Mittelwellen-Empfänger mit 3 x RV12P2000
- von "Bastelkarpo" Peter
Hallo Jogi !
Wie ich Dir ja schon geschrieben hatte, habe ich mal sehr günstig einige RV 12 P 2000 bei eBay ersteigert und wollte
nun den Mythos dieser feinen kleinen Röhre überprüfen. Es ranken sich ja um diese Röhre die tollsten
Legenden, umsonst wurde sie wohl auch nicht so lange produziert und in den verschiedensten Applikationen verwendet.
Nun wollte ich es selbst mal wissen und da meine besondere Liebe und auch Sammelleidenschaft den alten Einkreisern und
Notempfängern der Nachkriegszeit gilt lag es nahe, die Eigenschaften der Röhre in einem solchen zu überprüfen.
Um es vorweg zu sagen, ich bin wirklich beeindruckt. In meinem Besitz befinden sich nun schon einige von mir selbstgebaute
und auch industriell gefertigte Geräte, aber so fein wie dieser kleine Empfänger spielt sonst wirklich kein
anderer. Bei der Schaltung habe ich mich bis auf einige Änderungen am RIM Magazin Engel orientiert, eine wirklich
empfehlenswerte Schaltung mit hoher Empfindlichkeit und auch für den Anfänger leicht nachzubauen.
In meiner Schaltung ist ein kleiner, ich hoffe verzeihlicher, Fehler: die Bremsgitter sind bei der RV 12 P 2000
selbstverständlich extern mit der Kathode zu verbinden !
Zum Netzteil (Chassis am Netz) gilt natürlich alles bisher tausendmal gesagte. Sämtliche Metallteile, auch die
Madenschrauben der Drehknöpfe dürfen von außen nicht zugänglich sein, der Schutzkondensator in der
Antennenleitung sollte unbedingt ein Qualitätsprodukt mit der nötigen Spannungsfestigkeit sein.
Auf einen Erdanschluss wurde bewusst verzichtet, ist bei der Empfindlichkeit des Gerätes auch nicht notwendig. Eine
Antennenlänge von ca. 1,5 Metern hat sich als völlig ausreichend erwiesen. Empfehlenswert ist auf alle Fälle
ein ordentliches Wechselstromnetzteil. Da ich mit meinen eigenen Geräten aber verantwortungsvoll umzugehen weis und
vorhandene Teile nutzen wollte, habe ich die beschriebene Variante gewählt.
Ein Heiztrafo sollte es aber auf alle Fälle sein, will man sich nicht ein kleines Heizkraftwerk in Form des in
Serienschaltung der Heizfäden nötigen Leistungswiderstandes ins Gerät setzen. Außerdem erleichtert das
den Betrieb der Skalenbeleuchtung, für die ein Heißleiter nötig wäre und letztlich ist die RV 12 P 2000
auch nicht so erfreut über Serienheizung.
Der kleine im Bild erkennbare Drehkondensator stammt aus einer Zeit, wo es beim großen C noch tolle Bauelemente
für den Rundfunkbastler gab. Interessant ist seine Untersetzung über drei koaxial auf der Welle angebrachten
Kugeln.
Der Rückkopplungsdrehko wurde in die Masseleitung der Rückkopplungsspule gesetzt. Das erleichtert den Aufbau, weil
der Drehko nicht isoliert aufgebaut werden muß und ist auch weniger handempfindlich.
Das Gerät hat eine beeindruckende Empfindlichkeit und nach Sonnenuntergang sind viele Stationen in hoher
Lautstärke zu empfangen. Im Übrigen war ich sowieso erstaunt, welche Lautstärke mit dieser kleinen Röhre
als Endpentode an einem 12,5 k Ohm Ausgangstrafo erreicht wird.
Ich habe die Trennschärfe und Empfindlichkeit mal mit meinem Sangean Weltempfänger verglichen und war wirklich von
den Socken. Für so ein einfaches Gerät einfach Spitze.
Am meisten Arbeit steckt allerdings in dem von mir gewählten Gehäuse. Die obere Rundung hinzubekommen war das
Schlimmste. Beachte die Anzahl der parallelen Sägeschnitte im Sperrholz. Diese wurden nach Verleimung des Gehäuses
zur Erhöhung der Festigkeit noch mit Holzkitt verschmiert und übergeschliffen.
Nun zu einem heiklen Thema! Da ich oft meinen Geräten einen thematischen Hintergrund zuordne (siehe Sargradio ) habe
ich mir auch für dieses Gerät wieder etwas einfallen lassen. Es soll einerseits an den legendären
Volksempfänger mit seinem einfachen aber wirkungsvollen Schaltungskonzept erinnern, aber auch keine Hommage an ihn sein,
war er doch dazu bestimmt, eine für alle Völker der Welt unglückseelige Propaganda zu verbreiten.
Daher auch die Bezeichnung Volxempfänger VE 805. Die 805 soll an den Tag der Kapitulation am 8.5 45 und der Befreiung
vom Faschismus erinnern, war doch der VE 301 dem Tag der Machtübername durch Hitlers Verbrecherhorden gewidmet. Aus dem
Volks,- einen Volxempfänger zu machen fand ich irgendwie originell.
Ich will hier aber nichts politisieren und es bleibt Dir überlassen, ob Du das neutrale Bild, oder das mit dem
entnazifizierten Parteiadler mit Triode veröffentlichst, ebenso wie diesen Hinweis! Es könnte immer jemanden geben,
der diese Art Umgang mit dem Hitlerfaschismus nicht nachvollziehen kann; es ist meine persönliche Art, diese Leute mit
einer gewissen Lächerlichkeit zu strafen. - Mein lieber Opa stand wegen Wehrkraftzersetzung und Führerbeleidigung
vor Gericht und hatte noch einmal Glück, mit dem Leben davonzukommen. Ansonsten würde es wohl heute keinen
Bastelkarpo geben, der Euch mit dieser Bastelanleitung erfreuen könnte.
Ich hoffe, Dir und allen Anderen gefällt mein kleiner Empfänger und er findet seine Nachahmer.
Bis auf weiteres, viele Grüße vom Bastelkarpo aus Berlin - und immer Freude am Hobby.
Nachtrag:
Der Drehko hat eine Anfangskapazität von 20 pF und eine Endkapazität von 255 pF. Das machte eine Änderung
der Spulen nötig, die ich für einen Drehko von 330 pF ausgelegt hatte. Die Spule im Anodenkreis der
Vorstufenröhre hat 35 Wdg., die Schwingkreisspule 180 Wdg. und die Rückkopplung mit 15 Wdg.
Koppelwicklung und Schwingkreiswicklung bestehen aus Hf Litze 20 x 0,05, die Rückkopplungswicklung aus 0,2 mm Cu
Lackdraht. Das alles auf einem 8 mm Spulenkörper mit Abgleichkern und drei Kammern - also eigentlich nichts Besonderes,
eine normale Audionspule für Mittelwelle.
Der Ausgangsübertrager ist ein Ausbau aus einem vor langer Zeit demontierten Radio mit primär: 12,5 k Ohm,
sekundär 5 Ohm; passt also schon recht gut für die P 2000 und dem verwendeten 4 Ohm-Lautsprecher.
Gruss, Peter.