Kopfhörer-Verstärker mit Pegelanzeige
von Oliver Filsch



Hallo Jogi.
Unter den Leserprojekten fiel mir vor längerer Zeit der OTL-Kopfhörerverstärker nach M.Benndorf auf.

Schaltbild KH-Amp mit Pegelanzeige
(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Er gefiel mir gut, Röhren hatte ich auch noch aus meiner aktiven Sperrmüll-Sammelzeit. So entstand mein erstes richtiges Röhrenbastelprojekt.
Die Schaltung habe ich für mich etwas angepaßt (die Vorstufe hochohmiger) und noch eine Pegelanzeige mit der PM84 realisiert. Statt ECC88 nutze ich PCC88 und heize in Serie.

Die folgende Schaltung zeigt die Pegelanzeige-Stufe:

Schaltbild KH-Amp mit Pegelanzeige
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Das Netzteil ist bei mir etwas aufwendiger, der Heiz(Gleich)strom wird stabilisiert und auch die Anodenspannung wird mit Halbleitern stabilisiert.
Das Netzteil habe ich in einem PC-Netzteilgehäuse eingebaut. Damit wird der eigentliche Verstärker entsprechend kleiner. Ich bin vom Klang sehr zufrieden und nutze das Stück nun öfters.
Beschreibung
Die Vorstufe (ECC82) der ursprünglichen Schaltung habe ich hochohmiger ausgelegt, im einzelnen folgende Änderungen:
Ra von 47k auf 100k erhöht, Rk auf 2,2k geändert, Rg' von 120k auf 330k geändert (alles nach Datenblatt).
Auch mit diesen Werten gibt es absolut keine Brummprobleme (das Gehäuse ist auch bei mir bis auf die Aluplatte im Deckel nicht geschirmt). In der Vorstufe setze ich momentan anstelle der ECC82 die 5814A ein.

Die Pegelanzeige wollte ich so haben, daß sie unabhängig vom Lautstärkepoti arbeitet, d.h. direkt den Eingangspegel anzeigt.
Dafür wird eine Verstärkerschaltung mit V-MOSFETs verwendet, die beiden Kanäle werden gemixt und der PM84 zugeführt. Die beiden 100k-Trimmer der Schaltung stellt man so ein, daß sich bei maximalem Signalpegel die beiden Leuchtbänder gerade berühren.
Die Schaltung kann auch für die meisten anderen Anzeigeröhren verwendet werden, es müssen dann nur evtl. die oberen Z-Dioden/Vorwiderstand so angepaßt werden, daß sich die benötigte Anodenspannung ergibt.

Zum Netzteil: Die Anodenspannung wird elektronisch stabilisiert. Das Schaltungsprinzip mit den Transistoren und LM317 tauchte schon öfters auf, die Schaltung habe ich auf +200V dimensioniert. Je nach Trafo und gewünschter Ausgangsspannung muß man darauf achten, daß die Transistoren den Spannungsunterschied verkraften können (Uce).

Zur Heizung - ursprünglich hatte ich alle Röhren in Reihe geheizt, das ging durch den höheren Heizstrom der 5814A (350mA) nun nicht mehr. Deshalb heize ich nur noch die 2 x PCC88 und die PM84 in Reihe; die 5814A/ECC82 wird separat versorgt (s. Netzteil - Schaltbild).

Netzteil KH-Amp mit Pegelanzeige
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Die 6,3V aus dem Trafo werden mit Schottky-Dioden gleichgerichtet, mit dem low-drop-Regler LT1086(H) werden dann 6,3V für die Vorstufenröhre eingestellt. Die 300mA für die anderen Röhren werden aus einem separaten Trafo erzeugt.
Benötigt werden hier laut den Datenblättern: 4,2V(PM84) + 7V(PCC88) + 7V(PCC88) = 18,2V.
Um den Fertigungstoleranzen der Heizdaten Rechnung zu tragen, habe ich einen Trafo mit 18V sek. gewählt. Ein LM317 in Konstantstrom-Beschaltung erzeugt dann 300mA, die noch um einige mA getrimmt werden können.
Diese Schaltungen sind in ein PC-Netzteilgehäuse eingebaut, die Spannungen werden über ein geschirmtes Kabel zum eigentlichen Verstärker geführt. Für die Verbindung habe ich einen Rundsteckverbinder aus Metall mit Schraubverriegelung gewählt, Kabeldose + Einbaustecker. Im Verstärker kommt sicherheitshalber an den Stift mit der Anodenspannung eine Diode 1N4007 in Reihe, da im Verstärker noch ein paar kleinere Elkos sitzen(die Anodenspannung für die Vorstufe wird z.B. erst auf der Verstärkerplatine von den 200V abgeleitet).


Die Masse ist mit dem Schutzleiter verbunden. Alle Masseleitungen werden im Gerät sternförmig zusammengeführt. Die Masse der Serienheizung habe ich wegen max. Ufk der PCC88 auf ein Potential von ca. 30 V hochgelegt:
Durch einen Spannungsteiler an 200V - 82k - 15k - Anodenmasse. Die 15k sind durch 220nF überbrückt, an die Verbindung der beiden Widerstände kommt die Masse der Serienheizung.

Zum Gehäuse: Deckel und Boden stammen von einer Zigarrenkiste, es ist ein dünnes 3-lagiges Sperrholz, das mit Klarlack gestrichen eine schöne Struktur erhält. Die Seitenwände bestehen aus 1cm dickem Sperrholz, das gebeizt wurde. Zum Lackieren habe ich Alkydharz-Klarlack Seidenmatt verwendet.
An der Rückseite sind rechts ein Kaltgerätestecker und -buchse eingebaut, der Frontschalter schaltet dann die Netzspannung zum externen Netzteil durch. Hinten links ist der Rundstecker für die Spannungsversorgung eingebaut, daneben ein Cinchterminal für 2 Eingangskanäle. Der frontseitige rechte Schalter löst dazu ein 2poliges leistungsarmes Minirelais 6V aus.



Für die Schaltungen habe ich Platinen entwickelt, diese sind durch Gewinde-Abstandsbolzen an der Deckelplatte befestigt. Ebenso die Potis (Balance und Lautstärke). Obendrüber kommt noch eine eloxierte, 2,5mm dicke Aluplatte, die auf Massepotential/Schutzleiter gelegt wird.

Schöne Grüße aus Erkner b. Berlin,
Oliver Filsch

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