Bauanleitung für einen Niederspannungs-Superhetempfänger mit den russischen Miniatur-Röhren 1SH18B, 1SH29B und 1SH37B
- von Jochen Becher

Hallo, Jochen.
Beim aufräumen kam mir ein altes Experimentierbrettchen in die Finger, das brachte mich auf die Idee es für den Aufbau eines Super mit 1SH-Röhren zubenutzen. Vorteil: ich brauche nicht Löten und kann die Bauelemente so oft wechseln wie ich möchte und dabei die Schaltung optimieren.
So entstand der Super mit den Röhren 1SH18B als Oszillator und als Vorverstärker, die 1SH29 benutzte ich als Endröhre (max 1,2 W) und aufgrund ihrer Steilheit von etwa 2,5 mA/V in der ZF-Stufe, und die 1SH37B als Mischröhre, als die sie ja auch entwickelt wurde.
Die verwendeten Bandfilter hatte ich noch in der Bastelkiste (sehr gut dürften sich die Filter der Firma Reinhöfer dafür eignen).


Der Rest ist sicher den Schaltbildern zu entnehmen. Im Vorkreis sollte noch ein Sperrkreis eingefügt werden. Die Daten für die Spulen richten sich je nachdem was man gerade zur Hand hat.
Die Stromversorgung für die Heizung kann einem NC-Akku entnommen werden, zB. Babizelle 4,5 A/h, die Anodenspannung sollte etwa 60 V betragen. Die max Stromaufnahme beträgt dann etwa 15 mA.
Ein Vorschlag für die Platinen ist auch dabei. Ich habe es in 3 Modulen aufgebaut - NF, ZF, Mischer.
Die Schaltung selbst ist den Röhrenkoffersupern der 50er nachempfunden und an diese russischen Miniaturröhren angepasst.

Schaltungsbeschreibung:
Es handelt sich bei der nun fertigen Schaltung um einen einfachen 6 Kreis Super, mit einem Eingangskreis welcher über einen Koppelkondensator an das erste Gitter der 1SH37 (die 1SH37B ist laut Datenblatt eine echte Mischröhre) angeschlossen ist. Das erste (Teil-) Schaltbild zeigt die Eingangsstufe (Mischstufe).



Die folgende Schaltung zeigt die ZF-Sufe



- und die nächste die NF-Stufe


In einer Gesamtansicht nochmals die ZF- und die NF-Stufe:


über den 2 M - Widerstand erfolgt eine Regelung der Mischröhre. Das 2. Steuergitter wird von der 1SH18 angesteuert, welche als Oszillator arbeitet. An der Anode der 1SH37B ist das 1. Bandfilter angeschlossen. In der ZF-Stufe habe ich eine 1SH29B verwendet, erst hatte ich eine 1SH18B drin aber die Steilheit der 29 ist doppelt so hoch.
Am Ausgang des 2. Bandfilters liegt die Diode OA 685 (oder ähnliche), diese ist eine Ge-Universaldiode und dient der Demodulation und gleichzeitig der Regelspannungserzeugung. Hier könnte man eventuell auch eine zweite Diode verwenden. Danach folgt das Poti zur Lautstärkeregelung. Die beiden Kondensatoren von 100 bzw 50 pf dienen der Unterdrückung restlicher HF. Die NF-Stufe ist 2 Stufig ausgelegt. Als Endröhre funktioniert auch eine 1SH24B, jedoch ist die zuerzielende Ausgangsleistung mit der 1SH29 höher (1,2 W Verlustleistung). Wer mehr braucht, für den würde sich die 1P24B anbieten 3,5 bzw 4 W max Verlustleistung - jedoch werden dann etwa 150 V Anodenspannung und -14 V Gittervorspannung benötigt.

Die Platinen, die ich zu dieser Schaltung entwicklte, sind für die 455 kHz-Bandfilter der Fa. Gerd Reinhöfer optimiert, diese Bandfilter haben die Bestellnummer 45.01. Die Platinen sehen folgendermaßen aus:


Hier nun der Bestückungsplan. Ich hoffe man kann damit etwas anfangen. Bei mir läuft die Schaltung etwa seit drei Wochen jeden Abend etwa 2 bis 3 h mit guten Empfangsergebnissen.


