Bauanleitung für einen Loftin-White - Class A - Verstärker
mit 2 x PL 84
- von Mario Benndorf
Die hier gezeigte Schaltung entstand aus der Idee, billige gut erhältiche oder gar alte ausgebaute Standardteile zu
verwenden. So wird kein Netztrafo verwendet, nur ein Heiztrafo. Als Ausgangsübertrager dient ein normaler Netztrafo
220 Volt / 12Volt / 12 Watt mit Kern M 55. Der Eingangstrafo muß 100%-ig Netzspannungsfest sein.
Die Schaltung ist eine einfache Loftin-White Schaltung, Klasse A. Die Endpentoden PL 84 arbeiten in Triodenschaltung. Da die
untere PL 84 als gesteuerte Konstantstromquelle arbeitet und genau spiegelbildlich zur oberen PL 84 angesteuert wird, kann
man hier mit einigen Abstrichen von einer singleended Class A Triodenendstufe sprechen.
Der Lastwiderstand und der Ausgangswiderstand ist im Verhältnis zu anderen singleended Class A - Lösungen extrem
niedrig, was den Einsatz des 12 Volt Netztrafo's als Ausgangsübertrager, der sicherlich nicht verschachtelt ist,
rechtfertigt und trotzdem eine sehr große und ausgeglichene Übertragungsbandbreite ermöglicht. Das
Übersetzungsverhältniss beträgt bei 4 Ohm Lautsprechern 18 : 1, bei 8 Ohm Lautsprechern nur noch 13 : 1.
Es fließt keinerlei Gleichstrom durch den Ausgangsübertrager. Zudem arbeiten beide Endröhren als
Kathodenfolger, wodurch ein sehr hoher Dämpfungsfaktor (10?) am Verstärkerausgang erreicht wird. Es wird keinerlei
Gegenkopplung verwendet (non NFB), trotz dem bleibt der Klirrfaktor unter 1%.
Die Schaltung wurde von mir aufgebaut und lange getestet.
Es ist auch möglich, diese Schaltung mit einem Netztrafo aufzubauen, dann kann der Eingangsübertrager entfallen
und R1 auf 220 KOhm erhöht werden, damit ein Eingangskoppelkondensator von 100nF an Röhre 1 benutzt werden kann.
Die Spannungsversorgung ist zugegeben etwas exotisch, dafür aber extrem (Teuro-) sparsam. Es ist in diesem
Zusammenhang besonders zu beachten, das die "untere" Endpentode Ihre Steuerspannung direkt zwischen der
Betriebsspannung abgreift und somit das Restbrumm der Betriebsspannung voll mit verstärkt, das bedingt das Prinzip des
Loftin-White. Aus diesem Grunde muß ein recht hoher Siebaufwand getrieben werden, um die Ripple Spannung sehr gering
zu halten. Bei der Siebkette geht es nicht darum, die Werte der Siebglieder einfach zu vergrößern, das bringt
nicht viel, eher im Gegenteil.
In der angegebenen Dimensionierung brummt die Schaltung für mich nicht mehr hörbar, für Highender ist das
aber sicherlich etwas zu wenig, dort wird dann vielleicht eine R-C-L-C-L-C Siebkette eingesetzt. Konsequent währe hier
eine elektronische Stabilisierung.
Der Gleichrichter ist eine fast in Vergessenheit geratene, wie ich finde, genial einfache Anordnung, die sich
"Greinacher-Verdoppler" nach Ihrem Erfinder nennen darf. Ähnlich der wohlbekannten Graetz Schaltung wird dort
wieder Erwarten eine mit 100 Herz pulsierende Gleichspannung erzeugt !
Die recht klein anmutenden nur 10 µF großen Ladekondensatoren hinterlassen hier eine sehr hohe Ripple Spannung von
über 30 Volt, das ist jedoch der Preis für einen großen Stromflusswinkel durch die Siliziumdioden, denen
unbedingt noch kleine Kondensatoren von 10 - 22 nF mit 1000 Volt Spannungsfestigkeit parallel geschaltet werden sollten.
Wird der Stromflusswinkel durch die Si-Dioden zu klein gewählt, werden dort jede Menge brummodulierte, breitbandige
Hochfrequenzstörungen erzeugt, die in die NF-Schaltung sicherlich hier und da unangenehm einstreuen. Deshalb auch das
kleine zusätzliche R-C (Vor-)Siebglied (R27, C19 + C20) vor der eigentlichen L-C Siebung (L1, C11 + C12), mit dem auch
gleich die Betriebsspannung auf die nötigen 440 Volt durch R27 verringert wird.
Ich will hier nicht nur der Form halber daran erinnern, das Netzteile ohne Netzrafo extrem gefährlich
in Bezug auf elektrische Schläge sind, die auch tödlich enden konnen ! Es ist also ratsam, die hier gezeigte
Schaltung nicht wie gezeight aufzubauen, sondern einen Netztransformator zu verwenden, der nicht nur die Heiz-,
sondern auch die Anodenspannung liefert !
Insbesondere besteht dann Todesgefahr, wenn große Elkos und große Drosseln im Spiel sind. Andererseits ist in
vielen Wohnungen heute ein FI-Schutzschalter eingebaut, der ein solches Todesrisiko erheblich verringert, aber nicht
ausschließt.
Das gesamte Gerät muß bei einem solchen Netzteil unbedingt schutzgeerdet oder schutzisoliert
sein, wenn kein Netztrafo benutzt wird.
Ich bitte Euch also um erhöhte Vorsicht, es soll für niemanden der letzte Verstärkerbau gewesen sein !
Grundsätzlich kann man auch statt der PL 84 andere Endpentoden oder -Trioden benutzen, diese sollten jedoch unbedingt
einen Ufk-Wert der halben Betriebsspannung aufweisen.
Der Arbeitspunkt wird hier normal in Klasse A berechnet mit halber Betriebsspannung. In der Loftin White Schaltung halbiert
sich jedoch dann noch einmal der Lastwiderstand und die Ausgangsleistung verdoppelt sich im Gegensatz zur
"einfachen" SE-Klasse A Endstufe, mit nur einer Endröhre.
Viel Spass und Erfolg beim Nachbau !
Mario Benndorf
(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)
Ein passender Netztrafo mit prim. 230 Volt / sek. 230 Volt 300 mA, 2 x 15 Volt / 0,8 A, kann bei
Trafo-Baule für 65.- Euro bezogen werden. Die Drossel kostet
25 Euro. Auch die PL 84, die ECC 83 und die Noval-Fassungen können von Rainer Baule geliefert werden.