35-Watt Mischpultverstärker mit LS 50 - Gegentaktendstufe
Getreu dem Motto eines guten Freundes von mir - "Schwerter zu
Pflugscharen" - stelle ich hiermit die Konstruktion eines hochwertigen 35-Watt Mischpultverstärkers mit der
Militärröhre LS 50 in einer Gegentaktendstufe vor, diese enstammt aus der Funkschau, Heft 12 / 1950, es ist eine
Funkschau - Bauanleitung.
Es folgt nun der Original Funkschau-Text, mitsamt der Schaltung und den Fotos.
Für Ausgangsleistungen über 20 Watt eignen sich besonders die Röhren LS 50 in
Gegentaktschaltung. Unter Verwendung handelsüblicher Teile lassen sich in Gegentakt-A-Betrieb ohne Schwierigkeit
Ausgangsleistungen von ca. 35 Watt erzielen. Ein derartiger Verstärker kann infolge ausreichender Leistungsreserve
vielseitig für Übertragungen aller Art verwendet werden, wenn man ihn mit Vorverstärkern ausstattet, die
über Mischeinrichtungen verfügen. Mit dem Mischpultverstärker "Magnafon" werden diese Bedingungen
erfüllt. Er ist für drei Kanäle eingerichtet, die wahlweise gemischt werden können. Es sind z. B.
Überblendungen von Mikrofon, Schallplatte und Rundfunk möglich. Die Bedienungseinrichtungen wurden so
zusammengefaßt, daß man den Verstärker zentral steuern kann. Die Bedienung des Mischpultverstärkers
stellt keine Anforderungen. Auch technisch weniger geschultes Personal ist in der Lage, mit dem Gerät Übertragungen
auszuführen.
Aufgrund der großen Datenmenge des Schaltbildes habe ich es hier mit
Rücksicht auf die Ladezeit sehr stark verkleinert und komprimiert dargestellt. Mit einem Mausklick kann man es sich in
der Originalgröße (116,405 kByte) anzeigen lassen.
Zum Anschluß hochempfindlicher Mikrofone besitzt der Mischpultverstärker eine
besondere Vorstufe mit der Pentode EF 12. Die Mikrofonspannung wird dem Lautstärkeregler gleichstromfrei über
einen 0,1 uF-Kondensator zugeführt. Vor dem Steuergitter befindet sich der übliche Hf-Schutzwiderstand (50 kOhm).
Der 7,5 kOhm-Kathodenwiderstand erzeugt eine negative Gittervorspannung von 2,5 V. Durch Weglassen des Kathodenkondensators
wird eine erwünschte Gegenkopplung erzielt. Um stabiles Arbeiten zu gewährleisten, verwendet die
Anodenspannungssiebkette einen Siebkondensator mit 8 uF. Das bei der hohen Gesamtverstärkung noch auftretende
Restbrummen läßt sich ganz wesentlich reduzieren, wenn man die Mikrofon - Vorverstärkerröhre mit
Gleichstrom heizt. Der Netztransformator ist zu diesem Zweck mit einer besonderen Heizwicklung H 3 ausgestattet. Die
Gleichrichtung übernimmt ein kleiner Selengleichrichter in Graetzschaltung, während die Siebung der
Heiz-Gleichspannung durch zwei 700 nF-Kondensatoren geschieht.
Die vorverstärkte Mikrofonspannung gelangt über die übliche RC - Kopplung zum Mischverstärker, der eine
Mischung mit den anderen Tonfrequenzkanälen gestattet. Eine einwandfreie Mischung läßt sich mit Hilfe der
im Verstärker verwendeten Doppeltriode EDD 11 erzielen. In der benutzten Schaltung führt man die
Tonfrequenzspannung je eines Kanales je einem Gitter der Mischverstärkerröhre zu. Die gemischte Tonfrequenz wird
dem Anodenkreis der Röhre entnommen, deren Anoden parallel geschaltet sind. Zur Regelung des Mischanteiles befinden
sich im Gitterkreis der Mischverstärkerröhre bzw. im Gitterkreis der Mikrofon-Vorverstärkerröhre
