Einröhren-Zweikreiser mit PCF 803
von Uwe Thomas


1. Einleitung.
Bei Pollin-Elektronic gibt's für wenig Geld die PCF 803.
Diese Röhre hat beeindruckende Daten:
Pentode: regelbar /Steilheit 11mA/V
Triode : Steilheit 9mA/V
Das brachte mich auf die Idee, um diese Röhre ein Radio drumherumzubauen.
Es sollte ein Kleinempfänger werden. Desweiteren sollte dieses Radio hohe Empfindlichkeit und hohe Trennschärfe besitzen, eine automatische Verstärkungsregelung aufweisen und guten Lautsprecherempfang gewährleisten.

2. Schaltungsbeschreibung

Die Schaltung des PCF83-Empfängers

HF-Teil:
Von der Antenne gelangt das Signal über den Antennenanpaßkondensator C9 an den Primärschwingkreis C8/L3, wird durch magnetische Kopplung auf den Sekundärkreis C7/L2 übertragen und gelangt über den (einstellbaren) Koppelkondensator C6 auf das Steuergitter des Pentodensystems der PCF.
Das Signal wird verstärkt. An der HF-Drossel L1 fällt das verstärkte Signal ab und gelangt über den Kondensator C1 auf den Kaskadengleichrichter D1/ D2, der direkt auf das Lautstärkepotie P1 arbeitet.
Hier entsteht zum Einen die NF, zum Anderen eine Regelspannung, welche über die Widerstände R1 und R6 zum Steuergitter der Pentode zurückgeführt wird und damit die HF-Verstärkung regelt.

Das HF-Teil hat drei Besonderheiten :
Von der Anode des Pentodensystems führt eine (fest eingestellte) Rückkopplung über C14,P3 und C15 auf den Primärschwingkreis. Dadurch werden beide Schwingkreise entdämpft (führt zu einer sehr hohen Trennschärfe).
Beide Schwingkreise des Eingangsbandfilters werden gemeinsam durch den Zweifachdrehko C7/C8 abgestimmt. Das wird dadurch möglich, weil die Antenne über den Antennenanpaßkondensator C9 für den Primärschwingkreis die gleiche Kapazität ergibt wie sie der Trimmkondensator C16 für den Sekundärschwingkreis darstellt.
Wenn also beide Spulen des Bandfilters gleiche Induktivität haben und der Sekundärschwingkreis auf 510 Ė 1620 kHz abgeglichen wurde, ist also bei optimaler Einstellung des Antennenanpaßkondensators (gleiche Schwingkreiskapazitäten) ein guter Gleichlauf beider Schwingkreise gegeben. Dadurch ist die Rückkopplung auch immer auf beide Kreise wirksam.
Das Trimmpotie P2 gibt eine positive Gleichspannung auf den Kaskadengleichrichter, wodurch bei schwachen Stationen der Klang verbessert wird.

NF-Teil:
Das NF-Signal gelangt vom Lautstärkepotie über den Widerstand R4 und den Koppelkondensator C4 auf das Steuergitter des Triodensystems, wird verstärkt und gelangt sodann auf den Ausgangstrafo, der auf den Lautsprecher arbeitet.

Netzteil:
Das Netzteil hat einen Netztrafo 2 x 18V, der über die in Reihe geschalteten Wicklungen durch eine Verdopplerschaltung die Anodenspannung von ca. 110 V erzeugt.
Gleichzeitig wird im Netzteil aus einer der beiden Wicklungen über einen Vorwiderstand R8 die Heizspannung von 8,5V/0,3A für die PCF 803 erzeugt.

3. Aufbau
Hier ein paar Fotos eines möglichen Aufbaus.
Die Skala erscheint im ersten Moment etwas verwirrend. Schaut man aber genauer nach erkennt man in der linken unteren Skalen-Ecke 2 x die 1000 kHz. Die Lösung: Die Skala beginnt im inneren Kreis, links bei 510 kHz, der innere Kreis endet nach einer dreiviertel Umdrehung unten links bei 1000 kHz, geht dann im äußeren Kreis, unten Links, mit diesen 1000 kHz weiter und endet Mitte Rechts bei 1620 kHz. - Das liegt daran, daß man aufgrund der Getriebeübersetzung des Drehkondensators auf genau 1 1/2 Umdrehungen des Abstimmknopfs kommt.



Das folgende Bild zeigt die Rückansicht des Radios - erst mit, dann ohne Rückwand.




Links der Ausgangstrafo, in der Mitte die Röhre und der Drehko 2 x 500pF und rechts der Netztrafo.
Links hinter dem Ausgangstrafo ist das Bandfilter zu erkennen, es ist ein älteres AM-Filter vom HFW-Meuselwitz (die gleiche Bauform, die der Gerd Reinhöfer als Filter für Röhrenschaltungen anbietet).
Das nächste Bild zeigt das Chassis ohne Gehäuse mit dem verwendeten Lautsprecher (der kam von Conrad, für 1,95 Euro).



