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Das Projekt EL503
von Gerhard Haas -experience electronics-

Projekt EL 503

Die Röhre EL 503 war eine der letzten Entwicklungen bevor die Halbleitertechnik ihren Siegeszug begann. Dieser Röhrentyp sollte ursprünglich laut VALVO die EL 34 ablösen.
Als die Halbleitertechnik aufkam, wurde die Röhre für tot erklärt. Tatsache ist, daß die Halbleiter der sechziger und siebziger Jahre bis hinein in die späten achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts den Röhren weit hinterher hinkten bezüglich ihrer Eigenschaften bei der Bewältigung eines breiten Frequenzbandes wie auch im Rauschverhalten. Wo Doppeltrioden wie ECC 81 mit Leichtigkeit Frequenzen bis 300 MHz beherrschten, die eigentlich für NF-Zwecke gedachte EL 34 durchaus für Amateuersender im Kurzwellenbereich als Senderöhre verwendet werden konnte, die NF-Doppeltriode ECC 82 für Signalgeneratoren im MHz-Bereich Verwendung fand, mußte man sich z.B. bei NF-Leistungstransistoren mit gut 20 kHz begnügen. Die moderne Halbleitertechnik beherrscht zwar die hohen Frequenzen, jedoch fehlt vor allem den mit Leistungs-FETs aufgebauten Verstärkern die Musikalität. Meßtechnisch sind sie meist hervorragen, akustisch für das geschulte Ohr oft unerträglich.

In der High-End HiFi-Technik hat sich seit über zwanzig Jahren ein beständiger Markt für Röhren herausgebildet. Dieser ist weit weniger konjunkturabhängig als z.B. der sehr hektische Computermarkt oder die Wegwerfelektronik aus den Elektromärkten. Weiterhin hat sich bestätigt, daß letztendlich jeder ernsthafte HiFi-Freund irgendwann auf die Röhre zurück kommt. Gut konstruierte Röhrenverstärker mit ordentlich gebauten Röhren in hoher Qualität schlagen klanglich jeden Transistorverstärker. Weiterhin sind alle besseren Gitarrenverstärker vorwiegend in Röhrentechnik gebaut. Auch hier ist der spezielle Röhrensound unschlagbar. Die besten Musiktitel der Rock- und Bluesgeschichte sind mit Verstärkern in Röhrentechnik aufgenommen worden. (Jimi Hendrix, Beatles, Rolling Stones, The Who, Deep Purple, Led Zeppelin, Steppenwolf, Santana, Fleetwood Mac, Beach Boys, Elvis Presley, John Lee Hooker, Jerry Lee Lewis, Everly Brothers, Little Richard, Rattles, und sehr viele mehr.)

Die EL 503 ist für den Verstärkerentwickler aufgrund einiger besonderer Merkmale sehr interessant:
Aufgrund der genannten Eigenschaften können Verstärker kompakt gebaut werden.
Weiterhin können gängige Kondensatoren mit 450 V Spannungsfestigkeit verwendet werden. Bei vielen Röhrentypen müssen vor allem im Netzteil Elkos in Serie geschaltet werden, da mit Spannungen über 500 V gearbeitet werden muß. Dieser Nachteil läßt sich mit der EL 503 vermeiden.

Die Möglichkeiten des Einsatzes der EL 503
Dazu ist die Kenntnis der Vorgeschichte wichtig. Die Firma -EXPERIENCE electronics- wurde 1985 gegründet.
Ursprünglich waren Verstärker für Elektrogitarren und Studiotechnik das Hauptbetätigungsfeld. Gegen Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts kam die Nachfrage nach hochwertigen HiFi-Verstärkern auf. Der stetig steigenden Nachfrage wurde Nachgekommen, woraus das heute bestehende Lieferprogramm entwickelt wurde (siehe Internet www.experience-electronics.de).
Das ganze Programm ist vom Prinzip her ein Baukastensystem. Dadurch läßt sich auch eine Röhre wie die EL 503 schnell integrieren, ohne daß zuviel an Kosten für Neuentwicklungen bei den Verstärkerschaltungen entstehen.
Eines der Highlights war die Entwicklung des Kopfhörerverstärkers ORPHEUS für die Firma Sennheiser. Der Analogteil enthält im Signalweg nur Röhren. Der gesamte Set gilt nach wie vor als das weltbeste Teil und wurde seither noch nie übertroffen!

Aus diesem Baukastensystem heraus lassen sich mit überschaubarem Aufwand und in überschaubarer Zeit folgende Verstärkerkonzepte entwickeln:
Marktpreise für Röhren
Die legendäre EL 156 von Telefunken wird, wie man hört, in China auf original Telefunkenmaschinen des legendären Werks in Ulm an der Donau nachgebaut. Rein optisch sind die Nachbauten den Originalröhren gleich. Röhren aus chinesischer Produktion leiden aber oft noch an Qualitätsproblemen wie z.B. zu kurze Lebensdauer, schlechtes Vakuum, mangelnde Fertigungspräzision, die sich in schiefem Einbau der Systeme in die Glaskolben und schlechte Sockelung äußert. Ähnliches kann auch ab und an von Röhren aus russischer Produktion berichtet werden.