1 MOhm-Regler.
Da die vom Radiogerät abgegebenen Ausgangsspannungen wesentlich größere Werte aufweisen als die vom
Tonabnehmer und Mikrofonvorverstärker gelieferten Spannungen, empfiehlt es sich die Ausgangsspannung des
Radiogerätes unter Zwischenschaltung von Gleichstrom-Sperrkondensatoren direkt zum Gitterkreis des Vorverstärkers
unter Umgehung der Mischverstärkerröhre zu leiten. Die Lautstärke der Radioübertragung läßt
sich durch den 1 MOhm-Regler genau einstellen. Eine Mischung mit Tonabnehmerund Mikrofonwiedergabe ist ohne weiteres
möglich.
Im Mischverstärker wurden ähnliche Konstruktionsprinzipien wie im Mikrofonvorverstärker angewandt. So
arbeitet die EDD 11-Stufe ohne Kathodenkondensator, so daß eine Gegenkopplung entsteht. Die Anodenspannung für
die Röhre EDD 11 wird ferner durch einen verhältnismäßig groß bemessenen Kondensator (8 µF)
entkoppelt.
An den Mischverstärker schließt sich ein zweistufiger Vorverstärker mit zwei weiteren Röhren EF 12 an.
Die erste Stufe verwendet vor dem Steuergitter einen UKW-Siebwiderstand (100 Ohm). Eine zusätzliche Hf-Siebung erwies
sich nicht als notwendig. Der 3 kOhm - Kathodenwiderstand ist durch einen 25 µF-Kondensator überbrückt, während
die Anodenstromsiebung ein 2 µF - Kondensator besorgt. Im Anodenkreis befindet sich der stetig veränderliche
Klangfarbenregler.
Im zweiten Nf-Vorverstärker, der gleichfalls mit einer Pentode EF 12, jedoch in Triodenschaltung, bestückt ist,
liegt im Gitterkreis ein 500 pF - Kondensator zur Beschneidung des höchsten Tonfrequenzbereiches. UKW-Störungen
werden so mit Sicherheit vermieden. Der 800 Ohm - Kathodenwiderstand wird durch einen 25 µF-Kondensator abgeblockt.
Die Endstufe arbeitet mit zwei Röhren LS 50 in Transformatorkopplung. Das Übersetzungsverhältnis des
Gegentakt - Eingangstransformators wurde mit 1 : 4 gewählt.
(Hierfür könnte eine mit einer Röhre erzeugte Phasenumkehrstufe eingesetzt
werden.)
Zur Erzeugung der negativen Gittervorspannung von je 45 Volt befindet sich in der
Kathodenleitung jeder Röhre ein 500 Ohm - Widerstand. Bei nicht völlig übereinstimmenden Daten der
Gegentaktröhren empfiehlt es sich, die Kathodenwiderstände regelbar zu machen und jeweils so einzustellen, daß
beide Röhren gleiche Anodenströme aufweisen. Die Schirmgitterspannungen beider Röhren werden durch einen
5 kOhm-Widerstand in Verbindung mit einem 2 µF-Kondensator gesiebt.
Als Aussteuerungskontrolle befindet sich im Anodenkreis ferner eine Glimmlampe. Bei eintretender Übersteuerung leuchtet
die Glimmlampe auf.
Der Ausgangstransformator (Engel) besitzt drei verschiedene Ausgänge für übliche Anpassungswerte (6, 15, 200
Ohm). Eine weitere Ubersteuerungskontrolle ist durch das Anodenstrom-Instrument gegeben. Es besitzt einen Meßbereich
von 0...400 mA und zeigt bei normalem Betrieb einen Gesamt - Anodenstrom von ca. 180 mA an. Die Gesamtanodenbelastung der
Gegentakt-Endstufe beträgt ca. 73 Watt.
