Bauanleitung für einen Einröhren-Reflexempfänger

Die Idee, dieses Radio zu bauen, kam mir beim Anschauen des folgenden Schaltbildes:


Dieses Schaltbild mit einer Beschreibung befindet sich in der Bastelbude auf Jogis Röhrenbude.

Das Schaltungsprinzip ist folgendes:
Die HF gelangt über den Variokoppler an das Gitter der Triode und wird verstärkt.
An der Anode liegt die zweite Wicklung des Variokopplers. Dort ist der Detektor angeschlossen, der auf einen Aufwärtsübertrager arbeitet. Die um den Faktor des Übersetzungsverhältnisses hochtransformierte NF gelangt sodann über die Eingangswicklung des Variokopplers ein zweites mal an das Gitter der Triode, wird verstärkt und gelangt an den Ausgang, an den der Kopfhörer oder der ( hochohmige ) Lautsprecher angeschlossen ist.

Ich machte mir dann ein paar Gedanken über den Aufbau so wie ich ihn eventuell machen würde und skizzierte mir meine Gedanke auf ein Blatt Papier, und so entstand die folgende provisorische Schaltung :


Diese Schaltung habe ich getestet, die Einstellungen besonders des Variokopplers sind sehr schwierig. Ansonsten sehr leistungsfähig, man kann also mehr draus machen.
Hier nun die von mir entwickelte, endgütige Schaltung:


Schaltungsbeschreibung

Die HF gelangt von der Antenne an den Eingangskreis des Variokopplers
Dieser ist je nach Empfangsfrequenz zur optimalen Anpassung an die Antenne in vier Bereichen umschaltbar.

Position 1 : Drehko in Reihe mit angezapfter Wicklung (ca. 1000 kHz bis 1600 kHz)
Position 2 : Drehko in Reihe mit gesamter Wicklung (ca. 750 kHz bis 1100 kHz)
Position 3 : Drehko parallel zur angezapften Wicklung (ca. 500 kHz bis 1000 kHz)
Position 4 : Drehko parallel zur gesamten Wicklung (ca. 500 kHz bis 750 kHz)

Position 4 bietet ein höheres LC-Verhältnis und damit eine höhere HF-Spannung bei niedriger Frequenz.
Variabel angekoppelt ist an den Eingangskreis der Sekundärschwingkreis, welcher konventionell aufgebaut ist.
Über einen Kopplungskondensator C4 gelangt das selektierte HF-Signal an das Steuergitter der 4P1L. Es wird verstärkt und an der HF-Drossel fällt die verstärkte HF ab. An die Drossel ist eine GE-Diode angeschlossen, welche auf die Sekundärseite eines Printtrafos (EI 30 - 230V zu 2 x 24V) arbeitet.
Auf der HF-Drossel ist noch eine zweite Wicklung aufgebracht. Diese dient entweder als Rückkopplungs- oder als Dämpfungswicklung. Das wird bestimmt durch das Poti P1.
Das folgende Bild zeigt die HF-Drossel in einer Vergrößerung, deutlich erkennt man die beiden unterschiedlichen Drahtstärken; der dünnere Draht ist der zusätzlich von mir aufgewickelte für die Rückkopplung.


Am unteren Endanschlag wird die Drossel bedämpft. Je weiter das Poti (P1 2,5 MOhm log.) aufgedreht wird, um so mehr verringert sich die Dämpfung und ein wachsender Teil der HF gelangt über den Kondensator C3 an den Sekundärschwingkreis. Dieser wird dadurch entdämpft.

Weiter zum Übertrager.
Die nach der Gleichrichtung entstehende NF wird im Übertrager um den Faktor 1 : 5 hochtransformiert. Die Sekundärwicklung (welche ja eigentlich als Primärwicklung gedacht war) ist über R1, R2 und C5 an das Steuergitter der 4P1L angeschlossen. Das heißt also, dass die Gittervorspannung der Röhre über den Trafo an das Gitter gelangt und durch die hochtransformierte NF beeinflusst wird. Die NF wird verstärkt. Von der Anode gelangt die verstärkte NF über die HF-Drossel (die für die NF praktisch nicht vorhanden ist) auf den Ausgangstrafo.
Für diesen wurde ein Netztrafo 230V / 2x 6V verwendet. Die beiden Ausgangswicklungen sind parallel geschaltet und arbeiten auf einen Lautsprecher 3 W - 8 Ohm.

