2V4-Audion
von Burkhard Kainka

Normalerweise bedeutet 2V4 bei einem Empfänger zwei Vorstufen, eine Audionstufe und vier NF-Stufen. Aber hier bedeutet es 2,4 V Anodenspannung!

Als ich in Jogis Röhrenbude die Schaltung von Peter Weiss sah, der mit nur 4,5 V einen Negadyn-Mittelwellenempfänger gebaut hat, kam ich ins Grübeln. Genau die gleiche Röhre, die 2SH27P hatte mir kürzlich mein Freund Michael geschenkt, und zwar nicht etwa in Geschenkpapier eingepackt sondern im Gegenteil ausgepackt, nämlich ohne Metallhülle.
Aber den Sockelfuß hat er sorgfältig gekürzt und wieder angeklebt. Und sogar eine passende Fassung war dabei.
Jetzt habe ich eine wunderschöne Röhre mit Loktalsockel und noch dazu mit stromsparender Heizung mit 2,2 V, 57 mA.
Und deshalb mein Grübeln, wenn schon 4,5 V an der Anode reicht, warum dann nicht auch 2,4 V! - Das wär doch schön, wenn das Batteriefach mit zwei NiCd-Akkus gleich als Ständer des Radios dienen könnte...


Ungewöhnliche Aufgaben erfordern ungewöhnliche Mittel. Wegen der direkten Heizung musste ich von meiner Lieblingsschaltung, den ECO-Audion, Abstand nehmen. Und wegen der geringen Anodenspannung musste das Steuergitter etwas Dampf von oben erhalten.
Außerdem konnte ich nicht auf den Schirmgitterstrom durch den Kopfhörer verzichten. Deshalb habe ich den Schwingkreis hoch gelegt. Das Gitter 2 liefert die Rückkopplung für den Schwingkreis. Spule und Drehko stammen übrigens von einem Radiobaukasten von Kosmos.
NF-mäßig arbeitet die Röhre als Triode, was etwas mehr Strom bringt. Man darf eben nichts verschenken, bei dieser kleinen Spannung.


Erst habe ich das Radio aufgebaut und dies und das probiert. Danach erst wurde der Schaltplan gezeichnet. Da erst fiel mir auf, das Audion hat eine NF-Gegenkopplung! Mach aber nix, das Oszilloskop sagt, dass ohnehin am Schwingkreis viel mehr Spannung (> 200 mV) liegt als am Kopfhörer.


Ohne Antenne schwingt das Audion recht kräftig. Es fehlt ja auch ein Rückkopplungsregler, den man natürlich mit einem Poti nachrüsten könnte. Aber an meiner 10-m-Langdrahtantenne ergab sich gerade so viel Dämpfung, dass die Schaltung optimal entdämpft war. Das hängt natürlich von der Antenne und von der Spule ab.
Jedenfalls konnte ich mit meiner Sennheiser HD414 mit zwei mal 600 Ohm in Reihe mehrere Sender im Mittelwellenbereich laut und klar hören. - Und das ganz ohne Ausgangsübertrager.

Übrigens, an der Aufgabe, mit 1,2 V für ein Röhrenradio auszukommen, bin ich bisher gescheitert. Dabei wäre das nicht schlecht, denn letztens habe ich vier NiCd-Akkus gekauft und drei davon für ein schnurloses Telefon gebraucht. Einer ist jetzt übrig und wartet auf eine würdige Aufgabe... :-)





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