Und noch weitere Fotos, die den Chassisaufbau verdeutlichen sollten:





Der Netztrafo, mit 2 x 18 Volt Ausgangsspannung.



Blick auf den Ausgangsübertrager (Conrad, 100V-Übertrager), rechts daneben der Bandfilterspulensatz.



Eine Nahaufnahme des Spulensatzes. Genau genommen ist es ein ZF-Filter wie ihn Gerd Reinhöfer anbietet. Es handelt sich um ein AM-Filter, welches eine Parallelkapazität von jeweils 1000pF hatte (muß natürlich entfernt werden). Wenn man die Kerne etwas weiter reindreht, kommt man gut auf die 180 ĶH die wir für MW brauchen.



Nochmals einen der ZF-Filter. Leider sind mir die Alu-Becher durcheinander gekommen, ich kann also nicht mehr garantieren daß dieser Alu-Becher mit dieser Beschriftung der richtige ist ! - Gerd Reinhöfer wird aber wissen welcher benötigt wird...











Man kann sich aber auch ein Bandfilter selbst bauen, so wie ich ihn in meinem Superhet, auch hier auf Jogi's Seite, beschrieben hatte :



Noch einmal ein Bild des Conrad - 100V-Ausgangstrafos.





Die folgenden Bilder zeigen die Verdrahtung unter dem Chassis. Das linke Trimmpotie ist der P2, das rechte der P3, man kann auch den C15 (1pF) erkennen.







4. Inbetriebnahme
C15 vom Trimmpotie P3 ablöten. Beim Abgleich stört die Rückkopplung.
Einschalten. Falls was raucht, entweder Zigarette ausmachen oder solange eingeschaltet lassen, bis sich die Reparatur wirklich lohnt...
Wenn alles in Ordnung ist, Kern von L3 rausdrehen. Eine Antenne (vielleicht 3m Draht) über einen kleinen Kondensator (5-10pF) an den Sekundärschwingkreis anschliessen. C6 auf Mittelstellung drehen. Drehko durchdrehen. Es müssen (vor allen Dingen abends) mehrere Sender zu hören sein.
Mittels eines zweiten Radios kann nun der MW-Bereich genau abgeglichen werden (510 - 1620kHz).
Wenn das erledigt ist, Antenne an C9 anschliessen. Kern von L3 wieder reindrehen (in etwa so weit wie L2).
Einen Sender im unteren MW-Bereich suchen. Mit Kern L3 auf Maximum abgleichen. Einen Sender im oberen MW-Bereich suchen. Mit dem Drehkondensator C9 Antenne anpassen. Abgleich wechselseitig wiederholen, bis Optimum über den gesamten MW-Bereich erreicht ist.
Nun C15 wieder an Trimmer P3 anlöten. Mittels P3 und Trimmkondensator C6 die Rückkopplung so einstellen, das sie über den Gesamtbereich in etwa gleich wirksam ist. Lässt sich die Rückkopplung nicht einstellen, dann ist der Eingangskreis verkehrt angeschlossen und muß umgepolt werden.
C6 hebt den unteren Bereich gegenüber dem oberen an, so daß in etwa eine Linearität erreichbar ist. Beide Trimmer beeinflussen sich gegenseitig.
Wenn der Abgleich soweit erfolgt ist, kann mittels des Antennenanpasskondensators das Radio fast auf jede Antenne angepasst werden (da ja die resultierende Kapazität im Primärschwingkreis sich nicht ändert). Hierzu wird der Empfangsbereich am Drehko auf den oberen Wellenbereich gedreht, danach wird der Anpass-Drehko so eingestellt daß das Rauschen (oder ein leiser Sender) am lautesten zu hören ist. - Fertig ! Danach braucht man eigentlich diesen Drehko nicht mehr verändern.

5. Verwendete Bauteile
Drehko 2 x 500pF (gabs bei Oppermann). Bei einem anderen Drehko ändert sich natürlich die Spule.
Netztrafo 2 x 18V (Reichelt).
Ausgangstrafo : kleinster 100 V Übertrager (Conrad) Primär 0 - 0,625 W; Sekundär 0 - 16 Ohm.
Filter: HFW-Meuselwitz; AM-ZF mit 2 x 1000pF (die entfernt werden müssen).
Ansonsten vielleicht so wie weiter oben bereits in der Skizze beschrieben nachbauen (für 500 pF-Drehko's. Den Ferritkern dazu gibt's auch bei Conrad.

6. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten
Ersatz der PCF 803 durch EF 183 und 184 (ergibt grössere Lautstärke).
Vielleicht läßt sich das C-System der PCF noch zusätzlich als HF-Verstärker mißbrauchen( Reflex).

Viel Spass beim nachbauen,
Uwe Thomas

- Für an diesen Daten Interessierte habe ich hier einen Link auf eine PDF-Datei mit dem Datenblatt von Telefunken zur PCF 803 platziert.

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