18 Jahre Röhrenbau
von Dr. Rüdiger Walz eMail-Adresse: ruediger.walz@t-online.de
Vor achtzehn Jahren, im Juni 1983, wurde für Franz Pemmerl und mich unser Plan, historische
Rundfunkröhren nachzubauen, Realität.
Ich möchte über dieses Hobbyvorhaben und die inzwischen eingetretenen Entwicklungen zu berichten und etliche immer
wieder gestellte Fragen zu beantworten.
Reparieren oder Nachbauen ? Die Verwirklichung unseres Traumes hat mit einer Adresse begonnen, wo eine sogenannte Glasbläser-Vertikaldrehbank
der Firma Gladitz zu verkaufen war. Eine solche Vertikaldrehbank erlaubt auch für weniger Geübte das Arbeiten mit
Glas.
Auf diesem Bild erkennt man links die Gladitz, rechts im Bild den Auskühlofen.
Man kann mit Hilfe von besonderen Vorrichtungen die Quetschfüße der Röhre herstellen und später die
fertig montierten Systeme in die Kolben einschmelzen. Der Vorbesitzer benutzte diese Maschine nach dem Kriege zur Reparatur
von Glühlampen.
Wir überlegten damals, ob wir die Gelegenheit nutzen und diese Maschine zur Reparatur von alten Rundfunkröhren
einsetzen sollten. Aber mehrere Gründe hielten uns davon ab und führten uns glücklicherweise zur richtigen
Entscheidung, die alten Röhren komplett neu nachzubauen.
Damals war für uns die Vielfalt der verwendeten Materialien in den verschiedenen Röhren ein Problem. Für jede
zur Reparatur gebrachte Röhre hätten wir den Heizfadentyp auf Lager haben müssen. Auch hätten viele
verschiedene Glassorten und Kolbenabmessungen besorgt werden müssen. Es erschien uns einfacher, sich auf einen Typ zu
konzentrieren, denn die notwendigen Materialien für diesen zu beschaffen war schon schwer genug. Später fanden wir
noch weitere Argumente gegen eine Röhrenreparatur.
Zum einen zeigte sich, daß das Glas der Röhren mittlerweile gealtert war und bei jedem noch so vorsichtigem
Versuch, den abgeschnittenen Kolben wieder anzuschmelzen, der Quetschfuß zersprang. Zum anderen ist es notwendig, bei
der Reparatur der Röhren den Kunststoffsockel zu enfernen. Hierbei reißen die mit den Jahren korrodierten
Zuleitungsdrähte meist direkt am Quetschfuß ab. Zudem muß die Röhre meist mit einem neuen Kolben
versehen werden. Hierbei sind natürlich alte Beschriftungen zerstört, d.h. die Röhre ist dann kein
funkhistorisches Dokument mehr, sondern unwiederbringlich zum einfachen Gebrauchsgegenstand reduziert worden. Es ist also
besser, die Röhre ganz neu zu bauen.
Besorgen der Spezialmaterialien
Zum Röhrenbau benötigt man eine Reihe von speziellen Materialien. Der Quetschfuß wird aus Bleiglas
hergestellt, in das dreiteilige Drähte aus Kupfer-Kupfermanteldraht-Nickel eingeschmolzen werden. Der kurze Mittelteil
aus Kupfermanteldraht (Dumet) dient zur vakuumdichten Verbindung mit dem Glas. Der Kupfermantel verbindet sich fest mit dem
Glas, und sein Eisenkern hat den gleichen Ausdehnungskoeffizient wie das Bleiglas, sodaß später bei
Temperaturschwankungen keine Risse entstehen. Er ist an der intensiv roten Farbe erkennbar.
In den originalen Röhren vor ca. 1924 wurden Platindrahtmittelstücke für die vakuumdichten Einschmelzungen
verwendet. Dumet ist jedoch billiger und leichter in den gewünschten Abmessungen zu bekommen. Platindraht ist an den
silbrig glänzenden Einschmelzungen zu erkennen. Dumet in Röhren, die angeblich vor 1923/24 gebaut sein sollen
deutet auf Nachbauten hin !
