10-Watt-Röhren-Verstärker mit der 6L6

Ich schrieb noch vor kurzer Zeit, ich wolle diese Verstärker-Seite nun beenden, alle wichtigen Röhren hätte ich bereits vorgestellt.
Ich hatte nur eine Röhre vergessen. - Die 6L6, auch bekannt unter dem Namen VT-115.
Diese Röhre ist einfach zu gut und zu wichtig, sie darf nicht unbeachtet bleiben. Deshalb stelle ich auf dem folgenden Schaltbild eine Stereo-Endstufe im KLasse-A-Betrieb mit der 6L6 vor, komplett mit Stromversorgung.


Allzuviel gibt es nicht zu besprechen zu diesem Schaltbild. Als Vorstufe dient hier eine EF 86,- da es keine Gegentaktendstufe ist, wird hier auch keine Phasenumkehrstufe benötigt.
Im Netzteil ist ein Netztrafo mit 2 x 300 Volt~ eingezeichnet - es genügt aber auch eine einfache 300-Volt- Ausgangsspannung am Trafo. Zur Gleichrichtung empfehle ich eine AZ 50, sie ist ausreichend stark.
Wenn ein Trafo mit nur einer 300-Volt-Wicklung verwendet wird, kann die Mittelanzapfung emuliert werden - hier empfehle ich den Schaltungstrick, den ich bereits auf einer anderen Röhren-Verstärkerseite beschrieb - es werden zwei zusätzliche Dioden 1 N 4007 benötigt.
Für die AZ 50 wird dann aber eine zusätzliche 4-Volt-Wicklung für die Heizspannung dieser Röhre benötigt. Diese kann nicht von der 6,3-Volt-Heizwicklung der anderen Röhren abgekoppelt werden, weil die AZ 50 eine direkt geheizte Röhre ist, d.h. die Heizung ist auch gleichzeitig die Kathode,- also der Pluspol der Anodenspannungsversorgung.
Die Drossel mit einer Belastbarkeit von 250 mA bei 5 Henry sollte unbedingt verwendet werden.

Ich schrieb oben, daß dies eine Ultra-Linear-Schaltung wäre. Das bedeutet, der Ausgangsübertrager wird in Ultra-Linear-Weise verschachtelt gewickelt - nur so kann die Röhre zu einer hochwertigen Endstufe werden. -
Übrigens könnte auch anstatt einer 6L6 eine EL 34 eingesetzt werden - sie sieht nur überhaubt nicht, in keinster Weise, optisch so toll aus wie die 6L6, sie klingt auch nicht so gut und sie hat nicht diese Leistung.
Bei der EL 34 stimmen die äußerlichen Proportionen nicht, sie ist einfach nur lang und dünn. - Die 6L6 dagegen ist kürzer und dicker, hier stimmen die Proportionen einfach - siehe Foto :


- Tip: die 6L6 gibt's auch als russische Version, wie sie auf dem Foto neben der EL 34 zu sehen ist - diese ist meist auf den Radio-Flohmärkten schon für 15.- DM zu bekommen (auch bei Bürklin-Elektronik, Best.-Nr. 30-R-1830 ist sie für 14,50 DM erhältlich). Die russische Version ist absolut optisch wie elektrisch mit der Original-6L6 identisch !
Der Aufdruck auf dieser Röhre ist kyrillisch, man könnte es als 6N3C-E lesen, siehe das folgende Foto :


(Dieses kyrillische Zeichen ist aber ein P, also heißt diese Röhre korrekt übersetzt 6P3S, welches in den Datenblättern auch korrekterweise mit der 6L6 GC verglichen wird.)
- Der Vorteil bei der russischen Röhren-Version ist nicht nur der Preis, es ist auch das Herstellungsdatum - ich besitze einige Typen, die sind im Juni 1990 (s. Foto) hergestellt worden.
- Wird eine EL 34 eingesetzt, muß lediglich der Pin 1 mit Pin 8 verbunden werden.
Das nächste Foto zeigt drei weitere 6L6-Typen, die ich mittlerweile erhalten habe. Die links außen erkennbare ist eine Stahlröhre von RCA. Daneben, zum Vergleich, noch eine EL 34. Die nächste, die zweite von rechts, ist eine 6L6 vom Hersteller SKTE - eine wunderschöne alte Flaschen-Form. Ganz rechts außen eine weitere russische 6L6-Version, leider ohne jeglichen Original-Aufdruck, sie entspricht ebenfalls der 6L6 - auch sie in der wunderschönen uralten Form.



