RIAA-Phonovorstufe
von Carsten Rauth

Es war mal wieder an der Zeit, der Lötkolben war allzu lange unbenutzt. Die Schallplatten wollten mal wieder gehört werden. Aber natürlich stilgerecht, über Röhren. Ergo habe ich das Internet nach geeigneten Schaltungen durchforstet. Zumeist fand ich die üblichen Abwandlungen der RCA Schaltung aus den 50ern, oder komplette Phonoverstärker mit nachgeschalteter Line-Stufe.
Schließlich fand ich in einem US-Forum eine Diskussion rund um die Verbesserung einer Industrieschaltung von Tim de Paravicini, wobei von der ursprünglichen Schaltung nicht mehr viel übrig blieb.

Schlußendlich herausgekommen ist dabei folgendes Schaltbild, welches lediglich drei ECC83 verwendet und laut Herstellerangaben 30 Veff. liefert. Dies ist von der Ausgangsleistung her ausreichend für jede Endstufe oder Vollverstärker. Die Verbindungen sollten jedoch kurz bleiben, es wurde von Leitungen über 1 m abgeraten.

Zunächst das Netzteil für beide Kanäle:


Alternativ kann, falls kein Trafo mit Mittelabgriff zur Verfügung steht, die negative Halbwelle durch zwei Dioden bearbeitet werden. Aber dann, bitteschön, mit Ultrafast Typen (z.b. Telefunken BYR/BYW), nicht mit ordinären 1N400x!
Die Signalröhren müssen mit Gleichstrom geheizt werden und in Abschirmbechern sitzen, siehe hierzu die Schaltungen auf den anderen Seiten. Bei mir wurde eine Spannungsverdopplerschaltung mit 2 x 4.700 uF eingesetzt, gefolgt von einem RC-Glied von 4.700 uF und 3,3 Ohm. Der Widerstand sitzt in der negativen Leitung und muss ggf. an den verwendeten Transformator angepasst werden. Heizung-Minus wird mit Signalmasse verbunden. Signalmasse bitte per 100 Ohm mit Erdmasse verbinden!

Die eigentliche Schaltung für einen Kanal:


Wie aus den Werten in Klammern ersichtlich, können für den Kathodenfolger verschiedene Röhren verwendet werden.
Sicherheitshalber sollte vom jeweils letzten Elko ein Entladewiderstand von etwa 750 k an Masse geschaltet werden. So wird die Spannung nach dem Ausschalten schnell abgebaut. Die Röhren werden es danken.
Fertig aufgebaut auf Lochrasterplatinen im Euro-Format in einem ausgedienten CD-Player Gehäuse sieht das ganze derzeit so aus:




Verwendet wurde, was die Bastlerkiste hergab. Alle Kondensatoren sind von ERO, KP1841 bzw. KP 1834 in der RIAA. Widerstände, wenn möglich, alte Kohletypen. Die Elko`s sind Industriestandardtypen. Besser wären natürlich MP's oder MKP's, z.B. Motorstartkondensatoren. Pollin vertreibt diese derzeit äußerst günstig. Werte von 20 - 30 uF sollten ausreichen, mit Werten von 150 uF habe ich nur etwas übertrieben.....
Die Empfehlungen für die Kondensatoren sind auf der 300B-Seite von Thorsten Lösch zu finden.
Für das RIAA-Glied sollten Silver-Mica Typen verwendet werden oder Philips Polystyrene 160 V (auch Empfehlung von Thorsten Lösch). Die Kathoden-C's sollten Elna Silmic sein.
Aber dies sind nur einige der Möglichkeiten. Von vielen Seiten erhält man immer neue Bauteilempfehlungen. Mein Tip hierzu ist, einen einfachen Übungsverstärker aufzubauen, in dem relativ einfach andere Bauteile eingesetzt werden können. Auf diese Art und Weise kann sehr schnell ein Überblick über verschiedene Komponenten gewonnen werden.
Das erste Hörerlebnis war unbeschreiblich. Ein Freund der zu Besuch war und selbst u.a. ein Scheu-Laufwerk und Billie-300B-Monoblöcke besitzt, meinte nur: "Ich glaube, ich kriege gleich eine Gänsehaut". Diese war dann wirklich dank kurzer Ärmel nicht zu übersehen...
Selbst Freund Kay konnte mal für einige Minuten ruhig & still sitzen und nur die Musik geniessen (die, die ihn kennen, wissen wie selten dieser Zustand ist....)
So sollte Musikreproduktion sein: Emotional berührend eben und nicht dem besser/schlechter Habitus anderer unterliegend. Es soll jeder auf seine Art Musik erleben, Hauptsache ist der Spass an der Musik !

Ach ja, die Frontplatte fehlt noch, mir schwebt da was in Kirsche oder Olive vor...

So, das war's für heute,
viel Spass und glückliche Ohren,
Carsten

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