Der Bau eines Einfachst-Röhrenprüfgerätes
Eine im Forum besprochene kleine Schaltung


Dieses Projekt begann mit der folgenden Anfrage im Forum :

Hallo Röhrenfreaks!
Ich bin ein begeisterter Musiker und suche eine Möglichkeit, auf einfachem Wege ecc83 Vorstufenröhren für meinen Gitarrenamp durchzumessen. Wichtig ist, dass ich beide Systeme der Röhre messen kann. Wichtig ist mir dabei a, der Zustand der Röhre, b, ob die Röhre schwach oder stark ein Signal verstärkt. Ein Amperemeter ist vorhanden. Gibt es dafür z.B. Adapter mit Messpunkten, sodass ich die Röhre direkt im Amp durchmessen kann? Kann jemand von Euch so etwas bauen? Falls nicht, welche Möglichkeiten gibt es noch? Im Voraus schon mal vielen Dank für Eure Antwort!!!
Gruss Markus

Meine (fehlerhafte) Antwort darauf war, zunächst, diese:

Markus, Du könntest Dir einen einfachen Aufbau erstellen, dazu benötigst Du aber ein Netzteil welches die Heizspannung, die Anodenspannung (250 Volt) und eine negative Gitterspannung erzeugt, hier sind es, bei der ECC83, - 2 Volt. Und ein Milliampere-Meßgerät wird benötigt.
Am besten machst Du Dir einen Aufbau mit 2 Fassungen. Du schließt an der einen Fassung die Anodenspannung (250 V) für das System 1, die neg. Gitterspannung (- 2 V) für System 1 an.
Diese Anschlüsse gehen gleichzeitig an die 2. Fassung, jeweils für System 2 angeschlossen.
Die jeweilige Kathode wird ein Meßpunkt, eine Meßbuchse beispielsweise. Hier wird der Pluspol Deines Meßgerätes angeschlossen, der Minuspol geht an Masse.
Nun steckst Du eine ECC 83 in die erste Fassung. Ist sie 100 % OK so muß das Meßgerät bei diesen Spannungen 8 mA anzeigen, bei 64 mA hat die Röhre noch 75 % Emission, bei 4 mA nur noch 50 %.
Anschließend die Röhre aus der ersten Fassung herausziehen und in die zweite Fassung stecken, damit mißt Du dann anschließend das zweite System durch. - Die beiden Fassungen nicht gleichzeitig bestücken.
Das war im Grunde schon alles.

Als nächstes stellte ich eine Schaltung ins Forum - allerdings mit Meßgeräteanschluß an der Kathode.

Daraufhin schrieb Uwe:

Hallo Jogi,
8 mA schafft keine ECC 83 bei Ua = 250V und Ug1 = -2V. Der bei einer durchschnittlichen Röhre unter diesen Bedingungen fließende Strom beträgt 1,2 mA, was dann 100 % entspricht. Woher hast du den Wert? Verwechslung scheint mir ausgeschlossen, da bei der ECC 81 10 mA und bei der ECC 82 gar 25 mA fließen (und letztere arg quälen würden).
Beste Grüße Uwe

Ich antwortete daraufhin:

Uwe hat Recht. Wenn ich den Kathodenstrom so messe wie beschrieben, dann messe ich falsch.
Ich habe die Zeichnung eben dahingehend korrigiert, messe nun den Anodenstrom, so wie es richtig ist. Und der ist 1,2 mA.
Danke, Uwe, für den Hinweis.
Daraufhin stellte ich die, nun dahingehend korrigierte, Schaltung ins Forum:


Am folgenden Tag schreib ich erneut zu diesem Thema:

Ich habe die Prüfanordnung von gestern, wo es darum ging eine ganze Serie von ECC 83 zu prüfen, mal etwas umgezeichnet. Hiermit erspart man sich die zweite Fassung und, vor allem, das umstecken. Mit dem leicht erhältlichen Drehschalter 3 x 3 kann man schnell beide Systeme prüfen.
Frage: MUSS man auch die Kathode mit umschalten (die dritte Ebene des Schalters ist ja noch frei, wäre also kein Problem) oder kann ich, wie gezeichnet, beide Kathoden gleichzeitig mit dem Minuspol verbinden?


Harry antwortete darauf:

Hallo Jochen.
Aus meiner Sicht braucht die Kathode nicht mit umgeschaltet werden. Die evtl. zusätzliche Elektrodenkapazität wirkt sich bei einer statischen Messung nicht aus. Könnte bei Messungen mit Wechselspannung hoher Frequenz evt. Einfluß haben, was ich aber auch nicht glaube.

Wolfgang schrieb dazu:
Jochen, die Katoden können beide auf Minus bleiben.
Ich würde noch in die gemeinsame -Ug1 Leitung einen 2M Widerstand (mit Taster einfügbar) für die Gitterstrom-Messung legen.
Die noch freien Umschaltekontakte sollte man sicherheitshalber gebrauchen, um die Anode desjeweils nicht geprüften Systems an Minus zu legen. Damit hat man eventuelle 'vagabundierende Elektronen' besser im Griff.
Aufpassen!
Mein Vorschlag geht NUR, wenn in den Zwischenstellungen des Schalters KEINE Kurzschlüsse zwischen den Kontakten gemacht werden. Oder anders ausgedrückt:
Umschalter a schaltet zu früh auf die andere Anode, wobei diese mit Umschalter c noch nicht von Minus befreit ist! Das kommt allerdings häufig vor!!!!!
!!!! Eine sofortige Zerstörung des Messgerätes ist dann die Folge !!!!
Zwischen den Kontakten dürfen keine Verbindungen wie auch immer entstehen. Bei den professionellen RPG's läßt man manchmal Kontakte aus diesem Grund unbeschaltet. Siehe Funke W16.

