Ungewöhnliches Konzept, Upcycling und viel Frickelei…

Ein Projekt von Dirk Seelos: BTB CL6 Amp in Grundig DSR Gehäuse

Die Idee beim Upcycling ist es, ausgedienten Gegenständen einen neuen Lebenszyklus zu verschaffen. Durch ungewöhnliche Konzepte, werden vermeintlich nutzlos gewordene Dinge verändert und mit vorhandenem oder auch neuem Material, zu einem völlig neuen Produkt kombiniert. Die Wiederverwertung von bestehenden Materialien, schont die Umwelt und reduziert die Verwendung von Rohstoffen.

Das ist genau mein Ding, da ich bei meinen Projekten immer versuche, altes bzw. vorhandenes „Material“ zu verwenden. Wohl auch deswegen fiel mir bei der Suche nach einem geeigneten Gehäuse, für mein CL6-Verstärker-Projekt, wieder mein alter DSR-Empfänger ein.

Dieses Gerät hatte ich mir vor mehr als 30 Jahren für über 1500 DM gekauft. Durch die Abschaltung vom Digitalen Satelliten-Radio im Januar 1999 hatte das Gerät leider nur noch Schrottwert. Damals brachte ich es nicht übers Herz, es wegzuwerfen und so landetet es in einem Schrank im Keller und fiel dort über 20Jahre lang in „Dornröschen-Schlaf“.

Da mir das 90er-Jahre Design mit den schönen Wurzelholz-Zargen immer noch super gefällt, entstand die Idee, die original Blende zu erhalten und ihr neues „Leben“ einzuhauchen.

Aus den LEDs der Senderspeichertasten wurde eine VU-Meter, das im Takt der Musik leuchtet.

Hierfür wurde ein Handelsüblicher VU-Meter-Bausatz verwendet. Dieser war neu, lag aber bestimmt schon länger auf Lager und kostete daher nur kleines Geld. Jedenfalls wirkte die Bauanleitung wie aus den 1980er Jahren.

Das ehemalige Display wurde zum „Schaufenster“ für die Vorstufenröhren und kann blau beleuchtet werden.

Die Befestigungswinkel für die Vorstufenröhren waren früher einmal Montagewinkel für Hängeschränke und eignen sich bestens für ihre neue Aufgabe.

Anstelle der Kopfhörerbuchse wurde ein Schalter mit blauer LED eingebaut, mit welchem man die gesamte Frontblende Ein/Aus schalten kann.

So kann man den Sound auch ohne visuelle Ablenkung genießen und sich nur am Röhrenglimmen erfreuen. Der Kopfhörerlautstärke-Einsteller wurde zum Pegel-Einsteller und mit dem Knopf, rechts daneben, kann die VU-Meter Empfindlichkeit angepasst werden.

Ein/Aus geschaltet wird das ganze Gerät natürlich über den original Netzschalter.

Während der Bauphase verwendete ich ein Plattenspieler-Reparatur-Gestell, welches ich von einem alten Radio-Fernsehbetrieb ergattern konnte. Aus Alu-Profilen fertigte ich mir Adapterplatten an, so dass ich das Gehäuse fest einspannen konnte. So zu „arbeiten“ hat den großen Vorteil, dass man das Objekt je nach Notwendigkeit hin und her drehen kann, was das Bauen sehr erleichtert und auch sicher macht.

Anders als in den Bauvorschlägen, hat die Masse einen zentralen Punkt, auf den ich alle Masseverbindungen gelegt habe.

Von Masse auf den Erdungsanschluss habe ich einen 100 Ohm Widerstand eingebaut, so dass Brummen, kein Thema mehr ist.

Es war zwar manchmal etwas Frickelei, aber der Aufwand hat sich definitiv gelohnt.

Anstelle der preiswerten Hammond Übertrager vom Typ 125 ESE, habe ich meinem CL6-Verstärker ein Upgrade spendiert und Übertrager vom Typ125FSE verbaut. Dieser Typ hat etwas mehr Eisen, was bei Single Ended Verstärkern nie schaden kann und gefällt mir optisch auch besser.

Herausgekommen ist bei diesem Upcycling-Projekt so eine Art „Frankenstein-Verstärker“, der nicht nur ungewöhnlich aussieht, sondern auch ungewöhnlich gut klingt.

Grundlage für den CL6-Frankenstein-Verstärker bildet übrigens, der BTB-Bauvorschlag von Michael Kaim, bei dem ich mich an dieser Stelle, für diese tolle Entwicklungsarbeit, nochmal herzlich bedanke!

Da CL6 Röhren am Markt so gut wie gar nicht mehr erhältlich sind, hat Michael Kaim einen neuen Single Ended Verstärker mit EL12N Röhren entwickelt.

Vielleicht ist der ein oder andere, jetzt ja auch auf den Geschmack gekommen, mal ein Upcycling-Projekt mit der EL12N oder anderen „Sleeper“-Röhren zu starten. Das würde mich sehr freuen und die Umwelt sowieso!

Weitere Infos zu Upcycling und Low Budget High End Projekten gibt es unter www.lbhe.de

Dirk Seelos

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