Ein 4-Röhren- Einfachsuper mit modernen Doppelröhren der 80�er Serie
für die Kurzwellenbänder 40 und 80 m
- von Jürgen Dahms, DCØDA



Wieder möchte ich ein kleines Bastelprojekt mit Röhren vorstellen, die Anregung hierzu lieferte die Baubeschreibung von Marco Bonaconsa, HB9BGG "KW Kleinsuper für 80 m". Mein Einfachsuper sollte aber hauptsächlich für SSB- Empfang sein, deshalb wollte ich auf einen Produktdetektor nicht verzichten. Um dabei mit 4 Röhren auszukommen, habe ich mich für die Doppelröhren der 80�er Serie entschieden. Auch sollte es ein Duobander werden, denn schon mit ein paar Meter Draht kann man Amateurfunkstationen auf beiden Frequenzbändern aus ganz Europa hören, für die höheren Kurzwellenbänder hingegen sind gute Antennenanlagen erforderlich.
Hauptsächlich wird heute die Schalttechnik durch Bestücken geätzter Platinen oder mit Veroboards durchgeführt, ich habe mich für die konventionelle Verdrahtung entschieden, so wie sie in den Jahren 1950- 1980 auch in den kommerziellen Röhrengeräten vorzufinden war. Gleichfalls wurden dort am häufigsten die modernen Röhren der 80�er Serie eingesetzt, vielfach natürlich die amerikanischen Äquivalenttypen. Durch die Anwendung von Lötleisten und Lötstützpunkten ergibt sich außerdem eine ausreichende Experimentiermöglichkeit zum Ausprobieren verschiedener Widerstands- und Kondensatorwerte.

Zum Aufbau
Die gewählte Stufenfolge gibt ein Blockschaltbild wieder.


Auf eine regelbare HF- Vorstufe (Preselector) wurde bewusst verzichtet, da sie nach meinen Erfahrungen beim Einsatz einer relativ rauscharmen Mischröhre bei 80 und 40 m keine hörbare Verbesserung der Eingangsempfindlichkeit bringt, sondern im ungünstigsten Fall nur den Mischer übersteuert und damit fast immer stark zugeregelt werden muss. So habe ich mich im Gegensatz zu vielen Amateuraufbauten in der oben erwähnten Zeit nicht für einen multiplikativen Mischer mit einer z.B. ECH 81, sondern für eine additive Mischstufe mit der ECF 82 (auch gut geeignet ECF 80) entschieden, wobei das Triodensystem als Bandoszillator dient.


Danach folgt das erste ZF- Filter 47.01 von REINHÖFER electronic. Der anschließende ZF- Verstärker ist mit der EF 89 bestückt, die in meinem Aufbau von Hand geregelt wird (besonders im 40 m- Band unerlässlich). Hier könnte auch eine EBF 89 eingesetzt und ihre beiden Dioden zur automatischen Regelung und zum Demodulieren von AM-Sendern (Rundfunksender im 40 m-Band) benutzt werden.


Danach folgt das zweite ZF- Filter 47.01 mit dem Produktdetektor und zugehörigen Oszillator, beides wieder ähnlich wie die Eingangsstufe mit einer ECF 82 realisiert. Den Abschluss bildet der NF-Verstärker mit ECL 82. Beide Oszillatoren sind in ECO-Schaltung aufgebaut, diese Schaltung funktioniert eigentlich immer sofort.
Also keine besonderen Extras, somit lässt sich mit minimalem Schaltungsaufwand durch Verwendung von nur 4 Doppelröhren ein brauchbarer Einfach- oder Kleinsuper realisieren.

Zur Gerätetechnik
Wie schon bei meinem 1-V-2 mit den Röhren 12SH1L wurde die gleiche Aufbautechnik mit abgekanteten Grundchassis mit davor montierter Frontplatte für Bedienelemente und Lautsprecher angewandt. Diese einfache offene Aufbautechnik war übrigens damals in der guten alten Röhrenzeit bei Amateurbastlern sehr beliebt.
Auf den Einbau eines eigenen Netzteils habe ich bewusst verzichtet, da ich schon lange vorher für ähnliche Röhrenprojekte ein separates Mehrzweck-Netzteil mit EZ 90 und einem Stabi OA 2 aufgebaut habe (260 V / 80 mA- 150 V / 25 mA- 6,3 V / 2,7 A).

Zum Abgleich der ZF- Filter wurde für dieses Projekt ein separater Oszillator mit EC 92 in einem geschlossenem kleinen Druckgussgehäuse aufgebaut. Dieser liefert ein stabiles Ausgangssignal auf 455 KHz von 3,5 Vss.
Für das Einstellen der Empfangsfrequenz ist ein Feintrieb 1:36 vorgesehen. Mit einem Kurbelknopf lassen sich sehr feinfühlig schnell und sauber die SSB-Stationen einstellen, wobei eine Knopfumdrehung etwa 14 KHz- Frequenzvariation zulässt. Leider habe ich dadurch auf eine einfache Skala verzichten müssen, dies lässt sich bei Verwendung dieses Feintriebes nur umständlich mit Umlenkrollen und Seilzug realisieren. Es kann aber jederzeit mit separatem Frequenzzähler gearbeitet werden.
Für die Bandumschaltung stand mir ein Keramikschalter mit nur einer Ebene mit 4 Umschaltkontakten zur Verfügung. So musste ich mit nur einer Oszillatorspule und einer Eingangsspule für beide Frequenzbereiche auskommen. Ich konnte also nur jeweils die Schwingkreis-Parallelkondensatoren und die jeweiligen Serienkondensatoren zum Drehko umschalten (siehe Schaltskizze Bl.1).


