Mini - Horn
von Henning Kahle

Hallo Jogi.
Es ist schon einige Zeit vergangen, als ich Dich angeschrieben habe. Es ging um ein Minihorn. In der Zwischenzeit habe ich es noch ein bisschen weiterentwickelt und bin zu einem erstaunlichen Ergebnis gekommen, was Sound und Preisleistung betrifft.
Nicht zu verachten ist die rattenscharfe Optik, die mir diesmal dem Lautsprecher entsprechend gut gelungen ist. Ich habe also keine Strandkörbe konstruiert, sondern den 4,5-Zöller mit dem Horn optisch in Einklang gebracht.



Nun sind meine Mini-Hörner endlich fertig und so war ich ganz aufgeregt, wie sie nun klingen. Was soll ich schreiben? Sie klingen nicht so soft und verschlafen wie die "Cheap Trick 193". Als Hörer ist man viel näher an der Musik; sie klingen direkt, frech und frei.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass sie eher die Parameter eines PA-Lautsprechers haben.
So war es die richtige und lohnenswerte Entscheidung, zu dem BB ein Reso-Horn zu bauen. Charakterlich passt es einfach zu dem unvollkommen, vorlauten BB. Harte Bässe, krispe Höhen und stark aufspielende Mitten. - Im positivem Sinne wie in einer Disco. Bei geschlossenen Augen glaubt man, es mit wesentlich größeren Lautsprechern zu tun zu haben. Dank des Horns kommt doch ein anspruchsvoller Bass zustande, der allerdings nicht unendlich tief geht, was bei dem Breitbänder natürlich seine Grenzen hat.
Ich denke, es werden sich so manche wundern beim Anblick eines 4-Zöllers mit gerade mal 57cm² Membranfläche. Als Sperrkreis habe ich einen 5,6 µF Kondensator eingesetzt. Nach meinem Geschmack würde es ein 3,3 oder 4,7µF Kondensator besser tun. Vielleicht tausche ich ihn noch gegen zwei 1,5er Kondensatoren aus.
Anderseits würde man um einen Saugkreis nicht herumkommen, um den Lautsprecher endgültig tonal zu zähmen.

Vielleicht gewöhne ich mich einfach daran, anstatt alles zu verschlimmbessern. Die Betonung ist zu sehr auf Hi-Heat. Zum Warmspielen hatte ich steinalte Scheiben wie Status Quo/ Ma Kellys... oder Uriah Heep/ Very Eavy, Very Umble, um einfach mal zu horchen, wie komplett und kräftig der Bass aufspielt. Sehr eindrucksvoll, wenn auch derb.
Doch eine schnarrende Hammondorgel oder ein dumpfen E-Bass zu spielen, dürfte keinem Lautsprecher wirklich ernsthaft foppen.
Also, Spaß beiseite, wie steht's mit dem Feind aller Hörner, einem Klavier? Ähm, Dresden Dolls? Kein Problem, da keine blechernde Schärfe entsteht und sich der Gesang toll über dem Instrument legt.
Auch Blechbläser sind durch das Horn nicht zu Quäkern mutiert.

Wie teuer war's denn nun?
Der Bausatz hat gut 80€ gekostet. Die Gehäuse haben gut 60€ zu Buche geschlagen. Die Lackierung mit Mattschwarz und Robinrotmetallic haben dann nochmal 20€ gekostet.
Sieht stark aus, da der Alumembram optisch sehr gut zur Geltung kommt. Eine Empfehlung!!!!

Die Eckdaten des Gehäuses:
  • 9,2L Druckkammervolumen
  • 22,5 cm² Hornhals (1,5 * 15cm)
  • 0,75m Länge
  • 1050cm² Hornmund (15 * 70cm)
  • a. 55-16000 Hz
  • Außenabmessungen: 920mm hoch, 400mm tief, 182mm breit
  • Die Sägeliste: 16 mm MDF:
    a & b= 920 * 400 mm (Seitenplatten)
    c= 400 * 150 mm (Kopfplatte)
    d= 690 * 150 mm (Rückseite)
    e= 460 * 150 mm (einseitig auf 58,5° gefast)(Horn unten)
    g= 369 * 150 mm (Resonanzkammer unten)
    h= 368 * 150 mm (einseitig auf 79° gefast)(Horn hinten)
    i= 116,5 * 150 mm (einseitig auf 64° gefast)(Horn mitte)
    j= 375 * 150 mm (beidseitig gefast 62° und 64°)(Horn vorne)

    19mm MDF:
    f= 168 * 150 mm (Stirnseite)


    Wenn man sich die Sägeliste und das letzte Foto ansieht, dann erscheint die folgende Skizze einleuchtend und logisch:


    Den Sperrkreis habe ich wie folgt aufgebaut: 0,68 mH
    5,6 Ohm
    8,2 µF
    Das folgende MDI-File (Microsoft Office Document Imaging) zeigt einige Tabellen die von der Box gemessen wurden: Tangband W4-657 SC.MDI

