Verstärker SYNOLA SE 608 SRPP, ein 6080/6AS7G-Verstärker
von Reinhard Seyer



Moinmoin aus Hamburg.

Vorab: Die hier zuerst gezeigte Variante stellt einen Versuch dar, Röhren sichtbar zu zeigen, gleichzeitig aber auch Sicherheit nicht zu vernachlässigen. Verarbeitet wurde 5 mm dickes Acryl, farblos und schwarz. Die Alurohre beinhalten eine 3mm Gewindestange, auf die ich Muttern gesetzt habe. Die Endröhren hätten es zugelassen, mit dem Ganzen noch 3 cm tiefer zu gehen, dann hätte ich aber auch den Netztrafo 102a flachlegen müssen. Die darunterliegende Drossel hätte dadurch keinen Platz mehr gehabt, die alten Becherelkos mit 18 mm Schraubgewinde, die ich gern verarbeiten wollte, wären auch mühsam zu verstecken gewesen - kurzum, lassen wir es so stehen, auch wenn es nicht so ganz geglückt ausschaut. Es mag also nur Anregung dienen.

Wenn man sich die Röhre 6080 ohne Blechmanschette vorstellt, besitzt sie Ähnlichkeit mit der EL 503. Das war eine Beam Power Tetrode, von Philips um 1960 hergestellt, mit der ich bis in die Mitte der 80ziger ausgezeichnete Erfahrungen sowohl als Musiker, wie auch im Hausgebrauch sammeln konnte. Bei den insgesamt 8 Röhren, die ich besaß, passierte kein einziger Ausfall.
Als die Produktion endete und der Markt von z. B. Saba Telewatt - Besitzern leergefegt wurde, trennte ich mich schrittweise von diesen Röhren und rüstete um auf EL 504 bzw. EL 34.
Von dieser Seite aus betrachtet ist es mir ein Rätsel, warum um die EL 34 so ein Gedöns gemacht-, sie quasi "heilig" gesprochen wird. Eine bessere war ja bereits einmal vorhanden... - Vielleicht schafft ja Jogi, Dank seiner Verbindungen, irgendwann eine Neuauflage der EL503.

Ich gestehe also, dass mich etwas die Nostalgie trieb, mich mit der 6080, die meinem Ideal so optisch ähnlich ist, zu beschäftigen. Auf Grund ihrer Daten und Arbeitspunkte ist sie Aussenseiter und hat wenig Image in der Hifi-Szene, obwohl immerhin Doppeltriode. Um Anregungen bemüht, arbeitete ich via Internet und Suchmaschine einige Abende alles um diese Röhre herum durch, und wurde schließlich nach 23 Seiten fündig: Hier beschreibt ein Elektronik - Ingenieur aus Island in amüsanter Weise seinen Studenten, die sich unbedingt mit Röhren beschäftigen wollten, einen preiswerten Weg zum Hifi.
Nachzulesen mit Google unter den Begriffen "SRPP+Madsen"
Die dort beschriebene Art, SRPP mit der 6080 zu kombinieren, finde ich elegant und keineswegs verwerflich im Sinne von Hifi. Jeder bessere Phonovorverstärker ist mit Doppeltrioden von ECC81-88 in SRPP Technik realisiert. Warum sollte es nicht auch mit diesen Leistungstrioden möglich sein?







Der Netztrafo für den Synola 509 erfüllte hier in gleicher Weise seine Aufgabe. Die 300 Volt-Wicklung wurde mit der 40 Volt Heizwicklung zu insgesamt 340 Volt kombiniert. Ein mir noch von meiner Berufszeit her bekannter Trafowickler war mir bei Fertigung der Sparübertrager sehr gefällig.
Die Röhrenhöhe von 90mm ließ es zu, M85-Bleche zu verwenden. Ich folgte daher der Empfehlung des Herrn Madsen, zu Gunsten besserer Tieftonwiedergabe größeren Blechschnitt zu verwenden.

Interessant ist der vorgegebene Audio-Teil mit der 6 SN7 und 6 SL7 schon. Aber da ich diese Röhren hätte neu kaufen müssen, ein Low Budget geplant war und ausserdem andere Röhren vorhanden waren, benutzte ich für diesen Teil meine Variante mit der ECC81 und 6SN7 (bzw. ECC82), siehe auch Handskizze bei der Synola 509 Beschreibung.
Vom Kathodenfolger geht ein Kondensator von 0,1uF zum unteren Gitter der 6080. Die Endröhre ist exakt nach Plan des Herrn Madsen geschaltet.

Schaltung Synola SE 608 SRPP

Um das jeweilige Schaltbild in voller Auflösung auf dem Bildschirm zu bekommen, bitte mit der linken Maustaste anklicken.

