Restauration eines US-Roehren-Autoradios GE-B52
- von Volker Jeschkeit






Dieses Autoradio stammt aus dem Jahre 1934 und wurde von der General Electric unter der Bezeichnung B-52 vertrieben. Es montiert ein Chassis der Firma RCA mit der Bezeichnung M-116. Das tragbare Gerät ist für den MW-Empfang ausgelegt (Broadcast). Es ist ein Superhet mit HF-Vorstufe und dadurch auch sehr empfindlich und mit sehr guten Empfangseigenschaften.
Eingebaut in dem Radio ist ein Netzteil für den Betrieb an 117 V Netzspannung und natürlich ein Zerhackernetzteil für die 6V Bordspannung der alten Autos aus den 30-iger Jahren.
Der Drehknopf oben rechts im hinteren Teil des Gehäuses schaltet die Betriebsspannungen um.

Das Radio ist auch in den USA heute relativ selten zu finden, es war damals schon sehr teuer und auch nur in geringen Stückzahlen produziert worden (wobei bei dem riesigen US-Markt "geringe Stückzahl" immerhin noch mehrere zehntausend Geräte bedeutete).

Als ich das Gerät auf Ebay.com ersteigern wollte, fragte ich den Vorbesitzer an, ob er auch nach Europa verkaufen und verschicken würde. Der gute Mann (ein Farmer aus dem Midwest) war sehr erstaunt, das sich jemand aus Europa für seinen Scheunenfund interessierte.
Das Gerät war wirklich in einem üblen Zustand und total verrostet. Wir kamen uns allerdings problemlos und freundschaftlich näher, als ich ihm schrieb, das ich auch Landwirtschaft betreiben würde. Das brach das Eis und das Angebot, mit Paypal zu bezahlen, überzeugte ihn vollends.

Das Gerät kam dann als Schrott deklariert problemlos durch den Zoll und die Arbeit begann:
Unter dem Chassis war alles hinüber, auch der Zwischenübertrager zur Endstufe war defekt. Das Cassis war verrostet, ebenso das Gehäuse, die ganze Abstimmmechanik war fest.
Der gute Mann hatte mich gewarnt und ich bekam deshalb das Gerät in dem Zustand, indem ich es auch erwartete, ich machte mir von vornherein keine Illusionen. Immerhin war der Kaufpreis wesentlich geringer als die Transportkosten von 46 Dollar! - Das Radio ist schwer und der Luftpostversand kostet nun einmal.

Aber es gab auch Positives: Alle Röhren waren voll in Ordnung, Trafo und Zerhacker ebenfalls, Lautsprecher und AÜ waren gut.
Der ausgebaute Zwischenübertrager wurde zerlegt und ein neuer Standardwickel von Antique Electronic Supply montiert. Diese kosten wenige Dollar und passen auf fast alle US-Interstage der alten Radios dank der Standardisierung der Blechkerne.
Die Firma liefert sehr zuverlässig, Bezahlung mit Paypal oder Kreditkarte ist allerdings obligatorisch, wenn man die Ersatzteile schnell haben will.
Überraschend sind die geringen Transportkosten mit USPS bei Briefen oder kleinen Päckchen, in Europa kostet es das Doppelte, ein Grund mehr, warum ich vorwiegend und gerne in den USA kaufe.

Unter dem Chassis war natürlich alles hinüber. Der hintere Teil gehört ausschliesslich dem Zerhacker und dem Netzteil und ist durch ein Blech vom vorderen Empfangsteil getrennt.

Alle Ko큦 und Elkos wurden erneuert und dann die 6V angelegt. Zufrieden summte leise der Zerhacker und alle Spannungen waren normal. Bei Netzbetrieb stellten sich auch hier alle Spannungen zu meiner vollen Zufriedenheit ein.

Dann ging es an das Empfangsteil: Hier wurde fast alles erneuert: Ko큦 und Widerstände waren zu 90% kaputt. Dank der ausführlichen technischen Dokumentation war aber die Reparatur ein Kinderspiel, lediglich der Austausch vieler morscher Drähte war zeitaufwendig.
Nach Montage des Zwischenübertragers und der Reparatur der gesamten Abstimmmechanik wurde das Gerät eingeschaltet: Das ganz leise Brummen im Lautsprecher war ein gutes Zeichen und dann kam der Empfang: Ich hatte eine Hochantenne angeschaltet und das Gerät überschlug sich geradezu mit zu empfangenen Stationen!
Wie üblich bei amerikanischen Radios dieser Bauart, haben diese kaum eine effektive Regelung, also Hochantenne weg und 2 m Draht angeschlossen. - Immerhin: Abends sind damit mehr als ein Dutzend Sender klar zu hören, tagsüber etwas schwächer.

Das Gerät ist ein Highlight meiner Sammlung, nicht nur, weil es relativ selten ist, sondern auch wegen der Form und Ästhetik des Radios und seinen Empfangseigenschaften. Immerhin ist es Jahrgang 1934 und ein frühes Beispiel transportabler Autoradios, die auch im Haus am Netz gut funktionieren.

Den schwarzen Kräusellack habe ich aus dem Autozubehör, die Drehknöpfe sind nicht original, aber sie entsprechen in Form und Größe in etwa den originalen Knöpfen.

Kurze Erklärung der Drehknöpfe:
Oben rechts am hinteren Ende des Gehäuses ist der Umschalter für Netz-Batterie.


Oberhalb der Skala ist der Abstimmknopf, unterhalb der Skala von links nach rechts: Ein-Aus, Volume, Klangregelung.

Die nachfolgenden Bilder zeigen die Unteransicht des Chassis:
Unten der Netzteil- und Zerhackerbereich, oberhalb des Trennbleches der Empfangsteil.






Es musste alles erneuert werden, die Ko큦 waren teilweise geplatzt oder ausgelaufen, die Widerstände waren total verrottet. Zur Erneuerung benutzte ich in einem Anfall von Nostalgie teilweise alte Widerstände der Wehrmacht, bei den Kondensatoren schlug ich mich auf die sichere Seite, alles im Bereich von 1000V oder darüber, die blauen Ko큦 gefielen mir. Ansonsten wurde Mica oder Mylar eingebaut.
Die Spulen waren erstaunlicherweise alle komplett in Ordnung, auch die HF und ZF Kreise waren ok, lediglich die Paralellko큦 in den ZF wurden gewechselt, der Werteaufdruck war noch gut lesbar!

Die nächsten Fotos zeigen das fertig gesäuberte und restaurierte Chassis, unten links in einem Bild zu sehen, der kleine Zwischenübertrager mit dem neuen Wickel.










Einige Daten zum Gerät:
  • Stromaufnahme bei 6V ist ca. 5,5 Ampere.
  • Ausgangsleistung 1 W bei geringer Verzerrung, maximal 3.8 W bei 10% Verzerrung.
  • Röhrenbestückung: 6A7,6B7,78,41 und 1-V als Gleichrichter.
  • Zu dem Gerät gibt es eine komplette technische Dokumentation, auch das ist selten für ein Autoradio. Diese Doku war der Schlüssel zur Restaurierung.
    Das Gerät wird von allen Besuchern bewundert und ich habe es schon auf einer Oldtimer Auto Ausstellung hier in Trient als Leihgabe ausgestellt.
    Aus Schrott wurde ein schönes Radio!

    Gruss, Volker Jeschkeit (VJ)

    Die Beschreibung, das Schaltbild, Stückliste etc. findet man in diesem PDF-File

    Die folgenden Fotos zeigen die damalige Werbung zu diesem Gerät:









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