Der Kolben muß aus einem Glas bestehen, das sich mit dem Bleiglasquetschfuß verschmelzen läßt. Dies
ist sogenanntes Weichglas oder auch Kolbenglas. Ausgangshalbzeug sind Glasrohre verschiedener Stärke. Unsere Nachfragen
über Firmen, die sich mit Leuchtreklamen beschäftigen, führten uns schließlich zu den richtigen
Adressen.
Problematisch waren die geringen Abnahmemengen, da die aufgezählten Materialien nicht gängig sind und oft nicht
von Händlern in geringen Mengen abgegeben werden. Die Drähte müssen auf Bestellung speziell angefertigt
werden.
Die Heizfadenstärke läßt sich z.B. aus Tabellen aus Fachbüchern der 30er Jahre ausrechnen, aber um
genau den richtigen Durchmesser zu finden, bedarf es einiger Versuche. Hierfür müßte man eine Reihe kurzer
Probestücke zur Verfügung haben, dies ist bei Spezialanfertigungen naturgemäß nicht möglich,
wodurch die Bestellung zu einem Risiko wird.
Nach etlichen Telefongesprächen war es endlich soweit: Wir hatten das Material für die ersten Proberöhren
beisammen!
Die ersten Versuche
- Die R-Röhre -
Aber bevor die Maschine gekauft werden sollte, wollten wir ausprobieren, ob man überhaupt "so einfach"
Röhren selbst machen kann, die auch noch genauso funktionieren sollten wie die Originale. Vor allem ist es ja nicht nur
die Investition in die Maschine, man benötigt noch weitere Gerätschaften und Räume für die Werkstatt,
aber hiervon noch später.
Wie baut man denn nun solch eine Röhre ? Man braucht einiges an Wissen und handwerkliche Geschicklichkeit. Das Wissen
haben wir in Form von Büchern aus den dreißiger Jahren über Materialkunde im Hochvakuum zusammengetragen.
Im Rahmen meines Studiums hatte ich viel mit Vakuumanlagen zu tun und auch Glasbearbeitung war mir nicht fremd. Als
Radiomeister hat F. Pemmerl Kenntnisse in der Metallbearbeitung, Mess- und Regeltechnik, kannte Handwerker, die uns halfen,
die nötigen Werkzeuge zu bauen und hatte vor allen Dingen die notwendigen Räumlichkeiten zur Verfügung.
Zusammen mit einem befreundeten Glasbläser fertigten wir im Juni 1983 nach Feierabend in einer Glasbläserei der
Universität in Bochum, wo ich damals noch studierte, aus Glühlampenkolben die ersten Prototypen. Hier standen auch
die notwendigen Pumpanlagen zur Verfügung, die wir nachts benutzen durften.
Wir bauten zuerst die britisch-französische "R" oder auch "TM"-Röhre nach.
Dieses Foto wurde von mir (Jogi) hier eingefügt da ich im Besitz einer TM bin, die nach der
Herstellung noch nicht gesockelt wurde.
Es war ein Glücksgriff, wie sich später herausstellte. Diese Röhre ist sehr dekorativ und steht in den
meisten Fällen offen sichtbar auf den Geräten. Ihr Ersatz durch modernere Röhren fällt aufgrund ihres
kugeligen Kolbens sofort auf, und es gibt vor allem noch genügend Geräte unter den europäischen Sammlern. Die
Originale sind dementsprechend recht teuer. Sie wurde zwischen 1916 und Anfang der 20er Jahre gebaut und ist so konstruiert,
daß die Systemteile mit Standardwerkzeugen hergestellt und montiert werden können.
Zuerst montierten wir das System senkrecht, wie in einer britischen Variante dieser Röhre, später dann waagerecht,
was die Montage wesentlich vereinfachte.
Von diesen ersten Röhren in Glühlampenkolben, man erkennt sie an der noch vorhandenen
Glühlampenbeschriftung um die Abschmelzspitze herum und an dem etwas größeren Durchmesser des Kolbens von 60
mm als bei der Originalröhre von 55 mm, sind ca. zwei Dutzend in Umlauf gekommen und befinden sich bei verschiedenen
Sammlern noch heute in Betrieb.