Variokoppler, Drossel und Trafo`s


Auf diesem Foto ist der Variokoppler sehr gut zu erkennen. Die äussere Spule ist auf ein PVC-Rohr mit 110 mm Durchmesser und 105 mm Höhe gewickelt (Baumarkt, z.b. Toilettenabflußrohr). 95 Wdg 0,8mm CuL primär, Anzapfung bei 60Wdg.
Die innere Spule auf ein solches mit 95 mm Breite ca 45 mm (war mal ein Bassreflexrohr). 2 x 21 Wdg HF-Litze 45 x 0,07 sekundär (HF-Litze bei Oppermann).

Hier die Daten der Drossel:
Den Ringkern gibt es z.B. bei Segor-Electronic in Berlin, Bestell-Nr.: TN26/15/10-3C11/2x (2 Stück für 3,90 DM).
Wicklung 1: 34 Wdg 0,8 CuL (5,6 mH)
Wicklung 2: 10 Wdg 0,45 CuL
Die Drahtstärke von Wicklung 1 sollte nicht verringert werden, da der Anodenstrom von 30 mA durch diese Wicklung fliesst und durch den dann zu grossen Spannungsfall der Gleichrichterdiode eine ungewollte Vorspannung zugemutet würde, welche die Gleichrichtung verschlechtert (ich hab 'ne ganze Weile mit dieser Drossel zu tun gehabt).

NT 12 VA 2 X 6 V


EI 30 / 12,5V 220V


Der obere Netztrafo dient als der Ausgangstrafo, der untere als Aufwärtsübertrager ("Reflex-Trafo"). Beide gibt es bei Reichelt-Electronic.
Den Schalter für die Bereichswahl (4 Stellungen auf 3 Ebenen, s. folgendes Bild) gibt es bei Reichelt oder Conrad.


Die Röhre 4P1L gibt es bei Pollin-Electronic. (Man muss nicht zwingend diese Röhre verwenden, eine EL95 ist auch sehr gut geeignet.) - Hier ein vergrößertes Bild der verwendeten Röhre:


Zum Netztrafo ist nicht viel zu sagen, 230 rein, 220 raus, die Heizspannung je nach Röhre.
6,3 V mit der 4P1L sind auch möglich, wenn an beide Anschlüsse der Heizwicklung jeweils ein Vorwiderstand geschaltet wird (ausrechnen!).

Zu guter Letzt die Drehkos und die HF-Litze: Die gibt es bei Oppermann-Electronic. - Übrigens: Für die Primärwicklung des Variokopplers dürfte HF-Litze besser geeignet sein.

Aufbau

(So wie auf den folgenden Bildern könnte der Aufbau in etwa aussehen ..)



Auf dem folgenden Bild erkennt man links oben gut den verwendeten Netztrafo.



Die Skala wird mit einem einfachen Flachgummi angetrieben, im folgenden Bild erkennt man die Scheibe, auf der die Skala aufgeklebt wurde, die ich auf dem Computer erstellte und auf normalem Papier ausdruckte.





In diesem Bild, auf dem man den Variokoppler in einer Ausschnittsvergrößerung sieht, erkennt man in der Bildmitte links einen hochstehenden Keramikkondensator - dieses ist der Gitterankoppelkondensator C4 mit 16 pF.

Das folgende Bild schließlich zeigt den Abstimmdrehkondensator, von dem nur eine Hälfte benutzt wird. Der abgehende, hochstehende Keramikondensator ist der C3 mit 6 pF. Rechts außen erkennt man nochmals den Skalenantrieb.




Der Aufbau wurde weitestgehend in Holz ausgeführt, da ein Metallchassis eventuell den Wirkungsgrad des Variokopplers verschlechtern könnte.
Wichtig ist, dass die HF-Drossel schön weit weg vom Variokoppler montiert ist (die Rückkopplung soll ja nicht magnetisch, sondern elektrisch über das Poti erfolgen.

Inbetriebnahme und Abstimmung

Wenn alles richtig verdrahtet ist, funktioniert das Radio sofort.
Falls die Rückkopplung nicht ordentlich arbeitet muß die Rückkopplungswicklung umgepolt werden, sie muß gegensinnig zur Drosselwicklung angeschlossen sein. Für einen weicheren Rückkopplungseinsatz kann man evtl. zwischen P1 (oben) und C3 einen 10 kOhm-Widerstand schalten (in der Schaltung bereits eingezeichnet) und diesen variieren.
Empfohlene Antennenlänge : ca. 3 m

Abgestimmt wird wie folgt:
Variokoppler in etwa auf Mittelstellung einstellen (Sekundärspule senkrecht zur Primärspule).
Bereichsschalter je nach Frequenz auf Position 1; 2; 3 oder 4 schalten.
Beide Drehkos wechselseitig auf größte Lautstärke stellen.
Mit Variometerkopplung und Rückkopplung Empfang optimieren. (In der Praxis macht man das alles ja teilweise gleichzeitig.) Bei zu starkem Sender das Rückkopplungspoti zur Dämpfung benutzen.