Nun zum Ausgangs-Übertrager:
Das Datenblatt gibt für die 6L6 einen optimalen Außenwiderstand von Ra = 2,5 kOhm an. Bei diesem Wert ist das Verhältnis von Klirrfaktor zu abgegebener Leistung am günstigsten.
Diese Schaltung ist auf 10 Watt ausgelegt, es wird für die Trafo-Berechnung zur Sicherheit von 12 Watt ausgegangen (obwohl die 6L6 ohne weiteres 19 Watt Leistung aufbringen kann..). - In der folgenden Tabelle erkennt man, was die Trafo-Berechnungen ergaben:

Röhrenbezeichnung

6L6

Anodenspannung in Volt:

300

Anodenstrom in mA:

80

Sprechleistung in Watt:

12

Außenwiderstand in KOhm:

2,5

Lautsprecherimped.in Ohm:

16

Untere Frequenz in Hz:

50

Welche Werte muß der Ausgangsübertrager haben:

Eisenquerschnitt:

QFe=

9,80

cm²

Gewählter E-Quers.

QFe=

11,80

cm²

Luftspaltlänge:

d=

1,37

mm

da beim EI Kern der Luftspalt

2 mal auftritt ist zu nehmen:

d=

0,7

mm

Primärinduktivität:

L=

10,35

H

Primärwindungen:

3472

Wdg

Übersetzungsverhältnis:

ü

12,50

Sekundärwindungen

278

Wdg

Anodenwechselstrom:

Ia

69

mA

primärer Gesamtstrom:

Iges

149

mA

primär Drahtstärke:

dp

0,27

mm

sekundäre Stromstärke:

Is

0,87

A

sekundäre Drahtstärke:

ds

0,65

mm


Durch die angegebenen Daten der Röhre wird ein Eisenquerschnitt von 9,80 cm² benötigt - der Kern EI 84a hat aber nur einen Querschnitt von 7,8 cm², deshalb muß der nächsthöhere Kern, der EI 84b, verwendet werden, der einen Querschnitt von 11,8 cm² aufweist. Dieser Kern ist damit reichlich bemessen.
Zwischen dem E - Kernteil und dem I - Schenkel muß ein Luftspalt von 0,7 mm eingestellt werden; dieses wird durch ein entsprechend dickes Stück Pertinax erreicht.
Primär müssen insgesamt 3472, aufgerundet 3480 Windungen bei 0,27 mm Drahtstärke gewickelt werden - Sekundär, für die 4 - 8 - Ohm - Wicklung, müssen insgesamt 196, aufgerundet 200 Windungen bei 0,77 mm Drahtstärke.
Da ein Abgriff für das Schirmgitter der 6L6 benötigt wird und dieser bei 25 % der Gesamtwindungen erfolgen soll, erfolgt also bei der 2610. Windung die Schirmgitter-Anzapfung.

In der Tabelle berechnete ich noch einen Gesamtausgangswiderstand von 16 Ohm - da dieser aber praktisch nie benötigt wird, bin ich nun von dem neuen Wert, 8 Ohm ausgegangen. Dadurch änderten sich natürlich die Wicklungsanzahl und die Drahtstärke. Auch ging ich von einer unteren Grenzfrequenz von 50 Herz aus.
- Da aber durch die große Reserve des gewählten Kernes genug Platz bleibt, konnte ich von einer unteren Grenzfrequenz von 35 Herz ausgehen, was den Verstärker erheblich aufwertet - dies entspricht dann einem Eisenquerschnitt von 11,71 cm². - Der Kern ist also hier immer noch groß genug bemessen.