Diese ersten Exemplare zeigten uns, daß wir prinzipiell in der Lage sind, funktionierende Röhren herzustellen.
Sie wurden z.T. über 1000 Stunden im Dauerbetrieb getestet und die Kennlinie stimmte auch gut mit dem Original
überein. Nun wußten wir, daß wir in der Lage sind Röhren zu bauen, die auch brauchbar sind.
Große Schwierigkeiten machte aber noch die Herstellung des Röhrensockels. Er wurde damals aus Stahlhülsen
gedreht und war dem Originalsockel, der aus Messing gezogen wurde, noch nicht sehr ähnlich.
Einrichtung der Werkstatt
Nun ging es an die Einrichtung einer Werkstatt. Bei F. Pemmerl stand ein Raum von der Größe einer Garage zur
Verfügung. Es mußten Starkstrom und Gas installiert werden. Zu einer benachbarten Garage wurde ein
Türdurchbruch gemacht. Hier wurde der Auskühlofen für die frisch eingeschmolzenen Röhren aufgestellt.
Wir bekamen ihn aus einem stillgelegten Stahlwerk und mußten ihn erst umbauen, bevor er anschließbar war. Die
Garage wurde anschließend zugemauert, sodaß uns nun zwei Räume als Werkstatt zur Verfügung standen.
Zusätzlich zur oben erwähnten Gladitz-Maschine sind noch etliche andere Einrichtungsgegenstände notwendig.
Zur Erläuterung muß ich ein wenig auf den Herstellprozess einer Röhre eingehen.
Ausgangsmaterial sind Glasrohre (erkennbar im obersten Foto, rechts hinten), die mit einer Trennscheibe zurechtgeschnitten
werden müssen. Solche Geräte sind komplett sehr teuer, also haben wir sie selbst gebaut.
Nach Herstellung des Quetschfußes muß das System auf die Haltedrähte montiert werden. Dies geschah bei
unseren Prototypen noch durch Quetschen und Hartlöten und hatte den negativen Nebeneffekt, daß beim Ausheizen der
Röhren ein Niederschlag auf dem Glaskolben entstand. Wir bekamen dann aber eine ausrangierte Punktschweißmaschine
von einer Glühlampenfirma, so daß wir die Systeme professionell zusammenbauen konnten.
Dann wird das fertig montierte System in den Glaskolben eingeschmolzen. Die Röhre mit dem noch offen Pumpstengel wird
von der Glasbläserdehbank genommen und muß zum langsamen Abkühlen in einen Ofen gegeben werden. Der Ofen
kühlt innerhalb von einigen Stunden langsam ab. Erst jetzt können die Röhren entnommen und weiterverarbeitet
werden.
Anschließend werden die Röhren mit dem Pumpstengel auf ein Übergangsstück geschmolzen und auf die
Vakuumapparatur gesteckt.
Beim Evakuieren müssen sie für 2 Std. auf ca. 400 °C von außen ausgeheizt werden, um am Glas anhaftendes
Wasser zu entfernen. Dann werden sie mit 6 bis 7 Volt (Soll im normalen Betrieb 3,5 - 4 Volt) geheizt und mit 100 mA
Anodenstrom bei ca. 200 Volt belastet (Betrieb später im Radio 50 - 70 V, 1 mA !).
Hierbei beginnt die Anode zu glühen und gibt anhaftende Gasreste frei. Dies äußert sich in einem
wunderschönen hellblauen Leuchten der gesammten Röhre.
Die Röhren können anschließend mit dem Handbrenner vom Pumpstengel abgeschmolzen (sogenanntes
"Abstechen") werden.
Sie werden anschließend gesockelt und mindestens 24 Std. auf dem Dauerprüfstand getestet. Zum Schluß wird
noch eine Kennlinie gezeichnet.
- Überhaupt ist es das Kennzeichen aller verwendeten Geräte, daß sie mit wenigen Ausnahmen von Firmen
ausgemustert oder von uns selbst gebaut wurden.