Die für den Betrieb des Verstärkers benötigten hohen Anodengleichströme liefert derDoppelweggleichrichter
mit den Röhren 2 X AZ 12. Der Netztransformator (Engel) gibt sekundärseitig außer den vier Heizspannungen
2 x 480 V, 200 mA ab. Zum Schutz des Netztransformators vor Zerstörung bei etwaigen Kurzschlüssen ist außer
der primärseitigen Netzsicherung in jeden Anodenwechselspannungszweig eine 0,3 A-Sicherung geschaltet. Die Siebkette
besteht aus drei verschiedenen Netzdrosseln und vier Kondensatoren mit einer Gesamtkapazität von 56 µF. Aus Gründen
hoher Betriebssicherheit wurden in der Netzteilsiebkette Bosch-MP-Kondensatoren eingebaut.
Auf der Primärseite des Netztransformators befindet sich noch eine Glimmlampe zur Betriebsanzeige.
Mit Rücksicht auf zweckmäßige Bedienung des Mischverstärkers wurde das Chassis im vorderen Teil
pultförmig ausgeführt. Die waagerechte Montageplatte ist 500 x 200 mm groß, während der pultförmig
abgebogene Teil die Abmessungen 500 x 100 x 30 mm besitzt.
Wie die Vorderansicht zeigt, befindet sich links das Netzteil mit dem Netztransformator, den drei 16 µF-Kondensatoren der
Siebkette und mit den dahinter angeordneten Gleichrichterröhren AZ 12.
Daran schließt sich die Gegentakt-Endstufe mit dem Ausgangsübertrager und den beiden Röhren LS 50 an.
Daneben befinden sich die beiden Siebkondensatoren (je 8 µF) der Anodenstromsiebketten des Mikrofon- und Mischverstärkers.
Rechts sind die Vorröhren angeordnet. Die Mischverstärkerröhre EDD 11 hat ganz rechts hinten Platz gefunden.
Daneben ist die Mikrofon-Vorverstärkerröhre EF 12 eingebaut. In der davor befindlichen Röhrenreihe konnten
die beiden Vorröhren 2 X EF 12 untergebracht werden.
Auf der Rückseite sind, von links nach rechts gesehen, die Anschlußbuchsen für Mikrofon, Tonabnehmer und
Radiogerät angeordnet. In der Mitte befindet sich der Anschluß für die Lautsprecher. Es wurden abgeschirmte
Steckdosen mit Tuchelkontakten verwendet, die eine sichere Kontaktgabe ermöglichen und einwandfreie Abschirmung
besitzen. Auf der rechten Seite schließen sich rückwärts die beiden sekundärseitigen Sicherungen des
Netztransformators und die Netzsicherung an.
Auf dem Mischpult sind sämtliche Bedierungsorgane zusammengefaßt. Links befindet sich der Netzschalter mit der
daneben eingebauten Glimmlampe für die Betriebsanzeige. Die vier großen Regelknöpfe dienen zur Regelung der
Klangfarbe und zur Mischung von Rundfunkübertragung, Tonabnehmer- und Mikrofonwiedergabe. Rechts sieht man die zur
Übersteuerungskontrolle angeordnete Glimmlampe, an die sich das Milliamperemeter für die Anodenstromkontrolle
anschließt.
Bei der Verdrahtung unterhalb des Chassis kommt es darauf an, Rückwirkungen irgendwelcher Art zu vermeiden, da von der
zweckmäßigen Leitungsführung die richtige Arbeitsweise des Verstärkers wesentlich abhängt. Um die
Verdrahtung übersichtlicher zu machen, sind zahlreiche Widerstände und Kondensatoren auf Pertinaxleisten mit
Lötanschlüssen befestigt worden. Ferner befindet sich zwischen den Mischpultreglern und dem übrigen
Verstärkerteil eine Abschirmwand.
Der gesamte Verstärker wird durch eine mit zahlreichen Entlüftungslöchern versehene Abschirmkappe
(500 mm breit, 204 mm tief, 180 mm hoch, sieh oben) geschützt. Um eine günstige Wärmeabstrahlung zu erzielen,
sind Entlüftungslöcher an der Vorderseite, auf der Oberseite und an der Rückseite angebracht.
Chassis und Abschirmkappe können von der Fa. Paul Leistner, Hamburg-Altona l, Clausstraße 4 - 6, bezogen werden.
