Ein Taschenröhrenprüfgerät zum Selberbauen
von Harald Naafs
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Auf die Idee ein transportables Röhrenprüfgerät zu bauen bin ich erst gekommen als ich auf den letzten
Radioflohmärkten mehrere alte bis uralte Röhren eingekauft habe die, laut Verkäufer, gute Emission haben und
voll funktionsfähig sein sollten - aber, zu Hause ausgepackt, als Fehlkauf entpuppt haben.
Da alte Röhren mit Europasockel mittlerweile zwischen 20 und 100 € kosten, sollte man schon beim Kauf wissen was man
sich da teuer einkauft und ob die Röhre auch Ihr Geld wert ist.
Achtung, geändertes Schaltbild am Ende der Seite !
Bevor ich das kleine Meßgerät entwickelt habe, war zu überlegen welche Röhren denn interessant sind
zum messen.
Vorrang haben natürlich alte bis uralte Batterieröhren, denn die sind für einen Röhrensammler am
wertvollsten. Da kommen also Röhren vor mit 1-1,5 Volt, 2 Volt und 4 Volt Heizfaden.
Für 6,3 Volt Röhren wollte nichts einplanen, da diese Röhren wie z.B. Stahlröhren oder Rimlock und
Novalröhren noch relativ preiswert zu haben sind.
Anforderungen und Merkmale des Röhrenprüfgerätes:
- möglichst kleine Abmessungen (da man es ja auf den Flohmarkt mitnehmen möchte)
- einfache und schnelle Prüfung der Röhren vor Ort
- Prüfung des Heizfadens
- Prüfung auf evtl. Kurzschlüsse
- Prüfung der Emission
- Prüfung der Steuerwirkung
Technische Daten des Meßgerätes:
- Heizspannung von 1- 1,5 Volt für z.B alle Röhren der D-Serie, oder sehr alte Röhren wie z.B.
Kurzfadenröhren REN 501 u. 601, oder sehr frühe Typen RE 84 usw.
- Heizspannung von 2 Volt für z.B. alle Röhren der K-Serie oder Batterieröhren der Deutschen Wehrmacht,
wie z.B RL 2 T 1 oder RL 2,4 P 700 usw.
- Heizspannung von 4 Volt für z.B viele alte Röhren der RE-Serie bzw. bedingt der A-Serie
Der maximale Heizstrom beträgt 0,5 A. Dieser ist bedingt durch den Innenwiderstand der Heizbatterien der Bauform
Babyzelle. Wenn jemand einen größeren Heizstrom wünscht, müßte man evtl. auf Monozellen umsteigen
(aber dann wird das ganze Gerät wesentlich größer !)
Ich empfehle auch nur mit normalen Trockenzellen zu arbeiten (Alkaline), damit kann man bei wirklich regelmäßiger
Benutzung mit einem Satz Batterien fast ein ganzes Jahr auskommen. Das ganze mit Akkus zu machen bzw. mit einem
Spannungsregler erhöht den Aufwand unnötigerweise, und der Akku ist mit Sicherheit immer dann leer, wenn Sie Ihr
Meßgerät benötigen.
- Als Anodenbatterie kommt ein normaler 9 Volt-Block zur Anwendung.
Auch dieser hält min. ein ganzes Jahr bei wirklich regelmäßiger Benutzung !
Die lange Lebensdauer beruht auf der relativ kurzen Meßzeit die man für eine Röhre benötigt, z.B: bei
einer direkt geheizten Batterieröhre 10-30 sek., oder bei einer indirekt geheizten Röhre max. 1 - 1,5 min.
Betriebsanleitung für das Taschenröhrenprüfgerät
Wie messe ich nun so eine alte Röhre mit dem selbstgebauten Taschenröhrenprüfgerät ?
Wenn man eine zu prüfende Röhre auf die Europafassung steckt leuchtet in der Stellung Heizfaden prüfen
bei einer Röhre mit Durchgang zuerst einmal die LED hell auf. Bevor man nun weiterschaltet sollte man noch zwei Dinge
beachten :
Um welche Röhre handelt es sich die man messen möchte (welche Heizspannung !, und um welche Art von Röhre,
z.B. Triode, Pentode, direkt oder indirekt geheizt).