Pfingsten 1984 war es soweit: Wir stellten die ersten Röhren in unserer eigenen Werkstatt her!
Herstellprobleme und Rückschläge
Zunächst mußten viele neue Erfahrungen gesammelt und etliche Experimente gemacht werden.
Die erste Charge, die wir herstellten wurde aufgrund eines defekten Thermoelementes im Auskühlofen total verformt. Ca.
25 Röhren, die Arbeit von etlichen Tagen, waren zerstört. Aus einer geplanten Präsentation in England wurde
nichts.
Das erste richtige Problem waren die kugeligen Kolben. Glühlampenkolben wären sehr preiswert gewesen, sind aber,
wie bereits erwähnt, 5 mm zu groß. Das menschliche Augen kann diesen Unterschied bei Kugeln offensichtlich sofort
erkennen. Röhren mit 60 mm Durchmesser sind, auch wenn sie alleine stehen, als solche zu erkennen. Also mußten
Spezialkolben angefertigt werden. Wir rechneten damals noch nicht damit, daß wir mal ein 10jähriges Jubiläum
erreichen würden, also war uns die Anfertigung einer Blasform zu teuer. Wir fanden einen Glasbläser, der in der
Lage war, die Kolben frei aus Glasrohr in der gewünschten Qualität zu blasen. Selbst herstellen kam nicht in Frage,
da die Käufer auf einwandfreies Aussehen bei Nachbauten großen Wert legen. Bei Originalen ist man da schon
großzügiger...
Damit die Quetschfüße auch wirklich dicht sind, müssen sie beim Einschmelzen der Zuleitungen auf eine
bestimmte Temperatur gebracht werden. Hier war etliches Üben im Umgang mit den Brennern notwendig, bis der
gewünschte Effekt erreicht wurde.
Eines unserer größten Probleme war die Herstellung eines Sockels für die Röhren, der dem maschinell
hergestellten Original möglichst nahe kommem sollte. Anfangs wurden die Sockel aus Stahl gedreht und das
Isolierplättchen aus Pertinax mit den Sockelstiften wurde von unten eingeklebt.
Mitte 1985 bekammen wir über einen Sammlerkollegen Kontakt zu einer Messingzieherei, die uns Sockelhülsen aus
gezogenem Messingrohr herstellte. Ab Mitte 1985 waren die Telefunkenröhrennachbauten RE 11 / RE 71 mit diesen
Messingsockeln versehen und ab August 1986 die "R" bzw. "TM" - Nachbauten.
Für diese Hülsen mußte aber jetzt noch ein Werkzeug entwickelt werden, das uns erlaubte, mit Hilfe eines
Schraubstockes das Isolierplättchen mit den Sokelstiften durch Umbörteln des unteren Randes der Hülse zu
befestigen, so wie es auch im Original geschah.
Das Isolierplättchen wurde anfangs für die Stahlsockel aus Pertinax, später für die Messingsockel aus
Keramik hergestellt, wobei wir über einen Bekannten die noch kreideartigen Grünlinge bekamen, die wir durch Bohren
mit Löchern versahen und selbst brannten. Leider verstarb dieser freundliche Helfer 1988 und wir mußten die
Keramikplättchen durch mit Quarzmehl gefüllte Epoxidplättchen ersetzen, die wir in Silikonformen selbst
gießen. (Ich glaube, bisher hat es niemand gemerkt.)
Natürlich sollten unsere Röhren auch eine Beschriftung tragen. Diese wird mit einem Gummistempel aufgestempelt und
eingebrannt.
Wir überlegten, das trotz des damals noch stählernen Sockels unsere Nachbauten für Betrugszwecke
mißbraucht werden könnten. Es bräuchte nur jemand einen alten Sockel untermontieren und ein weniger
versierter Sammler, der noch nicht viele originale R oder TM gesehen hat, wäre durchaus zu täuschen gewesen.
Außerdem gibt es viele verschiedene Varianten der TM, was einen Betrug erleichtert.