Es wurden beide Spulenkörper mit gleicher Windungszahl und nur mit einer Lage Draht bewickelt. Auch wurde auf einen Spulenkern verzichtet. Die geringe Spulengüte in Verbindung mit NP 0-Kondensatoren ergab einen überraschend stabil arbeiteten Oszillator.
Ansonsten bietet die weitere Schaltung keine Besonderheiten und ist hinlänglich bekannt. Einzelheiten sind in den weiteren Schaltskizzen Bl.2 u. 3 zu entnehmen.








Zum Abgleich
Hier eine bescheidene Auflistung, was ich nur für den Abgleich verwendet habe:
  • Vielfachmessinstrument (zum Überprüfen der Spannungen)

  • Separater 455 KHz- Oszillator (zum Filternachgleich)

  • Selbstbau HF- Tastkopf (zum Abgleich des ZF- Verstärkers)

  • Frequenzzähler (zum Ausmessen der Oszillatorfrequenzen)

  • Digitales L / C- Messgerät, Aufbau von DJ8TH (zum Ausmessen der Drehko- Kapazitäten und der Spuleninduktivität)
  • Zuerst habe ich die Oszillatorschaltung auf einem Versuchschassis aufgebaut (kupferkaschierte Epoxydplatine mit Röhrensockel und Lötleiste). Es wurden unter Einbeziehung der Röhrenkapazität so die passenden Kapazitätswerte der Kondensatoren für den jeweiligen Frequenzbereich im Vorfeld ermittelt. Der exakte Wert konnte später nach komplettem Aufbau des Gerätes mit den Tauchtrimmern eingestellt werden. Zum Anschluss eines Frequenzzählers habe ich deshalb seitlich am Chassis eine Cinchbuchse angebracht.
    Durch die doch sehr unterschiedlichen Schwingkreiskapazitäten bekam ich je nach Frequenzband etwas unterschiedliche Oszillatorpegel, dieses machte sich später aber nicht allzu deutlich beim Empfang bemerkbar.
    Die ZF-Filter werden vorabgeglichen geliefert und brauchen nach Einsetzen in die Schaltung nur geringfügig nachgeglichen werden.
    Damit war für mich der Abgleich schon beendet.

    Bezugsquellen
  • Bürklin: Lötleisten, Lautsprecher, Netztrafo, Netzdrossel, Ausgangsübertrager, Chassis, Feintrieb, Gehäusegriffe

  • www.buerklin.com
  • Oppermann-electronic: Lötstützpunkte, Tauchtrimmer, Spulenkörper, Drehkos

  • www.oppermann-electronic.de
  • Jan Wüsten Elektronik: Röhren, Röhrensockel

  • www.fragjanzuerst.de
  • Reinhöfer electronic: ZF-Filter

  • www.roehrentechnik.de
  • Reichelt elektronik: Kleinteile wie Drehknöpfe, Potis, Kondensatoren, Widerstände usw.

  • www.reichelt.de
    Literatur
  • Kurzwellen- Amateurfunkgeräte in Röhrentechnik, Reinhard Birchel, DJ9DV

  • Beam- Verlag, Buchangebot des DARC
  • Einseitenbandtechnik für den Funkamateur, Friedhelm Hillebrand, DJ4ZT

  • Beam- Verlag, Buchangebot des DARC
  • Röhren- Taschen- Tabelle, Jürgen Schwandt

  • Franzis- Verlag, Buchangebot des DARC
  • Amateurfunk- Superhets, Planung und Selbstbau, G. E. Gerzelka

  • Radio- Praktiker- Bücherei, Heft 108, 1966, Franzis- Verlag, Flohmarkt
  • Kurzwellen- und UKW- Empfänger für Amateure, Band 1, Werner W. Diefenbach

  • Radio- Praktiker- Bücherei, Nr. 41/41a, 1970, Franzis- Verlag, Flohmarkt
  • Schwingkreis- Berechnungsprogramm für Parallel- und Serienkapazitäten bei vorgegebener Spuleninduktivität und bekannter Anfangs- und Endkapazität des Drehkondensators sowie gewähltem Frequenzanfang und -ende: Hamxls5.zip
  • Bevor ich mich an einen Doppelsuper heranwage, war dies ein gutes Trainingsobjekt.

    Nun wünsche ich weiterhin viel Freude beim Basteln mit Röhren!
    Jürgen Dahms, DCØDA

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