RCA-Riaa - Nachfolger
- von Carsten Rauth (carawu)


Moin,
wie versprochen, hier der "Nachfolger" der RCA-Riaa. Thorsten Lösch hat diese Schaltung entwickelt um sämtliche Probleme der RCA-Schaltung zu umgehen. Er bezeichnet diesen Entwurf als "Valve - El Cheapo" in Analogie zu seinem Chip-basierten "El-cheapo" Analog addicts preamplifier. Und ich kann mich dem nur anschliessen. Mit minimalem Aufwand wird hier ein maximales Ergebnis erzeugt, welches klanglich auch den Ear-Clone schlägt. Der Klang ist absolut neutral ohne jegliche Schönfärberei. Für Freunde des Vintage-Klangs ist die Original-RCA-Riaa nach wie vor erste Wahl.


Ausgangspunkt der Entwicklung war die Verbesserung der bekannten RCA-RIAA mittels 1) Einsatz der ECC88 in der zweiten Stufe um die Ausgangsimpedanz zu senken. Mit 90V/12mA, 12K Anodenlast wird eine effektive Anodenimpedanz von ~3k erreicht mit einer effektiven Ausgangsimpedanz von 2k4. Die Schaltung ist in der Lage, eine Last von minimal 10k zu treiben. Mit dem verwendeten Ausgangskondensator von 2,2 µF ergeben sich -3db @ 8Hz bei 10K Last, -3db @ 4Hz bei 100k Last.

2) Verwendung eines genaueren RIAA-Netzwerks nach Art von Hiroyaso Kondo (semi-split RIAA). Dies erlaubt die unabhängige Optimierung der drei Zeitkonstanten.

3) Stabilisierung der Verstärkung und Ausgangsimpedanz der ersten Stufe durch Vermeidung eines Kathodenelko“s. Verwendung geringer Anodenspannung zur Minimierung des Rauschens.

4) Die Position des Koppelkondensators zwischen den Stufen wird geändert um den Einfluss auf das Entzerrernetzwerk zu minimieren.
Das Ergebnis dieser Überlegungen zeigt die folgende Schaltung:


Noch einige Hinweise zum Aufbau, insbesondere zur Masseführung: 1) 10uF, 51K1, 619R, 10n & 1n, Plattenspielermasse und Eingangsbuchsemasse werden an einem Massepunkt für beide Kanäle an der ECC83 verbunden. Von diesem Punkt geht es an (Netz-)Erdmasse über folgende parrallel geschaltete Bauteile: 0,1µF Funk-Entstörkondensator, 100R/2W, und zwei antiparrallel geschaltete 10A Dioden.
2) ECC88 Kathode, 22uF, 10M & 1M (1000K), Ausgangsbuchsemasse und Heizung-Minus für beide Kanäle werden an einem zweiten Massepunkt zusammengefasst. Beide Massepunkte mit Kupferlackdraht verbinden.
3) Der Anodenwiderstand der ECC88 ist mit mindestens 6W (besser 9W) zu dimensionieren, der 1k vorher sollte 1W (besser 2W) aufweisen. Kein induktiven keramischen Dahtwiderstände nehmen, lieber mehrere 2W MOX Typen parallel schalten. Alle anderen R“s können 0,25W-Typen sein, wenn diese die notwendige Spannungsfestigkeit haben. Da dies meist nicht gegeben ist, sind 0,5W-Typen die richtige Wahl.
Ich habe mich nicht in allen Punkten daran gehalten....mea culpa!














Als Netzteil gibt es folgende Vorschläge, um die geforderten ~30mA bei 250V zu liefern. Die ECC83 wird mit ~1mA betrieben, die ECC88 mit ~14mA. Dies sind 15mA je Kanal bei möglichen Abweichungen von 20% je nach verwendeten Röhren.

1) Mit Röhrengleichrichter EZ80 von Thorsten:


2) Mit Dioden von Thorsten:

3) Meine Version mit den bei mir in der Bastelkiste vorhandenen Bauteilen.


Diese Variante erreicht -116dB im Gegensatz zur vorhergehenden Version mit -121dB. Nicht schlecht für so wenige Bauteile. Verwendet wurden die Formeln aus dem Diciol. Die Ergebnisse können bei Verwendung anderer Formeln abweichen.
Denkt bitte daran, die Widerstände ausreichend zu dimensionieren! 2W-Typen sind für die hier vorgestellten Netzteile das Minimum.

Einige Tuningtips:

Bei der ECC88 kann die Verwendung eines "Anodenstoppers" von 100R jegliche Schwingneigung wirkungsvoll stoppen.
Wenn die vierte Zeitkonstante nach Allan Wright (Sound Practices #15) eingesetzt werden soll, sind 3k18 in Serie zu den 1N zu schalten.
Nicht jede ECC88 läuft in dieser Beschaltung. In solchen Fällen kann der 10M Gitterwiderstand bis auf 3M3 verringert werden. Der Koppelkondensator sollte eine hohe Leckstromfähigkeit aufweisen.
Falls gewünscht, kann die neutrale Abstimmung in Richtung stärkerer Bass verändert werden durch erhöhen des 215k Widerstands auf 220k bis 270k.
Wer mag, darf den Anoden-R der ECC88 gern durch eine Konstantstromquelle oder eine Anodendrossel (etwa 100H/15mA, geschirmt) ersetzen.
Wer keine kleinen Lasten treiben muss, darf den Ausgangskondensator verkleinern.

Martin hat einen wunderschönen Aufbau dieser Schaltung fertiggestellt, der auch eine Linestufe beinhaltet:
www.jogis-roehrenbude.de/ Leserbriefe/Martin-Ruppel-Phonamp-2/Phono_II.htm

Das war“s mal wieder.
In diesem Sinne, fröhliche Ohren,
Carsten

Zurück zur Hauptseite