Hans-Thomas schrieb daraufhin:

Ein Taster zur Umschaltung der Anodenzuführung würde meiner Meinung nach vollkommen reichen. Alles andere wird fest verdrahtet.

Wolfgangs Antwort:

OK, Hans-Thomas
Aber bei der Parallelschaltung der Gitter ist eine exakte Trennung der beiden Systeme nicht mehr gegeben. D.h. ein Isolationsfehler K > g1 vom nicht angeschaltetem System hat Einfluss auf den Test der anderen Triode wenn der Ri der Gitterspannungsquelle nicht niederohmig ist. Kann verwirrend sein. Ein Vakuum-Test ist dann auch nicht mehr möglich.
Je länger man über diesen "Röhrentester" nachdenkt, um so mehr Fußangeln kann man erkennen.
Beispiel:
Was passiert wenn ein System satten Schluß Anode > Katode hat?
Genau: das mA-Meter geht in Rauch auf weil ein Schutzwiderstand (etwa 47 Ohm 1/8 Watt, der ist billiger!) oder eine schnelle Sicherung in der Anodenleitung fehlt.
Und wenn ein satter Schluß Katode > g1 vorliegt, wird bei niederohmiger Gittervorspannungsquelle dieser gleich weggebrannt. Aus diesem Grunde würde ich in die gemeinsame Gitterzuleitung auf jedenfall einen 1 k Widerstand einfügen. Das Meßergebnis wird durch diese Maßnahmen nicht verfälscht.

Diesen Vorschlag griff ich auf und baute den 1k-Schutzwiderstand ein:



Hans-Thomas antwortete Wolfgang:

Hallo Wolfgang,
im ersten Fall ist bei stark abweichendem Anodenstrom die Messung eh beendet. Die Röhre ist defekt.
Den beiden kleinen Schutzwiderständen stimme ich zu, gebe aber zu bedenken, dass sie nicht schnell genug durchschlagen!
Das Problem mit der Überlastung des Anodenstrominstruments besteht auch für andere grosse Röhrenprüfer umd ist bei meinem Grundig 55a Messgerät vernünftig gelöst.
Das Instrument wird drei mal geschützt:
1: gasgefüllter Überspannungsableiter.
2: empfindliche Feinsicherung mit Kompensatiosmöglichkeit des Sicherungs-(Innen)-Widerstandes.
3: Antiparallel geschaltete Dioden über dem Messwerk.
Zwei Erweiterungen sind noch möglich:
1. Gasprüfung. In die gemeinsame Gitterzuleitung ein 500kOhm-Widerstand einschalten. Der Anodenstrom darf sich nicht ändern. Warum für beide Gitter? Ist das Vakuum bei dem ersten System schlecht, dann auch beim zweiten.
2. Heizfaden-Kathode-Schlussprüfung: Die Massezuführung auf die Kathoden mit einem Taster unterbrechen. Der Anodenstrom muss schlagartig auf Null gehen, ansonsten besteht ein Schluss. Nicht vergessen, einen Heizfadenanschluss auf Masse zu legen.

Daraufhin erstellte ich diese (vorläufig) letzte Schaltungszeichnung:


Diese Anordnung läßt sich auch, ohne Änderung, für die ECC 81 und ECC 82 verwenden. Bei der ECC 82 muß jedoch die neg. Gitterspannung anders eingestellt werden, sie muß - 8,5 Volt betragen.

Diese Anordnung kann man, mit Modifikationen, leicht für alle gängigen Röhren aufgebaut werden. Es erspart den Kauf eines heutzutage unglaublich teuer gewordenen Röhrenprüfgerätes, welche meist nicht anders prüfen als dieser einfache Aufbau hier. Die folgende Schaltung zeigt einen Aufbau mit den dazu notwendigen Spannungen für die EL 84 (die Schalter S1 und S2 haben hier jeweils die gleiche Funktion wie im ECC 83-Prüfaufbau):


Die folgende Schaltung zeigt einen Prüfaufbau für die EL 34 :


Und, zum Abschluß, noch eine Schaltung für einen Prüfaufbau zur 6 SN 7 :


Wolfgang schrieb mir noch die folgenden, sehr wertvollen, Tips dazu:

Meine Erfahrung mit diesem Testaufbau ist: OHNE die nötigen UKW-Schutzwiderstände (max.47 Ohm 1/2W) kurz an die Anoden, sowie an das Schirmgitter(bei den Pentoden) gelötet ist mit wilden Schwingungen zu rechnen!!! Allein ein 1k vor dem Gitter kann das nicht in allen Fällen verhindern! - Bedenke bitte, deine recht praktischen Bastelvorschläge werden bestimmt beachtet und nachgebaut. Auch von unerfahrenen Bastlern, welche gerne eine optisch schön aussehende lange(!) Verdrahtung wählen.
Eben zwischendurch: Eine wiederholte Warnung vor den gefährlichen Spannungen ist nicht überflüssig!
Stichwort: Kabelbaum.
Beispiel: Bekanntlich sind in den professionellen RPG's auch Kabelbäume zu finden, daher hatte ich auch große Probleme mit den von mir nachgerüsteten Noval- und Miniaturfassungen beim W 16. Die modernern Röhren sind oftmals viel steiler und UKW-tauglicher als die lahmen Vorkriegstypen.

Zurück zur Hauptseite