C3g-Kopfhöhrer-Amp
von Peter Bromberg

Es ist mindestens 30 Jahre her, da nannte ich ein Philetta Röhrenradio mein Eigen. Die glimmenden Röhren, die man durch die gelochte Papprückwand sehen konnte und vor allem der typische "Röhren-Holz-Staubgeruch", der bei warmem Gerät entströmte, zeigte mir, daß es ein Radio ist, das lebt.
Entgegen den aufkommenden ersten Cassettenrecordern hatte das Philetta Radio Charme und Ausstrahlung und: - es hatte einen fantastischen Klang, ganz anders, als die modernen Transistorgeräte. Diese waren damals auch unerschwinglich für mich, um so mehr liebte ich mein Röhrenradio.
Irgendwann verdient man dann das eigene Geld, die Ansprüche steigen und so trennte ich mich dummerweise für'n Appel und 'n Ei von dem Gerät, um mir was "richtiges" zu kaufen....

Lange Jahre sind vergangen und im Zeitalter des Internets bin ich durch Zufall auf die Seiten eines HiFi Händlers geraten, wo ich mit Erstaunen sah, daß es immer noch Röhrengeräte gibt. Bei den Preisen stellte sich dann sehr schnell Ernüchterung ein.
Aber ich war infiziert!
Nach einigem Stöbern im Netz gelangte ich nun auf Jogis Seiten. Stundenlang saß ich vor dem Computer und konnte kaum glauben, was die Leute dort selber bauten und vor allem, zu welchen Preisen.
Lautsprecherboxen selberbauen war mir schon vertraut, aber einen Verstärker? Nun gut, der Physikuntericht liegt über 30 Jahre hinter mir, meine Amateurfunkprüfung bestand ich vor 17 Jahren; viel an Elektronikkenntnissen war also nicht mehr da.

Nachdem ich eine EL84 Ultralinearendstufe auf Platinen zusammengebaut habe, wurde ich mutiger.

Mir fiel beim Durchstöbern von Jogis Seiten der C3g Kopfhörerverstärker von Herrn Heinrich Siemens auf, weil er gut aussah und das Innenleben recht überschaubar schien.

Also Gehäuse gekauft, Trafo bestellt, sowie die Röhren und die restlichen Bauteile.
Nun habe ich kein eigenes Zimmer und muss im Esszimmer basteln. D.h., alles vom Hängeboden holen, aufbauen, anschließen......, dann wieder alles zusammenpacken, saugen, wischen etc. Es nervt schon, wenn man wegen einer Stunde Löten zwei Stunden für Vor- und Nacharbeiten braucht.
Wie auch immer, zuerst wurden die Positionen der Bauteile festgelegt, Löcher gebohrt etc.
Dann habe ich als erstes den Netztrafo, die Kaltgerätebuchse, Cincheingänge, ...etc. befestigt und dann die Elkos mit Schellen auf der Deckplatte montiert. Vorher hatte ich diese Mattschwarz gespritzt (aus der Dose).
Damit das Ganze nicht so tot aussieht, habe ich die Oberseite der Kondensatoren noch mit Silberfarbe bemalt. Das passte für meinen Geschmack gut zu der Trafohaube, die ich mit Zaponlack versiegelt habe. Die Röhrensockel habe ich von Flugrost befreit, mit der Dremel etwas poliert und ebenfalls mit Zaponlack behandelt.


Die Verdrahtung war schon etwas kniffliger, weil es eben mein erstes Projekt nur nach Schaltplan ist. Also lieber drei-, viermal hingeguckt und immer schön in Ruhe.
Als erstes habe ich die Heizung verdrahtet und gleich die Spannung geprüft. Danach wurden die Röhrensockel beschaltet, zum Schluss die Signalführung.


Der erste Moment.... Stecker rein, Schalter nach oben....., ahh, es qualmt nicht!!! Nach einiger Zeit machte sich aber ein leichter "Elektrogeruch" bemerkbar. Also Stecker raus, Kondis entladen und gefühlt. Es waren die Anodenwiderstände (6,8 K, 5W Keramik), die heiß waren. Grübel, grübel...
Nach meiner Anfrage im Forum wurde mir sehr nett geantwortet. Also nocheinmal die Verdrahtung durchgegangen und siehe da, ein Draht zuviel an der falschen Stelle. Man sieht eben doch nicht alles! - Nun nochmals eingeschaltet... schon besser.
Mit dem Multimeter die Werte gemessen, alle lagen in der Nähe des Solls. Nachdem ich das Gerät einige Stunden am Netz ließ und ein paar mal an- und ausgeschaltet habe, überprüfte ich nochmals die Werte. Jetzt waren sie ganz dicht am Soll; Anodenspannung 185 V, Anodenstrom 15,5 mA und die Heizspannung beträgt 6,15V.

Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit: das Gerät mit meinem CD Player verbunden, Kopfhörer rein und voooorsichtig den Lautsärkeregler aufgedreht.
Ich war stolz wie Bolle, daß ich tatsächlich Musik hörte, nichts brummte und rauschte. Nur die Lautstärke überzeugte mich nicht; mein Kopfhörer hat nur 32 Ohm. Nachdem ich meinen ELV Vorverstärker (2 x ECC 82) dazwischengesetzt habe, da war die Lautstärke in Ordnung. Und der Klang: Klasse!!! Warm, weich ohne luschig zu sein, aber trotzdem sehr markant. Der C3g klingt liviger als meine EL84 Endstufe.


Insgesamt macht mir das Gerät so viel Freude, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, mir einen Sennheiser mit 300 Ohm zuzulegen. Ich fände es nämlich schöner, den Kopfhörerverstärker ohne VV betreiben zu können. Aber erst mal muss ich sehen, ob es dass bringt, der Sennheiser kostet nämlich ordentlich Geld.

Irgendetwas aber fehlte mir bei diesem Verstärker....?. Genau, das Glimmen der Röhren. Also die Dremel raus, den Becher rundum aufgeschnitten, das Blechkleid entfernt - und siehe da, eine wunderschöne Röhre kommt zum Vorschein.


Alles in allem bedanke ich mich bei Herrn Siemens für die tolle Schaltung, Jogi für seine Homepage, die mir sehr viel vermitteln konnte und bei den Teilnehmern des Forums, die mit Tipps zur Seite standen.

Gruss, Peter

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