Netzteil Synola SE 608 SRPP

Das Netzteil orientiert sich am Bestand alter F&T, sowie Schaleco-Kondensatoren mit 500 Volt Spannungsfestigkeit, die in meinem Besitz waren und schon lange in Versuchsschaltungen Dienst hatten.

Der Abneigung des Herrn Madsen zur ECC82 kann ich nicht ganz folgen, trage dem aber Rechnung indem ich die 6189 verwende :-)
Die Heizungen dieser 6189 wie auch der 6080 Röhren sind bei mir auf ca. 100 Volt hochgelegt. In der Zeichnung des Isländers ist ein Fehler: Bei ihm sind die Röhrenheizungen ohne Verbindung nach Masse.

Die Primärseite der Übertrager ist pro Kanal gegen Masse mit einem schlichten 22 uF- 450 Volt Elektrolyt - Kondensator kurzgeschlossen, denen ich aus highfidelen Gewissensgründen noch jeweils einen 2,5 nF Sprague Kondensator parallel spendiert habe (auch die lagen noch herum).
Zum Umschalten der 3 Eingänge benutze ich einen Stufenschalter. Die Relaissteuerung hätte mich wohl schon gereizt, aber ich habe keine.
Mit der Vorstufe erreicht man eine gute Verstärkung, so daß man mit einem Balance-Poti event. Toleranzen gut ausgleichen kann. Anschließend ist ein Stereo Poti von 2 x 100 KOhm eingesetzt.




Folgt der Versuch einer klanglichen Beschreibung: Ein Sun-Audio Verstärker, auch Uschida genannt, mit russischer 2A3 und exotischen 6SN7 konnte zum Vergleich herangezogen werden. Dieser Amp gehört meinem Schulfreund, stand lange in Indonesien und er hatte mich um eine Wartung gebeten, da das Gerät jetzt in HH bleiben sollte. (Noch ist mein Freund in Fernost für Hamburger Reedereien tätig, aber die Pensionierung naht.)

Meine bisherigen Erfahrungen mit der 2A3 waren, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, nicht die Besten.
Bei 2 unterschiedlichen Sorten an Übertragern war das Klangbild jedesmal irgendwie ach so wonnig, schön und wohlgeraten. - Als wenn da zusätzlich Sahne mit Zucker über das Ganze gezogen würde...
Der Uschida hingegen muß ich mehr Biß attestieren. Vielleicht muß es eben so sein: Für 2 mal 3 Watt Leistung bringt dieser Verstärker ein Gewicht von 15 Kilo auf die Waage, ausgestattet mit riesigen Tango oder Tamura Übertragern. Auch die Verkabelung würde einer Hafen-Barkasse oder einem Alsterdampfer gut zu Gesicht stehen.

Komponenten der Testanlage waren: Revox A77, G36, Thorens Plattenspieler sowie Quad 33 Vorverstärker und meine Lowther Hörner.
Um es kurz zu machen: Nach der 1. Flasche Chardonnay erklärten Schulfreund u. Verfasser keinen der beiden Verstärker zum "Testsieger". Unsere Meinung war: "Die tun sich gegenseitig nicht weh".
Wenn es also musikalisch betrachtet "unentschieden" endete, so sollte man doch den finanziellen Aspekt des Vergleiches heranziehen. Standen hier doch 15 Kilo geballte Hifi-Endigkeit gegen einen Verstärker mit schlichten Stabi-Röhren, die auf Übertrager wirken, welche nicht unbedingt von Audio-Spezialisten, sondern von einer Firma stammen, die Transformatoren im Kilovolt-Bereich für Industrie und Forschung herstellt (u.a. für das DESY).

Dieser Hörtest liegt ca. 8 Monate zurück. In der Zwischenzeit war dieser Amp mit der Acrylscheibe (die sich nicht bewährt) mein ständiges Hörgerät, unterbrochen von Phasen, in denen ein Amp mit der 509 auf dem Prüfstand war.
Hier ist ein Vergleich schon interessanter, ohne diesen in Erbsenzählerei ausarten zu lassen: Der 509er in Enhanced Mode spielt den Tonbereich der rechten Hand am Klavier vielleicht einen Tick prägender, zisilierter. Der Amp mit der 6080 meint es erdiger. Als wenn ein Pianist Linkshänder ist und unbewußt diese Hand stärker ist. Das Klavier gilt hier als Vergleich. Ich meine natürlich das ganze Spektrum an Musikinstrumenten.
Folgende Formulierung mag auch zutreffen: Der Amp mit der 6080 : Kann sich im Vergleich gegen Trioden wie 300 B u. 2A3 durchaus behaupten. So klingen Triodenverstärker eben. Zum Synola SE 509: So können Triodenverstärker auch klingen.

