Der Buchen-Amp: quadratisch-praktisch-gut!
von Stefan Hein

Zur Vorgeschichte
Es begann, wie ich jetzt auch bei anderen Röhrenbastlern gelesen habe, mit einer Kiste
Röhren, die ich im Keller in meinem elterlichen Haus gefunden habe. Das war vor einem Jahr. Das weckte in mir den seit
Jahrzehnten ruhenden Elektronikbastler. Als gelernter DDR-Bürger habe ich vor der Wende viel selbst gebaut.
Dann bekam man bei Conrad und Co. alles fertig zu kaufen - und das Basteln endete.
Ich erinnere mich, wie ich früher alte Röhrenradios ausschlachtete. Leider habe ich damals dann wegen eines
Umzuges alles weggeworfen - was für ein Frevel.
Heute muss man sich für viel Geld die benötigten Teile kaufen. Denn mit der einen Kiste Röhren war nicht viel
anzufangen, die meisten Röhren waren Fernseher-Röhren, deshalb musste ich jetzt wieder bei Null anfangen: Material
sammeln, Schaltungen wieder besorgen, Bücher bestellen.
Eine große Hilfe ist das Internet. Ohne die Anregungen, Hinweise und die Möglichkeit auch Bauteile zu kaufen,
wäre es kaum möglich, einen Röhrenverstärker oder andere Röhrenschaltungen zu bauen denn im Laden
um die Ecke gibt es keine Röhren zu kaufen.
Wie ich bemerkt habe, gibt es seit einigen Jahren eine Renaissance der Röhrenverstärker. Es gibt neben der
NOS-Ware auch wieder neue Bauteile. Leider nicht immer preiswert, da das nur ein kleiner Markt ist. Vor allem bei eBay sollte
man auf der Hut sein, da hier teilweise Hochpreise verlangt werden. Da sind einige Internethändler viel preiswerter.
Also nicht blind Mitbieten!
Philosophie
Da ich nun auf den Geschmack, besser auf den Klang gekommen bin, habe ich mir einige Röhrenprojekte vorgenommen. Dabei habe ich mir einige Vorgaben gestellt:
In den Schaltungen werden ausschließlich Röhren verwendet. Also keine elektronischen Bauelemente wie Transistoren, IC�s oder auch Leuchtdioden. Das ganze soll 100% Klassisch sein, auch wenn es zu Einschränkungen kommt. Es gibt ja Schaltungen wo mit Hilfe der Elektronik die Röhrenschaltung aufgepeppt wird.
Zweitens baue ich die benötigten Gehäuse nur aus Massivholz. Holz ist für mich ein schöner Rohstoff. Das passt auch gut zum warmen Klang.
Der Erste Verstärker
Nach dem ich mehrere Schaltungen für die EL84 durchgesehen habe, entschied ich mich
den "HardAmp" zu nehmen. Nur mit einer Änderung - im Netzteil als Gleichrichter eine Röhre zu verwenden.
Die Schaltung machte einen übersichtlichen Eindruck und für einen ersten selbstgebauten Röhrenverstärker
zum üben gerade richtig.
Nachdem alle Teile vorlagen, ging es an den Entwurf des Gehäuses. Meine Idee war es, den Trafo und die Übertrager
unterhalb und die Röhren auf dem Deckel zu montieren. So entstand ein quadratisches Gehäuse (21 x 21 x 11 cm) aus
Buchenholz. Als Deko und zum Transport gab es im Baumarkt vercromte Möbelgriffe. Nur der rote Netzschalter könnte
ein anderes Design haben.
Vorn in der Mitte ist eine Glimmlampe zur Betriebsanzeige.
Die gesamte Schaltung habe ich unter dem Deckel auf Lötleisten angebracht.
Im Nachgang musste ich feststellen, dass nicht nur die Röhren heizen, sondern auch der Netztrafo sehr warm wird. Hier
habe ich einige Lüftungslöcher im Boden und der Rückwand nachgearbeitet.
Der Verstärker lief auf Anhieb, ohne irgendwelche Einstellungen. Ich habe zwar keine Super Lautsprecher, aber der erste
Höreindruck war sehr angenehm. Für Zimmerlautstärke und darüber ist der Verstärker mehr als
ausreichend. Sogar die Bässe von "50Cent" schieben die EL84 gnadenlos durch, da kommt Freude auf.
Der Trafo und die Übertrager sind von Jan Wüsten
Die Schaltung
Nachtrag
Habe Heute zwei BR50 Boxen ausgekramt, die Referenzboxen aus der DDR-Zeit. Dann nahm ich als Musikquelle die Pink Floyd CD
"Pulse".
Ich bin zwar kein High-End-Freak, aber das hat mich umgehauen. Hätte am liebsten meine ganze CD-Sammlung durchgehört.
So ein satter und gleichzeitig klarer Sound! Selbst bei voller Lautestärke kaum eine Verzerrung hörbar. Der
"kleene" Verstärker hat�s den großen Boxen aber gegeben. Das hat alle meine Erwartungen übertroffen!
Gruß,
Stefan Hein