MM-MC High-End Vorverstärker komplett in Röhrentechnik
von Klaus


Hallo, Jochen.
Nach mehreren Anfragen von Röhrenfreunden, ich sollte ihnen doch einen MC-MM Vorverstärker ganz in Röhrentechnik bauen, konnte ich wieder mal nicht nein sagen. Nun steht das Gerät vor mir in High-End Ausführung:

Die Plattenspieler-Kette in kompletter Röhrentechnik.


Plattenspieler mit Riemenantrieb, eingebaut und eingemessen das MC-System DL 103.
MC-MM High-End
Vorverstärker, bestückt mit 8 Röhren 4 x EC 86, 2x ECC 83 und 2 x ECC 82.
Vollverstärker High-End Single Ended mit 4 x 6C33C-B und die Lautsprecherbox 6C33-1.

Nach dem Einpegeln mit Messmikrofon und Techniks Audio Frequency Analyzer SH-800 war klar, die Schallplatte gehört nicht zum alten Eisen.
Ich war überrascht von der Luftigkeit des Klangbildes und der sehr guten Ortung der Instrumente.
An den Vollverstärker wurde ein aktiver Subwoofer mit 200 W und 25 cm Bass angeschlossen. Passender Ausgang ist dafür vorhanden.
Die Super-Sound Single 30 cm / 45 rpm von Grace Jones (Libertango) enthielt Bässe, die mit einer Tiefe im Raum standen, dass man einfach darauf süchtig wurde.
Auch andere Schallplatten waren ein super Hörerlebnis.
Jochen, ich musste das einfach los werden!

Ich möchte nun das Gerät vorstellen.


Es ist in einen Elcal-Profileinschub eingebaut (Best.Nr. 01 2.01.L). Das Gehäuse ist 440 mm breit, 236 mm tief und 44 mm hoch. Die Frontplatte ist eloxiert und von links nach rechts mit 6 Schaltern versehen. Links der Kippschalter (wie bei den von mir gebauten 6C33C-Verstärkern) und daneben die blaue Leuchtdiode, dann weiter rechts der Umschalter für MM oder MC, dann der Schalter für die Anpassungswiderstände fürs System 10-100 W, weiter rechts der Schalter für "V" Verstärkung für Lautstärkeanpassung der verschiedenen Systeme. Dann kommt der C Parallel C für Systemanpassung und zum Schluss das Poti P zur Einstellung der Lautstärke für den Verstärker. Die Drehknöpfe sind aus Alu gedreht und haben einen Æ von 28 mm und sind vergoldet.
Vorne links hinten sitzt der Ringkerntrafo mit Abschirmung, entfinish gekapselt und schaut ca. 20 mm aus der Abdeckung.
Rechts befinden sich die Röhren 4 x Röhre EC86, 2 x ECC83 und 2 x ECC82. Die Röhren sind ca. 20 mm in der Deckplatte (ist Hochglanz beschichtet) eingelassen.
Alles außer den Drehknöpfen ist schwarz beschichtet.


Die Rückfront von links nach rechts:
Vergoldete Chinchbuchsen 2 x MC-Eingang, 2 x MC-Ausgang, 2 x MM-Eingang, 2 x Verstärkerausgang, getrennter Masseanschluss. Dann weiter rechts die Sicherungen. 1 x Röhrenheizung 2,5 A mtr., 1 x Hochspannung 0,2 A mtr., 1 x Netz 0,63 A tr., 1 x Netzbuchse mit Kabel (Netzfilter 1 A).

