Mein Freund Siegfried fand in einer sehr alten Veröffentlichung die
folgenden Zeilen sowie ein Beispiels-Schaltbild eines ungewöhnlichen Audion-Empfängers, mit annähernder
"HiFi-Qualität" auf Mittelwelle.
Die persönlichen Beziehungen, die sich zwischen dem Bastler und einem von ihm erbauten
Gerät ergeben, bedeuten ein solches Maß an Freude, Befriedigung und Genugtuung, daß es beinahe
gleichgültig erscheint, welcher Art der gebaute Apparat ist und ob das Selbstbauen besondere Vorteile oder irgendwelche
Ersparnisse ergeben hat.
Trotzdem ist es vielleicht angebracht, sich einmal zu überlegen, ob es nicht neben dem immer interessanten und dankbaren
Selbstbauen von Empfangsgeräten mit Eigenschaften, die ungefähr den von der Industrie gebauten Apparaten entsprechen,
noch Arbeitsgebiete gibt, die besonders für den Bastler geeignet sind und auf denen er, - das scheint dem Verfasser sehr
wichtig zu sein, - aktiv zum Fortschritt und zur technischen Weiterentwicklung beitragen kann. Dafür kommen in erster
Linie Spezialempfänger und Spezialantennen in Betracht.
Spezialempfänger sind in diesem Fall alle Geräte, die in ihren Eigenschaften oder ihrer Anwendung nicht den auf dem
Markt befindlichen Typen entsprechen, z. B. Empfänger für besonders gute Wiedergabe. Die Industrie muß ihre
Geräte so fabrizieren, daß sie möglichst billig sind und sich in großen Serien herstellen lassen.
Dabei kann bezüglich der Wiedergabe kein allzu kritischer Maßstab angelegt werden. Gerade in den Kreisen der
Bastler besteht aber der Wunsch, durch eine über dem Durchschnitt stehende Wiedergabegüte sich selbst und den
gelegentlich das Arbeitsergebnis bewundernden Bekannten Freude zu machen.
Daß es schon mit verhältnismäßig geringem Aufwand möglich ist, hierfür sehr viel zu tun,
soll an einem Beispiel gezeigt werden.
Das folgende Bild zeigt die Schaltung eines Zwei-Röhrenempfängers, bei dem durch verschiedene Einzelheiten für
gute, natürliche Wiedergabe gesorgt wurde. Allerdings mußte dabei in bezug auf Empfindlichkeit etwas geopfert
werden.
Bei den überall zur Verfügung stehenden Groß-Sendern ergibt aber auch ein verhältnismäßig
gering empfindlicher Empfänger schon zuverlässigen Bezirksempfang; für Fernempfang ist daß Gerät
dagegen nicht geeignet.
Die Audionschaltung weist eine Besonderheit auf. Parallel zu der Strecke Gitter - Kathode der Audionröhre ist eine Diode
geschaltet. Dadurch ergibt sich eine besonders verzerrungsfreie (klirrfaktorarme) Hochfrequenz-Gleichrichtung, was erheblich
zur Verbesserung der Wiedergabe beiträgt.
Soweit nun der Original-Text, zumindest das was für uns von Interesse ist.
Mein Freund kam auf die Idee, diese Schaltung mit einer EABC 80 aufzubauen.
Eine andere Verbundröhre wie beispielsweise eine EBC 91, kann nicht verwendet werden weil hier der Diodenteil vom
Triodenteil nicht getrennt ist, bei der EABC 80 ist dies aber der Fall. - Hier zunächst das Schaltbild vom Siegfried:
Man erkennt die typische Audionschaltung des Einkreisempfängers. Der Triodenteil besteht aus dem getrenntem Triodenteil
der EABC, eine der EABC-Dioden erkennt man im Gitterkreis des Audions.
Durch die hier zusätzlich eingebaute Diode wird allerdings das Empfangssignal ziemlich stark abgeschwächt, deshalb
ist eine Nachverstärkung notwendig - Siegfried empfiehlt beispielsweise eine ECL 86.
In einem normalen Audion erfolgt die Gleichrichtung des HF-Signals direkt in der Audionröhre. In dieser hier vorgestellten
Schaltung aber wurde die Kathode der Audionröhre hochgelegt, sodaß diese Röhre als reine
Verstärkerröhre arbeitet. Die erforderliche Gleichrichtung des HF-Signals muß deshalb über diese
zusätzliche Diode erfolgen.
In einer Halbwelle läßt sie immer noch HF durch, welches an der Anode der Triode abgegriffen wird und für
die Rückkopplung benötigt wird. Dieser HF-Rest wird ausgangsseitig durch die HF-Drossel (L4) ausgefiltert, so
daß die reine NF am Ausgang anliegt.
Die HF-Drossel kann auf einem 4-Watt-Kohleschichtwiderstand hergestellt werden, indem man darauf so viele Windungen wie
möglich mit hauchdünnem Draht aufbringt, etwa 0,1 mm.
Mein Freund Frank baute diese Schaltung auf, sie war schnell und problemlos zusammengebaut. Hier sind zwei Fotos
dieses Aufbaus, Frank benutzte eines seiner schönen selbstgebauten kleinen Gehäuse dafür sowie eine selbst
hergestellte Spule, in welcher alle drei notwendigen Spulen - Antennen-, Schwingkreis- und Rückkopplungsspule,
ineinander gewickelt wurde, eine hochinteressante und schöne Technik die Frank da verwendet.
Die Spule beinhaltet Rückkopplung/Schwingkreis/Antennenspule.
In der Mitte ist der 500pf Drehko und an der Seite die Rückkopplung. Die blaue und rote Buchse ist für die Anodenspannung.
Davor die Heizspannungsbuchsen. Auf der Gegenseite befindet sich der Kopfhöreranschluß. Antenne und Erde sind an der
Stirnseite.
Frank berichtete mir, er empfing (mit Kopfhörer, ohne die erforderliche Nachverstärkung mit z.B. einer ECL 86)
tagsüber schon 4 laut und sehr deutlich emfangbare Sender, was ausgezeichnet ist für ein solch einafches Audion.
Aufgrund der engen Kopplung der Spulen miteinander setzte die Rückkopplung sehr weich ein. Frank verwendete folgende
Spannungen: Ua 70 Volt, Heizspannung (Gleichstrom-beheizt) von + 4,7 Volt. Aber bei 6,3 Volt wurde alles sehr leise, da
hier die Röhre optimal versorgt wurde, die Diode natürlich hier auch optimal arbeitete, weshalb die beschriebene
Dämpfung des Signals am stärksten wirksam wurde.
Da Frank aber bisher nur mit Kopfhörer empfing, konnte er über die beschriebene klangliche Verbesserung bisher
noch nichts aussagen.
Weitere Ergebnisse werde ich hier anhängen, sobald ich sie verfügbar habe.
Um zu verdeutlichen welch ein Künstler Frank im herstellen der Spulen ist - hier eine Spule mit Antennen- und
Schwingkreisspule, ineinander gearbeitet. Die innere Spule ist eine normale Ledionspule, die äußere eine
Sternspule, wie ich sie auch auf meiner Seite "Korbspulen-Selbstgewickelt" beschrieben hatte.