Oldie-Verstärker
Das erste Schaltbild zeigt einen typischen hochwertigen Selbstbauverstärker damaliger Zeit mit 2 x AC 2
und 2 x AD 1 in der Endstufe. Es fällt die große Einfachheit der Schaltung auf. Verwendet man erstklassige
Übertrager, dann arbeitet solch ein Verstärker zwischen 50 und 10 000 Hz praktisch linear.
Hier die Daten zur AD 1, aus einem Telefunken-Datenblatt entnommen :
Anwendung: Hochleistungs-Endverstärkerröhre mit 15 Watt max. zul. Anodenbelastung, für
Hochleistungsempfänger.
Einfach- oder Gegentakt-Schaltung.
Eigenschaften: Endröhre großer Sprechleistung. Max. etwa 4,2 Watt (bei k = 5%) bei 250 V Anodenspannung. Guter
Wirkungsgrad. Gleichmäßige Verstärkung des Tonbandes.
Besonders für Hochleistungsempfänger geeignet. Die geringe Eigenverstärkung der Eingitterendröhre
erfordert ausreichende NF-Vorverstärkung.
Aufbau: Direkt geheizt. Zur Erzielung großer Oberfläche sind 12 Heizfäden ausgespannt (2 Gruppen zu je 6
Fäden in Reihe).
Eingitterverstärkungssystem; Steuergitter G 1 und Anode A an Sockelkontakte angeschlossen. Glaskolben mit
Innenspiegel - Domkolben - Außenkontaktsockel (8 polig).
Vorläufertype: RE 604 (kleinere Leistung - Stiftsockel, stark abweichende technische Daten).
Hinweise für die Verwendung: Die Endtriode AD 1 wird aus den besprochenen Gründen besonders im
Hochleistungsempfänger Verwendung finden, der als Super entweder Bandbreitenregelung besitzt oder als Ortsempfänger
für hochwertige Wiedergabe bestimmt ist. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß im Verhältnis zur
Pentode zur Erzielung gleicher Nutzleistung eine bedeutend höhere Gitterwechselspannung (etwa 30V eff.) erforderlich
ist, die durch eine entsprechend höhere NF-Vor Verstärkung erzielt werden muß, um zu verhindern, daß
der Gleichrichter bzw. die vorgeschalteten Stufen übersteuert werden.
Durch Anwendung der Gegentaktschaltung läßt sich der Klirrfaktor noch weiter herunterdrücken, weil die bei
der Triode in erster Linie entstehenden zweiten Oberwellen bei dieser Schaltung kompensiert werden. Der günstigste
Außenwiderstand ist mit 2300 W festgelegt.
Ein kleinerer Außenwiderstand ergibt eine etwas höhere Leistung bei größeren Verzerrungen, ein
größerer Außenwiderstand ergibt einen kleineren Klirrfaktor bei kleinerer Leistung. Es ist zu empfehlen,
für die direkt geheizte Endröhre AD 1 eine besondere Heizwicklung vorzusehen, da die hohe Gittervorspannung von
-45 V anderenfalls zwischen Heizfaden und Kathode der indirekt geheizten Vorröhren auftritt und hart an der Grenze der
zulässigen Beanspruchung liegt.
Bei Gegentaktschaltung muß die Lautsprecherspule für die hohe Sprechleislung (etwa 8 W) bemessen sein. Der
Kathodenwiderstand ist für eine Belastung von 3 Watt zu wählen. Siebwiderstände gegen Ultrakurzschwingungen
sind bei dieser Endröhre im allgemeinen nicht notwendig.
Wegen des hohen Anodenstromverbrauches ist ein entsprechend leistungsfähiger Netzteil notwendig. Bei Gegentaktschaltung
bzw. auch bei einfacher A-Verstärkung in größeren Empfängern muß man eine ausreichende
Gleichrichterröhre (RGN 2004) verwenden.
Bei der normalen Gegentaktschaltung wird der Arbeitspunkt entsprechend den angegebenen Daten eingestellt, wobei der
Außenwiderstand von Anode zu Anode gerechnet 4600 W betragen soll. Dabei ergibt sich
eine Sprechleistung von ca. 8 Watt bei 2 % Klirrfaktor bzw. von fast 10 Watt bei 5 % Klirrfaktor. Man kann aber noch
höhere Leistungen bzw. geringere Verzerrungen erzielen, wenn man Spezialröhren für höhere Spannungen
verwendet, die durch die Bezeichnung AD 1/350 gekennzeichnet sind. Dabei darf natürlich die zulässige
Anodenbelastung von 15 Watt nicht überschritten werden, d. h. die Röhren müssen in AB-Schaltung betrieben
werden.
Wählt man den Arbeitspunkt z. B. bei U a = 300 Volt und I a = 2 . 50 mA, so kann man mit einem
Außenwiderstand R a = 2500 W (von Anode zu Anode) eine Sprechleistung von N ca. 15 bis 18
Watt bei max. 1,5 % Klirrfaktor erzielen. Die höhere Sprechleistung ergibt sich bei fester Vorspannung.
Arbeitet man mit einer Anodenspannung von U a - 350 Volt und einem Anodenstrom von I a = 2 . 42 mA, so erhält man bei
einem Außenwiderstand R a - 5000 W eine Sprechleistung von mehr als 20 Watt bei einem
Klirrfaktor von etwa 1,5 %.
Bei Verwendung der AD 1 mit höheren Spannungen muß unbedingt ein einstellbarer Kathodenwiderstand bzw. eine
einstellbare Vorspannung vorgesehen sein.
Das nächste Schaltbild zeigt auch wieder einen Verstärker mit der Triode AD 1 im Eintakt-A-Betrieb;
sehr einfach und leicht nachzubauen. Diese Verstärker bietet jedoch eine getrennte Höhen- und Tiefenregelung.
Hier die Berechnung eines AD 1 - Ausgangsübertragers für den Eintakt-A-Betrieb. Der Kern ist ein E I - 78 mit
0,5 mm Luftspalt :
Im nachfolgenden Schaltbild wird ein hochwertiger industrieller Pentodenverstärker mit der Endpentode EL 11
gezeigt. Dieser arbeitet (nach Angaben des damaligen Herstellers) zwischen 30 und 12000 Hz linear.
Der Katodenwiderstand der ersten Stufe ist nicht überbrückt. Dadurch entsteht eine gewollte Stromgegenkopplung,
die zur Linearisierung der Frequenzkurve ausgenutzt wird. Die Schirmgitterspannung ist mit 0,1 µF nach Katode (!!) verblockt.
Die zweite Röhre arbeitet als Triode. Auch hier ist der Katodenwiderstand nicht überbrückt, weil von der
Endstufe eine Gegenkopplungsspannung eingeführt wird. Längswiderstände vor den Steuergittern und sehr
sorgfältige Entkopplung in der Stromversorgung sorgen für stabiles Arbeiten.
Der Nachbau einer solchen Schaltung ist aber nur zweckmäßig, wenn man tatsächlich genau die gleichen
Einzelteile verwendet, wie im Originalgerät. Schon ein anderer Ausgangsübertrager kann die Eigenschaften eines
derartigen Verstärkers weitgehend verändern.