Seit Jahren hab ich in gewissen Phasen hin und wieder mit E130L experimentiert.
Irgendwie musste es doch möglich sein, etwas brauchbares mit so einer tollen Röhre hinzukriegen, und nicht so
etwas einfaches wie eine 2A3 oder 300B zu nehmen, zumal diese erst teuer aus dem Ausland beschafft werden müssen.
Zuerst probierte ich Single Ended, dann Push-Pull, jetzt wieder SE.
Auch Lehrgeld musste ich bezahlen, einige E130L wurden zerstört, weil ich eine wichtige Grundregel bei dieser
Röhre missachtet hatte: Lege nie das Schirmgitter an eine Spannung größer als 250 V.
Dadurch schied Triodenbetrieb aus, zumal ich keinen passenden ÜT für eine so geringe
Betriebsspannung/Übersetzung zur Hand hatte.
Mit einem 2.5 K SE ÜT in Triodenbetrieb (Schirmgitter mit Anode verbunden) lief es zwar, der Klang war auch ganz
passabel, zumal hier keine Gegenkopplung nötig war. - Aber zu wenig Leistung, für meine 89 dB Standboxen.
Für SE Pentodenbetrieb sagt das E130L Datenblatt:
Va = 250V,Vg2 = 150V, Ra = 2,7K ,Pausgang = 11,5Watt.
Okay, aber woher nehme ich die 150 V?
Wegen der großen Steilheit der E130L schied eine Schaltung ohne Gegenkopplung aus, wegen Schwingneigung usw..
Dann fand ich in dem Buch "Röhren -NF Verstärker Praktikum" von Otto Diciol eine einfache, aber
interessante Schaltung:
Eine EF86 mit einer EL84, in SE, mit Gegenkopplung von der Anode der EL84 auf die Kathode der EF86.
Ja schön, dann müsste das ja auch mit einer E130L statt EL84 gehen.
Mit OA2 wurde die Schirmgitterspannung auf 150 V stabilisiert, diese niedrige, konstante Schirmgitterspannung war der
Knackpunkt bei der E130L.
Die ganze Sache läuft erstaunlich stabil, die EF86 und die E130L funktionieren als prima eingespieltes Team.
Durch die Gegenkopplung soll die E130L "triodenähnliches" Verhalten erlangen, genau das was ich wollte.
Und: die E130L ist eine Langlebensröhre, unter korrekten Betriebsbedingungen hält sie mindestens 10.000 Stunden.
Die ÜT`s hatte ich noch von der Firma Tube Amps / Lienen. Mittlerweile gibt es wieder so ähnliche bei
Internet-Auktionen.
Den Netztrafo hatte ich mir mal selbstgedreht, mit ner alten Wickelmaschine.
Das Gehäuse hat mir ein befreundeter Schlosser gedengelt, und anschließend pulverbeschichtet. Es war
ursprünglich für einen anderen Amp gedacht, deshalb musste ich nachträglich noch ein Loch für die OA2
bohren, was bei einem fertigen Gehäuse keine schöne Arbeit ist.
Die restlichen Bauteile sind nix besonderes, einfach normale, gute Bauteile, und kein high-end voodoo.
Ach ja, der Sound: Klar, rein, direkt, mit einem Bass der nicht so weich und schummrig ist.
Höhen und Mitten sind präsent, aber nicht aufdringlich. Aber das ist ja alles Geschmackssache.
Er läuft jetzt seit 3 Monaten, ohne Probleme, der Netztrafo wird nicht zu heiß, er scheint richtig dimensioniert
zu sein.
Mir fällt jetzt auch keine Modifikation ein, die den Amp noch wesentlich verbessern könnte.
Gruß aus Zülpich,
Armin Ohrem
Ich (Jogi) möchte gleich diese Gelegenheit nutzen und mit einigen Detailaufnahmen diese schöne
und sehr kräftige Röhre etwas ausführlicher vorstellen.
Das erste Foto zeigt die E130L neben einer, ebenfalls sehr "fetten" NOS - EL 34. (Die späteren EL 34 fielen
erheblich schlanker aus)
Oberhalb des Systems ist deutlich der silberne Kasten des Bündelstrahl-Ableitblechs zu erkennen - die E130L ist
also eine Beam-Power-Tetrode, BPT :
RJ5 - D0I3 - das ist der Herstellercode dieser Röhre
Aufgrund des Getterspiegels konnte man kaum etwas vom eigentlichen Getterhalter erkennen, durch die
Glimmerabschlußscheibe nur erahnen. Aus diesem Grund suchte ich eine andere E130L aus meiner Sammlung, deren Getter
leider bereits am Ende ist, bei der der Getterspiegel deshalb nur noch schwach vorhanden ist.
Von dieser machte die beiden folgenden Nahaufnahmen :
Nicht nur oberhalb des Systems sondern auch unterhalb, versteckt im Sockel, hat diese Röhre kräftige
Gitter-Wärmeableitbleche :