EL95 KH-Amp-Amp
von Peter (Bastelkarpo)



Hallo Jogi !
Viel Zeit ist vergangen, seit ich Dir mein Projekt Sargradio zugeschickt habe. Viel ist in der Zwischenzeit geschehen. Habe viel Arbeit im Garten gehabt, meine Eltern (86 und 91 Jahre jung !) nach bestem Wissen und Gewissen unterstützt und bin auch so nicht gerade untätig gewesen.
Trotzdem ist die Infektion mit dem Bastelvirus weiter unaufhörlich fortgeschritten und kein bekanntes Antibiotikum hilft dagegen.
Jetzt kommen wir mal zum Reizthema - Tube Headphone Amplifier - Gähn ! Dir stehen vermutlich schon jetzt die Haare zu Berge ! Hast ja auch schon alle gewarnt nun wirklich keine Kopfhörer-Amps mehr zu veröffentlichen...
Ist ja nicht so, das ich die Regeln nicht einhalten will, aber schau erst mal, dann kannst Du immer noch entscheiden.
Als ich mal wieder eine meiner CD`s über meinen alten Sony MDR-V3 gehört hatte, brach mein Weib in schallendes Gelächter aus, meine Ohren waren schwarz gesprenkelt weil sich das Kunstleder der Ohrpolster aufgelöst hatte ! Ersatzpolster: Fehlanzeige.
Also erst mal im Internet nachgeforscht, was es so noch an mittelohmigen Wandlern mit einer Impendanz ab 300 Ω gibt. Sehr ernüchternd das Ergebnis. Studio und Monitorkopfhörer werden nunmehr auch bei AKG nur noch niederohmig gefertigt, aber ich habe nicht locker gelassen.

Also alle mal hergehört : die Firma Musiktown GmbH, Juri-Gagarin-Ring 1 in 17036 Neubrandenburg, Telefon (0395)58134-0 info@music-town.de - www.music-town.de - hat noch den guten alten AKG K 240 Monitor in 600 Ohm am Lager.
- Achtung, besonders darauf hinweisen, denn die Firma hat auch den mit 55 Ohm am Lager.

Am besten anrufen, nette kompetente Leute. Der Preis ist mit 75 Euro und 5 Euro Nachnahmegebühr überaus fair, zumal das Objekt meiner Begierde bereits am nächsten Tag ankam (Stand November 2006 !).
War ja von Anfang an geplant, dafür eine anständige Röhre zu verbauen, aber ich konnte es mir trotzdem nicht verkneifen das Ding an die heimische, nicht gerade billige Anlage anzuschließen. Grauenvoll !!!!! - so das einstweilige Fazit, na klar, bei der Fehlanpassung. Bässe kleiner als Null, und der Rest auch nicht gerade berauschend.

Also ran an die Arbeit. Erst mal alle Schaltpläne von Deinen Seiten gesichtet, anschließend noch jede Menge Flachliteratur - alles für meine Vorstellungen und Möglichkeiten nicht so berauschend. Muß doch verdammt noch mal was aus der Bastelkiste möglich sein, was auch ohne teure Spezialröhren oder ECC 88 und 84 geht, die nun wirklich nicht jeder in Massen zu Hause liegen hat. Also nochmal alles durchdacht, Drahtverhau auf den Arbeitstisch und alles, was man sein eigen nennt, probehalber zusammen gelötet.


Sieh selbst, es ging mir darum mit gängigen Röhren die in fast jeder Bastelkiste liegen einen Topklang zu haben und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln ein gefälliges Aussehen zu erzielen.

Die zwei EC 92 in den Vorstufen habe ich gewählt, weil 6 Röhren halt besser aussehen als 5.
Außerdem gestaltet sich ein symmetrischer Aufbau einfacher. Ansonsten sind die EC 92 Systeme fast Datengleich zu den Einzelsystemen der ECC 81, die sich natürlich auch hervorragend eignet.


Die EL 95 in den Endstufen habe ich mal in einer größeren Stückzahl nagelneu geschenkt bekommen. Interessant ist der Aufdruck NVA. Er lässt darauf schließen, das es sich hierbei um Exemplare besserer Qualität handelt, da ich nicht glaube, das die Armee irgendwelchen Ramsch verwendet hätte.


Ansonsten ist zu der Schaltung nicht viel zu sagen, sie ist allgemein bekannt. Die EL 95 sind als Trioden geschaltet. Ich hatte sie mal probehalber als Pentoden geschaltet nach einer alten Schaltung des Rundfunkempfängers Erfurt mit eisenloser Endstufe (EL 86), was aber keinerlei Vorteile brachte und ich den Eindruck hatte, das die Triodenschaltung weniger rauscht. Ich bin jedenfalls vom Ergebnis meiner Mühen begeistert und Freunde von mir, die noch nie eine Röhre gehört hatten bestätigten meinen Eindruck.
Guck Dir einfach mal die Bilder an, Der Schaltplan birgt keine Geheimnisse , die nicht schon hundert Mal diskutiert worden währen.


Zur Heizung der Röhren möchte ich anmerken, dass sich aus der etwas zu niedrigen Eingangsspannung für den LM 350 ein angenehmer Nebeneffekt ergibt. Die Heizspannung läuft weich auf 5,9 Volt hoch. Nun werden etliche sagen, durch Unterspannung werden die Röhren taub, aber die alten Neumann Kondensatormikrofone mit der EC 92 wurden früher sogar nur mit 5,4 Volt betrieben, wie ich einer Veröffentlichung der Firma Neumann entnehmen konnte. Dadurch erreichte man ein günstigeres Rauschverhalten und die Mikros wurden nicht so warm.


Als kleinen Tipp für alle, die mal sowas bauen möchten: Man sollte auch bei der hier üblichen Gleichstromheizung tunlichst vermeiden alle Heizfädenenden einzeln auf der Leiterplatte an Masse zu legen ! Mir hat das eine tolle Brummschleife eingebracht, und das sehr leise aber trotzdem störende brummen, merkwürdigerweise nur auf dem linken Kanal, weg zu bekommen hat länger gedauert als den ganzen Verstärker zu bauen.
Erst als ich die Platine noch mal überarbeitet habe, der Heizung und ihrer Stromversorgung eine eigene Masse spendiert habe und nur an einer einzigen Stelle mit der Hauptmasse verbunden habe, war Schluß mit Brumm!
Als Dank für die Mühen kein einziges Hintergrundgeräusch trotz der hohen Verstärkung.


Übrigens: das Gelände des ehemaligen Rundfunksenders Königs Wusterhausen wurde von der Stadt gekauft, was uns Freunde der Rundfunktechnik auf eine baldige Widereröffnung des Museums hoffen lässt !

Gruss, Euer Peter (Bastelkarpo)

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