Bauanleitung für einen Kurzwellen-Zweikreiser
von Bernhard Baumgärtl



Eigentlich begann der Bau dieses Empfängers irgendwann Anfang der Sechsziger. Als 12-Jähriger hing ich damals häufig in der Werkstatt eines ortsansässigen Radio-und Fernsehmeisters herum, ständig auf der Suche nach brauchbaren Teilen für den Radiobau.
Vermutlich ging ich dem guten Mann schliesslich auf die Nerven und so kam er eines Tages mit einem Schuhkarton mit seltsamen Röhren, einem Drehko nebst Feintrieb und Skala, einigen Fassungen und - auf einem Rechenblock gekritzelt- einem Schaltplan an.
"Hier mein Junge, das soll dein Kurzwellenradio werden", meinte er, fast schon ein wenig ruppig.
Nun, der Eifer war groß und schnell war das Ding in einer Mischung aus Holz und Stahlblech zusammengeschustert.
Was das Gerät allerdings von sich gab war wenig berauschend und das Interesse schnell verflogen.
Dank meiner Sammelleidenschaft habe ich die meisten Teile davon in die heutige Zeit herübergerettet und ich entschloss mich, diesen Apparat zu rekonstruieren.
Das Schaltbild hatte in einem verstaubten Ordner auch überlebt!

Der Radiomeister von damals war sicher ein Kenner, es stellte sich jetzt heraus, daß der Zweikreiser äusserst leistungsfähig ist und die Bauteile wohl durchdacht ausgewählt worden sind.
Hohe Empfindlichkeit, geringe Wärmeentwicklung, gute Frequenzstabilität und ein sehr weicher Einsatz der Rückkopplung zeichnen ihn besonders aus.
Die Bilder 1 bis 4 zeigen den Aufbau in einem Gehäuse mit Innenchassis der Fa. Jäger (leider nicht ganz billig bei Schuricht!)

Nun aber zur Schaltung:

Schaltbild des Kurzwellen-Zweikreisers
(Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Verfolgen wir den Signalweg von der Antenne bis zum Lautsprecher:
Über den 6 pF-Kondensator gelangt das Antennensignal auf den abstimmbaren Vorkreis mit L1 und C1, der für den gewünschten Empfangsbereich dimensioniert sein sollte. Je nach Drehko erreicht man hier einen Variationsbereich von 1:3 bis 1:6. Audion und Vorkreis werden separat abgestimmt, d.h. mit dem Audion der Sender gesucht und mit dem Vorkreis auf maximale Lautstärke gebracht.
Die steile, regelbare Pentode EF 51 übernimmt die HF-Verstärkung und ist an der Anode drosselgekoppelt.
Ein sehr kleines Ck (siehe Schaltbild) aus zwei leicht verdrillten, isolierten Kupferdrähten übernimmt die Kopplung an das Audion. Im Kathodenkreis sorgt ein 10 k-Poti für die Verstärkungsregelung des gesamten Gerätes. Hier sollte auch behutsam eingestellt werden, nichts ist schlimmer als ein übersteuertes Audion.
Die Verstärkung einer Vorstufe ist zudem gar nicht so entscheidend, wichtig ist die Entkopplung des Audions von der Antenne und die Verhinderung von störender HF-Abstrahlung über diese bei angezogener Rückkopplung.
Da die EF 51 ordentlich Dampf macht, sind hier zwingend Maßnahmen gegen Selbsterregung zu treffen. Verdrosselung der Heizleitungen und ein Abschirmblech quer durch die Fassung der Röhre wie im Bild dargestellt bringen aber Ruhe in die Schaltung.


