Hallo Jochen,
auf deiner Seite sind schon viele interessanter Radioschaltungen zu sehen. Ich würde den Besuchern deiner Röhrenbude gern ein Kurzwellen-Audion zeigen, dessen Schaltung sich bei mir sehr bewährt hat.
Mein Ziel war, mit ungefährlicher Anodenspannung einen brauchbaren Kurzwellenempfänger für Lautsprecherbetrieb zu bauen. Das Radio lief mit fast gleicher Schaltung zuerst mit einer EF80 und nur 12 V und wurde auch schon in meiner Bastelecke ("Das Pentodenaudion") vorgestellt. Jetzt wollte ich es mit etwas mehr Spannung versuchen. Und tatsächlich, bei 70 V wird das Gerät richtig munter. Ich musste nur die Gitterwiderstände etwas anpassen und habe die EF80 durch die steilere EF183 ersetzt. Nun ist es ein vollwertiges Radio, das sich vor manchem Röhrensuper nicht zu verstecken braucht.
Oft wird die Rückkopplung von der Anode aus an eine spezielle Koppelspule geführt. Mit einer indirekt geheizten Röhre geht es jedoch viel einfacher und besser. Die Kathode wird einfach an eine Anzapfung der Schwingkreisspule gelegt. Man erhält so die Grundschaltung eines Kathoden-Dreipunktoszillators oder, wenn es sich um eine Pentode handelt, die so genannte ECO-Schaltung (Electron Coupled Oszillator). Der Rückkopplungseinsatz wird durch Veränderung der Steilheit gesteuert. Bei einer Triode verändert man dazu die Anodenspannung, bei einer Pentode die Schirmgitterspannung. Die NF-Stufen brauchen übrigens wegen der relativ geringen Betriebsspannung keinen Kathodenwidersatnd. Die negative Gittervorspannung entsteht automatisch durch den Gitterstrom als Spannungsabfall am Gitterwiderstand.
Das ECO-Audion war in den 1950er bis 1970er Jahren als Einsteigerprojekt unter Funkamateuren sehr beliebt. Meist wurden Steckspulen für die einzelnen Amateurfunkbänder verwendet. Die Empfindlichkeit war gut, jedenfalls konnte man ohne Probleme Überseeverbindungen hören. Ich habe selbst solche Geräte in verschiedenen Versionen gebaut, immer schön ordentlich mit Blechchassis und Gehäuse, und immer ganz vorsichtig wegen der Anodenspannung von 250 Volt. Trotzdem habe ich mir des öfteren einen abgeholt, ich weiß noch genau wie das zwackt.
Heute stehe ich mehr auf kleine Spannungen, auch deshalb, weil man dann nicht so ordentlich sein muss. Das Foto der Verdrahtung zeigt es. Ich bin nicht stolz auf diesen Drahtverhau. Es zeigt aber, dass die Schaltung sehr gutmütig ist und auch unter diesen erschwerten Bedingungen völlig problemlos läuft. Das "Chassis" ist übrigens eine Mon-Cherie-Schachtel aus Plexiglas. Das Material habe ich mit einem Fräser mit hoher Drehzahl bearbeitet. Der Fräskopf fräst eigentlich nicht, sondern schmilzt sich durch. Es entstehen dabei nicht so leicht Risse. Das Chassis ist zugleich die Lautsprecherbox. Oben ist ein Ausgangsübertrager aus einem alten Radio aufgeschraubt. Die eigentliche Verdrahtung verwendet die Lötösen der Röhrenfassungen als Stützpunkte. Mehr braucht man für diese einfache Schaltung nicht.
Die Spule hat übrigens 20 Windungen mit Anzapfungen bei der 4. und bei der 7. Windung. Mit einem Ferrit-Schraubkern kann der Frequenzbereich verändert werden. Ich empfange das 49-m- bis 31-m-Band. Aber auch Amateurfunk im 40-m-Band ist zu hören, SSB-Sprechfunk und Telegrafie. Die Antenne kann wahlweise direkt an die untere Anzapfung oder mit loser Kopplung über den zusätzlichen Antennenkondensator angeschlossen werden. Als Antenne taugt jeder Draht ab einem Meter Länge.
Die Lautstärke ist sehr gut, bei den stärkeren Sendern muss man bereits den Lautstärkeregler zurücknehmen, um keinen ruhestörenden Lärm zu verbreiten. Man bekommt den ganzen Tag über etwas zu hören. Am Abend steigen die Reichweiten und auch Überseestationen sind zu hören. Die Rückkopplung ist sehr weich und nur wenig von der Frequenz abhängig. Man findet also Einstellungen, bei denen nur noch der Drehko abgestimmt werden muss. Wenn aber ein schwacher Sender zwischen stärkeren Stationen empfangen werden soll, muss das letzte an Verstärkung und Trennschärfe herausgeholt werden, indem man die Rückkopplung bis ganz nahe an den Schwingungseinsatz einstellt.
Das Netzteil ist ganz einfach. Ich hatte einen Trafo von Pollin mit einer 12-V-Wicklung und einer mit ca. 50 V. Also Heizwicklung and Anodenwicklung, Diode als Einweg-Gleichrichter, 470-µF-Siebelko, fertig. Der Trafo ist größer als nötig. Ich habe mir vorgenommen, ein 24-V-Wechselspannungs-Steckernetzteil zu nehmen. Dann kommen noch zwei Skalenlämpchen 7V/ 0,3A in Reihe zu den Heizungen. Und für die Anodenspannung wird eine Verdopplerschaltung verwendet, das ergibt dann wieder ca. 70 V.
Viel Spaß beim Nachbauen! Und ich würde mich freuen, wenn
das mal jemand richtig ordentlich und schön aufbaut.
Gruss, Burkhard