Die Idee.
Im Wintersemester 2004/5 und Im Sommersemester 2005 wurde ein Monitor realisiert. Hierbei wurde der Bildkippteil versuchsweise
in Röhrentechnik realisiert.
Im Übermut entstand dann noch die Idee, den kompletten Monitor in Röhrentechnik zu realisieren. Dieser wurde, mit
Unterstützung der Fa. Tigris-Elektonik GmbH, im Wintersemester 2005/6 erfolgreich
umgesetzt.
Das Ergebnis.
Hier ist die Bildschirmdarstellung unseres Monitors zu sehen:
Hier ist der Gesamtaufbau unseres Monitors zu sehen:
Die gesamte Funktionalität des Monitors konnte mit nur 29 (!) aktiven Bauelementen realisiert werden:
13 Röhrensysteme (incl. Bildröhre)
16 Dioden
In heutigen Geräten finden sich dagegen Tausende bis Millionen von Transistoren, integriert in monolithische ICs.
Viele Bauteile erfüllen mehrere Aufgaben gleichzeitig. Dadurch entstehen, im Gegensatz zum heute üblichen
Schaltungsentwurf, teilweise komplexe wechselseitige Abhängigkeiten, die sich jeder praktikablen mathematischen
Beschreibung entziehen.
So sind beispielsweise die Parameter Amplitude, Frequenz und Linearität des Vertikal-Ablenkgenerators nicht unabhängig voneinander einstellbar.
Die Entwicklung des Originalgerätes (1961) (Bild weiter unten) erfolgte wahrscheinlich zu großen Teilen
empirisch.
Zur Entstehungszeit des Originalgeräts waren aktive Komponenten sehr teuer und menschliche Arbeitskraft
vergleichsweise günstig. Heute ist dagegen menschliche Arbeitskraft sehr teuer (einseitige Belastung der festen
Arbeitsverhältnisse duch heute 42% Lohn"neben"kosten), während aktive Bauelemente kostengünstig
praktisch vollautomatisch hergestellt werden.
Man kann hier also sehr gut sehen, wie gesellschaftliche Randbedingungen prägend auf die zu einer bestimmten Zeit
verwendete Technologie wirkt.
Bemerkenswert war die hervorragende Dokumentation von Loewe-Opta. Die Schaltungen waren problemlos reproduzierbar.
Allgemein ist zu erwähnen, dass die Dokumentation der Grundstein für das Gelingen zukünftiger Reproduktionen ist. Deswegen sollte diese immer sorgfältig geführt und aufbewahrt werden. Alle Projekte, Schaltpläne, Begleitdokumentationen und dergleichen, die in Papierform aufbewahrt werden, kommen schnell abhanden, wenn man sie lose „herumfliegen“ lässt. Es empfiehlt sich diese in ein Ringbuch zu heften, dadurch wird alles an einem Ort gesammelt und Informationen können schnell gefunden werden. Der Vorteil gegenüber einer Mappe ist, dass man auch Papiere zwischenheften oder umsortieren kann ohne zunächst alles bereits eingeheftete wieder heraus nehmen zu müssen. In der heutigen Zeit kann man Ringbücher online bestellen, wie beispielsweise im Onlineshop von Schlender oder im Schreibwarenhandel kaufen. Wenn man größere Mengen zum Beispiel für den eigenen Betrieb benötigt, so lohnt es sich jedoch meistens auf die Angebote im Internet zurückzugreifen um Geld zu sparen.
Abschließend kann gesagt werden, daß die Beschäftigung mit dieser Schaltungstechnik für alle
Beteiligten sehr interessante Schlüsselerlebnisse gebracht hat. Wir hatten sozusagen "direkten Kontakt mit den
Elementen". Es erstaunt und bewegt, wie man mit einigen wenigen vergleichsweise einfach aufgebauten Bauelementen wie
Röhren, die im Prinzip "nur" eine geschickte Anordnung von Metallteilen in einem evakuierten Glaskolben darstellen, zu einem Live-Videobild kommt.
Der Hintergrund.
Die Anfänge der Fernsehtechnik (ab 1936) nutzten die Röhrentechnik. Bis zu Beginn der 1970-er Jahre wurden
Röhren in Fernsehempfängern eingesetzt.
Es handelt sich hierbei um eine besonders interessante und reizvolle Schaltungstechnik. Das heutige Videosignal wurde in den
1950-er Jahren definiert und basiert auf der damaligen Schaltungstechnik.
Ein Bild der Radio-FS-Kombination "Graetz-Reichsgraf" von 1958:
Eine Chassisansicht des "Graetz Burggraf", ca. 1956:
Die Vorgehensweise.
Ein Buch von Loewe-Opta "Schaltungstechnik der Loewe-Opta-Fernsehempfänger" von Ing. F. Möhring aus dem
Jahr 1964 mit ausführlichen Schaltungsbeschreibungen diente als Grundlage.
Mehrere der in dem Busch beschriebenen Fernsehgeräte wurden im Laufe eines Jahres bei Ebay ersteigert, um an die nicht
mehr erhältlichen Spezialbauteile wie z.B. Zeilentrafos zu kommen.
Die Originalschaltung wurde detailliert analysiert.
Der zusätzlich benötigte Video-Breitbandverstärker wurde vollständig selbst entworfen.
Die Schaltung wurde so verändert, daß anstelle der ursprünglichen 110° Großbildröhre eine 70°
Kleinbildröhre verwendet werden kann.
Es wurde eine Impedanzanpassungsschaltung hinzugefügt, da die Ablenkeinheit der verwendeten Kleinbildröhre eine
deutlich geringere Impedanz als die des Originalgerätes hat, es wurde ein Layout erstellt, die Schaltung wurde aufgebaut
und in Betrieb genommen.
Das verwendete Buch:
Ein aus einem ersteigerten Loewe - Fernseher ausgebauter Zeilentrafo:
Das Originalgerät.
Loewe-Opta "Ariadne 688" aus dem Jahr 1961.
Aber keine Sorge, aus diesem schönen Gerät haben wir nicht frevelhafterweise Teile ausgebaut, dazu hatten wir
einige wesentlich schlechter erhaltene Exemplare zur Verfügung.: