Trioden - Amp mit 4 Röhren 6EM7
- von Hans Koch



Reinhard Stenzel hat kürzlich im Forum seinen Compactron-Verstärker vorgestellt, ein sehr schönes Stück! Es wäre interessant, mehr darüber zu erfahren, vielleicht auch ein paar Meßdaten. Zur gleichen Zeit befand sich mein heute vorgestellter Trioden - Verstärker im Bau, der nun fertig geworden ist.


Ich habe wieder ein kompaktes Buchenholz-Gehäuse gewählt, Netzteil ist nicht enthalten, sondern separat.


Das Schaltbild bietet keine Besonderheiten und ist als Handzeichnung beigefügt, was ich mir nachzusehen bitte, da ich (immer noch) kein entspr. Zeichenprogramm habe.
Interessant ist aber wahrscheinlich die Röhrenbestückung. Ich verwende pro Kanal 2 Stück 6 EM 7. Diese Röhre ist eine Kombiröhre mit einem kleinen Triodensystem, welches in etwa vergleichbar ist mit dem der 6 SL 7, und einem stärkeren Triodensystem mit 10 Watt Verslustleistung, welches früher zur Vertikalablenkung in amerik. Fernsehgeräten verwendet wurde.




Das Datenblatt bzw. die Kennlinien liessen auf eine ordentliche Linearität schliessen, nur die Ausgangsleistung von ca. 2,5 Watt ist nicht gerade berauschend. Deshalb entschloß ich mich, die beiden starken Triodensysteme parallel zu schalten, um etwas mehr Reserve zu haben, insbesondere für gute Basswiedergabe.
Da sich dabei der Innenwiderstand halbiert, ich aber nur Ausgangsübertrager mit einer Primärimpedanz von 2,5 k zur Verfügung hatte, wäre bei Anodenspannungen um 150 V keine vernünftige Anpassung möglich gewesen. Also habe ich ein bischen herumgerechnet und bin zu einer Anodenspannung von 250 V bei knapp 80 mA Gesamt-Anodenstrom gekommen, wobei sich der Innenwiderstand der Parallel-Endstufe bei etwa 800 Ohm bewegen dürfte.
Also war mit den 2,5 k - Übertragern eine vernünftige Anpassung zu erreichen, was die Messergebnisse dann auch bestätigten.


An dieser Stelle möchte ich betonen, dass mit kleinen Rundfunkübertragern, die ich versuchsweise ausprobiert habe, im Bassbereich nichts Vernünftiges zu erreichen ist. Es muß schon ein wenig mehr Eisen sein, wenn man ordentliche Bässe haben will.
Die jetzt verwendeten Übertrager haben EI 84b Kerne, eigentlich zuviel für einen solch kleinen Verstärker, aber es zahlt sich aus: der Frequenzbereich reicht von unter 20 Hz bis 30 kHz (-3dB-Punkt) und ist sehr schön linear.
Der Verstärker bringt 5 Watt Sinus an 8 Ohm, bevor symmetrisches Clipping einsetzt.
Alles weitere kann den beigefügten Oszi-Aufnahmen entnommen werden:




Die Verstärkungsreserve ist durch die beiden Vorstufen so groß, dass ich eine ziemlich straffe Gegenkopplung einsetzen konnte. Das kommt insbesondere der Linearität des Frequenzbereichs zugute. Die Eingangsempfindlichkeit beträgt trotzdem noch ca. 350 mV für Vollaussteuerung. Die neg. Vorspannung der Eingangstriode beträgt 1,65 V, sodass auch beim Anschluß von CD-Playern keine Übersteuerung zu befürchten ist.

Der kleine Amp. klingt wunderbar, ich hätte das so nicht erwartet. Es lohnt sich also, hin und wieder auch mal mit Röhren zu experimentieren, die nicht "auf jeder Speisekarte stehen".
Die Röhren sind übrigens problemlos in den USA zu haben, und zwar für ca. 8,--$ das Stück, also etwa 5,40 EUR.






Freundliche Grüße und viel Spass beim Hobby,
Hans Koch.

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