300B-EL8 - Projekt
von Marcus Gedanitz


Bei mir kam immer mehr der Wunsch nach einer 300B im Wohnzimmer auf. Anfangs blieb es bei gelegentlichen Überlegungen, bis ich nach einiger Zeit zu folgendem Entschluß gekommen bin:
Es sollen zwei Monoendstufen werden, und später dazu passend ein Vorverstärker, der mir die verschiedenen Ausgangspegel meiner Geräte auf etwa das gleiche Niveau regelt.



Zu der 300B habe ich im Internet so einiges an Schaltplänen gefunden, jedoch hat mir davon nichts so richtig gut gefallen. Viele Schaltungen arbeiten mit Gleichstromheizug, einer zweistufigen Vorstufe, oder einer SRPP Stufe mit Röhren die dafür garnicht geeignet sind und darum die Verstärkung dermaßen angezogen wurde, um wieder ordentlich Gegenzukoppeln. - Ok, die Gegenkopplung über alles hat ja nicht nur Einfluss auf den Gesamtverstärkungsfaktor, sondern auch eine linearisierung des Frequenzganges zur folge. Aufgrund der Impedanzkurve eines Lautsprechers ist eine Gegenkopplung aus dieser Sicht eigentlich unumgänglich.
Probieren wollte ich es jedoch trotzdem erstmal ohne. Zur Not kann man ja noch einen Lastwiderstand im zweistelligen Ohmbereich parallel zur Lautsprecherspule schalten, um den Impedanzverlauf etwas zu begradigen. Dies hat natürlich im Zusammenspiel mit dem Ausgangsübertrager Auswirkungen auf die Primärimpedanz dessen habe ich bis heute jedoch nicht gemacht.

Eine 300B Endstufe mit minimalstem Aufwand wollte ich realisieren. Ohne viel Schnick Schnack und ohne Voodo. Die Ausgangsleistung muß auch nicht bis an die Grenzen des möglichen gehen. So habe ich kurze Hand mal meine Schränke und Kartons durchwühlt um zu sichten, was ich an Material zur Verfügung habe, und was noch fehlt. Während dessen vielen mir zwei jungfräuliche AZ11 gelabelt von ERGO in die Hände, zwei Siebdrosseln von Hammond mit 20H und zwei EL8 mit den dazugehörigen Fassungen. - EL8 ? Ja da war doch mal was.



Nun ist es ja allgemein bekannt, daß sich das Internet über ein Datenblatt zu dieser Röhre auf den ersten Blick ausschweigt. Aber nur auf den ersten Blick. Sucht man richtig, findet man eines mit Betriebsdaten und Kennlinienschaar als Pentode. Im zusammenspiel mit dem 300B Datenblatt habe ich mich entschlossen die EL8 als Treiberröhre für die 300B zu verwenden, was mir meiner Meinung nach auch gelungen ist. Der Arbeitspunkt der EL8 ist etwa so bestimmt, dass kurz vor dem eintreten von Gitterstrom an der 300B die Treiberstufe anfängt zu klippen, was letztendlich im Betrieb eine Warnung davor ist die Anlage etwas leiser zu drehen. Aufgrund der vorhandenen Siebdrosseln von Hammond habe ich mich entschlossen die Netztrafos sowie die Ausgangsübertrager im gleichen Desing zu wählen. Bei mir kommen zum Einsatz Hammond Netztrafo 370EX, der Hammond Ausgangsübertrager 1630SEA, und die Siebdrossel Hammond 193C mit 20H einem DC Widerstand von 181 Ohm. Letztere ist für eine Endstufe sicherlich nicht die geeignete Variante. Deshalb habe ich gerade mal knappe 300V nach der CLC Siebung als Betriebsspannung. Reicht aber, weil ich der 300B eine feste negative Gittervorspannung spendiere. Der Netztrafo bietet nämlich auf der Secundärseite eine 50V-Anzapfung, aus der ich die nötige Gittervorspannung gewinne. Persönlich sehe ich darin nur Vorteile. Ich kann nicht verstehen, wenn für eine Röhre in solchen Dimensionen hohe negative Vorspannung benötigt wird, diese über einen Kathodenwiederstand in Wärme zu verbraten, wenn es doch viel einfacher geht. Geheizt wird bei mir nur mit Wechselgrößen. Die 300B wird zusammen mit der EL8 aus der 6,3V Wicklung versorgt, während die 300B einen 1Ohm Vorwiderstand und ein Entbrummpotie bekommen hat. Der Schleifer des Poties führt über einen Meßwiderstand direkt gegen Masse. Diese Syncronisierung reicht auch der EL8 auch völlig aus, sodaß es auch in meinen Visaton Breitbändern 92 dB nicht brummt.


(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

Ein klein wenig Schnick Schnack habe ich dann doch noch verbaut. Und zwar diese runden Einbauinstrumente von Tube Town 100mV DC. Dieses Instrument hat aber einen sehr ungünstigen Innenwiderstand von nur 6,4 Ohm. Das hat zur folge, wenn ich damit den Kathodenstrom an einem 1 Ohm Messwiderstand ablesen würde, hätte ich völlig falsche Werte. Deshalb muß man hier die Formel für die Parallelschaltung von Widerständen anwenden, um auf einen gesamtwert von etwa 1 Ohm zu kommen. Mit einer Testschaltung habe ich meine Berechnungen überprüft, Widerstandswerte korrigiert, und die verwendeten Widerstände zusammen mit dem entsprechenden Instrument in die Schachteln gelegt. Mit dem Ergebnis kann ich gut leben.


Zur Vollaussteuerung möchte die Endstufe 4Vss am Steuergitter der EL8 sehen. Am Lautsprecher kommen dann, gemessen an einem 8 Ohm Lastwiderstand als Dummyload gute 16Vss an, was einer Effektivleistung von 4 Watt entspricht. Das ist in Röhrentechnik doch schonmal ganz ordentlich. Die 4Vss die die EL8 sehen möchte ist nun die Grundlage für den noch fehlenden Vorverstärker. Vielleicht setze ich dort auch wieder die EL8 ein? Mal schaun.





























Für Fragen, konstruktive Kritik und Anregungen E-Mail: marcus-gedanitz@gmx.de


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