Aus dem Freundeskreis wurde die Bitte an mich gerichtet: "Kannst du mir diesen Amp mit der Stummelröhre nicht bauen, aber ohne diese Acryl-Geschichte, damit es richtig nach Verstärker aussieht?"
Ich konnte natürlich, verwendete aus Rationalisierung das gleiche Chassisformat wie beim 509er und bin daher auch für weiteren Bedarf offen.
Das Röhrenfeld rückte etwas nach rechts, damit vorne die Kabel zum Umschalter ohne Knick laufen. Da die Übertrager mit M 85 folglich kleiner gegenüber dem 509er sind, konnte die Drossel auch mit in den hinteren Teil und unter dem Lochblech verschwinden.
Nach in 8 Monaten gesammelter Erfahrung mit der 6080: Ich halte sie für eine sehr robuste Röhre im laufenden Betrieb. Abgewöhnen sollte man sich unbedingt ein hektisches Umstecken von Cinch oder LS Kabeln kurz nach dem Einschalten, wenn es während eines Hörvergleichs schnell gehen soll. Man hört ein prägnantes Klick und die Röhre ist hin.
Bei der ersten mit dubioser Herkunft schien der Ausfall nachvollziehbar. Beim zweiten Vorfall unter gleichen hektischen Bedingungen wurde ausserdem die Sicherung für die Anodenspannung mit ins Verderben gerissen. Seitdem zwinge ich mich zum Ausschalten bei solchen Vorgängen.
Hier sei noch erwähnt: Bei Ausfall einer Endröhre können erhöhte Spannungen im primären Teil des Ausgangsübertragers auftreten. Der Abschlußkondensator mit 22µF bei 450 Volt Spannungsfestigkeit hat also seine Berechtigung!

Ein Problem bei der 6080er Röhre, die ja eigentlich keine Audio-Type im landläufigen Sinne ist, können die teilweise abenteuerlichen Unterschiede der elektrischen Parameter, auch schon innerhalb einer Röhre sein, müssen aber nicht: man kann sich Einstellungen erleichtern, wenn man die Röhren spiegelverkehrt beschaltet, d.h. das System, welches im linken Kanal auf "unterer" Ebene läuft, steht im rechten Kanal auf "oberer" Stufe und andersrum.
Die Einstellung des Ruhestroms erfolgt nach dieser Rechnung: 26 Watt Anodenverlustleistung dividiert durch Betriebsspannung von 420 Volt ergibt einen Strom von 62 mA. Rechnen wir 10 % weniger, um nicht immer Höchstleistung zu verlangen, mit 55 mA.
Diese mA erzeugen im 1200 Ohm W. zwischen den Röhrensystemen eine Spannung von 66 Volt. Man regelt also den Bias-Regler so lange, bis diese 66 Volt erreicht sind.
Zur Kontrolle prüft man den Spannungsabfall über dem 10 Ohm Kathodenwiderstand und wird eine Spannung von 0,55 Volt feststellen (10 Ohm x 55 mA). Die Röhre, bzw. Röhrenhälfte, die dann die größte Bias - Spannungsweite aufweist, ist die richtige an dieser Stelle.

Statt der 6080, Namensgeberin dieses Amps, läßt sich auch ohne weiteres die bauartgleiche Type 6AS7G, hier vertreten durch ein ausgezeichnetes und preiswertes russisches Pendant ersetzen.


Auch hier erfolgt die Bias Einstellung wie schon beschrieben. Ausser der Optik - klangliche Unterschiede sind nicht feststellbar. Sicherlich ein Merkmal dieser Röhrentype.
Mit ihrem geringen Spannungsverstärkungsfaktor von 2, in meiner Schaltung nur 1,6, ist sie kaum in der Lage in irgendeiner Weise klanglich dem Geschehen etwas anderes zuzusetzen. Klangbildung erfolgt hier hauptsächlich in der Vorstufe. Die Endröhre liefert hier also nur den Strom, damit der Lautsprecher betrieben werden kann.
Eine Gegenkopplung muß nicht unbedingt sein. Ich persönlich habe eine ganz leichte eingesetzt, da ich den Baßbereich etwas straffer haben wollte. Aber das ist sicher eine lautsprecherabhängige Entscheidung.

Bleibt noch nachzutragen: Die Firma Reinhöfer hat jetzt den nötigen Netztrafo im Programm, die erforderliche Drossel bereitet keine Probleme. Die Übertrager in der nötigen Spannungsuntersetzung von nur 10 zu 1 sind bei ihm in der Planung.
Die Fertigung des von mir benötigten 2. Päärchens übernahm ich selbst. Das ist aber eine Arbeit, die ich mir in Zukunft nicht mehr aufbürden möchte.

Hier noch der übliche Satz: Falls Fragen - Kritik und sonstiges anfallen: rwp Punkt seyer Ätt gmx Punkt de

Im März 2006,
Reinhard Seyer

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