Wir kamen auf die Idee, die Bezeichnung "Replica" in den Quetschfuß bei der Herstellung einzuprägen.
Damit war die Röhre sicher gekennzeichnet. Die Kennzeichnung stört das Erscheinungsbild nicht. Das Wort
"Replica" ist international verständlicher als "Nachbau". Auf die Rückseite des
Quetschfußes prägten wir 1984 unsere Initialen "PW" und ab 1985 jeweils die Jahreszahl und unsere
Initialen, also z.B. im Jahr 1993: "19 PW 93". Nach dem Tode meines guten Freundes Franz Pemerl 1993 änderte
ich den Stempel von "PW" in "W" plus Jahreszahl.
Auf den Kolben wurde bis Ende 1988 "R" und eine laufende Nummer gestempelt. Ab 1989 bezeichneten wir die
Röhren mit "TM", da sie vor allem im französischen Raum gekauft wurden und in Frankreich TM (Triode
Militaire) hießen.
Neuentwicklungen
- RE 11/71/78/79/83/89, Ampladyn -
Außer der R wollten wir auch eine in Deutschland gebräuchliche hellglühende, also mit reinem Wolframfaden
versehene, Röhre bauen. Spätere Röhren verwendeten thorierten Wolframfaden als Kathode, der bereits bei
Rotgluht genügend Elektronen emittiert. Zur gleichen Zeit, ca. Mitte der 20er Jahre, kamen auch Röhren mit
oxidbedecktem Heizfaden auf, der bereits bei Dunkelrotgluht genügend Elektronen emittiert.
Thorierte Heizfäden sind wesentlich schwerer zu beschaffen und zu handhaben als der reine Wolframfaden, der aus der
Glühlampentechnik kommt. Sie müssen nach Auspumpen der Röhren noch speziell formiert und die Röhre
muß mit Magnesium gegettert werden, was zusätzlich Anlaß für Ausschuß bietet.
Wir wählten als gebräuchliche Wolframfadenröhre aus Deutschland die RE 11 bzw. mit Europasockel die
äquivalente RE 71 von Telefunken, die in den 20er Jahren gebräuchlich war. Auch diese Röhren haben die oben
erwähnte Prägung im Quetschfuß und tragen auf dem Kolben die Beschriftung "Type RE 11" und eine
laufende Nummer.
Das folgende Foto zeigt eine Original-RE 11.
1989 gelang es uns, thorierten Wolframdraht aus USA zu bekommen. Seitdem sind wir in der Lage, auch die Telefunken-Röhren
RE 78, RE 79, RE 83, RE 89 und die Blaupunkt-Röhren Ampladyn und Heliodyn zu bauen. Allerdings ist der Heizfaden in der
RE 78/79 und in der Heliodyn nur 11 µm (0,011 mm) dick und damit ohne starke Lupe kaum sichtbar. Entsprechend schwierig ist
die Handhabung und vor allen die Kontrolle und Justierung des Systems. Die Gitter haben nur einen Durchmesser von 3 mm und
darin einen nahezu unsichtbaren Heizfaden zentrisch zu plazieren ist ein schwieriges Unterfangen. Die Röhren tragen wie
die Originale die Beschriftung "Type RE xx" und eine laufende Nummer. Die RE 78/79 und RE 83/89 sind durch den
Magnesiumgetter verspiegelt, dadurch ist die Prägung "Replica" im Innern nur schwer sichtbar.
Für die Blaupunkt-Röhren Ampladyn und Heliodyn haben wir uns blaues Kolbenglas besorgt, sie tragen nur eine
laufende Nummer als Aufdruck. Allerdings kann ich Sie zur Zeit nicht herstellen. Der Ausschuß beim letzten Versuch lag
bei 95 %, was natürlich sehr frustrierend ist. Zur Lösung der Probleme benötige ich Zeit, und wer hat die
heute für sein Hobby noch ?