Die Schaltung:
In der heutigen Zeit ist es keine Kunst mehr hochwertige MC-Vorverstärker mit Transistoren zu bauen. Dazu gibt es die SSM 2220 oder MAT 03 (Analog Devices) Doppeltransistoren. Diese PNP-Transistoren haben gegenüber den komplementären NPN-Typen einen sehr viel geringeren tieffrequenten Störpegel.
Bei einem Röhrengerät ist die Sache viel schwieriger zu lösen. Bei MC-Vorverstärkern in Röhrentechnik ist besonderer Augenmerk auf das Rauschverhalten zu richten.
In den 70iger Jahren sind viele so genannte Spanngitterröhren für Fernsehtuner entwickelt worden. Hierbei wurde besonderer Wert auf geringes Rauschen und Stabilität gelegt. Gerade diese Kriterien sind aber auch bei einem Moving-Coil Verstärker wichtig.
Spanngitterröhren besitzen gegenüber konventionellen Gitterröhren ein straff und nahe an der Kathode liegendes eng gewickeltes Gitter. Dadurch rufen kleine Gitterspannungsänderungen große Anodenspannungsänderungen hervor. Daraus ergibt sich eine Gitterspannungs-/Anodenstrom-Abhängigkeit von größter Steilheit die darüber hinaus noch im Vergleich zu anderen Röhren sehr linear verläuft.
Es wurde die Röhre EC 86 eingebaut. - Es lassen sich auch andere Röhren verwenden, zum Beispiel: PC 86, PCC 88, EC 88, E 88 CC usw.
Die EC 86 hat folgende Daten: Ia=12 mA, S=14 mA/V, ra=ca. 230 W.
Es wurden zwei Röhren hintereinander geschaltet, sie arbeiten in Kathodenbasis-Schaltung. Die Elektrodenabstände innerhalb der Röhre sind sehr gering (der Gitter-Kathodenabstand beträgt z.B. 45 Ám). Werden nur kleine Ausgangsspannungen benötigt kann mit geringen Anodenspannungen von 50 V oder weniger gearbeitet werden. Es wurde hier auf Konstantstromquellen verzichtet, aber auf geringe Versorgungsspannungswelligkeit Wert gelegt (s. Schaltbild).
Die Verstärkung der sehr schwachen Ausgangssignale eines Low-Output-MC Systems von durchnittlichen 250 ÁV erfordert umfangreiche Maßnahmen. Die aktive Schaltungstechnik muss weit von Trafos usw. entfernt sein, damit Brummeinstrahlungen keine Chance haben in die Schaltung zu gelangen. Dazu wurden sämtliche Röhren in ein HF-festes und gegen magnetische Störfelder geschütztes Gehäuse verpackt (s. d. Fotos weiter unten).
Da die meisten Plattenspieler einen asymmetrischen Ausgang haben, ist es wichtig die Betriebsmasse und die Gehäusemasse getrennt zu führen. Sämtliche NF-Leitungen haben einen isolierten Tefloninnenleiter und laufen doppelt geschirmt zwischen Hauptgehäuse und Röhrengehäuse. Alle Röhrenheizungen sind HF-mäßig abgeblockt und werden mit Gleichspannung betrieben. Der Netztrafo in Ringkerntechnik ist mit einen Stahlband verklebt (Abschirmung) und mit einer Schirmwicklung versehen. Die Masseleitungen laufen getrennt zu einem gemeinsamen Punkt innerhalb des Schirmgehäuses und gehen dann getrennt zum Hauptmassepunkt.
Der MC-Verstärkerausgang wird über ein verkürztes NF-Kabel zum Eingang des MM-Verstärkers gelegt. Alle Leitungen im MM-Verstärker wurden so kurz wie möglich gehalten. Sämtliche Stufen sind mehrfach entkoppelt.
Die RIAA-Entzerrung ist mit 1 % igen Kondensatoren bestückt.
Die Spannung für die verwendete Röhre beträgt 300 V= und die Röhrensockel sind aus Keramik mir versilberten Kontakten.
Auf dem Mittenmassesteg der Keramiksockel im MC-Amp sitzen die Arbeitswiderstände.
Um die Spannung an die vorhandenen NF-Eingänge anzupassen ist das Gerät mit einer SRPP-Verstärkerstufe versehen. Es wurde die Röhre ECC 82 verwendet.
Über die Eingangspannungsteiler kann man mit dem Pegelregler "P" die Spannung an den Verstärker anpassen.
Das 10k Poti liegt am Ausgang der Schaltung und beeinflusst positiv das Rauschverhalten des Verstärkers.
Über den doppelt geschirmten NF-Weg geht die Spannung zur Ausgangs-Chinchbuchse. Der Schutzleiter liegt zur Sicherheit auf allen Gehäuseteilen, auch auf dem Abschirmgehäuse.

Technische Daten:

Gewicht des Gehäuses: ca. 4 kg
Leistungsaufnahme: 38 Watt
Maße: 430 mm breit, 232 mm tief, 44 mm hoch.

Eingangsempfindlichkeit: Low-Output MC-System 250 ÁV (0,3mV) / 33 W Moving Coil-System Frequenzgang (-3 dB) 15 Hz - 150 kHz
Ausgang: MC 4 mV / 22 kW
Eingangsempfindlichkeit: MM-System 2,6 mV / 47 kW Moving Magnet
Ausgang: 150 mV / 47 kW
Ausgangsverstärker: 1 V / 10 kW Widerstand steigend
RIAA-Abweichung: >0,5 dB
Verzerrungen: < 0,3 %
Rauschabstand: 71 dB

Das war's für diesesmal, Jochen - viele Grüße!

















Ich stelle nun sämtliche Schaltpläne, als stark verkleinerten Link, hier vor. Mit einem Mausklick auf das jeweilige Bild kann man es sich dann in voller und unkomprimierter Größe ansehen und herunterladen.
Im Gegensatz zu den bisher gezeigten Schaltbildern habe ich die großen, unkomprimierten Bilder senkrecht dargestellt, weil so die Möglichkeit sie auf dem Drucker ausgeben zu können sehr vereinfacht wird.

Schaltbild MC - Vorverstärker (linker Kanal)

Schaltbild

Schaltbild Netzteil

Die verwendeten Röhren und -sockel


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