingungen des Kernes zu verhindern. Ich habe sie aus Kugelschreiberhülsen aus Acryl angefertigt, Außendurchmesser 10 mm, innen etwas mehr als 8 mm, so dass der Kern ohne zu klappern geführt wird (gegebenenfalls etwas aufreiben).
Ein gleicher Kern wird zur Abstimmung der selbstschwingenden Mischstufe verwendet. Es ist eine ECO-Schaltung, die um die ZF höher schwingt und nach etwa 3 bis 4 Minuten Aufheizen der Röhren sehr stabil läuft.
Die Spulen sollten verhältnismäßig kurz gehalten werden.
Die Vorkreisspule wurde aus 1,5 mm dicken versilbertem Kupferdraht hergestellt, ebenso die Oszillatorspule. Beide Spulen wurden auf einen Dorn von 10 mm Durchmesser mit gleichem Wickelsinn hergestellt. Die beiden Abstimmkerne bestehen aus Aluminium mit einem Durchmesser von 8 mm und einer Länge von 15 mm, davon sind 10 mm konisch. Der Kern hat eine Bohrung von 4 mm, die zur Aufnahme der Spannfeder dient.

Das folgende Bild zeigt den Abstimmkern:


Beide Spulen sind 15 mm lang, die Windungszahlen betragen 5 für die Vorkreisspule und 4 Windungen für die Oszillatorspule. Damit trotz der verhältnismäßig kurzen Spulen präzise abgestimmt werden kann, sind die Abstimmkerne teilweise konisch, dadurch wird auch eine Linearisierung im unteren Frequenzbereich erreicht.

Das folgende Bild zeigt den Tuner von oben mit der Abstimmung:


Die Federn zum spannen der Führungsseile sind in den Abstimmkernen untergebracht und mit Isolierschlauch an einem Ende festgelegt.
Im Anodenkreis der 2. Röhre liegt ein Bandfilter über, den der ZF-Verstärker angesteuert wird. Hier habe ich einen Bandfilter von Oppermann verwendet (33 Wdg. und 33 pf Volldraht, Bestellbezeichnung bei Oppermann FI 10,7) - genau so gut müssten sich auch die Filter von Gerd Reinhöfer verwenden lassen.
Der Aufbau des Tuners erfolgte auf einer Leiterplatte mit den Abmessungen 80 x 80 mm, dabei erfolgte die Verdrahtung in "gemischt Bauweise", dass heißt teilweise in herkömmlicher Freiverdrahtung. Dieser Schaltungsaufbau wurde einmal aus Stabilitätsgründen, möglichst kurzer Leitungsführung und um die Heizung separat zu führen.

Die folgenden Bilder zeigen die Leiterplatte und den Bestückungsplan :




Vor dem Abgleich des Tuners sollte der ZF-Verstärker abgeglichen werden. Der Abgleich erfolgt am besten mit einem Messender. - Sollte keiner zur Verfügung stehen, kann man sich einen einfachen Messender selber bauen. Eine Möglichkeit wäre, einen Piezofilter als Frequenzbestimmendes Bauteil zu verwenden, dieser Generator lässt sich mit einem Transistor aufbauen (Beispiel für 455 kHz, für unsere Zwecke muss ein 12,7 MHz-Piezofilter verwendet werden.)