Auf diesem Foto, welches die Front in einem Ausschnitt zeigt, erkennt man die vielfältigen Einstellmöglichkeiten.
Oben links ist die Rückkopplungseinstellung (Potie), oben mitte wird der Variokoppler eingestellt. Mit dem Knopf oben rechts (4-fach-Drehschalter) werden die Empfangsfrequenzen an den Koppler angepaßt.
Unten links wird der Drehkondensator C2 eingestellt (Senderwahl), unten rechts wird der Drehko C1 (Antennenkreis) eingestellt.

Viel Spass beim Bauen und, wenns fertig ist, guten Empfang !

Ich habe das Gerät nun mittlerweile seit fast zwei Wochen zum testen hier. Ich bin so begeistert von diesem Gerät, daß ich den Uwe bat er möge es mir doch verkaufen; ich wollte es mir selbst "zu Weihnachten schenken".
Sogar tagsüber bekomme ich mit rel. kurzer Drahtantenne fünf bis sechs Sender in herverragender Trennschärfe herein - am Abend jedoch bekomme ich Sender herein ... absolut fantastisch.
In fast jeder Stellung des Drehko's einen neuen Sender. Wenn ich einen Sender an einer Stelle empfange und dann am Variokoppler etwas herumspiele, sowie am zweiten Drehkondensator (im Schaltbild der linke, Eingangskreis) - bekomme ich sehr oft einen weiteren Sender herein, einen der vom ersten, lauteren Sender unterdrückt wurde.
Ich stellte fest, daß die Position des Variokopplers für verschiedene Frequenzen unterschiedlich ist.
In Null-Position, also ohne Kopplung, wirkt er für starke Sender wie ein Sperrkreis - somit man starke, näher liegende Sender, vor allem die Ortssender, ausfiltern kann und schwächere Sender dadurch erst hörbar macht. Und mit was für einer Trennschärfe, einer Empfangsgüte ! S-a-g-e-n-h-a-f-t !

Ich hatte noch einige Fragen an Uwe zu einigen der Schaltungspunkte. Meiner Meinung nach waren der Widerstand R7 und R2 mit jeweils 100 kOhm doch eigentlich überflüssig? - Uwe sagte mir zum Widerstand R7, hier hätte er eine leichte Schwingneigung festgestellt, darum dieser Widerstand. Angenehmer Nebeneffekt dieses Widerstands: eine doch hörbare Klangverbesserung.
Zum Widerstand R2 sagte Uwe mir, dieser wäre notwendig um den NF-Anteil des Reflexkreises auszukoppeln, der über Anode-"Reflextrafo" zurück auf das Steuergitter geleitet wird.

Eine weitere Frage von mir galt dem Kondensator C4. Üblich sind hier 100 pF, Uwe baute jedoch einen von 16 pF ein. Uwe erklärte mir dazu, hier würde durch den normal üblichen 100-pF-Kondensator eine schlechtere Trennschärfe entstehen, der Wert von 16 pF wäre von ihm genau ausgemessen worden.

Tip : Ein Universal-Trafo ist bei der Fa. Queck zu haben. Mit Kaskade werden die Anodenspannungen bis über 100 Volt erzeugt. Die URL dieser Fa. ist Elektronik-Fundgrube.de. Dort auf Sonderangebote gehen, dort runterscrollen, bis man 2 Trafos sieht.
Der untere, den sollte man sich UNBEDINGT ansehen. Er kostet 3,50 Euro, hat 2 x 115 Volt - kann also auch als Gegentakt-Ausgangsübertrager genutzt werden.
Er hat 9,5 Volt/0,75 A - mit einer Diode daran hat man 4 Volt (für die Heizung der Russenröhre im hier vorgestellten Reflex-Empfänger vom Uwe), er hat weiterhin eine zweite 9,5 Volt-Wicklung (diese dann mit 0,2 A), er hat weiterhin 2 x 18,5 Volt/0,15 A und er hat 2 x 13,5 Volt/0,15 A.
Reichlich Spannung, um mit Kaskade (2 Dioden, 2 Kondensatoren) locker auf über 100 Volt zu kommen. - Ein echtes Unversal-Genie!!!


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