Bauanleitung fuer einen 805-Verstaerker
- von Ronald Koridon

Amsterdam, den 18. November 2003

Auf Grund des Leserbriefes von Volker Jeschkeit über seinen 838 Verstärker, will ich gerne meinen 805 Verstärker vorstellen.




Ich habe diesen Verstärker 1997 gebaut um ein paar audiostatic ES 100 anzusteuern. Leider nicht sehr erfolgreich, wie sich herausstellte, trotz einer Leistung von sicherlich 45 Watt. Auch mit meinem Audio Note Type E Lautsprecher klang der Verstärker nicht so gut wie mein Reichert 300B Verstärker. Es hat Jahre gedauert um den gewünschten Klang zu erzielen, aber jetzt klingt er besser als mein Reichert 300B.
Das wurde durch mehrere Freunde mit musikalischem Ohr, bestätigt.
Beim Bau des Verstärkers war der Ausgangspunkt das 805-Schema aus dem Buch von Nobu Shishido. Der Verstärker klang auch nach der Einspielzeit träge und benommen. Nach Ersatz der Widerstände durch eine andere Marke wurde es hier und da etwas besser, aber bei weitem nicht optimal.

Schaltbild 805-schematic-original
(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Ich habe meine Ergebnisse ein paar mal Herrn Shishido per Fax mitgeteilt. Ich bekam sehr freundliche Rückantworten, die mir aber nicht weiterhalfen. Alle Trafos des Verstärkers sind von Tango und via SoundShop Big in Japan gekauft. Von dieser Firma bekam ich noch einen Änderungsvorschlag der 805-Schaltung von Shishido. Das Klangbild verbesserte sich etwas, aber war immer noch nicht optimal.
Über einen Audio-Freund bekam ich vor ein paar Jahren die Zeitschrift AUDIOphile (Heft 1, 1999) mit einem Artikel über den Wavac 805. Es standen u.a. Farbfotos vom Innenleben drin. An Hand dieser Fotos konnte ich die Schaltung des Wavac 805 rekonstruieren. Es stellte sich damals heraus, dass doch eine Anzahl Widerstände um die 437A und 6L6 andere Werte hatten, als in meiner Schaltung angegeben. Daraufhin habe ich den Verstärker nochmals umgebaut, was einen enormen Unterschied ergab. Leider konnte ich den obersten (entkoppelten) Kathodenwiderstand der 437A nicht gut erkennen, daher wurde dieser Widerstand experimentell ermittelt. Es war eine Menge Arbeit, um den richtigen Wert festzulegen. Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass 10 Ohm Unterschied solche Klangveränderungen erbringen konnten. Eine Zeitlang habe ich zwischen 110 Ohm, 120 Ohm und 130 Ohm hin- und hergeschaltet. 130 Ohm klingt agressiv und aufdringlich. 110 Ohm zu weich und 120 Ohm letztendlich genau richtig.
Um den Arbeitspunkt der ersten Röhre zu ermitteln, benutze ich die Formel: Ra = 1,15 x (Ua/Ia). Ra war bekannt, normalerweise 10 k, Ua war auch bekannt, normalerweise 60 V, folglich müsste der Ia ca. 7 mA sein. Nach dem Datenblatt der WE437A ergibt das einen Kathodenwiderstand von 150 Ohm. Der Kathodenwiderstand der WE437A besteht aus einem überbrückten und einem nicht überbrückten Widerstand. Letzterer beträgt 20 Ohm (deutlich auf dem Foto in der AUDIOphile zu erkennen). Blieb also noch der 130 Ohm Widerstand übrig.
Dieser Wert klang jedoch nicht gut. Experimentell stellte sich dann 120 Ohm als optimaler Wert heraus.
Gleiche Erfahrungen hatte ich vor ein paar Wochen beim Nachbau eines Wavac 300B. Dort wird in der ersten Stufe die WE435A in Triodenschaltung angewendet. Auch hier wäre theoretisch der Kathodenwiderstand 150 Ohm, jedoch ist 140 Ohm der beste Wert.
Kurz gefasst, der Kathodenwiderstand der Eingangsstufe bei direkter Koppelung zum Treiber ist sehr klangentscheidend. Ich kann das nicht erklären, die Stromunterschiede sind eigentlich gering. Die Unterschiede zwischen den einzelnen WE437A’s sind selbst grösser, als der geänderte Kathodenwiderstand ausmacht.

