Seltsames und Merkwürdiges - die IMR 120

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Das folgende Bild zeigt die Röhre IMR 120 von Balzers SA, Lichtenstein
Aus der Firma Pfeiffer Vakuumtechnik entstand, nach der Emigration nach Lichtenstein, Balzers SA

Die IMR 120 ist ein Einbau-Ionisationsmanmeter-'Röhre' ohne Glaskolben (da sie in einem Vakuumbehälter - oder -kammer eingebaut ist, benötigt sie keinen Glaskolben).

Die Fotos dieser Röhre stellte mir Michael Boele (mb) zur Verfügung.









Deutlich ist der gebrochene Heizfaden zu erkennen








Dieter Johannsmeier schrieb mir die folgenden Zeilen zu dieser Röhre:

In den Jahren 1990 -1994 war ich bei einer kleinen Raumfahrtfirma beschäftigt. Diese Röhren waren bei uns im Einsatz.
Wir hatten einen Vakuumkessel, um einige Weltraumexperimente zu testen. Mit dieser Röhre haben wir den Luftdruck im Kessel gemessen 0.001 - 0.000001 mbar (Es gibt oder gab ein entsprechendes Steuergerät der Firma Balzers).

Interressanterweise haben wir auch zwei Weltraumexperimente auf dem Satelliten BREMSAT (gebaut von ZARM Bremen und OHB Bremen) gebaut. Der Satellit ist 1994 mit einem Space Shuttle (GAS-Container) im All ausgesetzt worden.
Für unsere Experimente brauchten wir eben auch die Information über den Luftdruck (Meßbereich war zwischen 200 km und 120 km Höhe soweit ich mich erinnere).
Für eine Raumfahrtanwendung war natürlich der Sockel viel zu groß. Unser damaliger Mechaniker hat mit Hilfe einer Drehbank kurzen Prozeß gemacht und dem Sockel eine neue Halterung verpaßt.
Interessant waren auch die obligatorischen Thermal-Vakuum und Schütteltests.
Wir haben den originalen Heizdraht letztendlich durch einen festeren Wolframdraht ausgetauscht.
Völlig ungeeignet war auch das Steuergerät von Balzers. Zu groß, zu schwer und nur ein analoges Anzeigeinstrument zum ablesen.
Das vorhandene Datenblatt der Röhre war sehr dürftig (ich habe auch keines mehr), sodaß ich einiges experimentell in Erfahrung bringen mußte.

Die folgenden Angaben sind aus meinem Gedächtnis und evtl. finde ich nach längerem Suchen auch die Schaltpläne wieder:

Zwischen Anode und Kathode wurde eine konstante Spannung von ca. 200 Volt angelegt. Der Heizstrom mußte gesteuert werden und zwar so, daß immer 20 mA (Ich glaub' das war der Wert) konstanter Strom floß. Am Gitter wurde dann eine Spannung gemessen (hochohmig, FET Verstärker), die linear abhängig vom Luftdruck war.
Besonders aufregend war die Entwicklung der Heizstromsteuerung. Wie vieleicht bekannt ist, steht in einem kleinen Satelliten nicht viel Strom zur Verfügung. Unsere ersten Tests führten zu Aussagen wie etwa : "20 Ampere Einschaltstrom ?!! Ich glaub ihr habt sie nicht mehr alle". So ein kalter Heizdraht bietet immer eine Überraschung.
Letzendlich funktionierte aber unser impulsbreitenmodulierte und geregelte Heizstromversorgung (ca. 1-2 Volt und 0.5 - 1.5 Ampere).

Leider gab es einige Probleme im Projekt BREMSAT. Was ich so mitbekommen habe (ich hatte die Firma schon verlassen): der Satellit mußte ca. 1 Jahr auf den Start warten und das Orbit, in welches der Satellit ausgesetzt wurde war viel zu hoch. Daraus ergab sich eine viel zu lange Lebensdauer und dementsprechend Probleme in den Mechaniken der Experiment.
Ob jetzt unsere Experimente noch Ergebnisse der Luftdruckuntersuchungen geliefert haben, weiß ich leider nicht.

Gruß,
Dieter Johannsmeier

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