Nach dem Abgleich des ZF-Verstärkers gleicht man den Bandfilter des Tuners ab. Der Abgleich des Vorkreises erfolgt dann wie auch bei anderen Empfänger, bei heraus gedrehtem Kern mit dem Trimmer und bei eingedrehten Kern durch verschieben des Kernes bzw. durch zusammendrücken und auseinanderziehen der Spulen.
Ohne Messender die Spulenkerne in die gleiche Stellung bringen wie im ZF-Verstärker, die Trimmer in Mittelstellung und danach einen Sender suchen und diesen auf Maximum abgleichen, mit Hilfe eine zweiten Empfängers dann denn Frequenzbereich überprüfen und durch den Trimmer den Anfang festlegen. Diese Prozedur solange wiederholen bis ein Optimum erreicht ist.
Ob der Oszillator schwingt, kann man ebenfalls durch einen zweiten Empfänger überprüfen.
Das Gehäuse des Tuners sollte mit den Röhren nach oben ausgeführt werden, um eine unnötige Erwärmung der Schwingkreise zu verhindern, am besten eignet sich dafür verzinktes Eisenblech etwa 1 mm.
Zur Verbindung der Teile habe ich Aluwinkel verwendet, da man so die Bohrungen leichter ausführen kann.

Die letzten Bilder zeigen zum Abschluss die einzelnen Versuchsstadien.

Das erste Bild zeigt den ersten Testaufbau mit der EF95 als selbstschwingende Mischstufe, es hat funktioniert, der komplette Aufbau konnte danach erfolgen.







Das letzte Bild zeigt einen Test mit mittels der Bohrmaschine zurecht gefidelten Kernen (nicht konisch), geht von etwa 87 - 109 Mhz. Endgültige Werte erhät man dann mit den fertigen konischen Kernen. (Es könnte sein, dass der Bereich dann geringfügig größer ist. Im Bild arbeitete das Empfangsteil mit 65 V sehr gut, funktionierte bis etwa 40 V Anodenspannung.



Gruss, Jochen Becher

Inzwischen habe ich das UKW-Mischteil von Jochen Becher hier bei mir. Ich bin begeistert von der technischen Umsetzung, und ich will versuchen die techn. Einzelheiten in der folgenden Fotoserie zu zeigen, um es den Nachbauern zu erleichtern.

Bitte daran denken - dieses UKW-Teil ist nicht nur sehr empfindlich im Empfang, es ist auch sehr trennscharf und bringt keinerlei hörbares Rauschen mit. Und der (für mich) mit der wichtigste Punkt: ich kenne kein Röhren-UKW-Mischteil, welches über 104 MHz hinausgeht. - Dieses hier reicht von 86,5 bis 108,5 MHz...!





Die Anschlussfolge, von links nach rechts: Hz - Hz - 250V - Masse - 120-180V. Der Widerstand sorgt dafür dass man, falls keine 120 - max. 180 Volt vorliegen (wie im Mischteil von Ernst Rößler) sondern 250 Volt, die Spannung dann zu begrenzen.





Im nächsten Bild einmal um 180 Grad gedreht: links und rechts neben der Eingangsspule (Stiefelkörper, mit dem grünen Draht mittig) sind die 240-Ohm-Anschlusspunkte. Direkt neben dem Alu-Becher, welches das Ausgangs-Bandfilter beinhaltet, sitzt (im unteren Bild eng links daneben) der ZF-Ausgangspunkt.







Dieses ist die Endanschlags-Sicherung, oder auch -begrenzung. die folgenden Bilder zeigen einmal Anschlag oben (auf die Alu-Kerne achten) und Anschlag unten.





Die Achslagerung auf der gegenüberliegenden Seite, hier wird der Abstimmknopf, bzw. der Skalentrieb aufgesteckt :



Blick nach innen auf die innere Achse - man erkennt die Umlenkrolle. Diese Achse ist an den Enden mit einem Innengewinde versehen; von aussen am Gehäuse wird sie mit je einer Schraube befestigt.



Eine der Befestigungsschrauben:



Ein letzter Blick in das Innere:


Viel Spass und gutes Gelingen beim Nachbauen!

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Siegfried sandte mir die folgenden Fotos zu, sie zeigen ein von einem Radiostammtischfreund erstelltes UKW-Mischteil nach Jochen Bechers obigem Schaltbild :






Siegfried schrieb noch dazu dass sein Stammtischfreund sehr zufrieden mit diesem Mischteil wäre.


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