Schaltbild 805-schematic-new
(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Die Schaltung, so denke ich, erklärt sich von selbst. Ich will deshalb auch lieber etwas tiefer auf die Wahl der Trafos eingehen. Das Windungszahlverhältnis des Zwischentrafos wird durch die dyn. Eingangsimpedanz der Endröhre und durch die gewünschte Last des Treibers bestimmt.
Weil ein pos. Gitterstrom in entgegengesetzter Richtung zum Anodenstrom des Treibers im Zwischentrafo läuft, wird dieser weniger schnell gesättigt. Dadurch kann der Kern, sowie der Luftspalt, kleiner als gebräuchlich ausfallen, was wiederum der Wiedergabequalität zu Gute kommt. Um den Gitterstrom in Gegenrichtung laufen zu lassen, muß das Gitter der Endröhre phasengedreht gegenüber der Treiber-Anode angeschlossen werden. Das erklärt auch den Namen, den Shishido diesem Verstärkertyp gab: IITC = Inverting Interstage Transformator Coupled. Weil der Zwischenübertrager die Phase dreht, ist nicht jeder Trafo dazu geeignet. Dieser muß speziell dafür gewickelt werden, sodass bei Anschluß in Gegenphase eine guter Frequenzbereich erhalten bleibt. Als Folge dieser Phasenumkehr ist wiederum der Ausgangsübertrager phasengedreht angeschlossen, damit das Ausgangssignal dann phasengleich erscheint. Wichtig für (u.a.) die ‚Überalles-Gegenkopplung’.
Im Ausgangstrafo ist eine Wicklung zur Kathodengegenkopplung der Endröhre vorhanden. Nach Shishido, kann dadurch der Ra des AÜ’s kleiner gewählt werden, als es ohne diese Wicklung der Fall wäre. Vorteile dadurch: höhere Ausgangsleistung und eine bessere Wiedergabe. Ein AÜ mit einem Ra von 3,5 kOhm klingt besser als einer mit 10 kOhm, einfach, weil weniger Kupfer und Eisen benötigt wird. Je niedriger der Gleichstromwiderstand der Wicklung, um so besser der Klang.
Zum Schluß noch eine Aufstellung der gebrauchten Widerstände und der Netzteil- sowie Überbrückungskondensatoren. Alle Widerstände im ‚Signalweg’, z.B. Gitter-Stopwiderstand und Gegenkoppelwiderstände, sind 1 oder 2 Watt Riken Ohm Typen. Alle Widerstände ‚unterhalb’ der Röhre, wie Gitterableit- und Kathodenwiderstände, sind 2 Watt Tantal Typen.
Ausgenommen hiervon sind die Kathodenwiderstände der 6L6. Das sind Caddock MP 820’s. Der Anodenwiderstand der WE437A wird durch zehn parallelgeschaltete 100 kOhm, ½ Watt AB Widerstände gebildet. Die Widerstände im Netzteil sind von der Fa. Mills.




Der Kathoden-Überbrückungskondensator ist ein BlackGate FK/WK oder BlackGate NX in Super E-cap Schaltung. Alle Netzteil-Elko’s sind BlackGate SKZ oder WKZ. Ich habe von allen BlackGates, welche unterhalb des Chassis montiert sind, die Schrumpffolie entfernt. Das ergibt eine enorme Klangverbesserung. Vorsicht: Kurzschlußgefahr! Elko’s mit Klemmbefestigung habe ich mit einem Streifen Papier dazwischen, isoliert.




Wie schon erwähnt, baue ich z. Zt. den Wavac 300B nach. Anstatt des IITC Transformators, gebrauche ich im Moment eine Drossel zur 6L6 und Kondensatorkopplung zur 300B. Kommenden Winter will ich probieren, selbst einen IITC Trafo zu wickeln. Wenn das glückt, ist der nächste Schritt ein Verstärker mit der 833A. Schematisch steht der Entwurf bereits auf Papier. Jetzt nur noch die Trafos .....




Ronald Koridon,
Amsterdam.

P.S. Zur Beantwortung eventueller Fragen bin ich erreichbar unter:
fam.koridon@planet.nl.

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