Dadurch erhöhte sich aber jetzt die Primär-Wicklungsanzahl auf 4060 Windungen bei 0,27 mm CuL, der Abgriff erfolgt dann also hier bei der 3050. Windung. - Sicherheitshalber sollte der Abgriffsdraht mit einem etwas dickeren Draht herausgeführt werden.
Die Sekundärwicklung änderte sich durch die Frequenzänderung auch wieder, sie liegt nun bei 220 Windungen 0,70 mm CuL für 8 Ohm. - Für den Luftspalt sollte man nun aber einen 0,75 - max. 0,8 mm dicken Pertinaxstreifen einsetzen.

Der Übertrager-Trafo soll in Ultra-Linear-Bauweise gewickelt werden, siehe nächstes Bild:


Die Wicklungsanordnung auf dem Kern ist aber dennoch relativ einfach, da lediglich die Sekundärwicklung in zwei parallelgeschaltete Teilwicklungen aufgeteilt wird - die eine wird unter-, die andere oberhalb der Primärwicklung aufgebracht. - Zwischen den einzelnen Wickelpaketen werden sicherheitshalber Isolationslagen aufgebracht, es stehen dafür insgesamt 0,9 mm zur Verfügung.

Nachfolgend stelle ich eine PPP-Variante für die 6L6 vor. Das PPP-Verstärker-Prinzip geht ursprünglich auf den finnischen Entwickler Tapio M. Köykkä zurück. Im Laufe der Jahre hatte dieses Schaltungsprinzip zahlreiche Veränderungen und Verbesserungen erfahren; einer der bedeutendsten zeigt die folgende Schaltung, deren Entwicklung aus dem Jahr 1960 stammt - nach A. Zechendorff, der "Circlotron-Verstärker".
Bei der Eingangsstufe handelt es sich um eine sogenannte "kreuzgekoppelte Phasen-Umkehrstufe", die den Vorteil besitzt daß der Verstärker vom Eingang bis zum Ausgang vollständig als Gegentaktschaltung arbeitet. Dies bewirkt daß der Verstärker schon vom Eingang her symmetrisch arbeitet.


Das auf der rechten Bildseite erkennbare Netzteil kann, wie immer, auch als Silizium-Netzteil, also mit Silizium-Gleichrichtung, aufgebaut werden. - Benötigt werden aber, wie ersichtlich, zwei getrennte Spannungsversorgungen.
Zum Ausgangs-Übertrager: Da ja bei einer PPP-Schaltung, wie durch die Schaltungs-Beschreibung des 6C33C-PPP-Verstärkers bekannt, die Ausgangs-Impedanz nur 25 % der Impedanz einer herkömmlichen A oder AB-Schaltung beträgt, liegt sie also hier - bei einem "normalen" Raa von 4,7 kOhm - bei etwa 1,2 kOhm. Ausgehend von diesem Wert wird also der Trafo mit den bereits vorgestellten Excel-Tabellen (s. Trafo's und Drosseln selberwickeln) berechnet. Bei einer Ausgangsleistung von ca. 25 Watt kann man sich leicht die benötigten Werte ausrechnen. Wie der Trafo gewickelt wird, kann man aus der PPP-Schaltung des 6C33C-Verstärkers erkennen.

Vom Rainer erhielt ich den Plan eines Gitarrenverstärkers mit der 6L6 GT im Gegentakt. Hochinteressant ist hierbei der mittlere rechte zusammen mit dem unteren rechten Teil der Schaltung, dieses ist die Beschaltung für den Betrieb einer Hallspirale; weiter auch noch sehr interessant ist der linke untere Teil, dieses bildet ein Vibrato, in der Schaltung jedoch als Tremolo bezeichnet.
Gitarrenverstärker mit 2 x 6L6



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