Das Audion mit einer EF 22 birgt keine Besonderheiten. Es arbeitet in Schnell-Schaltung und wird mittels Schirmgittersteuerung bis kurz vor oder in den Schwingungszustand gebracht und setzt sehr weich ein.
Fürdie Abstimmung des Audionkreises habe ich einen speziellen KW-Drehko verwendet, ein weiterer kleiner UKW-Drehko übernimmt die Funktion einer "Lupe", der die Abstimmung auf den dicht gedrängten Kurzwellenbändern erleichert.
Bild 5 gibt Aufschluss über den Wicklungssinn der Audionspule. Die Rückkopplungsspule hat etwa 1/4 bis 1/6 der Windungszahl der Gitterspule.
Der dem Audion folgende, passive Tiefpass schneidet unangenehme Pfeiftöne oberhalb 4 KHz ab und ist vor allem für den Empfang der Einseitenbandsendungen von Funkamateuren, dem Seefunk oder Morsetelegrafie gedacht.
Durch den Tiefpass geht etwas NF-Spannung verloren, eine US-Pentode 6SS7 und ihre Peripherie übernehmen die NF-Verstärkung. Die Grundverstärkung kann mittels eines regelbaren Kathodenwiderstandes einmalig eingestellt werden.
Als Leistungsverstärker kommt eine EL 32 zum Einsatz, die bei 150 V Anodenspannung max. 1,5 W NF-Leistung erzielt. Sie mußte ich nachbeschaffen, das Original ging während der Reise durch die Zeit irgendwie verloren. Diese ist bis auf den Oktal-Sockel elektrisch identisch mit der EL 2, einer Pentode mit geringen Heizstrom von nur 0,2 A.
Der optimale Aussenwiderstand für die Endpentode sollte ca. 8 kOhm betragen.

Das Netzteil ist ohne Gleichrichterröhre ausgeführt, sondern mit Selengleichrichter, der ja in den 60 ern schon Stand der Technik war, auch im Röhrenapparat.
Dank der niedrigen Heizströme (den meisten verbraucht die EF 51 mit 0,35 A) konnte der Netztrafo klein ausfallen. Ein kleiner Engel-Trafo mit 6,3 V / 0,9 A und 125 V / 30 mA reichte hier völlig aus.
Die 2H Netzdrossel ist empfehlenswert und wer gerne mit Kopfhörer arbeitet ist dankbar!

Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass nicht jeder diese exotische Röhrenbestückung nachvollziehen kann. Deshalb habe ich mittels selbstgebauter Adapter den Zweikreiser auch mit einer Rimlock-Röhrenbestückung getestet.
Demnach kommen ohne nennenswerte Änderungen der Peripherie folgende Röhren in Frage: HF-Vorstufe EF 42 (obwohl keine regelbare Pentode)
Audion EF 41
NF-Verstärker EAF 42
Leistungsverstärker EL 42 (Kathodenwiderstand auf 330 Ohm)
Für dieses Gerät Spulenangaben zu machen ist, wie ich meine, unsinnig. Jeder Bastler hat andere Drehkos und andere Wünsche bezüglich des Empfangsbereichs. Zudem glaube ich, das der versierte Radiobastler mit der Schwingkreisformel und den Grundlagen der Spulenherstellung vertraut ist.


Ein Tip: ich stelle Spulen mittels Elektroinstallationsrohren von 15 mm Durchmesser her. Sie lassen sich leicht bearbeiten, es können Befestigungslöcher eingebracht werden und sind meines Wissens in jedem Baumarkt zu bekommen. - Das folgende Bild zeigt eine solche feste Induktivität.


Diese ist natürlich nicht abstimmbar, die Festlegung der Empfangsbereiche geschieht mit Trimmkondensatoren etc.
Ich habe dieses Gerät für die unteren Kurzwellenbänder von 1,8 - 7,2 MHz, aufgeteilt in 4 gleiche Bereiche, ausgelegt. Wer die aufwendige Verdrahtung und die teueren Keramikschalter meiden möchte, sollte sich für einen interssierenden Empfangsbereich, beispielsweise die Rundfunkbänder um 6, 7 oder 9 MHz entscheiden oder Steckspulen verwenden. Interessierte am Amateurfunk können es bei 3,6 oder 7 MHz versuchen, durch den sauberen Schwingungseinsatz des Audion sind die SSB-Sendungen sehr sauber zu demodulieren.

Ich hoffe, das Gerät kann so manchen als Anregung für den Eigenbau und für Versuche mit den Problematiken des Zweikreisers dienen.

Gruß, Bernhard Baumgärtl







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