    Ich bin noch nicht dazu gekommen, andere Varianten des Sperrkreises auszuprobieren. Heilbringend könnte evtll. ein kleinerer Kondensator sein.
    Gruss, Henning Kahle

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    Henning sandte mir diese Zeilen noch nachträglich zu, ich füge sie deshalb einfach hier unten an:

    Das Horn zu bauen ist relativ (...) einfach, wobei man beachten sollte, dass das Gehäuse gegenüber eines einfachen BR-Gehäuses verd.... kompliziert erscheint, gegenüber andere Hornkonzepten jedoch irre einfach zu bauen ist.
    Ich habe mir bei der Konstruktion besonders darüber Gedanken gemacht, das Horn möglichst einfach zu gestalten, 1. die Konstruktion auf möglichst wenige Zuschnitte zu beschränken und
    2. das zeitraubende Anfasen der Plattenzuschnitte zu vermeiden, wo es nur ging.
    Ich bin auf 10 Zuschnitte und 5 Fasen gekommen. Weniger geht kaum noch. Zugleich gelang mir eine (wie ich meine) sehr ansprechende Optik.
    Sich die Arbeit möglichst einfach zu machen, fängt beim Einkauf der Platten an. Ich habe mir in sämtlichen Baumärkten deshalb bereits keinen guten Ruf eingehandelt, aber es hilft nichts! Alle Zuschnitte sollte man vor Ort nachmessen und zu ungenaue Zuschnitte sofort wieder zurückgeben. Alles andere bedeutet nur unnötige Fahrerei.
    Außerdem sollte man erwähnen, dass alle Zuschnitte mit 150 mm in einem Anschlag gesägt werden und keine Platten doppelt gesägt werden. - Die Folgen sind abweichende Maße und mangelhafte Rechtwinkligkeit.
    Da wird man keine dran Freude haben, das alles spalt- und Versatzfrei zu verleimen.

    Eine große Hilfe war mir die Lamellofräse, mit der es mit gelungen ist, völlige stressfrei alle Platten bündig zu verleimen. Natürlich braucht man auch etwa 10 Schraubzwingen, mit denen man die zu verleimenden Teile fixieren kann.
    Die Platten anzufasen gibt es verschiedene Methoden. Man kann sie auf einer guten Tischkreissäge oder (so wie ich es handhabte) sie auf einer selbstgebauten Kantenfräse anfasen. Als Leim habe ich immer den Expressleim verwendet, der etwas schneller abbindet.

    Ich habe das Horn schon zwei mal gebaut und sinniger Weise mit der oberen Kopfplatte (Teil c) angefangen sie auf der einen Seitenplatte (a) zu leimen. Als nächstes habe ich die Frontplatte (f) gegengeleimt. Dabei ist es eine reine Geschmacksfrage, ob erst das Loch für den Lautsprecher hineinfräst wird, oder man es für später aufhebt. Ich habe es vorher getan. Dabei sollte man zuerst den Absatz d = 126 mm fräsen und dann das Loch innen 95 mm fräsen.
    Man sollte danach auf jeden Fall die Innenseite ca. 10 mm/45° anfasen, damit der Membran "frei" schwingen kann. Vergessen sollte man auch nicht, dass man dort, wo der Lautsprecher festgeschraubt wird, einen Steg lässt. Zumindest sollte man das bedenken.

    Wenn man das Teil f einleimt, ist es praktisch, wenn man sich einen 168 mm breiten Hilfsanschlag baut, da sonst das Teil leicht verrutschen kann.
    Das erste große Nadelöhr ist Teil h mit Teil g zu verleimen. Hierzu mit einem Stift die Hilfspunkte und die Hornkontur auf dem Seitenteil zeichnen. Beim Leimen ist zu achten, dass das Teil h nicht verrutscht und fest mit Teil g fixiert bleibt. Wer kann, sollte zur Sicherheit eine kleine Spaxschraube hineindrehen und sicherheitshalber die Nacht hindurch trocknen lassen. Teil j und i gleichzeitig verleimen. Ist die Hornkontur fertig, kann man mithilfe eines Anschlagwinkels die Maßhaltigkeit des Hornhalses kontrollieren, gegebenfalls mit einer Raspel nachfeilen. Erst dann sollte man die Rückwand d verleimen und zum Schluss die untere Platte e.
    Dabei habe ich von hinten mit zwei Spaxschrauben das Teil e fixiert. Wen es stört, kann später die "Schraubenkopfkrater" verspachteln.
    Bevor man zum Schluß das Seitenteil b verleimt, muss man sich vergewissern dass nirgends ein Versatz entstanden ist, da sonst nach dem Leimen Lücken entstehen können.
    Nach dem Verschleifen mit dem Exzenterschleifer ist das Rohgehäuse fertig.
    Gruss, Henning

    Die MDI-Datei im Link wurde von Wolfgang in PNG-Dateien umgewandelt; Danke an Wolfgang:






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