Hier hat uns der Ehrgeiz getrieben, so originalgetreu wie möglich zu bauen. Der Pumpstutzen ist nicht im
Quetschfuß seitlich ausgeblasen, wie das bei Glühlampen und anderen spitzenlosen Röhren damals üblich
war, sondern der Pumpkanal verläuft längs durch den Quetschfuß. Bei der Herstellung des Quetschfußes
hält ein beweglicher Dorn diesen Kanal offen. Diese Technik nachzuvollziehen ist uns voll gelungen.
Von diesen im Abschnitt "Neuentwicklungen" genannten Röhren sind jedoch nicht viele hergestellt worden. Zum
einen gibt es nicht mehr viele Geräte dafür und zum anderen lassen sie sich problemlos durch RE 034 o.ä.
ersetzen, bzw. es gibt anscheinend noch genügend Originale. Auch ist der Preis augrund des hohen Herstellaufwandes
recht hoch.
Heute
18 Jahre nach Beginn ist die Werkstatt immer noch in Betrieb. Nach dem Tod von Franz Pemmerl mußte ich von Ratingen in
mein Haus nach Kelkheim umziehen und die Werksatt auf kleinerem Raum neu aufbauen (siehe Bilder). Allerdings konnte ich
meine Erfahrungen nach 10 Jahren Röhrenbau einfließen lassen und viele Dinge anders und platzsparender
realisieren. Einige Apparaturen mußte ich neu beschaffen, da sie zu groß waren.
Ich weiß inzwischen, daß ich nicht der einzige weltweit bin, der Röhren nachbaut, bzw. nachgebaut hat.
Jedoch bin ich der einzige, der es andauernd seit 18 Jahren kontinuierlich tut.
1986 bis 1989 wurden von O. Künzel und G. Bogner in Ulm RE 11 nachgebaut. Die Werkstatt wurde nach einem Umzug des
Instituts leider verschrottet. Phil Weingarten in USA, ein pensionierter Glasbläser, hat etliche DeForest-Audions und
Fleming-Röhren nachgebaut, die leider nicht gekennzeichnet sind, aber am roten Kupfermanteldraht im Quetschfuß
erkennbar sind. Originalröhren dieser Zeit haben silberfarbene Platineinschmelzdrähte. Er ist inzwischen
verstorben. In England hat Gerald Wells mit Peter Brian eine kleine Werkstatt in einer Gartenlaube eingerichtet, um V 24 und
R nachzubauen, jedoch habe ich bisher keine Exemplare gesehen. In Frankreich versucht M. Beaujean, ein pensionierter
Techniker, seit 1990 Röhren nachzubauen. Er produziert sogar die Kolben selbst, allerdings funktionieren seine
Röhren noch nicht 100 %ig und es sind von ihm offensichlich keine erhältlich. Laut John Stokes, "70 Years of
Radio Tubes and Valves" hat in den 60er Jahren der Radioamateur W6IS in Kalifornien sehr grobe Exemplare von R nachbaut,
die er mit seinem Rufzeichen markiert hat ("REPLICA Made by W6IS"). April 1965 erschien im QST-Magazine ein
Artikel von Sam Diaz Pumara über den Röhrennachbau, unglücklicherweise hat er seine Nachbauten nicht markiert,
sie sind aber sehr grob und lt. J. Stokes gut zu erkennen. 1979 hat in England Philip Beckley einzelne R für den
Eigenbedarf gebaut, die etwas kleiner als die Originale sind und BEB 3 genannt wurden. In den 80iger Jahren wurde in Hamburg
zum Philips Jubliläum von der Röntgenröhrenfabrik die holländische Ideezet Typ A nachgebaut. Auch sie
ist nur an den roten Kupfermanteldrähten im Quetschfuß statt des originalen Platindrahtes zu erkennen. Zur Zeit
werden TM Röhren in Tschechien nachgebaut und von einem holländischen Händler vertrieben.
Das Thema Röhrennachbauten ist aufgrund seiner Vielfalt schon etwas für die Röhrensammler, oder nicht ?
Pläne - Liebenröhre ? Fernsehglimmlampen? -
Natürlich wollte ich meine Palette an Röhren erweitern, denn das Neue auszuprobieren macht an unserem Hobby den
meisten Spaß.