Die EL 156 ist mit der EL 503 nicht vergleichbar, hat jedoch Exoten- wie legendären Charakter. Der Preis für den Endverbraucher liegt bei rund € 80.- inkl. Mehrwertsteuer. Man muß beachten, daß mit zwei Stück EL 156 je nach Betriebsart etwa 30 W oder bis zu 130 W Ausgangsleistung erreichbar sind.
Um derartige Preise am Markt für den Endverbraucher durchzusetzen benötigt man Argumente. Einerseits ist es wichtig, daß für den bezahlten Preis eine adäquate Leistung heraus kommt. Andererseits sind hohe Fertigungsqualität, schönes Aussehen und lange Lebensdauer gefragt.
Für guten Klang ist einerseits der Röhrenhersteller gefragt, indem er dauerhaft gute Qualität anbietet. Andererseits muß der Schaltungsentwickler ordentliche Arbeit leisten, damit das eingesetzte Bauteil voll zur Geltung kommt.

Folgendes ist vorstellbar:
Die EL 503 wird in DEUTSCHLAND gefertigt. Kunden weltweit honorieren Qualtität Made in Germany, wenn man es richtig macht! Die EL 503 sollte die alten Datenblattwerte um etwa 10 - 20 % übertreffen. Größere Kühlfahnen an den Gitterstäben, exzellentes Vakuum, langlebige Kathode, Mikrofoniearmut, vergoldete Sockelstifte, u.a. sind sehr gute Verkaufsargumente. Damit lassen sich am Markt höhere Preise durchsetzen, die auch gebraucht werden, um das Qualitätsniveau zu halten und die dauerhafte Versorgung sicher zu stellen.
Was für den Verstärkerentwickler zusätzlich interessant ist, sind nicht nur allgemein höhere Grenzwerte, sondern auch eine höhere Spannungsfestigkeit zwischen Kathode und Heizfaden. Damit lassen sich außergewöhnliche Schaltungsdesigns realisieren.

Markchancen für die EL 503
Da die EL503 nur in einem relativ kurzem Zeitraum produziert wurde, ist ihr Bekanntheitsgrad mäßig.
Die amerikanische Bezeichnung ist 8278. Daraus ist zu schließen, daß dieser Typ in Amerika auch zum Einsatz kam.
Wenn hohe Fertigungsqualität mit engen Toleranzen und etwa 20 % höheren Grenzwerten erreicht werden, kann dies am Markt durchgesetzt werden. Ein typisches Beispiel sind die Röhren von JJ, die vormals TESLA hießen, jetzt aber mit überdurchschnittlichen Qualitäten zu guten Marktpreisen im Umlauf sind.

Damit dieser Röhrentyp im Markt wieder Fuß fassen kann, muß er publik gemacht werden. Dazu sind Bauanleitungen in der Fachliteratur sowie Test in Fachzeitschriften unbedingt notwendig. Die Betonung MUSS auf Made in Germany liegen! Ebenso müssen die besseren Qualitäten unbedingt in der Werbung und den Datenblättern hervorgehoben werden.

Die Anlaufzeit ist mit Sicherheit eine gewisse Durststrecke, die auch entsprechende Investitionen erfordert. Qualität und Tradition kann sich durchsetzen, wie es derzeit die Erfolge der Firma Porsche zeigen. Ähnlich kann es auch in diesem Sektor geschehen, es muß nur alles stimmig sein. Wenn das Know How vorhanden ist, lassen sich auch weitere Produkte daraus entwickeln und herstellen. Röhren mit engen Toleranzen in hoher Qualität und langer Lebensdauer lassen sich immer verkaufen.

Zusammenfassung
Wenn hohe elektrische Qualität, hervorragende Optik sowie einige äußerlich erkennbare Details wie vergoldete Sockelpins, größere Gitterkühlbleche, starke Anodenbleche, u.a. vorhanden sind, läßt sich ein höherer Preis am Markt durchsetzen und das Produkt auch entsprechend verkaufen.
Qualität und Zuverlässigkeit werden durch die anspruchvolle Kundschaft honoriert. Dazu gehört eine gewisse Imagepflege wie Made in Germany, Produktdesign, Applikationen, ordentliches Verkaufsprospekt mit Datentabelle und Kennlinien.
Man könnte auch anknüpfen an deutsche Legenden, wie sie die alten Röhrenwerke darstellten.
Die Schmerzschwelle der Endkunden sollte allerdings nicht überschritten werden. Das Wunschdenken der Menschen ist hoch, wie man es in der jährlich stattfindenden AutoMotorSport-Umfrage nach dem besten Auto geschieht. Zu den besten Autos werden immer 7er BMW, S-Klasse von Daimler, Porsche, Ferrari, usw., gewählt, doch die Wähler können sich meist nur einen Golf, Ford Kombi, Opel Astra, o.ä. leisten.

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