Zum Einbau eines Radiovorsatzgerätes hat der Verstärker unmittelbar hinter dem Vorverstärker noch ausreichende
Raumreserven. Auf diese Weise sind kurze Verbindungsleitungen gewährleistet. Die zusätzliche Anodenstromleistung
vermag der Netzteil ohne weiteres zu liefern.
Einzelteilliste
Widerstände (Dralowid)
1/4 Watt: 2 Stck. 100 Ohm, 3 Stck. 50 kOhm, 7 Stck. 0,5 MOhm
1/2 Watt: 800 Ohm, 3 kOhm, 2 Stück 7 kOhm, 30 kOhm, 40 kOhm, 50 kOhm, 2 Stück 100 kOhm
1 Watt: 50 kOhm, 100 kOhm
6 Watt: 2 Stück 5 kOhm
10 Watt: 2 Stück 500 Ohm
Rollkondensatoren (NSF)
Betriebsspannung 500/750 Volt: 2 Stück 5000 pF,
4 St. 10 000 pF, 20 000 pF, 50 000 pF, 4 St. 0,1 µF
Becherkondensatoren (NSF)
Betriebsspannung 500/750 V: 2 St. 1 µF, 3 St. 2 µF
MP-Kondensatoren (Bosch)
Betriebsspannung 450/675 V: 8 St. 8 µF, 3 St. 16 µF
Potentiometer (Dralowld)
1 Stück 0,1 MOhm lin., 3 Stück 1 MOhm log.
Elektrolytkondensatoren (Neuberger)
Betriebsspannung 60 V: 4 Stück 25 µF 12/10 V: 2 Stück 750 µF
Chassis und Gehäuse: Fa. Paul Leistner, Hamburg-Altona 1, Clausstraße 4 - 6
Drehknöpfe:
Anders & Co., Gauting b. München
Sonstige Einzelteile:
2 Stück Glimmlampen mit Fassungen (DGL),
1 Milliamperemeter 400 mA (Gossen),
1 Kippschalter einpolig (Mozar),
3 Sicherungselemente (Wickmann),
1 Trockengleichrichter Graetzschaltung 10V, 0,2 A (SAF),
1 Netztransformator 110/220 V, 2 x 480 V/200 mA, 2 x 6,3 V, 1 x 12 V, 1 x 4 V (Engel),
1 Zwischenübertrager 1 : 4 (Engel),
1 Ausgangsübertrager (Engel),
4 Buchsen 3pol. (Tuchel)
Röhren
3 Stück EF 12, EDD 11, 2 Stück AZ 12, 2 Stück LS 50
Die in der Schaltung angegebenen Röhren könnte man, auch getreu dem Motto
meines Freundes ("Schwerter zu Pflugscharen") durch russische Militärröhren ersetzen. Die erste Röhre
in der Schaltung, oben links = EDD 11, kann ohne Änderung durch die russische 6H8C = 6SN7GT ersetzt werden. Ebenso kann
die zweite Röhre, die EF 12, durch eine Triode ersetzt werden - hier ist eine Pentode nicht notwendig, das angeschlossene
Potie, welches nur die Höhen beschneiden soll, ist jedenfalls auch nicht notwendig. Die dritte EF 12, sowieso als Triode
geschaltet, kann ebenfalls durch eine Triode, dann für die Phasenumkehrung zuständig, ersetzt werden. - Somit kann
man sowohl die zweite als auch die dritte EF 12 durch eine Doppeltriode wie die eben genannte russische 6H8C ersetzen.
Will man unbedingt einen Mikrofonverstärker eingebaut haben kann die untere linke EF 12 direkt durch eine EF 86
ersetzt werden; auch hierfür gibt es sicherlich eine russische Ersatztype.
Die beiden Gleichrichterröhren AZ 12 können, wenn man schon einmal dabei ist..., auch direkt ersetzt werden, hier
drängt sich die russische 5U3C gleichsam auf. Diese hat eine 5-Volt-Heizung mit 3 Amp., kann 450 Volt und 250 mA im
Dauerbetrieb. Und sieht (fast) genau so aus wie die AZ 12, nur besser...