So plane ich den Bau einiger neongefüllter Fernsehglimmlampen und, wenn möglich, den Nachbau der Liebenröhre.
Dies scheiterte bisher weniger am know how oder Material sondern an der fehlenden Zeit. Bei der Liebenröhre habe ich
schon einige Helfer, die sich um die Beschaffung des Kolbens kümmern. Auch sind Maße und Daten vorhanden. Jedoch
ist ihre Produktion kompliziert und aufwändig. Sie soll schließlich dem Original genau entsprechen und
funktionsfähig sein.
Ein weiteres Projekt war die Reparatur zerbrochener Loewe-Röhren. Röhren mit intakten Kolben sind Dokumente der
Funkgeschichte und sollten, wie oben ausgeführt, nicht repariert werden, da Quetschfuß und Kolben erneuert werden
müssen. Anders sieht es bei zerbrochenen Röhren aus. Hier fehlt es jedoch vor allem an Zeit und
Experimentiermaterial. Wir haben bisher lernen müssen, daß die Bauteile in der Loewe-Röhre sehr
hitzeempfindlich sind. Auch muß der Kolben extra angefertigt werden, da es in Deutschland Weichglasrohre dieses
Durchmessers nicht gibt. Ich sehe für dieses Projekt bis jetzt kaum Chancen.
Ich bin stolz darauf, daß wir es geschafft haben, das alte know how der Röhrenfertigung erarbeitet zu haben.
1987 waren F. Pemmerl und ich in USA auf dem jährlichen Treffen der größten Sammlervereinigung, der Antique
Wireless Association, und haben einen Vortrag über die Loewe-Röhre und den Röhrennachbau allgemein gehalten.
Hierfür wurde uns der Tyne-Award für Beiträge zur Röhren-Historie verliehen.
Das Hobby macht mir nach wie vor Spaß. Die Nachfrage nach den Röhren schwankt stark und ist weiterhin in einem
Rahmen, der es erlaubt, sie durch Arbeit an einigen Wochenenden im Jahr zu befriedigen. Das ist gut so, denn der
Röhrenbau soll für mich auch in Zukunft ein Hobby zur Entspannung bleiben.
Das - momentan noch - letzte Foto zeigt eine weiter Übersicht durch meine kleine Werkstatt, v.l.n.r. Pumpanlage,
Glasbläserwerktisch, Gladitzmaschine.
Ich werde als nächstes, sobald ich die Zeit dazu habe, dem Jochen einen weiteren Bericht für diese Seite
zusenden, mit weiteren Fotos. Hier wird dann detailliert auf den eigentlichen Herstellungsprozeß eingegangen. Auch
werde ich dann Diagramme zu den Original- und den Replica-Röhren zur Verfügung stellen.
Inzwischen sind drei dieser, vom Dr. Walz hergestellten, Röhren - die RE 71 - bei mir
eingetroffen. (Ich hatte sie bei ihm für mich bestellt, ich benötige sie für meinen Friho-Verstärker -
Nachbau sowie für meinen Friho-Audion - Nachbau, beides zu sehen auf der Detektor-Seite.)
Diese Röhrenb kann ich nur mit "Ehrfurcht" in meinen Händen halten. Stände nicht, winzigklein innen
im Glasquetschfuß eingeprägt "Replica" - ich könnte sie nicht von der echten RE 71 unterscheiden.
- Eine herrliche, eine fantastisch gute Arbeit, die Herr Dr. Walz sich mit diesen Röhren machte.
Die folgenden Bilder zeigen eine dieser Röhren:
Ich hatte den Ehrgeiz, mit den nun in meiner Sammlung befindlichen Röhren ein neues Titelbild für meine Homepage
zu erstellen. Mit verschiedenen Stoffen als Unterlage und Hintergrund, sowie unterschiedlichen Beleuchtungen versuchte ich
ein tolles Foto zu machen. Leider schaffte es meine digitale Kamera nicht, hier eine gute Schärfentiefe hineinzubringen.
Die hierbei noch am besten gewordenen Fotos möchte ich aber dennoch hier vorstellen.