6 Watt EL34 SE Verstärker.
Die
Idee war es einen leicht nach zu bauenden und kostengünstigen Schaltungsentwurf
zu entwickeln der den Einstieg in die Röhrentechnik einfach macht. Der
Bauteilfrage wurde ein besonderes Augenmerk gewidmet, es wurden nur Bauteile
verwendet die bei den großen deutschen Elektronik Distributoren zu erhalten
sind. Vor allem beim Netztrafo und dem Ausgangsübertrager wurden Standard
Trafos der Firma Bürklin verwendet. Die Urschaltung stammte von der Webseite
von Klaus Böhm und war mit 6V6GT Endröhren bestückt. Die erste Version dieses
Verstärkers könnt ihr auf meiner Webseite
Technische Daten:
- Single Ended mit SRPP Vorstufe
- 2 x EL34 / 2 x 6SN7GT / 2 x ECC83 / 2 x
EM80
- 6 Watt bei 0,775V Eingangssignal
- Phono Eingang für Magnetsysteme
- Schaltbare Gegenkopplung
Das Netzgerät
Die
extrem hohe Verstärkung des Phonoeinganges geht einher mit einer sehr starken
Brumm Empfindlichkeit. Um diesem Problem aus dem Wege zu gehen wurde eine
geregelte Gleichstromheizung eingebaut. Die Schaltung mit einem Standard
Längsregler benötigt mindestens 9 Volt Wechselspannung, die lassen sich leicht
aus den zwei Heizwicklungen des Netztrafos gewinnen. Eine Besonderheit ist der
Sanftanlauf der Heizspannung, dieser wurde ohne dicke Widerstände nur mit einem
kleinen Transistor realisiert. Der Längsregler muss sehr gut gekühlt werden da
er fast an der maximalen Stromentnahme betrieben wird. In ungünstigen Fällen
(Trafospannung zu knapp) muss der Glättungskondensator von 2200µF auf 4700µF
erhöht werden. Die beiden 100 Ohm Widerstände dienen der Heizspannung
Symetrierung, dies ist auch bei einer Gleichspannungsheizung notwendig. Der
Hochspannungsteil ist mit einem normalen CRC Siebglied ausgestattet. Auf eine
Drossel wurde aus Kostengründen verzichtet. Die Endstufe wird mit 280V
betrieben wo hingegen die Phonostufe 300V benötigt. Die Glättung für die
Phonostufe befindet sich direkt an den Röhren.
Die
Phonostufe
Die
Phonostufe wurde mit je einer ECC83 realisiert. Die Gegenkopplung zur
Einstellung der RIAA Kennlinie wurde mit Standard DIN Kondensatorwerten
berechnet. Ausgesprochen wichtig ist es die Abschirmung die vom Plattenspieler
kommt nicht auf den zentralen Massepunkt zu legen sondern der Schirm muss bis
zum Massepunkt der Röhre geführt werden, nur so gibt es keinen Radioempfang.
Einige Magnetsysteme müssen über einen zu dem 47k Eingangswiderstand parallel
geschaltet Kapazität an die Röhren angepasst werden. Der Wert dieses
Kondensators bewegt sich zwischen 47pF und 100pF. Ob er notwendig ist
entscheidet das eigene Hörempfinden.
Die
Endstufe
Der
SRPP (Cascodeschaltung auf deutsch) Eingangsverstärker wurde wegen seiner
enormen Verstärkung gewählt (38 dB). Dies führt zu einer starken Reduzierung
der Bauteile im Signalweg und macht sich positiv bei dem klanglichen Ergebnis
bemerkbar. Ein CD -, DVD - Spieler kann direkt ohne Lineverstärker
angeschlossen werden. Auch ein Bandgerät stellt kein Problem dar. Die EL34 ist
im Pentodenbetrieb geschaltet. Durch um verdrahten des 100 Ohm Widerstandes am
Gitter 2 kann auf Triodenbetrieb umgeschaltet werden. Hierzu muss der
Widerstand nicht an den Trafo geführt werden sondern wird direkt auf die 280V
gelegt. Die damit zu erzielenden Veränderungen im Klangbild sind reine
Geschmackssache.
Die
Aussteuerungsanzeige mit der EM80 ist eine Standardschaltung. Bei dem
eingesetzten übertrager handelt es sich um einen Standard 1:5 übertrager von
Reichelt oder Conrad. Er beeinflusst nicht das Klangergebnis da er zu hochohmig
ist. Ich hatte zunächst Befürchtungen das ich das so nicht machen kann aber die
Tests haben im Nachhinein gezeigt das er keinen Einfluss hat auf das
Ausgangssignal.
Die
Verdrahtung
Ein
besonderes Augenmerk muss der Masseverdrahtung gewidmet werden. Am
Hochspannungsnetzteil befindet sich der Zentrale Massepunkt, dieser wird direkt
an das Chassisblech geführt. Die weiteren Massepunkte für die einzelnen
Röhrenstufen werden mit dem Chassisblech verbunden, es gibt keine
Masseverkabelung zwischen den einzelnen Röhrenstufen. Dieses Massekonzept
bezeichnet man als Flächenmasse und ist richtig ausgeführt absolut Brummfrei.
Natürlich müssen die Verschraubungen der Massepunkte festsitzen dies wird mit
Zahnscheiben unter den Muttern erreicht. Der komplette Verstärker wurde
„Freiluft verdrahtet“ hierzu wurden Lötleisten eingesetzt. Die Röhren mit Noval
- Fassungen (ECC83 und EM80) wurden direkt auf die Lötleisten (50 x 100 mm)
gesetzt dies ergibt eine sehr kurze Signalverkabelung die vor allem für die
Phonostufe sehr wichtig ist.
Die
Verbesserungsmöglichkeiten
Wie
alles im Leben ist dieses Konzept auch nicht hunderprozentig. Es gibt viele
Möglichkeiten die Schaltung zu verbessern und dadurch auch zu verteuern. Das
beginnt bei der Phonostufe mit besseren Kondensatorwerten über ein geregeltes
Hochspannungsnetzteil bis zum speziell gefertigten Ausgangsübertrager. Das ist
genug Potential um den Lötkolben über Monate hinweg zu beschäftigen. Die Idee
war es einfach eine „Einstiegsdroge“ in die Röhrentechnik zu entwickeln. Viel
Spaß beim löten und verbrennt euch nicht die Finger.
Hans
Borngräber