Der Empfindlichkeitsschalter des Meßwerkes ist grundsätzlich immer auf 30 mA zu halten (bei zu geringem Ausschlag
kann man dann immer noch runterschalten).
Sind diese Dinge geklärt kann es eigentlich losgehen.
Hier im Bild wurde eine Loewe-Mehrfachröhre 3NF getestet.
Bei der Emissionsmessung sind die Schalter des Steuergitters und der des Schirmgitters immer auf Anodenpotential zu legen.
Jetzt kann man auch schon nach dem Aufheizen die Emission am Meßwerk ablesen. Im Bereich 10 mA direkt, im 30 mA
Bereich wird der angezeigte Wert mal 3 genommen.
Zur Prüfung der Steuerwirkung wird einfach das Steuergitter auf Kathodenpotential umgeschaltet, und der angezeigte Wert
muß auf null zurückgehen.
Bei einer Pentode kann man noch das Schirmgitter abschalten, dann veringert sich der Wert der Anzeige wenn die Röhre OK
ist (jetzt ist die Röhre ja nur noch als Triode geschaltet).
Sollte die Röhre Kurzschlüsse aufweisen haben z.B. die Schalter G 1 und G 2 keine Auswirkung.
Durch den Universaladapter von Europa auf Krokoklemmen können fast alle beliebigen Röhren an das Gerät
angeschlossen werden ( z.B. auch Loewe 3 NF, 2 HF oder TKD VT 139).
Hier im Bild wurde eine K-Röhre, Tungsram KC 1, Herstellungsort Wien, getestet.
Typische Meßergebnisse für alte Vorstufenröhren wie RE 054, 034, 074 sind zwischen 3 und 10 mA.
Meßergebnisse für alte Endröhren wie RE 134, 164, 304, 604 liegen zwischen 8 und 15 mA.
Indirekt geheizte Röhren haben eine wesentlich größere Emission z.B. eine gute REN 904 bis zu 30 mA.
Ich empfehle dringend, um ein bißchen Gefühl für das Gerät zu bekommen, sich zu Hause in Ruhe mal ein
paar Röhren vorzunehmen bei denen man genau weiß das Sie in Ordnung sind und gute Emisson haben. Von diesen dann
die Meßwerte notieren und mit anderen Röhren des gleichen Typ´s vergleichen.
Man sollte zum Beispiel fünf verschiedene RE 134 messen. Den besten bzw. den Mittelwert notieren, in eine Liste
eintragen und wenn dann eine neue unbekannte Röhre kommt, weiß man sofort ob Sie besser ist als der Wert aus der
Liste, oder schlechter.
Ich habe jetzt das Gerät fast drei Jahre im Einsatz und seitdem keine Schrottröhre für viel Geld mehr nach
Hause gebracht !!!
Viel Spaß und Erfolg beim Nachbau.
Harald Naafs
Nachtrag: Wenn man eine indirekt geheizte Röhre messen möchte, die mehr Gitter hat als eine Triode,
so ist der Röhrenadapter mit den Krokoklemmen zu verwenden. Dort sind auch genügend rote Krokoklemmen vorgesehen
so daß man auch Röhren messen kann die mehrere Gitter besitzen. (Pentode, Oktode usw.).
Bisher war es so, daß beim Tranport des Gerätes immer die Schalter G 1 und G 2 in Ruhestellung bleiben mußten
(sonst hing das Meßwerk direkt an 9 Volt !).
Ich habe die Schaltung nun geändert und verbessert, dieses Problem besteht nicht mehr. Auch habe ich einen Taster plus
einen Widerstand eingebaut, man kann jetzt auch eine Vakuumprüfung durchführen.
Das neue Schaltbild welches im folgenden vorgestellt wird zeigt die geänderte, verbesserte Schaltung.