Die NF-Stufe ist auf dem Bild rechts oben zu sehen, darunter eine noch ungebohrte Platine. Die Platinen habe ich fotografisch hergestellt. Gezeichnet habe ich sie mit dem Zeichenprogramm von Star bzw. Openoffice, macht sich recht gut. Danach auf dem Tintenstrahler mit maximaler Deckung gedruckt. Die Belichtung erfolgte mit einer 300 W Quarzlampe, die Leiterplatte mit der Folie habe ich mit einem rahmenlosen Bilderrahmen (links im Bild fixiert) und so belichtet. Die Belichtungszeit betrug etwa 5 min. Auf der Platine für die Mischstufe habe ich absichtlich keine Spulen drauf, die möchte ich mit einem Wellenschalter aufbauen. - Wenn jedoch nur Mittelwelle aufgebaut werden soll dann läst sich sicher auch eine Oszillatorspule darauf unterbringen. Auch die Befestigung einer Ferritantenne ist möglich. (Die Schaltung habe ich auch mit selbiger getestet.)


Es folgen die Fotos von den fast fertigen Platinen. Von links nach rechts
1. die Mischstufe, fertig bestückt bis auf die Anschlüsse,
2. die ZF-Stufe müssen nur noch die Bandfilter drauf und als
3. die NF-Stufe fertig.


Im folgenden Bild sind alle drei Platinen noch in einem Stück verbunden, rechts die Eingangsstufe, mit Oszillatorspule.


Jetzt noch etwas zu den benötigten Bauteilen. Der AÜ ist einer von Conrads 100 V-Übertragern. Die Röhren selbst sind die billigsten Bauteile, 0,26 Euro bei Pollin - also kein Vermögen. Der Rest, etwa 5 Euro auß�er den Filtern.
Zwei Filter werden benötigt, sie kosten bei der Fa. REINHÖFER electronic 7 Euro das Stück.
Die weiter benötigten Kreise - Eingangskreis, Oszillatorkreis, können bei Bedarf auch über Fa. Gerd Reinhöfer mitbestellt werden. Bei der Bestellung der Oszillatorspule unbedingt angeben welcher Drehkondesator-Wert verwendet wird (500pF, 465 pF, 365 pF... - dies ist unbedingt erforderlich!!
Der verwendete Drehkondensator ist ein 2 x 500, bzw. 2 x 465 pF Luftdrehko. Diese sind bei Oppermann ausverkauft, Oppermann bietet aber noch den Dreifach-Luftdrehko, 3 x 465 pF, mit der Best.-Nr. DA 775 zum Preis von 6,85 Euro an. - Da heutzutage kaum noch welche erhältlich sind, und wenn dann nur zu echten "Wahnsinns-Preisen", sollte man hier, auch in Hinblick auf spätere Basteleien, sich einen Vorat von diesen Drehkos zulegen.

Mittlerweile habe ich ein Exemplar dieses Radios erhalten. Ich zeige nun noch einige Fotos die ich dazu machte. Das ganze kommentarlos, weil Jochen Becher ja bereits alles gut beschrieben und erklärt hatte.














Zu den Bestelladressen:
Bei Oppermann sind leider derzeit diese Röhren nicht mehr erhältlich. Pollin bietet aber sämtliche Typen an, incl. der stärkeren Endstufen-Miniaturröhre 1P24B. Erfahrungsgemäß befinden sich bei den jeweiligen Röhren auch die (russischen) Datenblätter, so daß keine Sockelanschluß-Probleme auftreten dürften.
Die jeweilige Pollin-Bestellnummer und der Preis sind folgende:
1SH18B - Best.-Nr. 54-190 072, 0,26 Euro
1SH29B - Best.-Nr. 54-190 223, 0,26 Euro
1SH37B - Best.-Nr. 54-190 074, 0,26 Euro
1P24B    - Best.-Nr. 54-190 142, 0,38 Euro
(Alle Angaben ohne Gewähr; diese wurden mir soeben tel. von der Pollin-Best.-Annahme durchgegeben.)

Mein Eindruck zum Empfang und Trennschärfe dieses kleinen tollen Empfängers: Klasse. Hervorragend !
Ich betreibe es mit einigen 1,2 Volt/4,8 A-NiMH-Zellen. Als Anodenspannungsquelle benutze ich die auf meiner Homepage an anderer Stelle bereits beschriebenen Batterien der Polaroidkamera-Filmpacks, die in den "leerfotografierten" Kassetten stecken. Eine dieser Batterien (mutmaßlich NiMH-Zellen) leistet 5,1 - 5,2 Volt bei einigen Ampere. 11 Stück davon habe ich, siehe das folgende Foto, bis auf 65 Volt in Reihe zusammengeschaltet.



Ich bin begeistert, der Nachbau dieses tollen Empfängers lohnt in jedem Fall !

Ein russisches Datenblatt der 1SH37B zeigt das folgende Bild:



Das folgende Bild zeigt das russische Datenblatt zur 1SH18B :